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#3 Background +: Drohnen über Stade

Background+ zur Ausgabe #3 | 27.03.2025 | zwoeins Wir!

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Das steckt drin

  • Interview mit Sicherheitsexperte Manuel Atug

  • Mehr Wissen für dich: Unsere Linksammlung zum Thema

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💬 “Theoretisch kann jede Otto-Normalbürgerin mit einer Drohne Schaden verursachen”

Interview mit Manuel Atug, Experte für IT-Sicherheit

Manuel Atug ist Sprecher und Gründer der AG Kritis. Er ist seit über 23 Jahren in der Informationssicherheit und dem Schutz kritischer Infrastrukturen als Berater und Prüfer tätig und befasst sich unter anderem mit den Themen Kritis, Cyberresilienz, sowie Bevölkerungs- und Katastrophenschutz. Für die Ausgabe #3 haben wir mit ihm gesprochen.

zwoeins Wir!: Hallo Manuel, seit 2024 werden vermehrt Drohnenüberflüge über kritischen Infrastrukturen in Norddeutschland registriert. Wie brisant ist die Situation in unserer Region?

Manuel Atug: Das Risiko für einen tatsächlichen Angriff im Kreis Stade ist eher gering – jedenfalls, wenn wir von russischen Aktivitäten sprechen. Denn ein solcher Angriff könnte einen NATO-Bündnisfall nach sich ziehen.

Was sind dann die Gründe für die Drohnenüberflüge?

Es kann sich um Spionageflüge handeln. Aber in vielen Fällen geht es nicht um heimliche Aufklärung, sondern um bewusste Demonstration: "Schaut, eure kritische Infrastruktur ist nicht sicher." Es geht also um Destabilisierung der Bevölkerung von innen. Russland setzt beispielsweise inzwischen auf sogenannte Wegwerfagenten – also bisher strafrechtlich unauffällige Personen, die im Auftrag z. B. Drohnen über sensible Bereiche fliegen lassen.

Hier in der Region wurden auffällig oft nachts Drohnen mit blinkenden Lichtern gesehen. Was steckt dahinter?

Wenn ich rot-grüne Punkte sehe und die Drohne minutenlang an einem Ort stehen bleibt, ist das vermutlich keine große und professionelle oder militärische Drohne für die Aufklärung oder sogar Wirkung – die müsste aufgrund ihrer Bauart zum Beispiel mit Flügeln kreisen. Aber das sagt nichts über irgendwelche Gefahrenpotentiale aus.

Warum?

Weil theoretisch jede Otto-Normalbürgerin mit einer Drohne Schaden verursachen kann.

Können Drohnen überhaupt abgewehrt werden?

Nur schwer. Professionelle Möglichkeiten wie Abfangdrohnen, die mit Netzen arbeiten, sind noch in der Entwicklung und werden nur vereinzelt eingesetzt. Störsender – sogenannte Jammer – sind nur bedingt wirkungsvoll, weil nicht alle Drohnen dieselbe Frequenz nutzen.

Und ein Abschuss?

Das ist hochgefährlich. Ein Geschoss, das nicht trifft, kommt trotzdem irgendwo runter und wirkt an der unkontrollierten Stelle, beispielsweise in einer Wohngegend ein paar Kilometer weiter weg. Und selbst wenn man trifft, ist unklar, wo die Drohne abstürzt oder hin trudelt – und was sie dabei möglicherweise trifft. Drohnen einfach abzuschießen, ist keine gute Option. Außerdem sind die meisten Sichtungen gar nicht eindeutig.

Was meinst du damit?

Das können auch Luftballons, Vögel oder Teelichter sein – oder Modellflugzeuge. Wenn so ein Objekt der Polizei gemeldet wird, rückt eine Streife aus. Aber bis die vor Ort ist, ist die Drohne oder das Objekt meist schon wieder weg. Ist sie noch da, müsste man etwas erkennen, das weiterhilft – z. B. das Modell. Dazu bräuchte jede Streifenwagenbesatzung die passende Ausrüstung. Und das ist nicht gegeben.

Was könnte die Polizei denn sonst noch erkennen?

Man muss bei Sichtungen unterscheiden, ob es sich um eine Consumer-Drohne oder eine professionelle handelt. Die Profi-Drohnen können beispielsweise bis zu sechs Meter Flügelspannweite haben – das sieht dann schon ganz anders aus. Aber: Gefahr kann von beiden ausgehen.

Und wenn der Streifenwagen passend ausgestattet und rechtzeitig da ist?

Müsste die Besatzung handeln dürfen.

Darf sie nicht?

Die Zuständigkeit ist ebenfalls ein Problem. Ein Beispiel: Fliegt eine Drohne über einem Flughafen, ist die Bundespolizei zuständig. Fliegt sie vom Flughafen weg, ist es ab der Grenze des Flughafengeländes die Polizeibehörde in dem jeweiligen Bundesland. Militäreinrichtungen wiederum sind nochmal ein anderes Thema. Es gibt daher auch keine ausreichende gesetzliche Grundlage für wirksamen Schutz und ein Wimmelbild der Verantwortungsdiffusion und Zuständigkeiten-Gerangel.

Was müsste sich ändern?

Eigentlich müssten die Innenministerien die Kommunikation und Verantwortung übernehmen – für klare Zuständigkeiten sorgen. Stattdessen gibt es populistische Maßnahmen ohne Wirkung.

Gibt es Hoffnung auf Besserung?

Ein Ansatz wäre das Kritis-Dachgesetz. Es würde Betreiber kritischer Infrastruktur verpflichten, selbst Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Aber einen vollständigen Schutz gibt es nicht. Den gibt es nicht mal in der Ukraine im Kriegsgeschehen, wo Drohnen eingesetzt werden.

🌐 Weiterführende Links

Die folgenden Links haben wir nicht für unsere Ausgabe genutzt, aber sie könnten für dich sinnvoll sein:

🔗 Bundeswehr räumt Schwierigkeiten bei Abwehr von Drohnen ein (Deutschlandfunk (Si apre in una nuova finestra))

🔗 Drohnensichtungen: Spionagealarm über Fliegerhorst Nordholz? (Cuxhavener Nachrichten (Si apre in una nuova finestra) 💲)

🔗 "Das sind Kriminelle": Nordholzer Kommandeur spricht nach Drohnensichtung Klartext (Cuxhavener Nachrichten (Si apre in una nuova finestra) 💲)

🔗 Gefährliche Sicherheitslücke: Russische Drohnen über Niedersachsen? (NDR (Si apre in una nuova finestra))

🔗 Airbus stellt Anti-Drohnen-Drohne LOAD vor (Aero Buzz (Si apre in una nuova finestra))

🔗 Drohnenflüge über Atomanlagen: UFOs im Norden (TAZ (Si apre in una nuova finestra))

🔗 Chinas Rolle im Ukrainekrieg: Der Tod kommt auf leisen Flügeln (SZ + (Si apre in una nuova finestra) 💲 )

🔗 Wie der Drohnenkrieg in die Ohren kriecht (Deutschlandfunk (Si apre in una nuova finestra))

🔗 Wie wichtig sind Consumer-Drohnen im Krieg? Eine Analyse von Manuel Atug (Golem (Si apre in una nuova finestra))

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