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KÖNIGS KLEINER KRITZELKURS 5

IDOLE: Dass es Comics für Erwachsene geben könnte, war in meiner Kindheit noch nicht in Deutschland und erst recht nicht im ostwestfälischen Dorf angekommen. Es gab FIX UND FOXI, ASTERIX und DONALD, sonst nichts. Aber ich bekam Robert Crumbs Frühwerk FRITZ THE CAT in die Finger, weil ich das Taschenbuch – wie auch immer – an meinen Eltern vorbei beim Zweitausendeins Verlag bestellt hatte. Die dachten, es ist sowas wie Micky Maus, aber Fritz kiffte und soff und vögelte, und ich beschloss mit 11, das auch zu tun! Also solche Comix zu zeichnen, kiffen und vögeln kam dann später. Crumb und die amerikanischen Underground-Comix und gleichzeitig die Entdeckung der Pornos im Schrank meines Vaters waren somit 1971 meine persönliche Entdeckung Amerikas, eine weite, aufregende, fremde neue Welt! Robert Crumbs Comix sind nicht unbedingt lustig, sondern derb und radikal. Ein besessener Zeichner, der seine heterosexuellen Obsessionen fast schon zwanghaft zu Papier brachte - und dafür natürlich heute am Pranger steht. Wenn, wie ich meine, Kunst verstören darf und sogar soll, ist Crumb ein grosser Verstörer, der seine Kunst auch nie erklärt oder gerechtfertigt hat. Er als sabbelnder triebhafter Neurotiker entblösste sich vor allem mit gnadenloser Ehrlichkeit selbst. Man kann sich an ihm abarbeiten, begeistern und empören. Die manisch hingekritzelten Zeichnungen mit der sehr aufwändigen Stricheltechnik sind auf jeden Fall einzigartig und mittlerweile auch in der seriösen Kunstwelt anerkannt, wie 2004 die grosse Ausstellung im Museum Ludwig in Köln zeigte.

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