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Das ist kein Test! Es ist der Ernstfall: Schützt unsere Demokratie.

Über die Mitverantwortung von Unternehmen für die Demokratie. Jetzt.

Es geht nicht um Scholz, März, Lindner oder auch Söder. Es geht um unsere Demokratie.

Die Summe der Einzelfälle zeigt immer deutlicher: Die institutionelle Autorität in unserer Demokratie beginnt zu erodieren. Denn etliche der Menschen, die diese institutionelle Autorität repräsentieren, wie Minister:innen, Beamt:innen als Behördenleitungen, in der Justiz oder in den Vollzugsbehörden oder Richter:innen, füllen immer weniger ihre durch die Verfassung legitimierte Funktionsautorität (potestas). Wenn dann noch die persönliche und beziehungsbezogene Autorität (auctoritas) unausgebildet ist, erzeugt das in der Gesellschaft immer mehr ein Autoritätsvakuum.

Auch wenn die Theorie des autoritären Charakters der Sozialphilosophen, Soziologen und Psychoanalytiker Fromm, Horkheimer und Adorno stellenweise zu recht kritisch gesehen wird, so zeigt sie doch eine wichtige Tendenz auf: Eine größere Anzahl von Menschen, die in ihrer Kindheit von autoritären Bezugspersonen erniedrigt wurden, empfinden paradoxerweise einen autoritären Umgang von Autoritätspersonen mit ihnen im Erwachsenenalter als ein Gefühl des „Zu-Hause-Sein“. Abwesende Autorität verachten sie in der Regel. Ein Autoritätsvakuum erzeugt sehr wahrscheinlich so eine Wirkung auf sie. In der Folge füllen sie häufig das Vakuum selbst mit autoritärem Verhalten.

Wenn legitimierte, institutionelle Autorität – gewollt oder als ungewollter Nebeneffekt – soziale Räume nicht besetzt hält, füllen sich diese Räume eher früher als später mit autoritärer Autorität. In Form von Menschen mit dieser Persönlichkeitstendenz in Verbindung mit Führungsanspruch oder als Mitläufer:in. Das gilt für die gesellschaftliche Ebene wie auch für soziale Räume in Organisationen.

Was wir als Zivilgesellschaft tun können

Nun bleiben uns als Zivilgesellschaft mindestens drei Dinge, die wir unternehmen können:

  • Als Bürgerinnen und Bürger sollten wir die öffentlichen Räume besetzt halten, mit allen gewaltfreien Möglichkeiten, die uns in einer Demokratie zur Verfügung stehen. Demonstrationen sind ein wichtiger Anfang.

  • Auch können wir die Menschen würdigen und unterstützen, die ihre Funktionsautorität tatsächlich (noch) auf Basis ihrer verfassungsrechtlichen Legitimation ausüben und uns zum Beispiel bei Demonstrationen helfen (bei der Anmeldung) sowie schützen (auf der Straße) oder uns als Abgeordnete in den Parlamenten vertreten.

  • Und, in unserem Beruf haben wir ebenfalls Einflussmöglichkeiten, die sich aus unserem Berufsethos ergeben. Vermutlich ist dieser den Meisten nicht (mehr) bewusst oder gar bekannt.

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Die Wiederentdeckung des Berufsethos und guter Praxis

Der Historiker Timothy Snyder weist darauf hin, dass mehr oder weniger jede Berufsgruppe über Möglichkeiten verfügt, durch ihren Berufsethos eine verfassungsgemäße, demokratische Berufspraxis aufrecht zu erhalten. Denn Unternehmen sind auch Gesellschafter der Demokratie. Und damit wirken neben Mitarbeiter:innen und Führungskräften als Unternehmensvertreter:innen auch alle Freiberufler:innen in den öffentlichen Raum der Gesellschaft - und halten diesen besetzt.

Denk an deine Berufsehre. Ein Foto einer Seite aus dem Buch "Über Tyrannei" von Synder, 2017, S. 37ff (Abre numa nova janela)

Snyder (2017, S. 37ff) bemerkt, dass es dem Nazi-Regime damals schwerer gefallen wäre, die Gräueltaten zu begehen, wenn sich Anwält:innen an die Norm gehalten hätten, dass es ohne Prozess keine Hinrichtung gibt. Wenn Ärzt:innen sich an die Regel gehalten hätten, dass es ohne Zustimmung keine Behandlung gibt. Oder wenn Unternehmen das Verbot der Versklavung beachtet und Zwangsarbeitende verweigert hätten. Aber auch, wenn Beamt:innen Verwaltungsprozesse in Verbindung mit Mord nicht erledigt hätten.

Foto einer Seite aus dem Buch von Snyder "Über Tyrannei" (Abre numa nova janela)

Wenn also die gesellschaftliche, institutionelle Autorität durch die Funktionsträger:innen nachlässt, sind wir in unseren Berufen als Teil der Zivilgesellschaft gefordert, das (drohende) Autoritätsvakuum im öffentlichen Raum zu besetzen. Zumindest so lange, bis wieder Menschen mit ihrer auctoritas (persönliche, beziehungsorientierte Autorität) die potestas (legitimierte Funktionsautorität) füllen.

Was Führungskräfte, Berater:innen und alle anderen unternehmen können

Als ich im September 2018 (Abre numa nova janela) auf LinkedIn diesen Beitrag verfasste, gab es erste Beispiele von Firmenchefs, die Position bezogen und Räume besetzen, wie Alexander Birken von Otto (Abre numa nova janela), die Nomos-Geschäftsführerin Judith Borowski (Abre numa nova janela), Dieter Zetsche von Daimler (Abre numa nova janela) oder als Pionier Joe Kaeser von Siemens (Abre numa nova janela).

Mittlerweile haben sich Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften und viele einzelne Unternehmen (Abre numa nova janela) klar gegen die demokratiefeindliche, überwiegend rechtsradikale Partei positioniert, die sich als “Alternative” inszeniert.

Doch auch innerbetrieblich gilt es für unser Grundgesetz einzutreten und Räume zu verteidigen, gegen Rassismus: zuvorderst als Führungskraft, idealerweise im Schulterschluss mit Kolleginnen und Kollegen.

Wie das konkret aussehen kann, zeigt das Beispiel einer Führungskraft aus einer ganz anderen Organisation, aus einem anderen Land: Lt. Gen. Jay Silveria, Leiter der AirForce Academy: https://youtu.be/WfjZ1otkS3o (Abre numa nova janela)

Reden allein reicht nicht mehr

Reden allein reicht nicht mehr. Es braucht (gewaltfreie) Handlungen in öffentlichen Räumen von vielen Menschen, die sich solidarisch vernetzen und sich ihrem Berufsethos verpflichtet fühlen. Für unsere freiheitliche, demokratische Grundordnung.

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Literatur

Wer sich für eine ausführliche Interpretation des Videos unter dem Gesichtspunkt neuer, transformativer Führungsautorität interessiert, findet in diesem Artikel (Abre numa nova janela) alle Details dazu.

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