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"Es geht um..."

Nachdem ich den Newsletter in den letzten beiden Ausgaben ein wenig allgemeiner gehalten habe, möchte ich heute mal ein sehr konkretes Thema ansprechen: Angst.

"Die Charaktere aus "Pu der Bär" darf ich aus Urheberrechtsgründen nicht abbilden, aber dieses Ferkel hat sicher auch ständig Angst.

Nichts vernichtet wertvolle Lebenszeit auf unsinnigere Weise! Von Momenten der Schockstarre bis hin zu stunden- oder gar tagelanger Grübelei. Und wenig schafft am Arbeitsplatz mehr Angst, als das drohende Personalgespräch.

Dass das überhaupt so sein muss, ist schon traurig genug. Dass unser System in großen Teilen auf Konditionierung und Disziplinierung aufgebaut ist, dass Existenzen oft am Wohlwollen von Unternehmen (und deren Repräsentant*innen) hängen, all das. Selbst wenn unser eigenes Umfeld total nett und freundlich ist, so können wir uns selten so ganz frei machen davon.

Was hat es uns alle schon belastet: die schier unendliche Zeitspanne zwischen “Ich muss mit dir reden” und dem tatsächlichen Gespräch. “Was kommt jetzt? Bin ich gut genug? Werde ich gefeuert? Habe ich was ausgefressen?” - Je tiefer die Erfahrung vergangener Situationen sitzt, desto größer das Problem. Noch schlimmer: Dann ist man schon mal unsicher und fragt nach. “Worum geht es?” oder “Ist was?” und bekommt als Antwort “Das sag ich dir dann”.

Klar, es gibt Menschen, die benutzen sowas als Machtinstrument. Als Konditionierung darauf, dass man sich nie vollständig sicher fühlen darf in den großen Mühlen der Hierarchie und Gehorsamkeit. Aber den meisten ist einfach gar nicht bewusst, was sie mit solch einfachen Dingen anrichten können.
Insbesondere bei jenen, die ein Leben lang damit leben mussten, dass sie in irgendeiner Form “nicht dazugehören”,  dass sie anders sind,  dass sie mit ihrer Art ohnehin dauernd anecken. Die, die oft mit den besten Absichten “das Falsche” getan haben und gar nicht wussten, wie ihnen geschah, als sie dafür Ärger bekamen. Menschen, bei denen das Trauma der Ablehnung tief sitzt.

Wie also damit umgehen?

Zumindest für alle, die in der Verantwortung stehen, ist die Lösung ganz einfach:  Kognitive Empathie. Also die Fähigkeit, empathisch mitzudenken. In diesem Fall: Einfach gleich mit erklären, worum es eigentlich geht. Und zwar egal, ob du Vorgesetzte*r oder einfach nur Kolleg*in bist. Geh einfach davon aus, dass Unsicherheit lähmen kann. Ausserdem kommst du somit in einen Dialog mit deinen Mitarbeitern, anstatt daraus eine einseitige Kommunikation zu machen.

Nichts, aber auch gar nichts, spricht im Normalfall dagegen, den Inhalt eines Gespräches vorweg zu nehmen.

Dafür gibt es eine Reihe von Beispielen:

“Ich möchte am Freitag ein Personalgespräch mit dir machen. Im Großen und Ganzen ist alles in Ordnung, es gibt aber auch ein, zwei Kritikpunkte in diesem und jenem Bereich”

Oder:

“Du weißt in Punkt x und y låuft es immer noch nicht gut, lass uns nachher mal die Konsequenzen besprechen”.

Oder auch “Können wir uns nachher mal hinsetzen? Ich kann dir noch nicht sagen worum es geht, aber es ist etwas positives”.

Somit gibst du deinem Gegenüber die Chance, sich vorzubereiten. Gerade neurodiverse Menschen fühlen sich oft überrannt von plötzlicher Kritik und sind dann emotional überfordert. Gibt man ihnen die Möglichkeit, sich vorzubereiten (und dann auch die Chance, sich zu äußern), kann die Kritik auch besser wahrgenommen werden. Als Tadel an Handlungen und nicht an der Person. Als Chance Dinge besser zu machen und sich gemeinsam zu entwickeln.

Und für Betroffene? Natürlich ist man einer solchen Situation erstmal ausgeliefert. Aber es hilft, in dem Moment das Gefühl zu benennen und zu validieren. “Ich habe Angst, weil ich in dieser und jener Hinsicht mal schlechte Erfahrungen gemacht habe”. Und sich dann klar zu machen, dass es sich hier um eine andere Situation handelt, in der diese Befürchtungen nicht wahr sein müssen. Das hilft zwar nicht gegen Panik, aber oft gegen sinnloses rumgrübeln.

Ein schönes, grübelfreies Wochenende wünsche ich dir,

Julian

P.S: Dir gefällt, was du liest? Dann empfiehl diesen Newsletter doch weiter. An deine Chefin zum Beispiel. Oder an einen Kollegen. Ich freu mich!