WeinLetter #75: Neue Serie “Mein Lieblings-Weinort”. Heute: Die Bar Brutal in Barcelona.
Liebe Wein-Freund:in,
Du liest den WeinLetter #75. Den Jubiläums-WeinLetter! Heute gibt’s: Alles über die Bar Brutal in Barcelona in der neuen Serie “Mein Lieblings-Weinort”. Ich habe mir nach der kleinen Dry-January-Pause, die ich schon jetzt für alle für beendet erkläre, bevor sie für mich überhaupt angefangen hat, überlegt: Mit was steigst du denn bloß ins neue WeinLetter-Jahr ein? Normalerweise starte ich immer mit einem Ausblick, einem Essay über den Zustand des deutschen Weins. Ich will’s mal so sagen: Die Lage ist dramatisch. Konsum geht rapide zurück, Rotweine werden in der Not zu Putzmittel verarbeitet - und dann soll der neue Lagenwein Dornfelder die Branche retten? Absurd. Ich will das Jahr nicht mit der Aldisierung des deutschen Weins beginnen (kommt im nächsten WeinLetter). Und da mich schon immer fasziniert, was WeinLetter-Autor der ersten Stunde, Axel Wallrabenstein, bevorzugt auf Twitter über seinen Lieblings-Weinort in Barcelona erzählt, hat er mich zu dieser losen Serie über Lieblings-Weinorte inspiriert. Und er macht den Anfang! Mit der Geschichte der besten Naturwein-Bar Spaniens. Der - Bar Brutal! +++ Viel Spaß beim Lesen! Und jetzt empfehlt (und shared) diesen WeinLetter bitte. Unterstützt den WeinLetter gerne auch finanziell und werdet aktives Mitglied! (Si apre in una nuova finestra) Aber vor allem:
Trinkt friedlich!
Euer Thilo
Die ganze Welt kommt in die Bar Brutal: Axel Wallrabenstein (rechts) mit Gastgeber Clayton Tarot FOTO: AXEL WALLRABENSTEIN
Das zarte Geheimnis der Bar Brutal
von Axel Wallrabenstein
Ich war vor fünf Jahren das erste Mal mit Clemens Schick in der Bar Brutal in Barcelona. Er spielte gerade den Kommissar Xavi Bonet im ARD-Barcelona-Krimi. Mir war damals Naturwein noch ziemlich fremd, als ich die Bar Brutal im Stadtteil Born das erste Mal besuchte. Ehrlich gesagt: Ich war kein großer Fan von Naturweinen.
Ich wollte aber mal einen Blick in die, ja die! Naturweinbar Spaniens werfen. Seitdem bin ich dort Stammgast und habe auch diesmal wieder mit Freunden das neue Jahr 2024 dort begonnen. Das New Years Eve Dinner ist legendär und man muss eigentlich schon jetzt fürs nächste Jahr reservieren.
Wieso es mich immer wieder in die Bar Brutal zieht? Die Bar selbst ist eigentlich ein Restaurant mit Tischen für rund 80 Personen und zwei Theken. Über einer hängt ein lebensgroßer Schwertfisch in blau und an den anderen Wänden ein Stier- und Schweinekopf. Also eigentlich sehr spanisch mediterran. Das Personal ist super international. Jedes Mal, wenn ich dort bin, treffe ich auf neue Sommeliers aus allen möglichen Städten. Kopenhagen. Mexiko-City, Buenos Aires, Miami, New York City. Die ganze Welt kommt in die Bar Brutal.
Die besten Austern der Stadt: Bar Brutal FOTO: AXEL WALLRABENSTEIN
Clayton Tarot ist der Gastgeber der Bar Brutal. Er heißt alle Gäste sehr liebenswert willkommen, wenn man reserviert hat. Ansonsten kann man auch an der Bar ohne Reservierung Platz nehmen und trifft dort immer auf weinbegeisterte Menschen aus aller Welt. Man trifft auf sie das erste Mal, teilt sich aber sofort Wein-Flaschen und verkostet gemeinsam. Dazu gibt es an der Bar leckere Kleinigkeiten wie die besten Austern der Stadt, sensationelle Jakobsmuscheln in einer Estragon-Vinegrette oder Mujama, einen gesalzenen, getrockneten, aufgeschnittenen Thunfisch mit gerösteten Mandeln und dem regionalen Ölivenöl vom katalanischen Bauern.
Allein damit wäre man satt, aber im Restaurant gibt es dann noch alles, was das Herz begehrt: Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, vegetarische Gerichte.
Was die Weinauswahl angeht, liegen mehr als zweitausend verschiedene Weine und Cavas im Keller und in diversen Nebenräumen. Alles Naturweine und Bio-Schnäpse. Weine bevorzugt aus Spanien, Frankreich und Italien, aber auch Österreich, Osteuropa und zunehmend auch aus Deutschland. Zuletzt hatte ich einen Seckinger R Blanc Pure, eine Cuvée aus Gewürztraminer und Weißburgunder aus der Pfalz. Wenn man sagt, dass man aus der Nähe des Rheingaus kommt, kann man sofort über Riesling und Spätburgunder philosophieren und bekommt auch immer einen Probierschluck bei jedem georderten Wein.
Zur Silvesternacht gab es eine besondere Auswahl an offenen Weinen. Zum Einstieg einen Brut Reserve (Pinot Noir, Chardonnay) von Andre Beaufort aus Frankreich und einen Fa Sere 2022, einen Macabeu aus Montsant in Katalonien.
Die Weißweine waren unter anderem ein Cigogne 2021 (Gewürztraminer) aus dem französischen Jura oder einen Thimotheus 2022 (Grüner Veltliner und Weißburgunder) vom Gut Oggau im österreichischen Burgenland. Bei den Roten dominierten spanische und italienische Naturweine. Ein Lo Vilero 2019 (Escursac) von Cati Ribot aus Mallorca sowie ein Rs 2019 (Merlot, Pignoli) vom Weingut Radikon in Venezia.
Mittlerweile ist die Can Cisa/Bar Brutal in der Carrer de la Princesa mein zweites Wohnzimmer in der katalanischen Metropole geworden Ich empfehle für abends immer zu reservieren oder am Samstag oder Sonntag ab 13 Uhr einfach auf ein Glas und Tapas vorbei chauen. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall – auch wenn man die Bar am Anfang nicht als Naturwein-Fan begeht.
Außenansicht der Bar Brutal FOTO: AXEL WALLRABENSTEIN
Was du noch über die Bar Brutal wissen musst
Gegründet: 1949 als Bar Can Cisa gegründet und 2013 übernommen von Max und Stefano Colombo, Joan Valencia und Joan Ramon Escoda, die daraus die heutige Bar Brutal machten.
Adresse und Öffnungszeiten: BAR BRUTAL, C/Princesa, 14, Barcelona 08003. Geöffnet von Montag bis Donnerstag 19 – 00.30 Uhr und Freitag bis Sonntag 13 – 00.30 Uhr (Reservierung am Abend empfohlen).
Mehr Infos: www.barbrutal.com (Si apre in una nuova finestra) und auch auf Instagram gibt es immer tolle Fotos, Empfehlungen und Hinweise auf Instagram.
Das eine Detail: Es gibt die coolen T-Shirts mit der Aufschrift Bar Brutal, die jedes Jahr mit einem neuen Design herauskommen und für 29 Euro erhältlich sind.
Lieblingswein: Zuletzt der Timotheus 2022 (Grüner Veltliner und Weißburgunder) vom Gut Oggau, Burgenland, Österreich.
Bar Brutal: Innenansicht FOTO: AXEL WALLRABENSTEIN
Axel Wallrabenstein ist Partner bei der Kommunikationsberatung MSL Germany. Er ist im Taunus - also fast im Rheingau - aufgewachsen und lebt in Berlin und Barcelona. Er ist in mehreren Beiräten aktiv, u. a. im Beirat der KW Kunstwerke für zeitgenössische Kunst und der AllBright-Stiftung in Berlin sowie im Beirat des Weinguts Diehl in der Nähe von Stuttgart. Im WeinLetter hat Axel Wallrabenstein über Spätburgunder des Weinguts Franz Keller geschrieben (Si apre in una nuova finestra). FOTO: AXEL WALLRABENSTEIN
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