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Eine neue Zeit beginnt

Das war die CDU/Steuer statt Spacecowboys/Diana Ross

Corona ist wieder da, eigentlich war es nie weg. Als ich jetzt eine wärmere Jacke aus dem Schrank hervorholte, fand ich dort eine Maske aus dem letzten Jahr. Die geringe Impfquote ist das Problem. Und die seltsame deutsche Zurückhaltung bei diesem Thema ist auch ein Erbe der Bewältigung der Nazizeit.  Aber dass es nicht mal Fernsehspots gibt, zum Beispiel kurz vor den Abendnachrichten, ist nicht zu verstehen. 

https://www.youtube.com/watch?v=NRWt2MooAeM (Abre numa nova janela)

, Verkehrssicherheit durch Gurte, die Aufklärung bezüglich Safer Sex gegen HIV

https://www.youtube.com/watch?v=g1EtCcb2NOI (Abre numa nova janela)

 - keine der großen Gesundheitskampagnen kam ohne Fernsehwerbung aus. Höchste Zeit.

Es war keine Überraschung, aber doch irgendwie ein Schock, als Wolfgang Schäuble in der letzten Woche das Amt des Bundestagspräsidenten loswurde. Es ist die Regel: Die stärkste Fraktion stellt den zweiten Mann im Staat und nun ist es eben mal eine Frau von der SPD: Bärbel Bas aus Duisburg. Ihre Laufbahn wäre in Frankreich nicht vorstellbar, Personen aus armen Städten und ohne genialische akademische Laufbahn schaffen es dort nicht an die Spitze des Staates.

Nun ist die Dominanz der CDU Geschichte. Wie schnell es ging! Seit ich denken kann, muss man mit der Union, um die Union rechnen.  Gerade Schäuble wurde von vielen meiner KollegInnen aus allen Redaktionen geachtet, verehrt, schlicht geliebt. Sein Wort galt als Orakel – er wusste es und gewöhnte sich an, in Rätseln zu sprechen.

Peter Altmaier verabschiedete sich mit dem jetzt schon legendären Tweet: „Sorry für Fehler.“ Erinnerte stilistisch an den großen Douglas Adams, der sich vorstellte, dass Delfine eigentlich Wesen von einem anderen Stern sind und eines Tages dorthin zurückkehren, dann aber nur eine kurze Botschaft an uns Menschen hinterlassen: “Macht‘s gut und danke für den Fisch!“  

Eine neue Zeit beginnt.

Ich frage mich, ob die Raumfahrtabenteuer der Herren Bezos, Branson und Musk nicht der berühmte Schuss in den eigenen Fuß waren. Die Co2 und Geld fressenden Kurztrips vermittelten weniger das gewünschte Bild vom Weltraumpionier, sondern eher die Botschaft, dass da jemand zu viel Zeit und viel zu viel Geld hat. Seitdem nimmt jedenfalls die Debatte um eine Spezialbesteuerung dieser Superreichen Fahrt auf. Schon 2% einer Sonderabgabe zur Bewältigung der Pandemiefolgen würde enorme Summen generieren und den sozialen Frieden festigen. Die Vermögensungleichheit hat wirklich irre Dimensionen angenommen. Der französische Zweig von Oxfam hat mal folgendes Gedankenspiel veröffentlicht: Wenn jemand 8000 Euro spart und zwar jeden Tag und damit am 14 Juli 1789 begonnen hätte, könnte er sich heute eines Guthabens erfreuen, das gerade mal einem Prozent des Vermögens von François Pinault entspricht.

Manchmal schaue ich bei Arte rein. Über Deutschland, Frankreich oder Europa finde ich dort selten etwas, leider auch nie Livesendungen, aber dafür andere interessante Sachen. Etwa eine Dokumentation über Diana Ross. Ich musste noch überlegen, ob sie noch lebt, hatte sie vergessen. Zwar feiern wir im Feuilleton jeden Ersatzdrummer beliebiger Rockbands am runden Geburtstag – aber solche Legenden verschwinden aus dem kulturellen Bewusstsein unserer Gegenwart. Zumal, wenn sie keine Skandale liefern. Kann man sich ruhig mal ansehen: 

https://www.arte.tv/de/videos/088439-000-A/diana-ross/ (Abre numa nova janela)

Kopf hoch,

ihr

Nils Minkmar

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