Kampf, Moral und Empathie

Liebe Leser:innen,
es gibt Journalist:innen, die reden und dann gibt es Journalist:innen, die erst zuhören und dann reden. Und manchmal beneide ich gerade die Ersteren, vor allem wenn ich mir Kommentare der letzten Wochen zum Thema Krieg durchlese. Ich beneide das Selbstbewusstsein, wie man ohne Fachkenntnis, ohne Erfahrung, ohne Empathie und ohne Rücksicht einfach drauflosschreiben kann. Ich kann es nämlich nicht.
Ich hasse Krieg. Ich beneide alle, die nicht wissen, wie furchtbar Krieg wirklich ist. Alle, die nicht wissen, was es mit Kindern macht, die Bombenangriffe erleben. Alle, die keine Freundinnen haben, die jede Nacht in ihren Albträumen von Besatzern vergewaltigt werden. Die, denen noch nie in einer Berliner U-Bahn Tränen in die Augen geschossen sind, weil sie nach langer Zeit zum ersten Mal wieder ukrainische Kinder lachen gehört haben. Krieg ist keine intellektuelle Fingerübung. Das ist echt und es passiert wirklich.
Über Krieg zu reden erfordert mehr als schnelle Meinungen. Wer den Krieg nur aus der Distanz betrachtet, läuft Gefahr, ihn zu verkürzen oder in eine vorgefertigte politische Erzählung zu pressen. Falsche Vergleiche, verharmlosende Begriffe oder eine einseitige Perspektive können mehr Schaden anrichten als offene Desinformation. Und genau das ist gefährlich.
Tun Sie mir und vor allem sich selbst einen Gefallen, fallen Sie nicht auf diese Menschen rein. Es gibt sehr viele Menschen, die alles für sie riskieren würden. Lesen Sie lieber den Kommentar von Marta Ahmedov in der ZEIT. (Abre numa nova janela)
Ihr
Henrik Schütz


Wo die AfD nicht sticht – Ein Einzelfall
Arnis ist die kleinste Stadt Deutschlands. Hier im hohen Norden Schleswig-Holsteins leben gerade einmal 253 Menschen (Stand Ende 2023). Die Stadt hat aber noch etwas Besonderes: Nirgendwo wurde so wenig AfD gewählt wie hier – genau genommen nur von einer Person.
Esther Geisslinger · taz · 10 Minuten (Abre numa nova janela)

Lager auf Samos: Haft für Kinder, bezahlt von der Schweiz
Wer Samos googelt, bekommt erstmal Angebote für All-Inclusive-Urlaub. Angeblich ist es die grünste Insel der Ägäis. Doch es gibt dort auch ein Auffanglager für “unbegleitete Minderjährige” – inklusive Verstöße gegen die Menschenrechte, alles finanziert aus der Schweiz.

Gewalt in der Ehe – “Heute abend bist du tot”
Diese Reportage zeigt auf dringliche Weise den gefährlichsten Ort für Frauen: ihr Zuhause. und vor allem, dass niemand davor sicher ist. Die Protagonistin ist selbst Polizistin, Juristin und hat Karriere gemacht.
Juliane Löffler, Jörg Diehl & Lukas Eberle · Spiegel (€) · 30 Minuten (Abre numa nova janela)

Satz der Woche
»Nach wenigen Minuten wird deutlich: Er ist wütend. Auf die Stadt. Auf Red Bull.«
Aus “Red Bull verleiht Dürre” Antonia Groß & Elena Matera in der taz (Abre numa nova janela)

Du magst uns? Und du willst noch mehr von Reportagen.fm (Abre numa nova janela) lesen? Hintergründe zu Artikeln, die besten Texte zu bestimmten Themen, die Lieblingstexte deiner Lieblingsautor*innen und vieles Weitere?
Dann werde exklusive Abonnent*in und unterstütze uns schon ab drei Euro – und erhalte ein REPORTAGEN-Probeheft zum Dank.
Reportagen.fm (Abre numa nova janela) ist ein Projekt junger Journalist*innen, das sich durch freiwillige Abos finanziert, um euch den Newsletter jeden Freitag ins Postfach zu liefern. Wir empfehlen die besten Geschichten der Woche, auch die, für die man bezahlen muss. Denn guter Journalismus kostet Geld –und unsere Auswahl verrät euch, welche Geschichten das Geld lohnen.