Selbstorga-Orientierung #4: Rollen statt Positionen
(Alle bereits veröffentlichten Artikel dieser Serie zu Selbstorganisation findest du hier (Abre numa nova janela). Über zukünftige Veröffentlichungen erfährst du über meinen Newsletter (Abre numa nova janela) 😊)
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass kollektive Führung (“Selbstorganisation”) besser funktioniert, wenn man in Rollen statt in Positionen arbeitet.
Was ist an Positionen problematisch?
Positionen sind breit angelegt und starr. Sie sollen in der Regel von einer Person ausgefüllt werden. Hier entstehen allerdings mehrere Probleme:
Positionsbeschreibungen passen oft schon nach kurzer Zeit nicht mehr zu den aktuellen Anforderungen. In der Regel gibt es aber keine Möglichkeit, diese einfach und schnell anzupassen.
Positionsbeschreibungen sind oft, durch ihre Breite, nicht spezifisch genug. Dadurch entsteht Unklarheit, wofür eine Positionsinhaber:in zuständig ist und wofür nicht.
Es ist schwierig, eine Positionsinhaber:in zu finden, die für alle zu der Position gehörende Aufgaben Kompetenz und Interesse mitbringt.
die wenigsten kennen die Positionsbeschreibung ihrer Kolleg:innen.
All das führt zu Verwirrung, unterschiedlichen Erwartungen, behindert ein effektives Arbeiten und kann sogar Konflikte befeuern.
Was ist nun so toll an Rollen?
Der Begriff “Rolle” wird sehr unterschiedlich verstanden. Ich möchte dir hier die Vorteile von Rollen erläutern, wie ich sie vom LoopApproach der Organisationsberatung TheDive gelernt habe und sehr hilfreich finde.
Rollen sind spezifisch – sie haben einen klar abgegrenzten Verantwortungsbereich, mit spezifischen, thematisch miteinander verwandten Tätigkeiten. Das bringt mehr Klarheit in die Zusammenarbeit und sichert besser ab, dass alle für das Team relevanten Aufgaben auch abgedeckt sind.
Rollen sind bedarfsorientiert und leicht veränderbar – hinter dem Rollenkonzept steckt die Annahme, dass die Bedarfe der Organisation sich ständig ändern und damit auch die notwendigen Aufgaben. Rollen können jederzeit verändert, neu geschaffen oder abgeschafft werden. (Damit das gelingt, braucht es ein sinnvolles Meetingformat oder ähnliches. Ich persönliche präferiere das sog. Governance-Meeting aus den Selbstorga-Konzepten Soziokratie/Holokratie). Somit kann sich das Team viel besser an neue Bedingungen anpassen und schneller reagieren.
Jede:r hat i.d.R. mehrere Rollen – Durch ihre Spezifität decken Rollen keine Vollzeitstelle ab. Stattdessen hat jede:r mehrere Rollen, auch an unterschiedlichen Stellen im Unternehmen. Dadurch können Aufgaben stärker stärken- und interessenbasiert besetzt werden. Das macht ein Team natürlich stärker.
Wie sind Rollen aufgebaut?
Rollen haben
einen Rollenname – praktisch oder kreativ. Einfach so wie es zum Team passt 😊
einen Zweck – Wofür ist diese Rolle da?
Konkrete Verantwortlichkeiten – möglichst spezifisch und klar formuliert
Hier ein Beispiel:
Vernetzer:in
Zweck: Stellt die Vernetzung des Teams innerhalb der Organisation sicher.
Verantwortlichkeiten
Vertritt das Team nach außen, z.B. in Führungsrunden und Entscheidungsgremien.
Informiert das Team zu relevanten Updates aus dem Unternehmen, inklusive Strategie und Ziele.
Diese Beispiel-Rolle betrifft Aufgaben, die traditionell zur Position „Führungskraft“ gehört haben. In der Selbstorganisation wird die Führungskraft-Position auch auf Rollen aufgeteilt. Ebenso werden fachliche Positionen in Rollen übersetzt.
Sind Rollen nur toll?
Auch wenn ich das Arbeiten in Rollen dem Arbeiten in Positionen deutlich vorziehe, sehe ich, dass es auch Herausforderungen gibt. Wenn man 5+ Rollen hat, kann es herausfordernd sein, den Überblick zu behalten und seinen Fokus sinnvoll aufzuteilen. Je nachdem wie stark man in individueller Selbstorganisation ist, ist das einfacher oder schwieriger. Hier kann es hilfreich sein, Rollen nicht zu kleinteilig zu machen, sodass das Arbeiten in Rollen nicht zur Überforderung wird.
Habt ihr Feuer gefangen und möchtet in eurem Team/eurer Organisation rollenbasiert arbeiten? Das geht sowohl in der Selbstorganisation als auch mit Führungskraft. Meldet euch gerne bei mir (Abre numa nova janela) – ich freue mich, euch auf dem Weg zu begleiten.
Du hast Gedanken zu diesem Artikel? Dann schreib mir gerne an mail@lynvonderladen.de (Abre numa nova janela). Ich freue mich über Rückmeldungen 😊
Herzliche Grüße
Lyn
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(Foto von Kenny Eliason auf Unsplash)
Über Lyn von der Laden
Als Coach und Beraterin für Zusammenarbeit (Abre numa nova janela) begleite ich Teams und Organisationen, ihre Zusammenarbeit wirksam, anpassungsfähig und freudvoll zu gestalten.
Außerdem schreibe ich auf Steady regelmäßig über meine Herzensthemen, z.B. über Selbstorganisation, psychologische Sicherheit oder die Bedeutung des Nervensystems für wirkungsvolle Teamarbeit.