5 aktuelle Learnings zu Reichweiten bei Instagram
Schön, dass du beim Social Media Best Practice Newsletter dabei bist. Ich habe mir im ersten Quartal 2022 genauer angeschaut, wie sich Inhalte bei Instagram verbreiten und möchte dir heute 5 Learnings dazu anhand eines aktuellen Beispiels zeigen.
Dazu schauen wir in diesem Newsletter nicht nur auf öffentliche Metriken (Reaktionen, Kommentare, etc.), sondern werfen einen Blick unter die Motorhaube von Instagram und gucken uns die Insights im Detail an.
In diesem Newsletter erfährst du:
wie sich Beiträge auf Instagram im ersten Quartal 2022 verbreitet haben
welche Lehren sich daraus für die eigene Social Media-Strategie ergeben
ob auf Instagram wirklich nur noch Video zählt
wann ich auf Instagram wirklich neue Leute erreiche
was das für meine Posting-Frequenz bedeutet
Diese Folge ist außerdem besonders: Meine Kollegin Anne-Kathrin Gerstlauer (Abre numa nova janela) und ich werden künftig punktuell zusammenarbeiten und haben ein Beratungs-Angebot für Content- und Social Media-Strategien aufgesetzt (mehr dazu inkl. Calendly-Link weiter unten).
Anne-Kathrin ist Journalistin und Beraterin und war u.a. Vize-Chefredakteurin bei Watson und Head of Zeit Campus. Im Newsletter teilt sie heute außerdem fünf Hacks für gute Teaser auf Instagram.
Tipp: Wenn du diesen Newsletter liest, ihn aber noch nicht abonniert hast, kannst du dich auf dieser Seite kostenlos eintragen (Abre numa nova janela).
Instagram Reichweiten seit Ende 2021
Im Feed von Instagram hat sich seit Ende 2021 viel getan: Es gibt deutlich mehr Empfehlungen zu Accounts, Hashtags und besonders zu Reels auf Basis des eigenen Nutzungsverhaltens.
Waren 2021 der Explore-Bereich und Reels meist die Bereiche, um neue NutzerInnen zu erreichen, so konnte man im ersten Quartal 2022 auch über den normalen Feed eine große Zahl von neuen Accounts erreichen.
Mechanismen von Instagram-Reichweite 2022
Ich habe mir für mehrere Beiträge notiert, wie sich die Reichweite im zeitlichen Verlauf eines Instagram-Posts entwickeln und welche Metriken hier zusammenspielen.
Achtung: Es sind Stichproben EINES Accounts. Das ist also nicht repräsentativ, gibt aber einen Einblick in die aktuellen Mechaniken von Instagram.
Eine weitere Besonderheit: Die Kurve zeigt die Reichweite eines Foto-Posts. Wir reden hier zunächst also nicht von Videos.
Die Posts wurden von einem Account mit rund 17.500 FollowerInnen abgesetzt. Ich habe mich aufgrund der Übersichtlichkeit in dem Diagramm auf die Zahlen eines Beitrags beschränkt. Die Kurven für die weiteren Posts, die ich ausgewertet habe, waren allerdings ähnlich.
Die Reichweiten-Reaktions-Kurve
Ihr seht im Schaubild, wie sich die folgenden Metriken (vertikale Achse) in einem Zeitraum von 50 Stunden (horizontale Achse) nach dem Posten entwickelt haben.
In der Grafik ist die Entwicklung folgender Metriken nachgezeichnet, die ihr auch in den Insights eurer Accounts findet:
rot: Gesamtreichweite auf den Beitrag
gelb: Reichweite unter den bestehenden Followern
grün: Reichweite von Nicht-Followern insgesamt
orange: Reichweite von der Startseite (Follower & Nicht-Follower)
Mint: Reichweite im Explore-Feed
hellblau: Reichweite durch Hashtags
dunkelblau: Interaktionen
Wie sich Inhalte bei Instagram verbreiten:
Wir sehen einen konstanten Anstieg der Gesamtreichweite (rote Linie) über etwa zwei Tage. Die Halbwertszeit eines Beitrag liegt also deutlich höher als 24 Stunden. Nach einer Stunde hat man erst den kleinsten Teil der Gesamt-Reichweite generiert.
Die Reichweite unter den Nicht-Follower (grüne Linie) ist in den ersten 10 Stunden sehr gering, steigt dann leicht und anschließend stark an. Nach etwa 24 Stunden hat der Beitrag mehr Nicht-Follower als Follower erreicht.
Analog verhält es sich für die Explore-Reichweite, die bei der Nicht-Follower-Reichweite mit eingeschlossen ist.
Die Follower-Reichweite steigt in den ersten 10-12 Stunden stark an, danach kaum noch.
Explore ist nicht mehr der alleinige Reichweitenbringer für Nicht-Follower. Von der Startseite (organgefarbene Linie) erreiche ich nun ebenfalls eine große Anzahl von Nicht-Followern.
Bei großen Reichweiten spielen Hashtags (in den meisten Fällen) eine untergeordnete Rolle
Learnings zu Instagram-Reichweiten
# 1: Jeder redet von Reels. Kann ich auf Instagram nur noch mit Videos Reichweite erzielen? Nein. Im ersten Quartal 2022 konnten auch Fotos und Feed-Posts mehr Menschen erreichen, als ein Account Follower hat.
# 2: Eine hohe Reichweite unter Nicht-Followern ist verlockend und wichtig. Aber: Kümmere dich auch um deine bestehenden Follower. Sollte Instagram bei der Ausspielung von Nicht-Follower-Reichweite künftig wieder etwas ändern (was zu erwarten ist), ist die Follower-Reichweite vermutlich die Reichweite, die mir bleibt.
Der Anteil der erreichten FollowerInnen pro Post sollte unabhängig von der anderen Reichweite möglichst hoch sein. Es lohnt sich also, auch bei guten Reichweiten in die Community zu investieren. Dafür bieten sich besonders die niedrigschwelligen Engagement-Möglichkeiten in Stories an.# 3: Durch Beiträge mit einer hohen Reichweite bei Nicht-FollowerInnen kann man eine relevante Zahl an neuen FollowerInnen für den eigenen Account gewinnen. In diesem Fall hat der analysierte Beitrag 61 neue FollowerInnen generiert. Viel hilft hier also tatsächlich viel - wenn die Inhalte gut sind.
# 4: Die Reichweite bei Nicht-Followern springt meist erst nach 12 oder 24 Stunden in einer relevanten Zahl an. Erst dann spielt der Instagram-Algorithmus auf Basis der bisherigen Interaktionen den Beitrag auch in weiteren Communities aus.
# 5: Es bringt nichts, jedem Trend (z.B. Reels) blind hinterherzulaufen. Wichtiger ist es, die eigene Community zu fragen, was sie mag und was nicht. Ein Beispiel dafür liest du weiter unten.
Sind auch Texte & Teaser auf Instagram relevant?
Ja! Meine Kollegen Anne-Kathrin Gerstlauer schreibt den Newsletter Text-Hacks (Abre numa nova janela), den ich euch sehr ans Herz legen kann. Sie zeigt euch hier 5 Teaser-Hacks für Instagram.
Was mich sehr freut: Mit Anne-Kathrin werde ich künftig punktuell zusammenarbeiten. Gemeinsam bieten wir exklusive Beratung für Content-und Social-Media-Strategien an, die wir individuell auf euer Unternehmen zuschneiden.
Wir haben dazu für den 3. und 4. Mai ein Calendly (Abre numa nova janela) freigeschaltet, wo ihr mit uns einen Kennenlern-Call (20-30 min) vereinbaren könnt. Wenn ihr außerhalb dieser Zeiten sprechen wollt, antwortet gerne auf diese Mail mit eurem Thema.
Hier sind die Teaser-Hacks von Anne-Kathrin:
#Hack 1: Eine gute Instagram-Caption ist eine kleine Geschichte und kein klassischer Teaser, der nur eine Geschichte anreißt. Denn die Menschen möchten auf der Plattform informiert oder unterhalten werden. Nur dann interagieren sie oder teilen die Inhalte. Niemand liest den Teaser, klickt auf Link in der Bio, liest dann den Artikel, öffnet wieder Instagram und teilt dann den Teaser in seiner Story.
#Hack 2: Streiche Nominalstil. Nominalstil bedeutet, dass Verben durch verwandte Nomen ersetzt werden: Aneinanderreihung statt aneinanderreihen, Vermeidung statt vermeiden, Weiterführung statt weiterführen. Nominalstil sorgt also für viele Substantive, wenige Verben und komplizierte, schachtelige Formulierungen. Durch wirken Texten passiv und weniger lebendig.
#Hack 3: Nutze Emojis. Entweder thematisch passende, um einen neuen Absatz einzuleiten, oder neutrale, die du wie Bulletpoints verwenden kannst. Das Auge braucht visuelle Elemente, um bei längeren Texten dranzubleiben.
#Hack 4: Starke Call-to-Actions fragen vor allem nach persönlichen Geschichten. Überfordere deinen Leser nicht mit Meinungsfragen zu komplexen politischen Themen, zu denen er eine Doktorarbeit zur Außenpolitik Russlands verfassen müsste.
#Hack 5: Der Einstieg sollte sich nicht doppeln mit der Zeile, die auf dem Postingbild liegt.
Alle Tipps findest du in Anne-Kathrins Newsletter (Abre numa nova janela) (Folgeempfehlung!)
Was bedeuten die Reichweiten-Learnings für die Strategie meines Instagram-Accounts?
Mit welchen Formaten soll ich mich auf Instagram aufstellen, um erfolgreich zu wachsen und viele Leute zu erreichen? Diese Frage bekomme ich häufig von Kunden-Seite gestellt.
Alle reden von Video auf Instagram. Instagram pusht Reels derzeit über den Algorithmus. Tatsächlich sieht man auch in den Insights, dass Reels konstant gute Reichweiten erhalten. Aber muss ich immer auf Video setzen?
Nein. Ich würde auch die eigene Community fragen: Welche Formate findet IHR am besten? Ein Beispiel:
Die FollowerInnen unseres Beispiel-Accounts sind in der Mehrzahl zwischen 45 und 65 Jahre (Eine große Zielgruppe, die aus meiner Sicht auf Instagram sehr vernachlässigt wird).
Bei einer Umfrage in der Story des Accounts gab die Mehrheit (84 Prozent) an, dass sie auf Instagram auch regelmäßig Reels schauen. Bei der Frage, ob sie lieber Fotos oder Videos schauen, antworteten 87 Prozent mit Fotos.
Es kommt also sehr auf die eigene Zielgruppe an, welche Formate man auswählt. In diesem Fall macht es Sinn, Fotos und Foto-Galerien zu posten und Reels ergänzend stattfinden zu lassen. Bei einer jüngeren Zielgruppe wäre es vielleicht genau umgekehrt.
Instagram Ausblick 2022
Ich erwarte nicht, dass die Reichweiten-Reaktions-Kurven in den kommenden Monaten genau so bleiben werden. Dafür verändert sich bei Instagram aktuell zu viel. Neben dem normalen Feed wird den NutzerInnen inzwischen u.a. auch ein chronologischer Feed angeboten.
Anfang April kündigte Instagram vage an, „Original-Content“ im Algorithmus besser zu ranken. Was das konkret bedeutet, wird man erst in den nächsten Wochen und Monaten in den Insights sehen.
Vorteil durch einfache Auswertungen
Wir sehen an diesem Beispiel auch, wie leicht man anhand weniger strategischer Überlegungen ein klares Bild für seine eigene Instagram-Strategie erhält.
Die wichtigsten Punkte dafür sind aus meiner Sicht, die eigenen Zahlen kontinuierlich auszuwerten und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Bei dem Tempo, mit dem sich Instagram derzeit verändert, kann einem das aktuell einen entscheidenden Vorteil für den eigenen Kanal bringen.
Einladung: Folge mir gern auf meinem Instagram-Kanal @anrickman (Abre numa nova janela). Dort teile ich neben Fotos aus Brandenburg auch regelmäßig Meinungen, Gedanken und Entdeckungen zu Instagram und Social Media.
Über mich: Ich bin gelernter Journalist und berate Unternehmen und Medienhäuser bei Social Media und digitaler Kommunikation. Zuvor war ich unter anderem Direktor für Digitales Wachstum / Social Media bei BILD.
Weitere Linktipps:
Ich bin nun seit Anfang 2021 selbständig und habe drüben bei LinkedIn vor einigen Tagen 7 Learnings und Erfahrungen aus den ersten knapp anderthalb Jahren Selbständigkeit (Abre numa nova janela) geteilt.
Hörtipp: In ihrem Podcast „Rushour“ spricht Isabell Prophet über den Umgang mit Nachrichten und Social Media. Früher hatte man die Zeitung und die Abendnachrichten. Heute hat man 24/7 Social Media. Wie viel Endlos-Schleife tut eigentlich noch gut? Ein sehr aktuelles Thema. Hier gelangt ihr zur Podcast-Folge (Abre numa nova janela)
Vergangene Woche habe ich beim Jugend Medien Programm der Bundeswehr die Lehrredaktion Social Media mit jungen Erwachsenenen zwischen 15 und 20 Jahren geleitet – und dabei viel über ihren Umgang mit Social Media und Journalismus gelernt: Meine Gedanken dazu liest du hier. (Abre numa nova janela)
Im Newsletter Blaupause beschäftigt sich Sebastian Esser mit Membership-Modellen. Ein Ratgeber für alle, die unabhängig publizieren. Unbedingte Folgeempfehlung (Abre numa nova janela).