Saltar para o conteúdo principal

Wenn Bücher zu sprechen beginnen

Das Bild zeigt die Autorin mit Kopfhörern. Daneben steht: "Hörbuch-Produktion als Selfpublisherin. Wenn Bücher sprechen ..."

Eigentlich war schon bevor ich mein erstes Buch geschrieben und veröffentlicht habe klar, dass meine Geschichten auch einmal als Hörbücher erscheinen würden. Ich bin audioaffin. Ich höre gerne Musik (Ich bin eine von denen, die ganz besonders auf Songtexte achten. Du auch? Dann interessiert dich vielleicht dieser Blogbeitrag aus meinem Archiv. (Abre numa nova janela)), Hörbücher waren mir von Anfang an sympathisch und nicht zuletzt habe ich mich in meinem Medienstudium in diese Richtung spezialisiert und einige prägende Berufsjahre fürs Radio gearbeitet. Es musste also so kommen. Aber fangen wir mal von vorne an …

Warum eigentlich Hörbücher?

Hörbücher schließen eine Lücke im Buchmarkt. Wusstest du, dass Leser*innen im jungen Erwachsenenalter bzw. im mittleren Alter jahrelang eine Art “verlorene Zielgruppe” für die Buchbranche waren? Menschen, die damit beschäftigt sind sich weiterzubilden, Kinder zu bekommen und großzuziehen oder die nächste Stufe auf der Karriereleiter zu erklimmen, finden nämlich deutlich seltener Zeit dazu sich in aller Ruhe hinzusetzen und ein Buch zu lesen. Zumindest keine Unterhaltungssliteratur. An diese Altersgruppe ließen sich über Jahre hinweg eigentlich nur Fachliteratur (für Ausbildung, Studium, etc.) oder so etwas wie Erziehungsratgeber und Kochbücher wirklich gut vermarkten. Das Aufkommen von E-Books hat die Lücke dann ein wenig geschlossen, denn plötzlich konnte man bequem unterwegs zum digitalen Buch greifen und so beispielsweise Wartezeiten überbrücken. Aber erst der Siegeszug der Hörbücher hat diese Gruppe wieder so richtig ins Boot geholt. Bücher lassen sich jetzt in beinahe jeder Situation genießen: Beim Autofahren, beim Sport, bei Arbeiten im Haushalt. Ein Titel, der sich speziell an Menschen in diesen Altersgruppen richtet, tut also gut daran auch als Hörbuch oder mindestens als E-Book verfügbar zu sein.

Hörbücher bedeuten Barrierefreiheit. Es wird im wahrsten Sinne des Wortes immer wieder übersehen, dass viele Menschen hierzulande beträchtliche Einschränkungen in ihrer Sehkraft haben. Bücher in Braille sind teuer, in der Regel nicht so leicht verfügbar und vor allem bilden sie nicht die Vielfalt des Buchmarkts ab. Längst nicht alle Titel werden in die umgangssprachliche “Blindenschrift” übersetzt. Buchverfilmungen sind für Menschen mit Sehbehinderungen auch nicht barrierefrei erlebbar und wir alle wissen, dass sie nur selten der Romanvorlage gerecht werden. Ungekürzte Hörbücher machen Geschichten endlich in vollem Umfang zugänglich - übrigens auch für Menschen mit Leseschwäche und solche, die nie das Lesen erlernt haben.

Hörbücher sind State of the Art. Hörbücher werden aus guten Gründen immer selbstverständlicher, was auch bedeutet, das Leser*innen Hörbücher erwarten. Sein Buch auch als Audio anzubieten ist somit ein Marker von Professionalität geworden. Ich habe einen hohen professionellen Anspruch als Selfpublisherin, was neben meiner Affinität für das Medium der zweite Grund war, weshalb ich die Sache mit der Hörbuchproduktion endlich angehen wollte.

Aber wie?

Mit meiner beruflichen Vergangenheit sollte man eigentlich davon ausgehen, dass ich Sprecher*innen und Studiochefs für meine Buchprojekte auf der Kurzwahltaste habe. So einfach ist das aber nicht. Die früheren Kolleg*innen, die noch als Moderator*innen aktiv sind, haben in der Regel auch Exklusiv-Verträge mit ihren Sendern und Funkhäusern. Die vielleicht überregional bekannte Stimme der Morning Show oder der halbstündlichen Nachrichten, darf nicht einfach so überall zu hören sein. Sie hat Alleinstellungscharakter für den Betrieb. Und die Radio-Studios sind auch voll belegt und können nicht beliebig genutzt und angemietet werden. Den Vitamin-B-Pfad konnte ich also nicht ohne Weiteres einschlagen.

Was mir als ehemaliger Profi natürlich auch klar war: Sprecher*innen müssen ordentlich für ihre Arbeit bezahlt werden, Studiomieten sind hoch und auch nach der Aufnahme fällt noch Mastering, Editing und der Vertrieb an. Die Nachbearbeitung der Aufnahme könnte ich eventuell selbst leisten, aber nicht ohne mir Profi-Software zuzulegen und meinen Heim-PC massiv aufzurüsten. Und dann war da ja auch noch der Zeitfaktor. Wann sollte ich neben meiner Schreiberei und Selfpublisherei, diesem Blog und Social Media auch noch stundenlange Aufnahmen Korrekturhören und überarbeiten? Ich hatte oft genug an Tönen geschliffen, um zu wissen, dass das für mich keine schnelle Nummer sondern einfach noch ein zeitintensives To-Do werden würde. Es musste doch auch irgendwie anders gehen …

Ich fasste Hörbuchverlage ins Auge nachdem ich zufällig mitbekommen hatte, dass zwei Autorinnen aus meiner Selfpublishing-Bubble für die Vertonung ihrer Bücher doch Vereinbarungen mit Medienhäusern getroffen hatten. Nachdem die Verlage aber ja auch die erheblichen Kosten der Studioproduktion tragen müssen und ich im Gegensatz zu den Kolleginnen eher so ein mittelkleines Licht am Selfpublishing-Himmel bin, waren meine Bewerbungen - wenig überraschend - erfolglos.

Schade.

Ich war schon drauf und dran die Sache mit der Hörbuchproduktion zu begraben, als sich plötzlich doch etwas tat. Ich war offensichtlich nicht die einzige Selfpublisherin, die Bock auf Hörbuch hatte. Nach und nach stieß ich online immer wieder auf Dienstleister, die genau das, was ich suchte, in Aussicht stellten: Das All-in-One-Hörbuch-Produktionspaket, vom ersten gesprochenen Wort bis zum Einstellen in die gängigen Shops und Portale. Und - jetzt wird es konkret - das kommt in zwei Preisklassen.

How to Hörbuch: So wird bezahlt

Die erste Variante ist ziemlich eindeutig: Der*die Autor*in zahlt alles. Die Studionutzung, das Einsprechen und die Nachbearbeitung werden in einem gebündelten Stundenpreis verrechnet. Wie hoch der Preis pro Stunde ist, hängt maßgeblich vom Sprecher bzw. der Sprecherin ab. Je erfahrener und bekannter die Stimme ist, desto höher der Preis. Die Preise, die ich gesehen habe, rangieren zwischen 300 und 700 Euro pro Stunde. Warum pro Stunde? Na ja, manchmal kommt es eben doch auf die Länge an. Ein 200-Seiten-Roman bedeutet einen geringeren Aufwand als ein 500-Seiten-Wälzer. Aber: Es wird nicht pro Arbeitsstunde abgerechnet, sondern pro gesprochener Stunde. Bei einem fünf Stunden langen Hörbuch, dass mit 300 Euro pro Stunde zu Buche schlägt, käme man also auf 1.500 Euro. Mit einer längeren Geschichte und einer bekannteren Stimme wird es entsprechend teurer.

Die zweite Variante: Royalty Sharing. Wer es nicht weiß: Royalties sind Lizenzen. Bei einem Hörbuch halten sowohl der*die Autor*in als auch der*die Sprecher*in Rechte an der fertigen Audiodatei. Wenn der Autor bzw. die Autorin (wie im vorherigen Absatz beschrieben) alle Kosten der Hörbuch-Produktion selbst trägt, kauft er dabei in der Regel auch die Lizenzen des Sprechers bzw. der Sprecherin ab. Beim Royalty Sharing hingegen gehen die Sprechenden das Risiko (mit) ein: Sie produzieren auf eigene Kosten, verlangen dafür aber eine Beteiligung an den Einnahmen, die durch das Hörbuch generiert werden. Diese Variante ist aus offensichtlichen Gründen gerade bei Selfpublisher*innen mit kleinem Budget populär und sie funktioniert hervorragend - wenn man einen zuverlässigen Partner hat!

Ich möchte niemanden abschrecken, aber durchaus ermutigen sich nicht leichtfertig auf Royalty-Sharing-Angebote einzulassen. Während meiner eigenen Recherche und dem Austausch mit Kolleg*innen bin ich einfach zu oft auf schwarze Schafe gestoßen. Scheinbar ist das Einsprechen von Hörbüchern etwas, was gerade als einfacher, schneller und unkomplizierter Weg des Geldverdienens im Internet populär wird. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, dass jemand mit einer guten Stimme und jemand mit einer guten Geschichte sich zusammentun. Ich würde aber vorab in allen Einzelheiten klären, wo das Hörbuch hochgeladen wird, wer es hochlädt und wie die gemeinsamen Einkünfte aufgeteilt und ausgezahlt werden.

How to Hörbuch: Die richtige Stimme finden

Woher weiß man aber, dass der*die Sprecher*in es auch draufhat? Eine professionelle Sprecherausbildung ist natürlich ein Garant dafür und Dienstleister wie beispielweise Miss Motte (Abre numa nova janela) und BoD Audio (Abre numa nova janela)arbeiten nur mit qualifizierten Sprecher*innen zusammen. Es gibt aber durchaus auch talentierte Amateur-Sprecher*innen. So oder so sollte man sich über eine Sprech- bzw. Hörprobe versichern, dass die Person geeignet ist, das eigene Werk einzusprechen. Dabei sollte man nicht nur darauf achten, ob die Stimme zur Geschichte, Hauptfigur oder Erzähler*in passt. Es geht natürlich auch um die Aussprache, um etwaige Akzente und Sprachfehler (z. B. Lispeln). Besonders in Zusammenarbeit mit Amateuren würde ich insbesondere auch auf das achten, was neben der Stimme noch zu hören ist … oder auch einmal nicht zu hören ist. Bestimmte Eigenschaften einer Audiodatei können Hinweise darauf geben, ob der Anbieter in einer geeigneten Umgebung und mit geeignetem Equipment aufzeichnet und nachbearbeitet. (Und, ja, nicht selten haben selbstständige Sprecher*innen eine Sprecherkabine zuhause und nehmen Aufnahme und Nachbearbeitung in Eigenregie vor.)

Hier eine kurze Hilfestellung, um die Qualität einer Probeaufnahme kritisch zu betrachten:

Ist Räuspern, Husten, Schlucken oder Ähnliches zu hören? Dann wurde die Aufnahme nicht nachbearbeitet. Wenn der Text nicht zufällig explizit danach verlangt, dass eine Figur ein solches Geräusch macht (und auch da ist es streitbar, immerhin geht es um ein Hörbuch, nicht um ein Hörspiel) ist so etwas herauszuschneiden. Das ist wirklich das Bare Minimum an Editing.

Klingt es metallisch und platt? Wahrscheinlich wurde die Stimme des Sprechers bzw. der Sprecherin nicht richtig eingepegelt und die Aufnahme nachträglich massiv komprimiert, um “sauber” zu klingen.

Klingt es so als würde sich dein Kopfhörer oder Lautsprecher zwischendurch plötzlich ausschalten? Dann herrscht in den Sprechpausen absolute Stille. Das soll nicht so sein und ist ein Zeichen dafür, dass die Aufnahme entweder zu viele Störgeräusche hatte (zum Beispiel weil das Mikrophon einen zu weiten Radius hatte oder der Raum nicht richtig schallisoliert war) und/oder sehr amateurhaft nachbearbeitet wurde.

Klingt es als wäre der*die Sprecher*in weit weg? Dann war das Mikrophon nicht richtig eingestellt oder es wurde vielleicht garkeines verwendet. (Stattdessen würde wahrscheinlich über das eingebaute Mikro eines Smartphones/Tablets/Laptops/etc. aufgezeichnet. Ein No-Go!)

Empfindest du die Pausen als unnatürlich? Pausen sind Teil der Geschichte! Sind sie zu lang oder zu kurz, können sie die Stimmung, den dramatischen Effekt oder die Gliederung der Story zerstören. Pausen müssen daher immer auch besondere Aufmerksamkeit in der Nachbearbeitung eines Hörbuchs bekommen. Audio-Editing-Programme bieten Funktionen an, mit denen man Pausen mit einem Klick auf eine einheitliche Länge kürzen kann. Schlamper und Amateure machen das. Profis nicht.

Aber jetzt mal genug der Theorie …

Wie habe ich es gemacht?

Die Entscheidung: Ich habe ziemlich lange hin und her überlegt, um ehrlich zu sein. Wirklich lang. Monatelang. Royalty Sharing ist verführerisch und ich würde nicht ausschließen, dass ich das in Zukunft einmal für mich bzw. meine Bücher nutze. Letztendlich habe ich mich aber entschieden in Vorleistung zu gehen und mein Hörbuch auf eigene Kosten produzieren zu lassen. Weil ich mir eine meiner Novellen (nämlich “Die Wärme, die wir teilen (Abre numa nova janela)”) als erstes Hörbuchprojekt ausgesucht habe, war der Preis nicht so astronomisch hoch wie er es vielleicht im Fall einer Vertonung von “Invalidum - gefährliche Perfektion” (Abre numa nova janela) oder “Invalidum - Trügerische Sicherheit” (Abre numa nova janela) gewesen wäre.

Mein Anbieter: Als Partner habe ich mir BoD Audio (Abre numa nova janela) ausgesucht. Ich veröffentliche seit Jahren meine Taschenbücher und E-Books (Abre numa nova janela) über BoD und war immer zufrieden. Auf der Leipziger Buchmesse 2023 habe ich mich im Gespräch am Messestand ganz speziell in Hinblick auf eine Hörbuchproduktion beraten lassen. Auch in den Monaten, in denen ich die Idee im Kopf gewälzt habe, konnte ich mich mit weiteren Fragen an das Team wenden und habe mich da einfach ernstgenommen und in guten Händen gefühlt. Auch meine Sprecherin Sina Wilke (Abre numa nova janela)wurde mir über BoD Audio vermittelt bzw. ich konnte sie mir aus einer Kartei aussuchen. Danach ging eigentlich alles sehr flüssig.

Meine Vorbereitungen: Ich musste ein paar Informationen zu meinem Hörbuch zusammentragen. Sollen beispielsweise die Hinweise zum Inhalt (oftmals auch als Triggerwarnungen bezeichnet) vorgelesen werden? Wie werden Namen und Orte im Buch ausgesprochen? Kommen Fremdsprachen oder Wortneuschöpfungen vor? Im Grunde musste ich mein Werk einmal durchgehen und es aus den Augen von jemanden betrachten, der es noch nie zuvor gelesen hat. Nicht meine leichteste Übung, weil ich mein Buch natürlich in und auswendig kenne und längst keinen frischen Blick mehr darauf habe. Aber am Ende hatte ich eine übersichtliche Liste, die ich der Sprecherin an die Hand geben konnte.

Das Ergebnis: Viel schneller als gedacht war mein Buch im Kasten und ich durfte es zum ersten Mal hören. Ich weiß noch genau was für ein magischer Moment das für mich war. Sina Wilke hat Luzia einfach so einzigartig Leben eingehaucht und ich war als Frau vom Fach total begeistert und erleichtert über die tolle Klangqualität. Nichtsdestotrotz musste ich bei diesem Gegenhören meine Emotionen hinten anstellen und die Ohren spitzen, um sicher zu gehen, dass alles passt. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir das sehr schwer gefallen ist. Ich bin einfach immer wieder in diesem unglaublichen Gefühl versunken, dass da gerade jemand meine Geschichte vorliest. Und nicht einfach irgendjemand. Ein Profi, eine Sprecherin, eine Schauspielerin. Ich werde jetzt noch hibbelig, wenn ich mir das Gefühl in Erinnerung rufe.

Der Release: Unmittelbar nach der Frankfurter Buchmesse, im Oktober 2023, war es dann soweit: Mein Hörbuch war in allen gängigen Portalen, bei Spotify (Abre numa nova janela), BookBeat (Abre numa nova janela), Storytel (Abre numa nova janela), Deezer, Audible (Abre numa nova janela), Legimi (Abre numa nova janela) ... etc. verfügbar! Wie es so läuft, wie es sich verkauft bzw. wie oft es gestreamt wird, verfolge ich ganz gespannt mit.

Gleichzeitig träume ich schon vom nächsten Hörbuch, nämlich von einer Produktion von “Das Licht, in dem wir glänzen (Abre numa nova janela)”. Wirklichkeit wird das in Zusammenarbeit mit Jennifer Ebbinghaus, die mir zum Release des Titels bereits eine Hörprobe (Abre numa nova janela) eingesprochen hat. Möglich wird es durch die Unterstützung von Leser*innen wie dir, die mich und meine Arbeit über Mitgliedschaften hier bei Steady supporten. Danke, falls du schon dabei bist! Falls nicht, schau doch mal unverbindlich vorbei:

Ich hoffe meine Erfahrung und dieser kleine Einblick in die Welt der Hörbuch- und Audioproduktion hat dir gefallen! Wenn du Fragen hast, dann hinterlasse mir doch einen Kommentar unter diesem Beitrag oder schreibe mir eine Mail.

Bis bald!

Phillippa

PS: Trage dich in die Mailingliste für den Funkenflug ein, um Beiträge wie diesen immer direkt bei Erscheinen bequem in dein Postfach zu bekommen. (Natürlich kostenlos und jederzeit kündbar):

0 comentários

Gostaria de ser o primeiro a escrever um comentário?
Torne-se membro de Phillippa Penn e comece a conversa.
Torne-se membro