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4×4 gleich Matrix

Es ist Montagmorgen. Du liest die Blaupause, den Newsletter, mit dem du Communitys besser verstehst und erfolgreich Mitgliedschaften anbietest. Diese Woche: BWLer-Geheimnisse, die nicht langweilig sind.

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Hallo!

Ich habe mich in den vergangenen Jahren immer mehr vom Journalisten zum Manager (oder sowas) entwickelt. Das war nie der Plan; während der ersten Hälfte meines Lebens hätten sich alle Beteiligten – inklusive mir selbst – sehr gewundert, wenn man mir eine Zukunft als Zahlenperson vorausgesagt hätte. Ich habe mich intensiv und mit großer Freude mit Soziologie und Politik beschäftigt und 0 Komma 0 Prozent mit Betriebswirtschaftslehre.

Wie bei allen mir bekannten Geistes- und Sozialwissenschaftler gehörte zu meinem Habitus ein herablassender Blick auf die BWLer mit ihren Polohemden, Segelschuhen, Banklehren. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich überhaupt keine Ahnung, was BWLer überhaupt lernen und wozu das gut sein soll. Farbe beim Trocknen zuschauen, damit hätte ich BWL verglichen.

Je mehr ich selbst aber mit Vermarktung, Profitabilität und Wachstumsstrategien zu tun habe, desto mehr interessieren mich die Themen aus der Betriebswirtschaftslehre. Ich finde einige dieser inzwischen ergoogelten Theorien und Strategien total faszinierend. Auch bin ich auf die alten Tage noch großer Fan des zentralen Werkzeugs der BWLer geworden, nämlich der Vier-Felder-Matrix.

Darum habe ich heute gleich mehrere davon mitgebracht, die dir vielleicht helfen können, deine tägliche Arbeit als unabhängige Medienmacher:in zu unterstützen. Die klassische 2×2-Matrix ist genau so eine hilfreiche Vereinfachung komplexer Herausforderungen: zwei Achsen, vier Felder, eine Entscheidungshilfe.

Fangen wir mit der vielleicht bekanntesten von ihnen an, der sogenannten Eisenhower-Matrix. (Die hat der amerikanische Präsident übrigens nicht erfunden. Der Name scheint nur geschicktes Marketing zu sein.) Die beiden Dimensionen dieser Matrix sind: wichtig und dringend.

Mir hilft diese Matrix tatsächlich im Alltag ganz gut, wenn es darum geht, zu priorisieren und zu entscheiden, was jetzt als Nächstes gemacht werden sollte. Es ist nämlich ziemlich einfach:

  • Wenn es dringend und wichtig ist, mache ich es sofort.

  • Wenn es nicht wichtig und nicht dringend ist, mache ich es überhaupt nicht.

  • Wenn es wichtig, aber nicht dringend ist, dann plane ich das voraus.

  • Und wenn es dringend, aber nicht wichtig ist, dann bitte ich jemand anderen, es für mich zu machen – wenn das eine Möglichkeit ist.

Praktisch, oder?

Nächste Matrix ist die Impact-Effort-Matrix. Die beiden Achsen sind: Welche Auswirkungen hat eine Handlung? Und: Wie aufwendig ist es? Die Matrix hilft dabei zu erkennen, was für eine Art Aufgabe man hat. Sie hilft, besser zu beurteilen, worum es bei einer Idee oder einem Projekt wirklich geht.

  • Ist ein Projekt nicht aufwendig, hat aber große Wirkung, dann ist es ein schneller Erfolg. Und das ist natürlich angenehm – sowas kann man sofort umsetzen. Sehr befriedigend.

  • Wenn es große Wirkungen hat, aber aufwendig ist, dann ist es wahrscheinlich ein Großprojekt, das ausführlich geplant werden sollte. Denn es ist zwar eine gute Idee, das durchzuführen, aber schnell wird es nicht gehen.

  • Ist es aufwendig und hat kaum Auswirkungen, dann ist es reine Zeitverschwendung.

  • Ist etwas nicht aufwendig, hat aber auch keine Auswirkungen, dann lohnt es sich nicht, dann lassen wir es sein. Das ist mein Lieblingsfeld, denn das ist der Krempel, mit dem man sich selbst betrügt: Den ganzen Tag rumpuzzeln und über die viele Arbeit klagen, aber nichts verändert sich wirklich. Viele Organisationen leiden unter dieser Krankheit. Man könnte behaupten, ganz Deutschland funktioniert gerade so.

Nächstes Beispiel – diesmal geht es um die Beurteilung von Story-Ideen, also um Inhalte. Das ist deswegen interessant, weil man daraus auch ziemlich gut absehen kann, ob eine Idee sich dazu eignet, um neue Mitglieder zu gewinnen und mehr Geld zu verdienen.

Die beiden Dimensionen dabei sind: Vertrauen und Aufmerksamkeit.

  • Wenn etwas hohe Aufmerksamkeit und Vertrauen schafft, dann ist es wahrscheinlich so etwas wie ein Scoop – und eigentlich der Idealfall: Die Leute zahlen, und die Reichweite kommt noch dazu. Leider ist dieser Fall selten und auch schwierig herzustellen – entweder aufwendig oder reine Glückssache.

  • Wenn etwas Vertrauen schafft, aber wenig Aufmerksamkeit bringt, dann handelt es sich um etwas, was ich mal als Perle bezeichnen würde – nämlich einen Text oder Beitrag, der sehr wertvoll ist und der Kundenbindung und der Bindung der Community dient, aber dich wahrscheinlich nicht reich und berühmt machen wird. Trotzdem ist so etwas total wichtig, und im Grunde basiert auf dieser Idee das Magazin Krautreporter.

  • Schafft etwas hohe Aufmerksamkeit, kostet aber Vertrauen, dann handelt es sich um Clickbait. Und die Gefahr dabei ist, dass solche Inhalte mehr Schaden anrichten, obwohl sie Aufmerksamkeit bringen. Auf diesem Prinzip basiert das Reichweitengeschäftsmodell, das von Emotionalisierung, Zuspitzung und Aufwiegelung lebt – und in der digitalen Öffentlichkeit schon viel Schaden angerichtet hat. Ich würde behaupten, dass man auf dieses Prinzip den Erfolg von Trump, AfD und russischen Desinformationskampagnen zurückführen kann.

  • Ein Untersegment davon ist etwas, für das mir kein besserer Begriff als Stuff eingefallen ist – nämlich Zeug im Internet, das wenig Aufmerksamkeit bekommt, aber trotzdem Vertrauen kostet. Das ist einfach Zeug, das niemand braucht, das aber dazu führt, dass deiner Arbeit wenig Wert beigemessen wird. Auch davon gibt es erstaunlich viel. Hier wäre uns allen geholfen, wenn so etwas einfach gar nicht entstehen würde.

Bei Matrix Nr. 4 geht es um Nutzwert und Emotionalität. Diese Dimensionen beschrieben den Unterschied zwischen Mitgliedschaft und Abo.

  • Ideal zum Verkauf von Mitgliedschaften sind Inhalte, die hohen Nutzwert haben, aber trotzdem emotional funktionieren. Meiner Erfahrung nach ist es gutes Storytelling, das dazu führt, dass die Leute zahlungsbereit sind. Wenn man Hirn und Herz gleichzeitig erreichen kann, dann ist das der Idealfall.

  • Schwieriger ist es bei Inhalten, die zwar hohen Nutzwert haben, aber sehr sachlich daherkommen. Das sind z. B. Nachrichten, Stiftung Warentests oder Fachinformationen. Auch die lassen sich monetarisieren, obwohl der emotionale Aspekt fehlt, dann aber als Abo.

  • Dann gibt es die emotionalen Inhalte, die aber wenig Nutzwert haben – und die eignen sich nicht gut zur Konversion. Journalist:innen lieben solche Inhalte – sowohl Anfänger, die eine traurige Reportage nach der anderen schreiben wollen, als auch alte Chefredakteure, die die Welt täglich mit ihren langweiligen Kommentaren belästigen. Wohlwollender betrachtet geht es hier vor allem um Leserbindung, was natürlich auch wichtig ist.

  • Und dann gibt es natürlich noch den Worst Case: kein Gefühl, kein Nutzwert. Das ist die immer weiter anschwellende Flut der mit künstliche Intelligenz erzeugten SEO-Texte – wo man sich wirklich fragt, ob hier nicht einfach zwei Maschinen miteinander sprechen und der Mensch schon nicht mehr vonnöten ist.

Die für meine tägliche Arbeit nützlichste Matrix mache ich aber lieber nicht öffentlich. Bei ihr geht es darum, wie man die Qualität der Arbeit von Kollegen, Mitarbeitenden und Teams beurteilen kann. Die teile ich weiter unten im Mitgliederbereich.

Bis nächsten Montag!
👋 Sebastian


PS:

Ein paar Dinge machen mich stolz, wenn ich an Steady denke. Dazu gehören die beiden Herren auf diesem Selfie.

Bild

Links im Bild ist Hasnain Kazim, rechts Nils Minkmar. Beide schreiben erfolgreiche Steady-Newsletter, die ich jeden Sonntag lese und zum sofortigen Folgen empfehle.

In Minkmars Der Siebte Tag stehen freundlich und elegant formulierte, aber pfefferscharfe Beobachtungen zum jeweiligen Wahnsinn der Woche aus der internationalen und deutschen Politik, Tipps und Haltungen zu Kultur und Literatur, und amüsante Abenteuer aus dem Alltag des Autors. Daneben geht es um Gebräuche und Gerüchte aus Frankreich, die Ehrenrettung des Saarlands und immer neue Varianten eines Sonntagshuhns.

https://steadyhq.com/de/nminkmar/posts (Si apre in una nuova finestra)

Kazims Erbauliche Unterredungen sind im Grunde Selbstgespräche über seine merkwürdigen Landsleute, denen er auf seinen Fahrradtouren durch Deutschland begegnet. Am Straßenrand fallen ihm dann die Woche über Dinge auf, die ihn ärgern, die sich zur Provokation verarbeiten lassen oder die er wohlwollend bemerkt. Dazu gibt es News von Frau Dr. Bohne, dem zu Hause in Wien wartenden Dackel.

https://steadyhq.com/de/hasnainkazim/posts (Si apre in una nuova finestra)

Dass beide zu den renommiertesten Journalisten des Landes gehören, ist dabei eigentlich nicht so wichtig.

Und?

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Und jetzt zur Bonus-Matrix. Diese Matrix habe ich, glaube ich zumindest, selbst erfunden. Die beiden Dimensionen sind: eigenständiges Erkennen neuer Aufgaben und eigenständiges Erledigen von Aufgaben.

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Argomento Startup

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