April-Nachrichten zu ADHS
Hallo Liebe LeserInnen und Leser!
Die Themen in diesem Newsletter:
1. Meine ADHSSpektrum-Community
2. Was ist typisch ADHS, wird aber häufig übersehen?
3. Mikroplastik und Entwicklungsstörungen
4.. Kardiomyopathie unter Methylphenidat?
5.. Der Echte Martin - Aufreger der Woche
Die ADHSSpektrum-Community ist gestartet
Mit den Osterfeiertagen habe ich ja meine neue ADHSSpektrum-Community an den Start gebracht und syndromtypisch viel Zeit damit “verplempert”.
Sie ist ja gedacht, damit ich mich speziell mit den engsten Unterstützern von Euch (also den “Vorkämpfern” hier bei Steady und den TeilnehmerInnen und Teilnehmern meiner Coaching-Gruppe) noch besser austauschen kann. Ich habe ja auf ADHSSpektrum.com (Abre numa nova janela) dazu auch einen Beitrag gepostet. Über die Community biete ich ja auch das Buddy-Coaching an, ausserdem werde ich den Zugang zu den älteren Webinaren darüber besser machen können bzw. eben verschiedene Foren und später auch Kurse zu Neurodivergenz hosten.
Es bildet sich jetzt schon eine tolle Truppe, die sich gegenseitig unterstützt (wir legen beispielsweise jeweils Wochenaufgaben u.a. für das Coaching fest…). Ausserdem kann man prima von den Erfahrungen der anderen TeilnehmerInnen profitieren und sich gegenseitig super unterstützen.
Wenn Du schon im Paket 3 (Vorkämpfer) dabei bist, solltest du auch in der Community mit dabei sein. Melde dich dann gerne bei mir per pn (webpsychiater@gmail.com (Abre numa nova janela)).
Wenn Du unter chronischer Neugier leiden solltest (und wer von uns tut das mit ADHS nicht) und gerne auch dabei wärst, ist jetzt der beste Zeitpunkt dann in das Paket 3 um- oder einzusteigen :-) . Gebt mir aber jeweils ein paar Stunden Zeit, euch dann jeweils per mail einzuladen (ich bin nicht 24 h online)
2. Was ist typisch ADHS - wird aber häufig übersehen
Bei Threads bin ich ja gerne aktiv und habe auch dort inzwischen einen ziemlich aktiven Austausch. Eins der letzten Postings war :
“Welches Symptome / Merkmal von ADHS bei (Abre numa nova janela) Frauen ist für dich eigentlich super charakteristisch (quasi eine Art "signature" von ADHS), wird aber von Therapeuten und Ärzten überhaupt nicht gedanklich mit ADHS in Verbindung gebracht?Fang mal an : Jahrelange Einnahme von SSRI Antidepressiva bei "Depressionen" ohne Wirkung...”
Bis jetzt über 130 Antworten u.a.
Überdurchschnittliches Interesse an Komplexem, Verlust des Interesses bei Einfachheit: "Überdurchschnittlich hohes Interesse an allem, was einen interessiert... keine Lust mehr und es liegt Jahre herum." - itisme_gigi
Prokrastination trotz einfacher Aufgaben: "Ich kann nur Sachen machen auf die ich Bock hab, alles andere quält mich, so dass ich es wochen- bis jahrelang aufschieb." - shade_dnb
Emotionale und hormonelle Schwankungen: "Prämenstruelle Dysphorische Störung und generell alle Hormonell Bedingten Probleme und Auswirkungen." - sarifrom_theblock
Abendliche Erschöpfung nach permanenter Reizüberflutung: "Die regelmäßige abendliche Erschöpfung... lassen mich ab 18 Uhr kraftlos zusammensacken." - bejewlybackhome
Masking und Überkompensation führen zu Erschöpfung: "Krasses masking, Überkompensieren und damit einhergehende Kontrollmechanismen, und abends Erschöpfung und selbsthass weinen." - taifuntrulla
Umfangreiche körperliche Symptome: "Schwerste PMDS mit Suizidgedanken, Depersonalisation, Dissoziation, Selbst- und Fremdgefährdung..." - hallofrauotter
Atypische Reaktionen auf Anästhetika und Medikamente: "Anästhetika, Benzos und Analgetika wirken atypisch bis gar nicht." - brombeer_eis
Vielfältige Hobbies mit tiefem Wissen, aber unvollendeten Projekten: "Ein Katalog and Hobbies und Interessen über die man...alles weiß..." - stunning_jo
Rededrang, oft fehlinterpretiert als typisch weibliches Verhalten: "Overstating, also reden ohne Ende..." - xolorii
Hohe Geräuschempfindlichkeit und Lautstärkeüberlastung: "Es ist immer alles so laut." - dogtor_donna
Essstörung als Bewältigungsmechanismus für emotionale Last: "Warscheinlich meine Essstörung, die entweder der Depression oder als Art selbstverletzendes Verhalten der Borderlinestörung zugeordnet wurde." - takus.art (Abre numa nova janela)
Hochsensibilität auf Geräuschkulissen, hohe Grundnervosität: "Hochsensibel auf Geräuschkulissen...hohe Grundnervosität..." - zavazano
Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung von Aufmerksamkeit und Konzentration in Bildungsumgebungen: "Lehrerinnen und Ausbilderinnen haben wiederholt versucht mich der Träumerei zu überführen..." - silke_burmeister
Diese Zitate veranschaulichen die vielfältigen und oft herausfordernden Erfahrungen von Personen mit Neurodivergenz, speziell ADHS, und unterstreichen die Notwendigkeit eines tiefgehenden Verständnisses und einer individuell angepassten Unterstützung.
Fehlt euch noch was ?
Mikroplastik und BPA: Unsichtbare Bedrohung für die kindliche Entwicklung
Plastik bzw. Kunststoffe sind überall. Sie finden sich in Verpackungen, Spielzeug, Haushaltsgeräten und sogar in der Kleidung. Doch was viele nicht wissen: Diese allgegenwärtigen Materialien können eine unsichtbare Bedrohung für unsere Gesundheit darstellen, insbesondere für die der jüngsten und empfindlichsten Mitglieder unserer Gesellschaft – unserer Kinder. Und hier nochmal speziell für Kinder und Jugendliche aus dem ADHS - und Autismus-Spektrum
Was sind Mikroplastik und Bisphenol A (BPA)?
Mikroplastik bezeichnet kleine Kunststoffpartikel, die kleiner als fünf Millimeter sind. Sie entstehen entweder durch den Zerfall größerer Kunststoffteile oder werden direkt in dieser kleinen Form produziert, wie es beispielsweise bei Kosmetikprodukten der Fall ist. Diese Partikel können über die Nahrungskette in den menschlichen Körper gelangen und stellen aufgrund ihrer Größe und ihrer chemischen Eigenschaften ein gesundheitliches Risiko dar.
Bisphenol A, kurz BPA, ist eine chemische Verbindung, die häufig bei der Herstellung von Polycarbonat-Kunststoffen und Epoxidharzen verwendet wird. Diese Stoffe sind in vielen alltäglichen Gegenständen zu finden, von Wasserflaschen bis hin zu Innenbeschichtungen von Konservendosen. BPA kann aus diesen Materialien herauslösen und in Lebensmittel oder Getränke übergehen, was wiederum zu einer Aufnahme durch den Menschen führt.
Gesundheitliche Bedenken
Sowohl Mikroplastik als auch BPA sind als endokrine Disruptoren bekannt, das heißt, sie können in das Hormonsystem des Körpers eingreifen und dieses stören. Dies ist besonders besorgniserregend bei Kindern, deren Körper und Gehirn sich noch in der Entwicklung befinden. Störungen in diesem sensiblen Prozess können zu langfristigen Gesundheitsproblemen führen.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie hat nun Licht auf die möglichen Auswirkungen von BPA und einem weiteren Weichmacher, Diethylhexylphthalat (DEHP), auf Kinder mit neurologischen Entwicklungsstörungen geworfen. Durchgeführt von einem Team um T. Peter Stein, Margaret D. Schluter, Robert A. Steer und Xue Ming, fokussierte sich die Untersuchung auf die Frage, wie diese Chemikalien die Gesundheit von Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASD) und Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHD) beeinflussen.
Die Studie und ihre Ergebnisse
Die Studie untersuchte die Effizienz der Glucuronidierung – ein wichtiger Prozess zur Entgiftung von BPA und DEHP – bei Kindern mit ASD, ADHD sowie bei einer gesunden Kontrollgruppe. Es zeigte sich, dass Kinder mit ASD und ADHD eine signifikant reduzierte Fähigkeit zur Glucuronidierung von BPA aufwiesen, was auf eine erhöhte Exposition gegenüber diesen Chemikalien in ihrem Gewebe hinweist. Dieser Stoffwechselweg war bei Autisten um 11 %, bei ADHS um 17 % reduziert.
Dies könnte potenziell zu den Entwicklungsstörungen beitragen oder bestehende Probleme verschärfen. Wobei man eben eher annimmt, dass die genetische Disposition dann zu einer zusätzlichen umwelt-chemischen Beeinträchtigung durch die verminderte “Entgiftung” von den BPA und DEHP führt und diese (potentiell) zur weiteren Schädigung u.a. in der Vernetzung im Gehirn und der Funktionsfähigkeit führen kann.
Bedeutung der Erkenntnisse
Diese Ergebnisse sind alarmierend, da sie nahelegen, dass die Exposition gegenüber bestimmten Chemikalien in unserer Umwelt nicht nur ein allgemeines Gesundheitsrisiko darstellt, sondern insbesondere Kinder mit Entwicklungsstörungen zusätzlich belasten könnte. Sie unterstreichen die Dringlichkeit, unsere Exposition gegenüber diesen Substanzen zu minimieren und sicherere Alternativen zu entwickeln.
Was können wir tun?
Als Einzelne können wir versuchen, unseren Konsum von Kunststoffprodukten zu reduzieren, insbesondere bei Artikeln, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. Auf politischer Ebene sind strengere Regulierungen und Grenzwerte für den Einsatz von BPA und Phthalaten in Produkten erforderlich, die besonders von Kindern genutzt werden. Wir können aber nicht zurück ins Mittelalter und diese Stoffe sind da. Insofern kann man nur achtsam sein, womit man sich umgibt bzw. welche Konsumgüter da besonders gefährdet sind.
Die Studie von Stein et al. ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines besseren Verständnisses der komplexen Interaktionen zwischen unserer Umwelt und der menschlichen Gesundheit.
Ich selber habe noch keine abschliessende Meinung dazu, wie relevant das wirklich ist. Aber erschrocken bin ich auf jeden Fall.
Quelle :
Kardiomyopathie unter ADHS-Medikation
Nach dem letzten Beitrag über kardio-vaskuläre Risiken von MPH habe ich noch eine Studie zu diesem Thema gefunden, die ich euch vorstellen möchte.
Ganz wichtig : Sowas klingt erstmal alarmierend, ist es aber ganz und gar nicht.
Das absolute Risiko unter der Medikation ist insgesamt sehr gering und eben nicht wirklich höher als ohne Behandlung. Andererseits sind die Gesundheitsrisiken bei ADHS OHNE Behandlung erheblich, d.h. ADHS ist eine lebensverkürzende Erkrankung gerade auch durch Herz-Kreislauferkrankungen.
In einer aktuellen Studie wurde festgestellt, dass Medikamente zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHD), wie Ritalin oder Adderall, mit einem erhöhten Risiko für Kardiomyopathie, eine Schwächung des Herzmuskels, verbunden sein könnten. Dieses Risiko scheint mit der Dauer der Medikamenteneinnahme zu steigen.
Personen im Alter von 20 bis 40 Jahren, die ADHD-Medikamente einnahmen, hatten demnach ein um 17% erhöhtes Risiko, innerhalb eines Jahres und ein um 57% erhöhtes Risiko, innerhalb von acht Jahren eine Kardiomyopathie zu entwickeln, verglichen mit Gleichaltrigen, die keine solchen Medikamente verwendeten. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Kardiomyopathien in jungen Jahren selten auftreten und das absolute Risiko für den Einzelnen trotz der Einnahme von ADHD-Medikamenten sehr gering bleibt.
Die Studie konnte keinen direkten Kausalzusammenhang zwischen der Medikamenteneinnahme und der Entwicklung einer Kardiomyopathie beweisen. Die Forschenden unterstreichen, dass das Risiko zwar real, aber insgesamt gering sei. Die Erkenntnisse sollen auf der Jahrestagung des American College of Cardiology vorgestellt werden und sind bis zur Veröffentlichung in einem Fachjournal als vorläufig zu betrachten.
Die Untersuchung basierte auf Daten aus 80 Krankenhäusern in den USA, wobei Personen im Alter von 20 bis 40 Jahren, die stimulierende ADHD-Medikamente einnahmen, mit einer Kontrollgruppe ohne solche Medikamente verglichen wurden. Obwohl das relative Risiko für eine Kardiomyopathie nach etwa acht Jahren Medikamenteneinnahme anstieg und in den letzten zwei Jahren abnahm, blieb die absolute Häufigkeit von Kardiomyopathie gering.
Allerdings war die Inzidenz von Kardiomyopathie in absoluten Zahlen immer noch ziemlich niedrig: Nach 10 Jahren wurde festgestellt, dass knapp unter 1% der Patienten, die ADHD-Medikamente einnahmen, einen geschwächten Herzmuskel hatten, wie das Team von Gerard berichtete.
Anders ausgedrückt: „Man kann fast 2.000 Patienten für ein Jahr diese Medikamente nehmen lassen und es könnte nur einer von ihnen eine Kardiomyopathie entwickeln, die er sonst nicht gehabt hätte. Aber wenn man sie 10 Jahre lang darauf lässt, wird es bei 1 von 500 passieren“, sagte Gerard in einer Pressemitteilung zur Tagung.
Vielleicht wird einfach auch mehr erkannt, dass eine Kardiomyopathie vorliegt, wenn man in ärztlicher Behandlung ist.
Die Studienergebnisse legen nahe, dass Ärzte und Patienten dieses Risiko zwar im Auge behalten, aber keine Änderungen in den Verschreibungspraktiken vornehmen sollten. Auch routinemäßige Herzuntersuchungen vor der Verschreibung von ADHD-Medikamenten scheinen nicht gerechtfertigt.
Diese Erkenntnisse bieten wichtige Informationen für Ärzte und Patienten und unterstreichen die Notwendigkeit einer sorgfältigen Abwägung der Risiken und Vorteile bei der Verschreibung von ADHD-Medikamenten.
Rubrik : Echter Martin - Meine Aufreger
In der sehr zu empfehlenden Therapeutenliste für Ärzte und PsychologInnen (sorry, nur die) hat Jörg Dreher bescheinigt, mal wieder einen “echten Martin” geliefert zu haben. Damit meint er, dass ich einer Diskussion über Chronische Erschöpfungssyndrome / ME abwertend und ggf. beleidigend gegenüber Kolleginnen geworden sei. Was ich zwar nicht so sehe, aber Selbstwahrnehmung ist so eine Sache. Vor allem ist es so, dass ich mich bei bei bestimmten Sichtweisen, die dann als objektive Wahrheiten dargestellt werden, im ADHS-Bereich wirklich tierisch aufrege und nicht gut entärgern kann. Kennst du vielleicht auch…
Was dazu führt, dass ich häufiger mich in eine blöde Lage durch den Kommunikationsstil bringe, so dass der Sachinhalt dann vom Gegenüber nicht ernstgenommen werden würde.
Aber ganz ehrlich : Hier in der Mailingliste bzw. ggf. auch in meiner neuen Community möchte ich euch gar nicht davor schützen! Ich bin mir meiner Kommunikationsverantwortung schon bewusst und möchte nicht beliebig über Grenzen von anderen Menschen trampeln. Aber manchmal muss das sein.
Dafür habe ich ja meinen Blog bzw. jetzt auch die ADHSSpektrum-Community. Man muss und soll nicht immer meiner Meinung sein. Aber ich muss mir auch nicht jeden Schwachsinn von Leuten gefallen lassen, die ihren eigenen Horizont zum Maßstab der ADHS-Welt machen.
Daher gibt es hier jetzt die Rubrik “echter Martin”
Aufreger aus der ADHS-Welt und drum herum, die meinen Puls auf 130 bringen und mich fassungslos werden lassen.
Schreib mal in den Kommentaren oder als PN (webpsychiater@gmail.com (Abre numa nova janela)) , was für dich da Themen wären, die ich ungedingt aufgreifen müsste, bzw. die dich wie ein HB-Männchen in die Luft gehen lassen….
So, da bin ich wieder an einem vorläufigen Ende angekommen.
Danke für´s Lesen bzw. auch Teilen / Reposten. Vielleicht können wir ja auch zukünftig in der Community über einige Themen in Austausch kommen.
Das nächste Online-Meeting ist gerade in Vorbereitung, demnächst mehr….
Liebe Grüße und eine schöne Woche
Martin