Liebe Leserschaft, liebe MitstreiterInnen und Engagierte,
sehr geehrte Damen und Herren,
das neue Jahr 2022 hat begonnen und es besteht Hoffnung auf neuen Schwung und auf Veränderungen zu Gunsten einer lebenswerten nachhaltigen Zukunft.
1. Gut zu wissen
1.1. Politische Rahmenbedingungen: Koalitionsvertrag
Die neue Regierungskoalition hat sich viel vorgenommen und ist gleichzeitig Getriebene durch die vielen „Aktionsfelder“. Viele Gesetzesänderungen sind zu erwarten. Gerade im Bereich „Klimaschutz“ müssten viele Stellschrauben (Baurecht, Mietrecht, Steuerrecht, Mess- und Meldepflichten, ... ) verändert werden. Die bisherige Verhinderungspolitik sollte zu einer Förderpolitik für Nachhaltigkeit werden.
Konkrete Änderungen, die für Wohnprojekte interessant sein können, werde ich in künftigen Newslettern und Posts weiter vertiefen.
Wer den Koalitionsvertrag von SPD, GRÜNE und FDP hinsichtlich Wohnprojekte durchforscht, muss in verschiedene Themenfelder schauen:
Im Bereich „Wirtschaft“ lesen wir in der Rubrik Start-up-, Gründungs- und Innovationsförderung:
Wir stärken die Start-up- und Gründerförderung. Wir werden Gründungen aus allen Lebenslagen und eine Kultur der zweiten Chance unterstützen und dafür ein neues Förderinstrument schaffen, das auch für Unternehmensnachfolgen offensteht. Wir verabschieden eine umfassende Start-up-Strategie. (…) Sozialunternehmen, oder Gesellschaften mit gebundenem Vermögen. Wir erarbeiten eine nationale Strategie für Sozialunternehmen, um gemeinwohlorientierte Unternehmen und soziale Innovationen stärker zu unterstützen. Wir verbessern die rechtlichen Rahmenbedingungen für gemeinwohlorientiertes Wirtschaften, wie zum Beispiel für Genossenschaften, Sozialunternehmen, Integrationsunternehmen. Für Unternehmen mit gebundenem Vermögen wollen wir eine neue geeignete Rechtsgrundlage schaffen, die Steuersparkonstruktionen ausschließt. Hemmnisse beim Zugang zu Finanzierung und Förderung bauen wir ab.
(…) Wir wollen das KfW Programm zum Kauf von Genossenschaftsanteilen stärken.
Im Bereich “Bauen und Wohnen“ finden wir:
Wohnen ist ein Grundbedürfnis und so vielfältig wie die Menschen. Wir werden das Bauen und Wohnen der Zukunft bezahlbar, klimaneutral, nachhaltig, barrierearm, innovativ und mit lebendigen öffentlichen Räumen gestalten. Dabei haben wir die Vielfalt der Rahmenbedingungen und Wohnformenund individuellen Bedürfnisse der Menschen in ländlichen und urbanen Räumen im Blick. (…)
Wir werden ein „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ mit allen wichtigen Akteuren schließen. Wir werden zeitnah eine neue Wohngemeinnützigkeit mit steuerlicher Förderung und Investitionszulagen auf den Weg bringen und so eine neue Dynamik in den Bau und die dauerhafte Sozialbindung bezahlbaren Wohnraums erzeugen. Sie soll nach den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit die Struktur der etablierten Wohnungswirtschaft ergänzen, ohne diese zu benachteiligen. (…)
Gute Lebensverhältnisse in Stadt und Land
Wir wollen für gute Lebensbedingungen in Stadt und Land sorgen. (…)
Wir werden das gesamtdeutsche Fördersystem und die unter diesem Dach gebündelten Förderprogramme – orientiert an der Stärkung der strukturschwachen Regionen – weiterentwickeln. Wir werden Förderprogramme zusammenfassen, vereinfachen, flexibilisieren, harmonisieren und die Mittel prioritär dorthin fließen lassen, wo der Nachholbedarf am größten ist. (…)
Wir unterstützen Initiativen zur Schaffung von Orten im ländlichen Raum, die Angebote bspw. der Nahversorgung, der Kultur, Bildung und Gesundheitsdienstleistungen bündeln (Dienstleistungszentren, Gemeinschaftshäuser, Dorfbüros).
Warten wir ab, wie sich dies konkret entwickelt.
1.2 Inklusive Wohnprojekte
Das Verständnis von inklusivem Wohnen ist sehr unterschiedlich. Die UN-Behindertenkonvention wurde stufenweise ins deutsche Bundesteilhabegesetz umgesetzt. Wohnen und Leben in Einrichtungen sollen künftig für Menschen mit Behinderung nicht mehr die Regel sein. Jede:r soll die Wahlfreiheit haben, frei zu entscheiden, ob er / sie in eigenen Wohnräumen leben möchte und ambulante Hilfen in Anspruch nimmt.
Der Bedarf an barrierefreien preiswerten Wohnungen wird steigen. Viele Wohnprojekte möchten bewusst Menschen mit Behinderungen einbinden.
Grundsätzlich sind drei Formen der Einbindung von Menschen mit Beteiligung denkbar:
Die für alle Beteiligte juristisch einfachste Form ist die Kooperation zwischen einem Sozialverband / gemeinnützigen Verein oder einer Stiftung und einem Wohnungsunternehmen / einer Wohnungsgenossenschaft / einem Wohnprojekt. So wird Wohnraum für die Klientel, nicht jedoch für den Einzelnen geschaffen. In Zeiten, in denen der Einzelne auf dem freien Markt kaum preiswerten, bedarfsgerechten, barrierefreien Wohnraum finden kann, ist dies ein pragmatischer Ansatz.
Der Weg bis zum Abschluss eines Kooperationsvertrages kann dennoch schwer sein. Projektmitglieder und ein gemeinnütziger Rechtsträger leben in ihrer jeweiligen Lebenswelt: Gehen beide Partner überhaupt von den gleichen Vorstellungen aus? Wie sollen Entscheidungen getroffen werden? ... gleiche Stimmengewichtung? Vetorecht?
Gerne berate und begleite ich diese Projekte. Das Thema liegt mir auch ehrenamtlich am Herzen. In Schwabach leite ich den "Runden Tisch Inklusion".
Nachfolgend einige weiterführende praktische Tipps:
Börse für inklusives Wohnen
Die Online-Inklusionsbörse der mitbauzentrale München vernetzt Anbieter und Suchende von Wohnraum - d.h. Sozialverbände mit Genossenschaften und anderen Wohnungsunternehmen. Sie hilft Ihnen bei der Suche nach Wohnangeboten für Ihre Zielgruppen aus dem Bereich der Behindertenarbeit oder Jugendhilfe etc. Die Online-Inklusionsbörse hilft Genossenschaften und anderen Wohnungsunternehmen bei der Suche nach Trägern für freie Wohnflächen (Wohngruppen, WG’s, betreutes Einzelwohnen). mehr Infos (Abre numa nova janela)
Die Börse befindet sich in einem geschützten Bereich. Für die Zugangsdaten wenden Sie sich bitte an die mitbauzentrale unter info@mitbauzentrale-muenchen.de (Abre numa nova janela).
Bundesweites Koordinierungsangebot & Informationsplattform für Gemeinschaftliches Wohnen plus
Die Plattform richtet sich an Interessierte, Initiativen, Kommunen und Projektträger aus der Wohnungs- und Sozialwirtschaft, die Projekte Gemeinschaftlichen Wohnens in Kombination mit (betreuten) Wohngemeinschaften, Quartierstreffs und Nachbarschaftshilfen realisieren möchten. hier zur Website (Abre numa nova janela)https://win.fgw-ev.de/ (Abre numa nova janela)
Inklusive Wohnprojekte direkt finden
Einzelpersonen und Wohnprojekte finden zusammen über die Plattform von wohnsinn (Abre numa nova janela) (hier klicken)
2. Tipps zum Lesen und Hören
Lieben auch Sie Podcast? Nachfolgend eine Anregungen zum Hören oder zum Lesen
2.1. Ist ein Leben ohne Eigenheim wirklich sinnlos?
FAZ * Podcast für Deutschland: Ist ein Leben ohne Eigenheim wirklich sinnlos, Volker Looman? hier zum Podcast (Abre numa nova janela)
2.2. Wie wollen wir wohnen
Die Süddeutsche Zeitung * Das Thema: Wie wollen wir wohnen? hier zum Podcast (Abre numa nova janela)
2.3. Daniel Fuhrhop „Wohnraum finden“
In einem Beitrag in der DBZ Deutsche Bau Zeitschrift skizziert Daniel Fuhrhop seinen Weg von der Provokation mit „Verbietet das Bauen“ über „Besser Bauen“ zum Wohnraumschaffen durch Nichtbauen. „Wenn wir helfen, Wohnwünsche in Altbauten zu erfüllen, bedeutet das konsequenten Klimaschutz und soziales Wohnen in lebenswertem Städten: Wohnraum finden heißt Menschen verbinden! hier zum Artikel (Abre numa nova janela)
2.4. Beitrag des Deutschlandfunk Nova zum gemeinschaftlichen Wohnen im "Cluster"
Bezahlbarer Wohnraum ist in Großstädten immer weniger zu finden. In Zürich setzen einige Wohngenossenschaften daher u.a. auf das Cluster-Wohnen.
Beim Cluster-Wohnen leben mehrere Menschen ähnlich wie in einer WG zusammen. Anders als in einer typischen Wohngemeinschaft haben die Bewohnerinnen und Bewohner jeweils ihre eigene Wohnung mit einem privaten Bad und manchmal auch mit einer privaten Küche. Zusätzlich gibt es Räume, die sie miteinander teilen wie das Wohnzimmer, die Gemeinschaftsküche oder den Balkon.
Zum gesamten Artikel und der Audio-Aufnahme (Abre numa nova janela)
Praxis-Leitfaden "Gemeinschaftliches Wohnen im Cluster" (Abre numa nova janela)
2.5. Bauen von morgen – Zukunftsthemen und Szenarien
Im Rahmen des BBSR-Forschungsprojektes wurden auf Grundlage einer umfassenden Analyse der Bauwelt zentrale Zukunftsthemen erfasst, die besonders relevant sind: Baukultur, Partizipation, Automatisierung, Konnektivität, Klimaneutralität, Resilienz und Zirkularität. Zum PDF-download (Abre numa nova janela)
3. Veranstaltungen
SAVE THE DATE: Tag der offenen Wohnprojekte am 25.06.2022
Am 25. Juni 2022 sind alle Genossenschaften, Baugemeinschaften und Vereine aus München und dem Umland herzlich eingeladen, sich am Tag der offenen Wohnprojekte zu beteiligen. Sie können ihre Initiativen vor Ort erlebbar machen und ihre Projekte, Ideen und Erfolge vorstellen. Details folgen. Anmeldungen gerne unter: info@mitbauzentrale-muenchen.de
Sie dürfen mir auch gerne folgen bei Instagram:
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