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Steine flitschen

In der Grundschule hatte ich einen besten Freund. Björn. Mit dem bin ich am Samstag immer an den Nordseestrand in der Nähe meines Elternhauses gegangen, zum Steine flitschen. Natürlich nur, wenn es keine Brandung hatte. Glatt musste das Meer sein. Glatt wie die Kiesel, die wir dafür schon die ganze Woche in unseren Schulranzen gesammelt hatten. Die rumpelten so schön beim Gehen.

Björn kriegte das mit dem Flitschen immer viel besser hin als ich. Ich dachte, das liegt an diesem Dreh im Handgelenk. Aber den konnte ich irgendwann auch, nur hat der mir nix genützt. Bei Björn sind die Steine sieben, acht, manchmal sogar neunmal geflitscht. Meiner ist meistens gleich nach dem zweiten Flitscher gesunken.

Ab und zu hab ich auch drei geschafft. Das war dann mein Hattrick und ich war stolz wie Oskar. Oder Bolle. Oder Bolle-Oskars Mutter.

Ich hatte damals keine Ahnung, was Björns geheime Technik war beim Steine flitschen. Jetzt weiß ich es. "Je kürzer der Kontakt, umso weniger Energie geht durch Reibung verloren".

Das habe ich viel später in Physik gelernt.

Da hatte ich schon keinen Kontakt mehr zu Björn. Er war nach dem Ende der Grundschulzeit mit seinen Eltern aus Westerland weggezogen. Ich habe keine Ahnung, was aus ihm geworden ist. Er ist weder bei Facebook noch bei Google zu finden.

Damals hatten wir geglaubt, dass wir bis in alle Ewigkeit zusammen Steine flitschen lassen würden.

Neulich war ich an der Nordsee und hab's nach Jahren mal wieder versucht. Und was soll ich sagen?

Neunmal. Auf Anhieb.

Das war kein Hattrick. Das war ein Björn.

🎵 Taia Bohne – Skipping Rocks 🎶

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