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Liebe*r Utopist*in!
Hast du dieses Jahr gefastet? Die "Fastenzeit" vor Ostern wäre eine Gelegenheit gewesen. Wahrscheinlich haben die wenigsten von uns es gemacht, auch wenn es eine richtig gute Möglichkeit ist, sich von allen möglichen schädlichen Stoffen zu befreien. Aber dann kommen doch wieder Sachen dazwischen ...
Was aber, wenn solche Rituale in unseren kollektiven Terminplaner eingeschrieben und zelebriert würden wie die Fußball-WM? Menschen sind (auch) Herdentiere - sie halten das für normal und erstrebenswert, was die Mehrheit denkt und tut. Wenn das jetzt auch kein Appell sein soll, das Selbstdenken aufzugeben, wird es eben doch so sein, dass sich ein neues Bewusstsein dann festigt, wenn auch die Alltagsstrukturen es widerspiegeln.
Das wäre z.B. eine Arbeitswelt, in der eine kollektiv wahrgenommene Fastenzeit im Frühling dazu führt, dass nur wenige Stunden am Tag gearbeitet werden muss und es viele Entspannungs- und Selbstfürsorge-Räume gibt. Und oh Wunder, plötzlich ist fasten normal ...
Einen genussvollen Wonnemonat wünscht
JuliTopia
PS: Herzlichen Dank, falls du an der Umfrage von letztem Mal teilgenommen hast, hat mich sehr inspiriert! Falls du das noch tun möchtest, klicke hier. (Abre numa nova janela)
Die nächsten zwei Fastentage waren wie oft anstrengend. Kyara versuchte, auf sich zu achten: Viel Wasser und Fastentees, ein Einlauf; täglich spazierte sie durch den Wald und machte mit anderen CouCouly morgens leichte Übungen im Kastaniensaal.
Fielen die natürlichen Ankerpunkte des Alltags, die regelmäßigen Mahlzeiten, plötzlich weg, entstand eine Lücke. Die Loch in der Mittagszeit ließ sich mit einem frisch gepressten Saft aus Limetten, Kiwi, Litschi und anderem füllen, den Dari für alle vorbereitet hatte. Er strahlte in einem unglaublichen Türkis und war gefühlt der Höhepunkt des Tages. Kyara aß die Schlucke gewissermaßen, als wären sie feste Bissen, um keine ihrer wertvollen Geschmacksnuancen zu verpassen.
Dann, an Tag drei, der Tiefpunkt. Morgens fühlte sie sich so schwach, dass sie auf dem Bettrand saß und nicht hochkam. Auch während des Tages musste sie sich zwischendurch immer wieder irgendwo hinsetzen. Zähneputzen, Bettmachen, Sockenanziehen, alles ging nur noch mit halber Geschwindigkeit. Ihr Atem ging flach. Manchmal klopfte das Herz intensiver. Vormittags war es am schlimmsten; ihr wurde so übel, dass sie sich hinlegen musste. Dazu kam eine bedrückte Stimmung. Wieder kniete sie im Badezimmer auf den Boden und machte einen Einlauf. Sich um die Erkenntnisfrage zu kümmern schien ein Ding der Unmöglichkeit. Glücklicherweise war das gesamte Alltagsleben verlangsamt, kaum Termine, die sie behelligten.
Am nächsten Morgen, hallelujah, schien ihr Körper seinen Stoffwechsel umgestellt zu haben. Sie war agiler und fühlte sich stabil. Einige Denk-Stunden im Arbeitszimmer konnten nicht schaden.
Bild: pixabay
Community-Termin
Für eine der kommenden Szenen (bzw. einen Plot-Komplex) im Utopian-Fiction-Storytelling möchte ich zum Thema Kipppunkte im Klimawandel recherchieren. Was erwartet uns, sollten wir das 1,5/2-Grad-Ziel nicht mehr erreichen?! Wie würden wir und der öffentliche Diskurs damit umgehen, welche Entscheidungen wären wir gezwungen zu treffen?
Dazu schaue ich mir diesen Vortrag von Stefan Rahmstorf an:
https://www.youtube.com/watch?v=CSUWLw8rbis (Abre numa nova janela)Bewegt dich dieses Thema auch?
Dann schalte dich am 16. Mai um 19.30h zum Schauen dazu! Nach dem Film ab ca. 20.30h gibt es etwas Zeit, drüber zu quatschen und ich stelle auf Wunsch meine Fragen und Überlegungen dazu vor. Der Online-Link wird in Kürze herumgeschickt. Du kannst den Film natürlich auch vorher schauen.