Morddrohungen gegen Wissenschaftler: Was läuft hier falsch?
Willkommen im Tollhaus: Wie Wissenschaft zur Zielscheibe von Hass und Ignoranz wird
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erleben immer mehr Anfeindungen, Morddrohungen und körperliche Übergriffe. Neueste Zahlen der Hilfseinrichtung Scicomm-Support (Abre numa nova janela)zeigen, wie dramatisch sich die Lage zuspitzt. Besonders perfide: Frauen sind besonders oft und besonders sexistisch betroffen. Willkommen in einer Gesellschaft, in der Expertise nicht gefeiert, sondern bekämpft wird – manchmal sogar mit Gewalt.
Morddrohungen als "Fanpost"? Kein Einzelfall
Stellen wir uns mal kurz vor: Du öffnest deinen Briefkasten und findest ein DIN-A4-Blatt, auf dem eine Pistole abgebildet ist. Darunter steht in fetten Buchstaben: „Geht ins Ohr, bleibt im Kopf.“ Willkommen im Alltag von Jan Claas Behrends, Professor an der Viadrina-Universität. Der Historiker äußert sich regelmäßig zu Themen wie Diktatur, Demokratie und dem Ukraine-Krieg – natürlich fundiert und auf Basis von Fakten. Was bekommt er dafür? Morddrohungen. Aber nicht nur das: Die Hass-Welle in sozialen Medien, von der er berichtet, scheint fast schon Routine geworden zu sein.
Und Behrends ist kein Einzelfall. Eine Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) zeigt: Fast jeder zweite Wissenschaftler in Deutschland wurde bereits Zielscheibe von Angriffen. Das ist kein statistischer Ausreißer mehr – das ist eine Schande.
Wissenschaft als Feindbild: Ein Spiegel unserer Gesellschaft
Seit Corona scheint der Damm endgültig gebrochen. Naturwissenschaftler, Sozialwissenschaftler, selbst Theologen und Philosophen – niemand ist sicher. Eine Projektion der eigenen Ängste und Ignoranz? Ganz sicher. Aber auch eine gezielte Strategie, um Menschen mundtot zu machen.
Frauen stehen besonders häufig im Fokus. Statt sachlicher Auseinandersetzung hagelt es sexistische Beleidigungen wie „strunzdumme Nuss“ oder „grüne Scheiße“. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) kämpft seit Jahren nicht nur gegen den Klimawandel, sondern auch gegen eine Armee anonymer Hater. Ihre Vergehen? Kompetenz und eine klare Haltung.
Die neuen Regeln des Hasses: Schweigen ist nicht erlaubt
Die Hilfseinrichtung Scicomm-Support hat seit ihrer Gründung im Juni 2023 bereits über 2.300 Anfragen erhalten. Es gibt Notrufnummern, psychologische Hilfe, sogar Schutzstrategien. Doch auch hier: Dunkelziffer unbekannt. Zu viele Wissenschaftler schlucken den Hass einfach runter, aus Angst vor weiterer Eskalation.
Und hier zeigt sich das eigentliche Problem: Der öffentliche Raum wird immer mehr zur Bühne für Fanatiker, während diejenigen, die eigentlich für Fortschritt und Aufklärung stehen, gezwungen werden, sich zurückzuziehen. Jeder Angriff ist ein Versuch, Stimmen der Vernunft zum Schweigen zu bringen – mit erschreckender Regelmäßigkeit.
Fazit: Hass ist keine Meinung – also was tun?
Es reicht. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen geschützt werden. Nicht nur mit hübschen Statements oder „Gedanken und Gebeten“. Wir brauchen klare Gesetze, die solche Angriffe nicht nur verfolgen, sondern hart bestrafen. Und wir brauchen eine Gesellschaft, die Wissenschaft nicht als Feindbild, sondern als Schatz erkennt.
Aber hey, wer braucht schon Wissen, wenn man Morddrohungen verschicken kann, nicht wahr? Es ist an der Zeit, den Hass mit aller Härte zu bekämpfen. Denn wenn Morddrohungen der neue Diskurs sind, dann war’s das bald mit Fortschritt.
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