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Happy Birthday, Leben!

Mikrobenzirkus-Kolumne im Juni 2024

Liebe Leserinnen und Leser,

mein Monat Mai war rückblickend spannend und voller Inspiration für neue Stoffe. Ich habe interessante Menschen getroffen, u.a. Vassili Golod, den ARD-Auslandskorrespondenten in der Ukraine, der uns virtuell zwischen Bombenalarm und Security-Anweisungen sehr offen und authentisch über die Herausforderungen seines journalistischen Arbeitsalltags erzählte.
Beeindruckt hat mich aber genauso Susanne Engel, NABU-Botschafterin in einem nachhaltigen Gartenprojekt in Hildesheim, die mit ihrer Begeisterung andere Menschen ansteckt und aufklärt, etwas mehr für die Artenvielfalt in ihren Gärten zu tun.

Ich war “ancampen” an der Ost-See, habe mir uralte Backsteinschönheiten in der Hansestadt Wismar angeschaut (die übrigens zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört) und auf der Insel Poel die Füße ins Meer gehalten.
Habe eine wunderbare Woche im bunten und quirligen Lissabon verbracht - zwischen Fado-Klängen, Pessoa, Pastel del Belém und dem einheimischen Kirschlikör Ginjinha mit bester portugiesischer Küche bei Rita in ihrer Taberna dos Sabores.

Am Schreibtisch recherchiere ich weiterhin für ein neues mikrobiologisches Sachbuch…und habe euch dazu etwas mitgebracht.

Schnallt euch an, wir reisen in der Erdgeschichte zurück bis …

Zeitschine Shutterstock
Mikrobenzirkus

Vor unvorstellbar langer Zeit, vor 3,85 Milliarden Jahren - unser Planet war gerade etwas abgekühlt und hatte eine feste Kruste bekommen -, entstand das erste Leben auf der Erde, und schon da mischten Mikroben mächtig mit. Es ist bis heute noch eine der großen unbeantworteten Fragen der Biologie, wie das genau funktionierte, dass sich einige umherschwirrende Chemikalien zusammenlagerten und plötzlich Proteine - die Bausteine des Lebens - daraus entstanden.

Stellt euch vor, wir könnten gemeinsam mit einer Zeitmaschine reisen, um diesen Moment der Geburt unseres Lebens mitzuerleben. Ihr würdet unsere heutige Erde nicht mehr wiedererkennen - sie war ein ungemütlicher Planet, auf dem die Sonne nicht viel zu sehen war, wohl eher eine fremdartige Landschaft mit Feuer speienden Vulkanen, einem roten Himmel und einem kupfernen Meer. Euch würde die Luft knapp, denn den Sauerstoff gab es fast noch nicht.

(@Illustration: Isabell Klett, Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Türklinke)

Als Charles Darwin, der Vater der Evolutionslehre, über die Entstehung des Lebens sinnierte, stellte er sich einen warmen Gezeitentümpel am Meeresrand unter der gleißenden Sonne vor. In dieser Ursuppe wurden seiner Meinung nach alle Bausteine des Lebens wie ein Cocktail gut verrührt und geschüttelt, und es bildete sich neues Leben.

Heute glauben Forschende zu wissen, dass sich die Anfänge des Lebens in einem brodelnden Inferno abspielten - unter ständigem Meteoriten-Bombardement, extremen Temperaturen, intensiver UV-Strahlung und einer dünnen, mit Methan, Ammoniak und anderen für uns giftigen Gasen angereicherten Atmosphäre.

Als die heißesten Kandidaten für den Ursprungsort des Lebens gelten brodelnde Schlote auf dem Meeresboden. In diesen Geysiren, den sogenannten “Schwarzen Rauchern” (“Black Smoker”) im Mittelozeanischen Rücken, waren die organischen Strukturen und neuen Zellen vor der tödlichen ionisierenden Strahlung der Sonne geschützt. Diese Quellen wimmeln auch heute noch vor Leben. Besiedelt sind sie insbesondere von sehr ursprünglichen einzelligen Lebensformen wie den Archaebakterien, die die Urbakterien genannt werden, die dort die Basis der Nahrungskette bilden.

P. Rona / OAR/National Undersea Research Program (NURP); NOAA - NOAA Photo Library

@“Black Smoker” (Wikipedia gemeinfrei)

Happy Birthday, LUCA!

Gerade wart ihr live als Geburtshelfer beim Schöpfungsmoment des Lebens dabei, und ich ich darf euch euren Urahn vorstellen: LUCA.

Der Name hat nichts zu tun mit dem bekannten Song von Suzanne Vega, sondern ist die Abkürzung für “last universal common ancestor” - den ersten gemeinsamen Verwandten und Vorfahren aller Lebewesen auf der Erde.

Nun seid bitte nicht enttäuscht, dass er nicht so unheimlich spektakulär gebaut ist: ein kleiner Beutel Leben, ein Gebilde aus Membranen und Proteinen, das sich ernähren konnte, sich weiterentwickelte und Nachkommen hervorbrachte.

LUCA enthält nicht mehr als etwas RNA (Ribonukleinsäure) als Erbinformation, zusammengehalten durch Zytoplasma, die flüssige Grundsubstanz der Zelle, bestenfalls eine dünne Membran. Einen Zellkern konnte er sich auch noch nicht leisten. Deshalb werden diese frühen Urbakterien auch als “Prokaryonten” bezeichnet - abgeleitet von der griechischen Bezeichnung für “bevor” und “Kern”. Alle anderen Lebewesen , auch wir Menschen, haben Zellen mit Kernen und gehören zu den Eukaryonten (griechisch für “echt” und “Zellkern”). Doch wir höheren Lebewesen kommen erst viel später ins Spiel!

Extreme Typen und heiße Angelegenheiten

Die einfachen Urbakterien hatten überhaupt kein Problem damit, jede nur mögliche Nische zu besiedeln. Erst dann liefen sie richtig zur Hochform auf und werden deshalb auch als “extremophil” bezeichnet. Die ersten Bewohner der Erde leben und überleben bis heute an den kältesten und heißesten Orten unserer Erde, an Land und auf der See.

Die Archeabakterien unter ihnen gehören zu den noch “extremeren“ Typen. Sie können sogar in Säure überleben, lieben ätzende Gase oder siedendes Wasser und fühlen sich auf Vulkanen oder am Grund von Sümpfen wohl. Die frühesten Spuren des Lebens fanden Forscher in den ältesten Gesteinen, dem 3,8 Milliarden Jahren alten Isua-Serpentinit aus Grönland.

Wer heute anschaulich erleben möchte, unter welchen extremen Bedingungen unser Leben entstanden ist, muss von Deutschland aus etwas reisen. Der Yellowstone Nationalpark oder die isländischen und neuseeländischen Geysir-Landschaften sind die bekanntesten Orte.

Aber auch schon in Italien bei Sasso Pisano in der Toskana oder am Solfatara bei Neapel könnt ihr sie an heißen und nach faulen Eiern stinkenden Schlamm- und Schwefelquellen finden, die bunten Krusten in Gelb, Rostrot und Giftgrün - schleimige von Mikroorganismen gebildete Ablagerungen.

@Yellowstone Nationalpark:Luftaufnahme der Grand Prismatic Spring (Quelle: Carsten Steger)

Der Mikrobiologe Thomas D. Brock von der Indiana University in Bloomington isolierte daraus 1969 ein “thermophiles” (hitzeliebendes) Bakterium “Thermus aquaticus”.

Diese Bakterien leben übrigens auch in unseren Heimen, in Geschirrspülmaschinen, Heißwasserbereitern und Waschmaschinen.

Aber das ist eine andere Geschichte, die ich euch ein anderes Mal erzähle…:-)

Buchtipp

Zum Weiterlesen zu diesem Thema empfehle ich euch dieses Sachbuch “Extreme Lebensräume. Wie Mikroben unseren Planeten erobern” vom Biologen Skander Elleuche von der Technischen Universität Hamburg, welches ich gerade für meine Recherchen für mein neues mikrobiologisches Schreibprojekt gelesen habe.
Tolle Storys über Mikrobenjäger und Pioniere der Extremophilen-Forschung, die Geschichte, Wissenschaft und Anekdoten sehr unterhaltsam verbinden.

Termine, Termine

Ausgewählte Lesungen und Vorträge - Wo könnt ihr mich 2024 treffen?

Das war es schon wieder für diesen Monat!

Ich sende euch herzliche Grüße aus dem Mikrobenzirkus

Susanne

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Argomento Kolumne

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