Der 22. Juli in der Geschichte
Christen gegen Christen, die Polizei gegen einen Bankräuber und ein Boxer gegen seine Ehefrau
1099 – Der Kreuzfahrer Gottfried von Bouillon wird zum ersten Herrscher des Königreichs Jerusalem, verweigert aber die Königswürde. Stattdessen haut er ordentlich bei der Rinder- oder Gemüsebrühe rein. Vermutlich.
1209 – Beim Albigenserkreuzzug gegen eine Splittergruppe der Christen, die sich in Südfrankreich breitmachte und irgendwie wesentlich netter als die große katholische Schwester war, erobern die Kreuzzügler die Stadt Béziers. Um ihren Ansichten Nachdruck zu verleihen, bringen sie die gesamte Bevölkerung um. Der Abgesandte des Papstes sagte nämlich: »Tötet sie alle, Gott wird die Seinigen schon erkennen!«. Es kamen so um die 20.000 Leute um. Ach, die Kirche ist schon super.
1298 – Die Schotten unter William Wallace – der Typ, der von Mel Gibson in »Braveheart« gespielt wird – unterliegen in der Schlacht von Falkirk dem englischen König, Eduard I. William Wallace sagt daraufhin: »Vielleicht sollte ich das mit dem Anführerdasein lassen. Mach du das mal Robert«, und verpfeift sich für die nächsten Jahre u.a. nach Frankreich. Als er wieder zurückkommt, wird er irgendwann verraten und hingerichtet.
1515 – Im Zuge des Wiener Fürstentags wird eine Doppelhochzeit gefeiert. Der spätere Ferdinand I. wird von seinem Großvater Maximilian I. vertreten und heiratet Anna von Ungarn. Ferdinand und Anna sind gerade 12 Jahre alt. Ihre eigentliche gemeinsame Hochzeit findet erst 1521 statt, aber das nur am Rande. Im Anschluss heiraten die 9-jährigen Ludwig II. von Ungarn und Maria von Habsburg.
Wie man sich vielleicht denken kann, war da weniger »wahre Liebe« im Spiel, als Kalkül vom Maximilian I., der so im Grunde den Habsburgern die Macht in ganz Österreich-Ungarn sicherte.
1587 – Die Engländer kehren zur Kolonie Roanoke zurück, nur um das Dorf verlassen vorzufinden. Lediglich ein Skelett liegt gelangweilt in der Gegend rum. Keine Spur von den anderen Siedlern. Also, was ist die Lösung? »Ey, lassen wir einfach noch ein paar Siedler hier!«
»Yay, tolle Idee! Super!«
Als man erneut zurückkommt, sind die neuen, zurückgelassenen Siedler auch verschwunden. Der einzige Hinweis ist, dass in eine Zaunlatte das Wort »CROATOAN« und in einen Baum die Buchstaben »CRO« eingeritzt sind. Alle Häuser und Befestigungen sind abgebaut, also ist da auch niemand in Eile abgehauen. Und weil ein fetter Sturm kommt, sucht man auch eher halbherzig, bevor man mit den Schultern zuckt und dann macht, dass man wegkommt. Seitdem wird viel über die verschwundene Kolonie spekuliert. Roanoke wird auch immer wieder gerne von Horror-Autoren in ihr Werk aufgenommen, sei es als Buch, wie z.B. bei Stephen King, oder im Fernsehen, wie z.B. bei »American Horror Story«.
1934 – Der Bankräuber John Dillinger, der zu dem Zeitpunkt als Staatsfeind Nr. 1 der USA gilt, wird nach einem Kinobesuch erschossen. Die Polizei erwischt ihn nur, weil die Mitbewohnerin seiner Freundin ihn für das Versprechen, 10.000 Dollar und die Staatsbürgerschaft zu bekommen, verpfiff. Und weil die USA immer zu ihrem Wort stehen, bekam sie 5000 Dollar und eine nette Abschiebung. Dillinger hatte zumindest das Vergnügen später mal von Johnny Depp gespielt zu werden.
1962 – Die Raumsonde Mariner 1 startet in Cape Canaveral. Dummerweise stellt man ein paar Minuten nach dem Start fest, dass die Rakete nicht so fliegt, wie sie sollte. Bevor sie irgendwo landet, wo sie mehr schaden anrichten könnte, sprengt man das ganze Ding. Hinterher stellt sich raus, dass ein Programmierer des Steuerungsmoduls einen Tippfehler gemacht hatte. Je nachdem, wem man glaubt, fehlte irgendwo ein Bindestrich, ein Komma, ein Semikolon oder irgendein anderes Zeichen. Arthur C. Clarke – der Autor von »2001 – Odyssee im Weltraum« – nannte es mal »den teuersten Bindestrich der Geschichte«.
1984 – Der ehemalige Boxer Gustav »Bubi« Scholz, der mehrfacher deutscher und europäischer Meister war, erschießt durch die geschlossene Toilettentür seine Frau. Die Nacht davor hatten die beiden bei Harald Juhnke Geburtstag gefeiert, was wenig überraschend in ein wildes Saufgelage ausartete, mit dem Scholz und seine Frau dann am Tag weitermachten. Andere wären bei den Blutwerten vermutlich ins Koma gefallen. Sie beharkten sie sich noch eine Weile gegenseitig und am Ende meint er, sie mit Waffengewalt aus der Toilette holen zu müssen. Wie man das halt normalerweise so tut.
1986 – In Großbritannien wird die Prügelstrafe an Schulen verboten. In (West-)Deutschland war sie zum Teil noch bis 1983 zulässig. Auch heute gibt es noch Länder, wo die Prügelstrafe an Schulen ausgeübt wird, so z.B. in einigen Staaten der USA. Sollte man vielleicht mal drüber nachdenken, wenn man seine Kinder für ein Austauschjahr da rüberschickt ...
2011 – Ein norwegischer Terrorist richtet in der Stadt und auf der Insel Utøya ein Massaker an sozialdemokratisch orientierten Menschen an, weil er denkt, dass die für die Masseneinreise von Muslimen in Norwegen verantwortlich seien. 77 Menschen sterben, vor allem Jugendliche. Und wieder einmal zeigt sich, dass auch nur ein rechtsextremistisch denkender Mensch schlimmer als Tausende friedliche Immigranten ist.
