PBN-Labor #2 mit Frauen, Wurst und der M1
Leute, der Frühling, es wird!!
Hallo!
Wie schön, dass ihr wieder eingeschaltet habt. Wir befinden uns in Woche zwei unserer kleinen, gemeinsamen Reise Richtung Zukunft der PBN sowie einen Tag vor den Feierlichkeiten zu “Ich möchte nicht, dass mein Mann mir im Haushalt hilft. Es reich völlig, wenn er seine 50 Prozent macht”.
Aus diesem Anlass steht uns ein längeres Wochenende bevor, und da wir uns hier komplett dem Servicegedanken verschrieben haben, kommen zuallererst ein paar Tipps für alle, denen gerade erst aufgefallen ist, dass morgen Feiertag ist.
Service zum Serviceteil: Die S-Bahn streikt noch bis Freitagmittag.
Mitmachen
Ab Donnerstag, 07.03.
Einmal hin, diverse Kurzfilme drin, und die sind sogar alle in diesem Jahr für den Oscar nominiert. Das Lichtblick Kino in der Kastanienallee zeigt die gebündelten Werke noch bis Mittwoch (Termine (Opens in a new window)).
Freitag, 08.03, 19.45 Uhr
Astronomie – noch so ein Bereich, in dem Frauen viel geleistet haben, die heute keiner kennt. “Hidden Stars. Wie Frauen die Sterne entdeckten” im Zeiss-Großplanetarium (Opens in a new window)klärt auf.
Freitag, 08.03., 10-18 Uhr
Kostenlose Spezialführungen, die mit feministischer Perspektive auf die beiden Sonderausstellungen zu Wolf Biermann und alternativer Geschichte (“Roads not Taken”) blicken, bietet das Deutsche Historische Museum (Opens in a new window)(bekannt durch seine Lage vor den Toren des Prenzlauer Bergs).
Immer
Andererseits sind drei freie Tage die beste Gelegenheit für alle, die es noch nicht getan haben, endlich “Capital B” wegzubingen. Die fünfteilige Doku über Berlin seit dem Mauerfall erklärt einfach sehr, sehr gut, warum heute alles so ist, wie es ist (verfügbar in der Arte-Mediathek (Opens in a new window)).
Wochenthema: Die umgekehrte Salami
An dieser Stelle wird es Zeit, dass wir über Wurst sprechen, konkreter Salami. Im allgemeinen Sprachgebrauch assoziiert man mit dieser eine Taktik, bei der Wahrheiten nur scheibchenweise enthüllt werden, bis irgendwann alle Feinheiten der Wurst in Einzelscheiben offen daliegen.
Genau andersherum läuft es bei einer Art der Berichterstattung, die ich persönlich Die umgekehrte Salami nenne und die wir Journalist:innen gerne nutzen, um sich langsam entwickelnde Prozesse zu begleiten.
Scheibchen für Scheibchen kleben wir Artikel an Artikel, bis sich irgendwann das ganze Bild bzw. die ganze Wurst daraus ergibt.
Konkrete Beispiele dafür sind die 1.002 Berichte über die geplanten Baumaßnahmen am Jahn-Sportpark / die marode Brücke an der Schönhauser Allee / Oliver Pochers Beziehungsstatus. Das ist toll, weil Die umgekehrte Salami Prozesse wahnsinnig transparent macht und alle bestens beschäftigt, die Nachrichtenschnipsel-Verfolgen beruflich machen oder über zu viel Tagesfreizeit verfügen, seit Richter Alexander Hold nicht mehr läuft.
Viele andere schaffen es aber einfach nicht mehr, alles ständig im Blick zu behalten und schalten irgendwann komplett ab.
Im Rahmen dieses Labors möchten wir uns gerne einer Lösung dieses Problems annähern.
Ein Thema, bei dem man gerne automatisch weiterscrollt, hört auf den Namen Kiezblocks. Ständig gibt es neue Informationen, was jetzt wo genehmigt aber noch nicht umgesetzt wurde, weil Winter / Geldmangel / Kreuzkrötenfund. Aktuell zum Beispiel der Beschluss, auch Bötzow-, Kastanien- und Vinetakiez verkehrszuberuhigen aus der vergangenen Woche. (Opens in a new window)
Die Idee ist, die zentralen Informationen an einem Ort übersichtlich zu bündeln, der sich aktualisieren und erweitern lässt. Einen ersten Aufschlag zu besagten Kiezblocks findet ihr hier:
Für alle, die gerne wissen, was sie hinter dem Klick erwartet, präsentiere ich diese Teaser-Screenshots:
Das ist, wie gesagt, nur ein erster Aufschlag. Die wichtigste Frage ist erstmal, ob ihr sowas überhaupt wollt?
Wollt ihr? Ich freue mich über Feedback, aber auch alternative Ideen und Wünsche unter
→ redaktion@prenzlauerberg-nachrichten.de (Opens in a new window).
Das Ganze entbindet uns jedoch nicht von einzelnen Artikeln, die sich weiterhin zu großen Themen aufdrängen werden, deren Essenz dann wiederum in die Überblicksgrafik fließt.
Heute senden wir in dieser Reihe:
Warum dauert das mit den Kiezblocks so lange?!
Worum geht’s?
In Pankow wird ein neuer Kiezblock nach dem nächsten beschlossen, aber der Bezirk bekommt die einfach nicht auf die Straße. Aktuell läuft noch die Evaluierung des ersten Projektes im Weißenseer Komponistenviertel. Am Arnimkiez wird seit dem vergangenen Jahr herumgeplant, aber zu sehen ist noch nichts. In der Pipeline warten derweil bereits vier weitere Kieze; andere sollen folgen.
Warum ist das wichtig?
Nichts ermüdet mehr als der Anblick von Verwaltung, die nicht aus dem Knick kommt. Wenn man Misanthrop:innen und Nicht-Wähler:innen heranziehen möchte, dann so.
Zudem zeigt die Forschung, dass die Akzeptanz für solche Veränderungen in der Nachbarschaft höher ist, wenn sich alle gut informiert fühlen. Bei Entwicklungen im Schneckentempo ist das schwer zu erreichen.
Was sagen Expert:innen?
Christine Ahrend ist Verkehrsplanerin an der TU Berlin, Cornelius Bechtler (Grüne) Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung. Ich habe mit beiden gesprochen und einige zentrale Gründe für die ewigen Wartezeiten identifiziert.
Ein Kiezblock ist nicht einfach nur ein Poller, sondern ein komplexes, an die jeweilige Nachbarschaft anzupassendes System. Das, Bonus-Level, derzeit in der Straßenverkehrsordnung so (noch) nicht vorgesehen ist. Jede Planung muss daher individuell von Hand gemacht werden. Allerdings gibt es mit der Zeit Lerneffekte. Der achte Kiezblock plant sich schneller als der erste.
In ganz Pankow gibt es aktuell einen Verkehrsplaner, der bereits gut ausgelastet ist und die Kiezblock-Planung on top absolviert.
Die Finanzierung läuft über einzelne Förderungen, die mal vom Bund, vom Land oder dem Bezirk selbst kommen und immer wieder neu beantragt – und genehmigt – werden müssen.
Nach dem politischen Beschluss für einen Kiezblock startet in der Verwaltung eine Kaskade an Vorgängen, von der konkreten Planung über Ausschreibungen und Bürgerbeteiligung bis hin zur Evaluation. Das braucht alles Zeit.
Wie geht es weiter?
Der Bezirk könnte den Turbo bei den Kiezblocks zünden, wenn er mehr Personal und eine gesicherte Finanzierung hätte, etwa als fester Bestandteil des Haushalts. Auch eine Integration in die Straßenverkehrsordnung könnte helfen.
Für den Verkehrsminister von der FDP und die Verkehrssenatorin von der CDU hat die Verkehrsberuhigung jedoch derzeit keine oberste Priorität. Der grüne Stadtrat auf Bezirksebene sitzt am kürzesten Hebel.
Fürs Erste hilft nur Geduld (die man ja immer leichter aufbringt, wenn man weiß, warum etwas lange dauert. Ich hoffe, das hier hilft).
Fehlt da nicht noch was? Ach ja,
Mitreden
Wenn im kommenden Jahr die Sanierung der S-Bahn-Brücke an der Schönhauser Allee beginnt, droht einer Sperrung der M1 für mehrere Jahre. Die Pankower Lokalpolitik hat nun eine Debatte (Opens in a new window) angestoßen, ob man die Tram nicht doch umleiten könne? Die BVG plant aktuell mit Schienenersatzverkehr mit Bussen. (Ganz recht, diese Brückensanierung ist auch so ein Salami-Thema, dem wir uns bald intensiver widmen wollen.)
Berlin sollte, trotz Volksentscheids, die Deutsche Wohnen und andere große Immobilienbesitzer:innen besser nicht enteignen. Das empfiehlt ein neues Gutachten des Landesrechnugnshofs. Die Entschädigungszahlungen wären so hoch, dass damit entweder ein riesiges Loch in den Landeshaushalt gerissen würde – oder die Mieten als Ausgleich massiv angehoben werden müssten, so das Gutachten. (Opens in a new window)Eine Expert:innenkommission hatte die Enteignung im vergangenen Jahr (Opens in a new window)für zumindest rechtlich möglich erklärt.
In der vergangenen Woche war der Volkspark Prenzlauer Berg für einen Tag gesperrt, nachdem ein Hund dort einen menschlichen Oberschenkel gefunden hatte. Mittlerweile ist die Leiche identifiziert und die Mordkommission ermittelt. (Opens in a new window)
Vorwarnung für alle, die das lange Wochenende mit ihren Kindern mit einem Zoo- oder Tierparkbesuch überbrücken wollen: Die Tageskarten sind massiv teurer geworden: Erwachsene zahlen an der Kasse vor Ort jetzt 24,50 Euro. Sparfüchse buchen vorher online (Opens in a new window). Da kosten die Tickets weiterhin ab 15,50 Euro (Betonung auf “ab”. Für Sonntag gibt’s gerade noch welche für 18,85 Euro #frühbucherrabatt).
That’s it.
Macht’s euch schön in den nächsten Tagen, das Wetter schreit danach, und wir melden uns wieder bei euch, aber meldet euch auch gerne vorher bei uns!
Juliane von den Prenzlauer Berg Nachrichten