32-jähriger tötet Tochter wg. Trennung
Urteil: Lebenslang für Vater, der aus Rache an Ehefrau Dreijährige tötete
Sie spielte mit Glasperlen und sah ihre Bilderbücher an, als Tomasz S. seine 3-jährige Tochter erstach. Der 32-jährige tat es laut Urteil aus Rache, denn seine Frau trennte sich endgültig vom ihm. Wegen Mordes seiner angeblich von ihm geliebten Tochter muss der Vater jetzt lebenslang hinter Gitter. Gerichtsreporter Morling im Kriminalgericht Moabit sprach mit Beteiligten.
"Man kann Dinge tun, die über unser normales Verständnis hinausgehen. Man kann einfach böse sein.", sagt Nebenklageanwältin Nicole Bedé. Sie vertritt die Mutter des getöteten Kindes. Sie wollte sich von ihrem Mann trennen, der nun wegen Mordes an der gemeinsamen Tochter verurteilt ist.
Kann ein Mensch böse sein? Kann ein böser Mensch auch gute Seiten haben? Kann ein Vater, der seine dreijährige Tochter tötet, das Kind geliebt haben? Genau darum geht es heute, denn jetzt wurde das Urteil gesprochen in einem Prozess im Berliner Landgericht, der selbst die erschütterte, die seit Jahrzehnten sich mit Mord und Totschlag beschäftigen im Kriminalgericht Moabit. Nichts für zarte Gemüter die über "das Böse" und grausame menschliche Verhaltensdweisen lieber nichts wissen möchten. Staatsanwalt Phillip Hujo:Es geschieht am 04. November 2020 in Berlin Treptow. Die dreijährige Nikola sitzt auf dem Boden im Schlafzimmer der Oma. Das Kind und seine Mama Jolanta wurden von ihrer Großmutter aufgenommen. Jolanta will sich wieder einmal von ihrem Mann trennen, der jetzt, nach der Tat im Gefängnis sitzt. Nikola ist ein lebhaftes Kind, hat eine fröhliche Natur, singt und tanzt gern, erzählt später die Oma im Gerichtssaal. Am Tattag sitzt das dreijährihge Mädchen auf dem Schlafzimmerboden und spielt mit Glasperlenketten und sie sieht sich Bilderbücher an. Die Oma ist einkaufen. Da kommt ihr angeklagter Vater Tomasz. Der 32-jährige Tomasz S. gegrüßt seine Tochter nicht freundlich, als seine Tochter ihn anlächelt. Er ist wütend und schreit sie an. Eine halbe Stunde zuvor hat er eine Whatsapp-Nachricht von seiner Frau Jolanta erhalten: "Ich bin in Polen. Nach dem letzten Mal geht es nicvht mehr.Ich komme und hole die Kleine. Du bist mega aggressiv und änderst dich nicht. Du hattest es versprochen!"
Tomasz S. antwortet: "Dann werde ich etwas Böses tun und Fotos schicken." Staatsanwalt Phillip Hujo:
OT Staatsanwalt Phillip Hujo:
2016 hatten sich Tomasz S. und seine Frau Jolanta kennengelernt. Beide kommen aus Polen. Jolanta arbeitet schon lange als Altenpflegerin in Deutschland. Sie ist 42 Jahre alt, fünfzehn Jahre älter als Tomasz. Er ist 27. Sie ist eine gestandene Frau, die bereits drei Töchter groß gezogen hat. Für den Angeklagten ist Jolanta die erste große Liebe seines Lebens mit 27 Jahren. Vielleicht ist es auch seine erste Frau überhaupt. Im Oktober 2017 wird Nikola geboren. Tomasz und Jolanta heiraten. Sie leben in Schwedt in Brandenburg und Bayern und schließlich wieder einmal in Berlin. Immer fühlt sich Tomasz minderwertig, lässt er seine Verteidigerin im Prozess erklären. Immer habe Jolanta Geld von ihm gefordert.
Tomasz ist "Autooperator", gibt er im Gerichtssaal an. Er poliert Autos und schlägt sich manchmal mit Gelegeneitsarbeiten durch. Jolanta hat für ihre Kinder und sich ein straffes Arbeitspensum. Für eine Familie verantwortlich zu sein, kennt Tomasz S. nicht. Es gibt immer wieder Spannungen und nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft und der fünf Richter manipuliert Tomasz seine Frau mit Drohungen und: Gewalttätigkeiten. Rechtsanwältin Nicole Bedé vertritt im Prozess die Mutter des getöteten Kindes, die Ehefrau des Angeklagten:
OT Nebenklageanwältin Nicole Bedé
Immer wieder soll Tomasz S. gedroht haben, sich umzubringen oder die Töchter seiner Frau Jolanta. Sie würde er verschonen, denn sie solle den Rest ihres Lebens leiden, dass sie ihre Töchter verloren habe. Auch mit Messern hantiert der Angeklagte bei den Auseinandersetzungen laut Ermittlern. Zuletzt geschehen zwei Tage vor der Tötung der dreijährigen gemeinsamen Tochter Nikola. Die Mutter des Angeklagten versteckt daraufhin alle Messer in ihrer Wohnung. Die Anwältin von Nikolas Mutter, Nicole Bedé:
OT Nk Bedé
Wenige Wochen vor der Tat wird Tomasz S. ein Job in Norwegen angeboten. Als Autopolierer von Luxuskarossen verdient er sagenhaft gut. Im Frühjahr 2020 hatte er ein altes kleines Haus in Polen gekauft, dass er nun sanieren will für die Familie. Doch dann hat der damals 31-jährige Rückenprobleme in Norwegen beim Autopolieren und schmeißt den Job hin.
Letztlich aber macht er alles zunichte mit dem Streit zwei Tage vor der Tötung Nikolas. In der Wohnung seiner Mutter zieht er laut Ermittlern ein Messer und droht wieder seiner Frau. Am Tag des mutmaßlichen Mordes der dreijährigen Tochter fährt Jolanta nach Schwedt, um bei der Sparkasse wegen ihres Kontos etwas zu klären. Sie schreibt auf Whatsapp, dass sie Tomasz nun endgültig verlassen will. Eine halbe Stunde später ist er in der Treptower Wohnung seiner Mutter, die gerade einkauft. Die dreijährige Tochter Nicola ist im Schlafzimmer. Statt seine Tochter liebevoll zu begrüßen soll er sie angeschrien haben, ein Messer aus der Küche in seinen Händen. Der vorsitzende Richter Pit Becker sagt im Urteil wörtlich: "Bei der ungeheuerlichen Tat geht es nicht nur um den Tod eines Kindes sondern um eine Inszenierung, die der Mutter das Herz bricht."
OT Staatsanwalt Hujo:
15 Sekunden filmt der Angeklagte Nikola nach dem ersten Stich. Dann verlässt Tomasz das Zimmer laut Urteil, kommt kurz darauf zurück und filmt das sterbende Kind wieder 19 Sekunden lang und macht zwei Fotos. Er sagt: "Das Blut läuft. Papa macht jetzt auch Schluss. Wir haben Dich geliebt." Zu seiner Tochter Nikola sagt der Vater:"Mama ist dran schuld!" Er schickt die Fotos mit dem tödlich verletzten Kind an seine Frau per Whatsapp: "Nikloa ist schon tot. Ich auch gleich!" Der Text kommt an, doch die beiden Fotos werden wegen technischer Probleme nicht übertragen. Nach dem Tod des Kindes legt der Angeklagte sich das abgeschnittene Kabel des Bügeleisens um den Hals und befestigt es an einer Türklinke. Er bringt sich oberflächliche Schnittverletzungen bei. Der angebeliche Suizid klappt nicht. Er flüchtet aus der Wohnung in einen Park und geht schließlich zur Bundespolzei. Er und seine Tochter seien von zwei arbabischen Männern überfallen worden in der Wohnung. Seine dreijährige Tochter sei tot. Keiner glaubt ihm. Ähnliche Geschichten hatte er bereits bei anderen Gewalttätigkeiten erzählt. Er wird festgenommen. Die Oma von Nikola entdeckt das tote Kind in ihrem Schlafzimmer, als sie vom Einkaufen kommt. Sie ruft die Polizei.
OT Staatsanwalt Hujo:
Rechtsanwältin Nicole Bedé kümmert sich seit der Tat um die Mutter der getöteten Nikola. Sie weiß um die Beziehung vom Täter und seiner von ihr im Prozess vertretenen Ehefrau Jolanta. Sie hat sich auch ein Urteil von Tomasz S. gebildet:
Wegen Mordes an seiner dreijährigen Tochter wird Tomasz S. von der 35.Kammer des Landgerichts Berlin verurteilt. Der vorsitzende Richter Pit Becker spricht von einer "pathologischen Beziehung" zwischen dem Angeklagten und seiner Ehefrau. "Er erkor Jolanta zur Frau seines Lebens", sagt er wörtlich. Schnell habe S. Kontrolle über sie versucht zu erlangen. Er habe körperliche Gewalt ausgeübt, er sei eifersüchtig gewesen und habe sie alle paar Minuten agerufen, wenn sie das Haus verlassen habe. Selbst ihren Kontakt zu den drei erwachsenen Töchtern seiner Frau habe S. verhindern wollen. Er habe Wutanfälle inszeniert und sich wie ein kleines dickköpfiges Kind verhalten. Als Nikola geboren war im Oktober 2017, habe der angeklagte Vater sie instrumentalisiert, auch, als er sie ermordet habe. "Ich musste es tun, damit Du uns glaubst", schrieb der Angeklagte nach der Tötung der Tochter seiner Frau über Whatsapp.
"Nikola war bloßes Mittel. Wenn ich sie nicht haben kann, soll sie keiner haben!", so seien die Gedanken des wegen Mordes verurteilten Vaters gewesen. Drei Mordmerkmale stellt dass Gericht im Urteil fest: heimtückisch, grausam und aus niedrigen Beweggründen habe der Angeklagte die Tat begangen. Gerichtssprecherin des Kriminalgerichts Moabit, Inga Wahlen:
Darüberhinaus sei die Tat weit schlimmer als der Durchschnitt der sonst verhandelten Mordfälle, allein schon wegen der sechsminütigen Qual der Dreijährigen, bis sie gestorben war.
Das Gericht erkennt auf die "besondere Schwere der Schuld" des Angeklagten. Damit wird nicht nach 15 Jahren Haftverbüßung automiatisch überprüft, ob S. entlassen werden könnte.
Die pathologischen Verhaltensweisen des Angeklagten seien allerdings allein auf seine Ehefrau Jolanta bezogen gewesen, hieß es im Urteil. Ein Sachverständniger hatte im Prozess den Angeklagten begutachtet. Er sei voll schuldfähig und nicht psychisch krank, er sei trotz der Grausamkeit bei der Tatbegehung also quasi "normal". Nebenklageanwältin Nicole Bedé:
NK Bedé
Die Mutter des getöteten Kindes sieht sich in ihrer Familie jetzt Vorwürden ausgesetzt: neben der Trauer um ihre Tochter Nikola muss sie sich erklären, warum sie sich nicht früher von Tomasz S. trennte, um letztlich den Tod Nikolas zu verhindern.
Die Verteidigerin des angeklagten Vaters war nicht bereit, außerhalb der Gerichtsverhandlung zu sprechen. Sie sagte in ihrem Plädoyer wörtlich: "Das Bild des Monsters und der armen Frau - das ist es einfach nicht!"
Gegen die Verurteilung wegen Mordes kann Tomasz S. in Revision gehen.