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Prokrastination bei Studenten und Studentinnen

10 gute Gründe für ein Coaching der Exekutivfunktionen bei ADHS / Prokrastination im Studium



Vor ein paar Tagen hat meine Frau Romy entnervt von mir gefordert, dass ich unsere private Telefonnummer aus dem Netz nehmen soll. Ständig würde das Telefon klingeln und es seien Eltern bzw. auch meist "jünger" klingende Frauen (sehr selten auch Männer), die wegen Erledigungsblockaden am Ende der Abizeit oder zu Beginn des Studium jetzt ganz dringend Hilfe benötigen.

Sehr sehr sehr dringend. Und ich sei jetzt die letzte Hilfe, weil man doch schon vorher ALLES versucht habe...

Es wurde von Tag zu Tag mehr und sie ist schon gar nicht mehr ans Telefon gegangen, was dann auch irgendwie blöd wurde.


Meist steht dabei der Wunsch nach einer ADHS-Diagnostik im Vordergrund.
Und vielleicht auch die vage Hoffnung, dann über eine (medikamentöse) Behandlung in letzter Minute noch die aktuelle Blockade und Selbsterschöpfung abwenden zu können.

Aber meistens muss ich da frustrieren : Meine Zeit ist auch endlich und ich schaffe einfach neben der Arbeit als Chefarzt nicht noch zusätzlich ganz viele ambulante Diagnostiktermine. Zumal ich diese online nun wirklich nicht durchführen mag und kann. Und mir für mehrere ambulante Termine schlicht selber die Zeit fehlt.

Und ich habe mich dann auch gefragt, ob das nun in der akuten Situation wirklich der nächste Schritt, der Wendepunkt wäre, der sie dann einen entscheidenden Schritt weiter bringt.

Was hilft bei Prokrastination bei Studenten?

Denn was wünscht man sich den eigentlich als Student mit Prokrastination bzw. was würden wir Eltern unseren heranwachsenden Kindern in dieser Situation wünschen?

Ich würde meinem Sohn (oder einer etwaigen Tochter) doch wünschen, dass er begeistert uns Rückmeldung geben kann in der Form :


Ich komme von Woche zu Woche besser in meinem Studium an und habe einen guten, machbaren Studienplan mit ausreichend Zeit für Pausen und auch Pufferzeiten.
Ich erlebe Klarheit über meine Stärken und kann mich im Studium entsprechend meiner Neigungen und Interessen weiter entwickeln.

Es macht mir einfach Spass zu studieren, so wie es meiner Begabung und meinem Leistungsvermögen entspricht. 

Nun ja.  Anfangsprobleme sind ja normal. Aber bei mir kam es eben anders. Und offenbar erleben es weit mehr Eltern bzw. eben die Studenten dann, dass das Studium zur ständigen Qual an der Grenze der maximalen Belastungsgrenze wird.  Und weit darüber hinaus. 

So war es dann jedenfalls bei mir : Ich saß ewig beim Lernen bzw. vor dem Rechner, hab aber von Woche zu Woche weniger geschafft. Je näher die Prüfungen kamen, desto unendlicher wurde meine Liste der unerledigten Dinge.

Ich bekam Schlafstörungen, was nicht gerade zur Verbesserung meiner Konzentration beigetragen hat.

Und ich habe mir immer mehr Stress selber gemacht.

Und vielleicht noch schlimmer : Dabei habe ich die Übersicht über andere scheinbar ganz simple Dinge in meinem Studentenzimmer, den Kühlschrank und meine Finanzen verloren.

Und mich fürchterlich geschämt, dass es so war. 

Und natürlich : Wie werde ich Prokrastination wieder los?

Vom Wollen ins Tun -  Wieso komme ich trotz maximaler Anstrengung und hoher Intelligenz nicht zum Handeln?

Denn genau diese gleiche Situation kannte ich ja damals aus meinem Studium auch.

Also, wo ist der wirkliche Schmerzpunkt bei der Prokrastination ?
Warum zum Teufel bekomme ich es nicht besser und leichter hin, die ganz einfachen Dinge wie Termine, Aufgaben im Alltag und Selbstfürsorge unter einen Hut zu bekommen.


Während meine Kommilitonen häufig auf  legendären Juristenfeten mit den Panzerknackern oder Fury in the Slaughterhouse  oder anderen Festivitäten in Göttingen unterwegs waren, habe ich versucht zu Lernen.

Es ist nur leider verdammt wenig hängen geblieben, gemessen an dem enormen zeitlichem Aufwand und dem enormen emotionalen Druck unter dem ich ständig stand. 

Und ist überhaupt mein Zeitmanagement und meine Schwierigkeiten Ordnung zu halten das Problem?

Ich habe damals viel gesucht und gelesen zu Prokrastination bei Studenten oder Aufschieberitis. Ich weiss gar nicht, ob Google da schon so hilfreich war.
Aber so ganz habe ich mich nie in den Schilderungen und den unzählichen Selbsthilfebüchern wieder gefunden.

Ich bin weder faul noch unmotiviert. Im Gegenteil : Eher gehörte ich immer zu den Top 3% der Schule von den Leistungen und mein Ehrgeiz war wohl entsprechend.

Ich habe kein Problem mit Unpünktlichkeit und auch nicht so wirklich damit, dass ich Fristen nicht einhalten will. Meistens schaffe ich es auch irgendwie. 


Probleme der Exekutivfunktionen und Emotionsregulation bei Prokrastination

Letztlich ist es keine Frage vom Wollen. Und auch nicht vom Können im Sinne von Intelligenz oder von Faulheit. 



Es geht um eine angeborene Besonderheit der höheren Handlungsfunktionen des Gehirns, die man für die Selbstregulation von Gefühlen und Wahrnehmungen, aber eben auch die Umsetzung im Sinne von Selbstmanagement braucht.

Mit dem Übergang aus dem "Hotel Mama" in eine selbstregulierte Umgebung werden diese Handlungsfunktionen eben besonders gefordert. 

Plötzlich soll das Gehirn Dinge erledigen, die sonst quasi selbstverständlich "geliefert" wurden. Und das noch dazu in einer Umstellungsphase, in einer neuen Umgebung und unter ganz anderen Stimmungslagen als "zu Haus".

Hier helfen nach meiner Erfahrung aber eben leider nicht übliche "Lernkurse", die nun vielleicht gute Tips für die Studienorganisation oder Planung von Prüfungen vermitteln. Sicher nicht schlecht, aber eher am Bedarf vorbei.

Dennoch bei Prokrastination geht es eher um ganz kleine alltägliche Dinge, die dann sich "aufhäufen" und zu emotionalen Blockaden summieren.

Aber manchmal findet man dann allein einfach nicht den richtigen Weg, den Anfang oder schlicht den Glauben an sich selbst.

10 gute Gründe für ein Coaching der Exekutivfunktionen im Studium

Häufig versucht man als Elternteil zunächst, von zu Hause aus eine Unterstützung anzubieten. Das kann das Korrigieren von Studienarbeiten, die Erledigung von Hausarbeiten oder sonstige Dinge sein. Aber es hilft natürlich nicht. 

Denn die eigene Mutter bzw. der Vater kann eben dann bei der Selbstständigkeitsentwicklung nicht wirklich helfen.
Oder nervt schlicht und ergreifend. 

Hier habe ich mal 10 gute Gründe für ein Coaching der Exekutivfunktionen bei Studentinnen und Studenten zusammengefasst

Es ist allgemein bekannt, dass das Studium eine schwierige Zeit für Studenten sein kann, insbesondere für solche mit ADHS. Die Forschung und letztlich auch die praktische Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass Coaching eine wirksame Intervention bei Defiziten der exekutiven Funktionen bei jungen Erwachsenen mit ADHS sein kann. 

Nachfolgendfinden Sie zehn Vorteile des Coachings für Exekutivfunktionen bei erwachsenen ADHS-Studenten:

1. Verbesserte Organisations- und Zeitmanagementfähigkeiten.

2. Bessere Fähigkeit, Ziele zu setzen und zu erreichen.

3. Verbesserte Selbstwahrnehmung und besseres Verständnis der ADHS-Symptome.

4. gesteigerte Fähigkeiten zur Eigenständigkeit.

5. Größere Kenntnis der akademischen und sozialen Ressourcen auf dem Campus.

6. Positiverer Ausblick auf die Studium-Erfahrung mit der realistischen Chance eines guten (zeitlich machbaren) Uni-Abschluss

7. Bessere  bessere Leistungen und Noten im Studium.

8. Bessere Fähigkeit, Freunde zu finden und zu halten.

9. Gesteigertes Gefühl der Selbstwirksamkeit und des Selbstvertrauens.

10. Größere Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Übergangs ins Erwachsenenalter ohne Depressionen oder Angststörungen

Aus meinen eigenen Erfahrungen habe ich dazu ein Einzel- und Gruppencoaching entwickelt, das sich spezieller mit der Rolle der höheren Handlungsfunktionen und der emotionalen Besonderheiten im ADHS-Spektrum beschäftigt. Ich verfolge dabei ja einen ressourcen-orientierten Ansatz, sehe also Neurodiversität nicht negativ sondern als Potential.

Mehr dazu ggf. unter webpsychiater(at)gmail.com

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