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„Gib niemals etwas auf, woran du jeden Tag denken musst“.

Der aller erste Gastbeitrag. Heute von der lieben Rebecca und ihren zwei Sternchen.

Heute möchte ich euch eine Geschichte erzählen, von Sternen und von Himmelskindern. 

Die 7 war immer meine Glückszahl und ich hatte einen wiederkehrenden Traum:

Ich war schwanger, ich freute mich so auf das Baby. Ein Mädchen. Doch immer erwachte ich aus diesem Traum, ohne dass ich das Gesicht des Mädchens sehen konnte. Und jedes Mal nach diesem Traum dachte ich: „ach wenn ich nur mal länger träumen und das Gesicht dieses kleinen Mädchens sehen könnte.“

Immer war es ein Mädchen, nie sah ich ihr Gesicht.

 

Im Frühling 2017 wurde ich das erste Mal schwanger (positiver Test an einem Dienstag). Ziemlich fix nach absetzten der Pille, ein großer Schritt für uns, irgendwie hatten wir beide auch etwas Bammel, dass was schief geht. Aber es war alles gut. Dienstags war immer Wochenwechsel.

Das Herz schlug, alles war wie es sein soll. Wir entschieden uns für den Harmonie Test und ein großes Screening in der 13. SSW.

Ich war unheimlich nervös an diesem Tag, „was wenn das Baby krank wäre?“

„Ach Quatsch, warum denn“, so sagte mein Umfeld.

 

Meine Ärztin begrüßte mich dann auch strahlend (an einem Dienstag), Harmonie unauffällig, Kind gesund, jetzt spickeln wir mal.

Ich dachte nur, „hoffentlich schlägt das Herz auch noch.“

Tatsächlich, alles gut, denn das Baby bewegte sich fleißig im Ultraschall.

Ich entspannte mich, schaute dem Baby beim Turnen zu, während die Ärztin schallte, und schallte. Ziemlich lang… 

Plötzlich sagte sie: „Sie müssen zur Feindiagnose, ich sehe nur eine Nabelschnurarterie und der Arzt soll bitte das Gesicht genau anschauen, denn ich kann es nicht schallen, das Baby zeigt sein Gesicht nicht.“ 

Aha ok, irgendwie wirkte meine Ärztin sehr ernst. Ich fuhr sofort zum Pränataldiagnostiker, ich kannte ihn berufsbedingt. Stürmte kurz vor der Mittagspause in die Praxis, ohne Termin, mit Klos im Hals. Dort lag ich dann und der Klos im Hals sackte mir auf die Brust als dieser Arzt beim Ultraschall sagte: „Oh das sieht nicht gut aus.“

Ich nur: „Ich wusste es. Was hat es denn?“

 

Er erklärte mir, dass das Kind eine Holoprosencephalie habe. Die Hirnhälften seien nicht getrennt. Und vieles vieles mehr.

Nicht lebensfähig, sehr sicher würde es vor der Geburt versterben. Er rät die Schwangerschaft sofort zu beenden.

Ich musste das schlimmste Telefonat meines Lebens führen, noch aus dem Sprechzimmer meinen Mann anrufen, dass Kind ist krank, wir müssen die Schwangerschaft beenden. Alles verging wie im Nebel. Der freie Fall.

Termin bei der Humangenetik, Abbruch eine Woche später in der 14. SSW (ein Dienstag). Noch konnte man eine Ausschabung machen. Alles passierte so schnell und dann war ich auch schon nicht mehr schwanger.

Leer.

 

Ich wollte das Geschlecht nicht wissen. Hatte ich doch Angst mein Traum könnte wahr geworden sein.

Das Mädchen das sein Gesicht nicht zeigen wollte. Und doch erfuhr ich im Schreiben der Humangenetik davon. Erlösend die Nachricht zwar, wir waren gesund und würden nichts vererben.  

Aber unser Kind XX hatte eine Deletion an Chromosom 7. Ein Mädchen, bei dem am 7. Chromosom einfach ein Teil abgebrochen war. Das war’s mit der 7 als Glückszahl.

Das Gesichtchen hatte sie im letzten Ultraschall dann doch noch ganz kurz gezeigt. Sehr krank, die kleinen Händchen immer schützend davor und doch:

So perfekt war sie! Und dann war sie einfach weg.

Die Beerdigung war im Grab für Sternenkinder gemeinsam mit anderen Sterneneltern. Auch das ein Dienstag.

Unser kleines Fräulein Dienstag.

 

Geblieben sind Fragen:

War diese Entscheidung falsch, hätten wir das nicht entscheiden dürfen?

Warten, bis sie selbst geht? Oder statt Ausschabung zumindest eine stille Geburt und das kleine Mädchen sehen können?

Manche Fragen kamen auch erst, nachdem ich endlich ein Kind bei mir in den Armen halten durfte.

Eine Frage war am lautesten: Habe ich für unser Mädchen die richtige Entscheidung getroffen?

 

Im Sommer 2018 kam unser Sohn zur Welt, unser Regenbogenbaby, und ich denke und glaube fest daran, er ist die Antwort auf zumindest eine Frage: „Mama, alles ok hier oben, es war richtig eure Entscheidung, ich schicke euch meinen kleinen Bruder, damit ihr vielleicht etwas weniger traurig seid.“  

Hätte ich anders entschieden, auch nur einen Tag gezögert, wäre er heute nicht da.

 

Im Herbst 2020 wurde ich wieder schwanger.

Große Freude, ein Geschwisterchen für unseren Großen. Das hatte ich mir so gewünscht für ihn. Für uns. Große Angst natürlich auch in dieser Schwangerschaft. Und dann…

Missed Abortion in der 10. SSW.

Wieder der gleiche Pränataldiagnostiker. Wieder ein Anruf aus seinem Sprechzimmer. Er telefonierte mit der Klinik, Ausschabung heute noch, ich schrieb mit meinem Mann.

„Kein Herzschlag mehr, ich muss ins Krankenhaus.“

Am selben Abend war ich schon nicht mehr schwanger.

Leer.

Ich war fassungslos und gleichzeitig so dankbar für unseren Sohn.

Für mich ein Wunder.

 

Und dann?

Dann wurden alle schwanger in meinem engsten Umfeld. Bekamen Kind 2, Kind 3. Aber ich war nicht dabei. Die Freunde meines Sohnes bekamen Geschwister, er nicht. Und ich wurde unheimlich traurig, sauer, wütend, verzweifelt.

Aber schwanger wurde ich nicht.

Über ein Jahr lang nicht. Das war eins der härtesten und zähsten Jahre in meinem bisherigen Leben. Auf Fotos rückblickend sieht man das nicht, möglicherweise haben es selbst engste Freunde und Familie nicht gemerkt. Es gibt viele Bilder von unserem Sohn, mit uns unterwegs und das war auch alles schön und ich war sooo dankbar für ihn. Aber der Wunsch nach Kind 2 war extrem groß, beinah größer als der Kinderwunsch an sich jemals war.

 

In diesem Jahr habe ich viel ertragen und erduldet. Schweigend. Gespräche über andere schwangere Frauen, Gespräche über Schwangerschaften die unglücklich endeten. Alles, alles wurde an mich herangetragen und nichts davon wollte ich hören. Wollte ich einmal erzählen wurde ich abgeblockt: „hör auf damit, das kannst du doch nicht erzählen, da bekommt man ja Angst, vor allem andere Schwangere.“ oder „es ist so klar, dass dir sowas passiert“.

Ach so? War ich daran auch noch selber schuld?

 

Natürlich freute ich mich, wenn jemand gesund schwanger war. Und nein, neidisch war ich nie. Es hat überhaupt gar nichts mit Neid zu tun, sondern mit Schmerz und Trauer. Weil eine Schwangerschaft immer an den eigenen Verlust erinnert. Da kann man sich nicht mehr so unbeschwert mitfreuen, wie es erwartet wird und wie man selbst vielleicht möchte.

Aber nicht aus Neid. Man möchte ja nicht das Kind der anderen, man möchte sein eigenes einfach zurück und bei sich haben.

Selten wurde das verstanden, geschweige denn überhaupt danach gefragt.

 

2022 im Februar zogen wir um, ich habe fast alle Babysachen zur Diakonie gegeben, fest überzeugt, dass wird nichts mehr.

3 Tage spätere hielt ich einen positiven Test in der Hand.

Ich wartete eine Woche. Noch ein positiver Test.

Zur Frauenärztin ging ich erst bei 8+3, noch wusste niemand was.

Auch mein Mann nicht. Zu groß war die Angst.

Aber da war das kleine, mit Herzschlag.

Bei 10+2 zum bewährten Pränataldiagnostiker, immer noch alles bestens.

Heute wollte ich meinem Mann Bescheid sagen. Und konnte es nicht.

Denn an diesem Tag musste der Pränataldiagnostiker aufklären, ungefiltert. Falls dies und das beim ETS heraus kommt, aber Sie wissen ja Bescheid.

Ja ich wusste Bescheid. Und dann kam die Angst, als ich im Auto saß.

Die Angst doch wieder schlechte Nachrichten überbringen zu müssen.

Wieder aus diesem Sprechzimmer.

Also wartete ich das ETS ab, überzeugt da kommt noch eine Hiobsbotschaft.

Zum Glück und zu meiner großen Verwunderung aber, auch da alles fein oder in den Worten des, meiner Meinung nach, besten Feindiagnostikers der Welt:

„wie zu erwarten ein völlig unspektakulärer Fall“ ;-)  

Nun konnte ich es endlich sagen.

Etwas spät ok, aber Mann hatte ein Nachsehen mit mir.

Die Schwangerschaft verlief problemlos vom körperliche her, nur die Ängste waren immens. Sogar extrem.

Ab dem Zeitpunkt, wo es unser großer Sohn auch wusste, schlief ich keine Nacht länger als 2 Stunden am Stück. Immer wachte ich auf, Nacht für Nacht und wartete auf Bewegungen vom Kleinen. Oft fuhr ich in die Notaufnahme und in den Kreissaal. Und das ging so bis zur Geburt.

Hilfe geholt hatte ich mir, Schwangerschaftsbegleitend, das war ok doch wurde ich dort eines Tages gefragt: „möchten Sie denn eigentlich mal eine Nacht durchschlafen?“

Nein, das wollte ich nicht. Ich musste aufpassen auf das Keine.

Auf Wunder Nummer 2. Also Zähne zusammenbeißen und durch!

Und dann kam endlich unser 2.Sohn gesund und munter zur Welt.

 

Heute bin ich unendlich dankbar für diese beiden Kinder.

Aber sind wir komplett?

Es gibt keinen Kinderwunsch mehr, aber wir sind auch nicht komplett.

Ich wünschte unsere Tochter könnte auch hier sein, gesund und an meiner Hand.

 

Dank Sternenband wurde ich darauf aufmerksam, dass man auch für Sternenkinder eine Geburtsurkunde bekommt. Somit sind beide Sternchen wenigstens im Familienstammbuch mit uns vereint.

 

Ein Satz ging mir auch nie aus dem Kopf und eventuell hilft er auch anderen weiter:

„Gib niemals etwas auf, woran du jeden Tag denken musst“.

Beide Schwangerschaften haben extrem viel Mut gekostet und waren so voller Angst, aber es hat sich mehr als gelohnt.

 

Danke, Eure

Rebecca

PS: Bei Instagram findet ihr die liebe Rebecca unter:

https://www.instagram.com/beckywagts (Si apre in una nuova finestra)
Argomento KIWU & STERNENELTERN

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