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Die Nachtlektorin

Wiebke?

Ja, Schreibtisch?

Du siehst müde aus.

Bin ich auch.

Was hielt dich wach? Sorge? Hunger? Schnarchende Mitbewohner?

Nein. Die Nachtlektorin hat mich um 3.30 Uhr geweckt.

Bitte wer?

Der Nachtlektorin. Gehört offenbar zu meinem inneren Team. Sie kommentiert das, was ich am Vortag geschrieben habe und gibt mir dann Ratschläge, wie ich’s besser machen sollte.

Klingt hilfreich.

Ist es auch. Aber die Uhrzeit finde ich, sagen wir mal, ungünstig.

Hm. Und was machst du dann mit den Tipps der Nachtlektorin?

Spreche sie in meine Diktierapp und versuche, wieder einzuschlafen.

Was dir letzte Nacht nicht gelungen ist. Die Augenringe gehen dir bis zu den Knien.

Pfft. Du siehst heute auch nicht aus wie der knackigste Ast im Wald, Schreibtisch.

Na vielen Dank. Wenn du mich mal wieder putzen würdest, wäre das anders.

Ja, ja. Der Wink mit dem Staublappen. Erledige ich heute noch.

Danke.

Bitte.

Wiebke?

Ja, Schreibtisch?

DIE NACHTLEKTORIN, das klingt wie der Name einer krass darken Metalband.

Stimmt! Die machen bestimmt Brain Metal.

Gibt’s das Genre wirklich?

Jetzt ja.

Na dann, Wiebke. Frohes Schaffen. Und vergiss den Mittagsschlaf nicht.

Ein Buch mit Musik

Nico Rose: Hard, Heavy & Happy. Heavy Metal und die Kunst des guten Lebens. Heyne, 2022

“… dieses Gefühl in den Eingeweiden, wenn dir eine Doublebass-Salve das Zwerchfell püriert, das gemeinsame Singen, die Pyros auf der Haut. (…) Diese Empfindung, wenn sich der Mattenträger neben dir ins Propeller-Headbanging reinsteigert und du im Viervierteltakt von schwitzigen Haarspitzen ausgepeitscht wirst.”

Metal macht glücklich.

Gut, mich nicht. Dich vielleicht auch nicht. Aber den Metalhead an sich. Und davon gibt es ziemlich viele, allein in Deutschland rund sieben Millionen. (Opens in a new window)

Nico Rose, Wirtschaftspsychologe und Autor, ist einer von ihnen. Das obige Zitat stammt aus seinem Buch “Hard, Heavy & Happy” und ist, ganz nebenbei, beispielhaft für einen sinnlichen Schreibstil.

(Ehrlich. Ich wünschte, das mit dem pürierten Zwerchfell wäre von mir.)

Das Buch ist nicht nur unterhaltsam, sondern vor allem eine wissenschaftliche Abhandlung über Metal, Heavyness und psychische Gesundheit. Dazu gehören eine selbst durchgeführte Studie an 6000 Metalheads, Interviews mit diversen Schwermetall-Profis und ein Anhang, der ähnlich imposant ist wie der Stimmumfang von Rob Halford (Judas Priest). Literaturverzeichnis und Fußnoten sollten aber niemanden von der Lektüre abhalten.

Wie wird man Metalhead?

Rose schreibt sinngemäß: Wer mit 20 noch nicht konvertiert ist, für den ist der Metal Train abgefahren.

Ach ja?

Für die Recherche zu meinem Festivalroman ROCK YOUR BEAST habe ich meine Playlist testweise mit Sepultura, Slayer, Nightwish und Black Sabbath abgedunkelt.

Fazit: Man gewöhnt sich dran, aber so ganz meine Musik wird das nie.

Trotz des musikalischen Fremdelns habe ich viel gelernt bei der Lektüre. Dass Metal wütende Musik für fröhliche Menschen ist. Dass psychische Gesundheit nicht automatisch die Abwesenheit von psychischer Krankheit bedeutet. Dass Metal für Fans wie Nico Rose nicht nur nice to mosh to ist, sondern eine Lebenseinstellung.

Manchmal sogar ein Lebensretter.

Was noch?

Im April beginnt das Lektorat für meinen Festivalroman ROCK YOUR BEAST. Diesmal spitzt nicht die Nachtlektorin den Stift, sondern Tamara Leonhard, die auch schon KILL YOUR BEAST (Opens in a new window) lektoriert hat. Es wird also ernst und die Veröffentlichung rückt in greifbare Nähe.

Je nachdem, was Tamara noch so alles findet.

Ich freue mich jedenfalls unbändig, dass du meinen Festivalroman demnächst endlich in den Händen halten kannst.

Wenn du meinen Newsletter gern liest, dann freut mich das. Ich schreibe ihn ja auch gern. Empfiehl ihn bitte weiter! (Opens in a new window)

Ansonsten:

Genieße den Frühling! Bis nächsten Monat!

Deine Wiebke

www.wiebke-wimmer.de (Opens in a new window)