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Bevor ich euch eine Reisegeschichte übereigne, damit ihr nicht verreisen müsst

Eine wichtige (naja, geht so wichtige) Mitteilung.

Ich hatte die Idee hier auf Steady kostenlose Newsletter anzubieten, und drei verschiedene Abo -Modelle und ich habe nach der Testphase gemerkt: Ich blicke selbst nicht mehr durch.

Ich vereinfache das ganze  (für mich):

Für die KundInnen des Umsonst Newsletters: Ich werde nicht mehr so viele Umsonst Texte hier einstellen.

Ich fände es nett, wenn ihr die 3 Euro Monatlich investiert. Das ist weniger als der Preis für ein Bier und erzeugt keinen Bierbauch  

 

Und jetzt:

Eine Runde Island!

 

Und immer noch hoffen alle, dass es nicht so schlimm wird. Das machen wir so, in unserer Spezies, Zuversicht nennen wir es, das Gefühl der Ohnmächtigen:

Es ist Krieg, aber vielleicht kommt er nicht in unsere Stadt, ein Tsunami, aber sicher bleibt unser Haus verschont – die da oben werden das in Ordnung bringen. Früher gab es nur den da oben, dann wurde die Regierung draus, an der man erst zu zweifeln beginnt, wenn man sich klarmacht, dass sie Menschen sind, wie wir – hilflos und ohne jede Idee.

Wir lassen uns vom Kapitalismus fressen, und haben doch alle mitgemacht. Wir haben geahnt, dass da etwas nicht stimmt, mit uns, die wir auf einmal kaufsüchtig wurden, mit der Welt, die immer mehr seltsame Superreiche produzierte, der Ausverkauf, das Verschwinden der letzten schönen Plätze, und einer war übrig.

 

Waren Sie schon mal in Island?

Dieses seltsame Land, das aussieht, als sei man auf dem Mond, und dessen Bewohner vom Mars zu stammen scheinen?

Sind Sie verwirrt über die eine Ringstrasse gefahren, die das Land umgibt, und haben sich gedacht: verdammt was ist denn hier passiert, war da ein Unfall?

Und –was machen die hier, fragten Sie sich, wenn Sie, selten genug, auf ein Haus trafen. Und vielleicht stiegen Sie aus dem Auto und wunderten sich, dass die Bewohner des Hauses mindestens perfektes Englisch sprachen, alle deutschen Klassiker kannten, die englischen dazu, im Original gelesen, selbstverständlich, und Sie auf einen Runde Schach einluden, die sie gewannen, und erzählten, dass sie Wissenschaftler seien, aber auch Schriftsteller und Maler und Sänger und als aufbrachen, wurde Ihnen geraten auf die Elfen zu achten, und die Trolle, die seien in diesem Jahr eine Plage.

 

Waren Sie schon mal in Island, haben einen verdammt kleinen Salat gegessen und  gegessen und 6 Mio. dafür bezahlt und sich gedacht, verdammt, warum ist das nur so teuer und dann fanden Sie die Antwort: Damit nicht noch mehr von meiner Sorte kommen. Nicht noch mehr Touristen, die dem Land das nehmen würden, was es ausmacht –

Leer zu sein. Unbequem zu sein. Zu teuer zu sein und weit ab von allem, was wir jemals gesehen haben.

Vielleicht kann das nicht funktionieren, diese Idee, die besten Theorien des Kommunismus mit einigen Sahnestücken des Kapitalismus zu mischen sucht.

Island hat es versucht, genauso wie die Schweiz er versucht hatte, das Experiment der schönen, neuen Welt: Macht alle reich, gebt ihnen die perfekte Demokratie.

Das funktioniert eine Weile, aber das Geld für alle muss ja woher kommen. In den beiden Fällen von außerhalb der seligen Inseln. Und das rächt sich, Kapitalismus rächt sich immer, der gefräßige Hund.

Island als es noch glaubte, damit durchzukommen, weil keiner das kleine Land beobachtete, war wie, dass, was kommunistische Werbeplakate ihren Bürgern versprachen, als die vielleicht noch an Werbeplakate glaubten.

Es herrschte Gleichheit. Ein Volk von 320.000, die gesund schienen, nicht zwischen den Geschlechtern und Status unterschieden, in dem Homosexuelle heiraten und adoptieren konnten, sowie es weder erkennbare Armut noch süffisanten Reichtum gab. Reich waren alle. Und wie es kommt, wenn ein Volk zu schlechtes Wetter hat, und miteinander verwandt ist,

hatten auch alle eine hochliebenswerte Eigenheit, denen sie ungehindert nachgehen konnten. Eine Insel voller Erwachsener, die nie erwachsen werden mussten, was so ungefähr der angenehmste Zustand ist, in dem sich Menschen aufhalten können.

Die meisten Isländer hatten ein mittelschweres Alkoholproblem, ohne dass man Betrunkene sah, tranken doch alle das einem schwindlig wurde, und dann tanzen sie in den Bars in Reykjavik, der niedlichen Hauptstadt, die fast nur aus zwei langen Strassen zu bestehen scheint, und die das Verwegenste geworden war, was je einer Stadt mit nur wenig über 100.000 Einwohnern vergönnt war: ein Treffpunkt der jungen weltweiten Kulturelite zu werden.

Die alle bezaubert waren von der verwirrenden Art der Isländer, ihrer seltsamen Schönheit, ihrem Humor und der Selbstverständlichkeit, mit der sie alles auslebten, was ihnen einfiel. Sie führten nonchalant die schlechtesten Restaurants der Welt, führten in Kinos ausschließlich Lavafilme vor, schneiderten die absurdesten Trikotagen, hatten die schicksten Häuser und Geld war irgendwie allen egal. Wozu braucht man Geld, wenn man ein Haus hat und Spaß? Die jungen Isländer malten, musizierten, machten Mode und eroberten mit ihren seltsamen Dingen die Welt. Island war stolz auf seine Helden und hatte eine Ausstellung in Amerika oder Europa, einen Ballettauftritt oder ein Konzert, kam ein Viertel der Inselbewohner nach, gesponsert von Icelandair und der Bank, die es nun nicht mehr gibt, um sie zu feiern.

In keinem westlichen Land hatte sich die Bevölkerung so stark vermehrt wie in Island. Kinder zu haben ist kein Problem, die Türen werden aufgemacht, die Kinder rausgeschickt, zu den Verwandten, den Nachbarn, in den Schnee – Kriminalität ist kaum erwähnenswert gewesen, 1,7 Morde pro Jahr, aber meist weniger, sagt die Polizei, und warum keine Kinder haben, wenn es so einfach ist sie Großwerden zu lassen, wie auf Island. Mit Mitte 30 sind die meisten Grosseltern.

Waren Sie schon mal in Island, als es den Traum davon noch gab?

Das Land der großen Kinder, die sich die Winter mit dem Singen von Schubert Liedern vertrieben, die gebildeter sind als die meisten Westeuropäer, die Kunst lieben und sich fast alle kennen und selbst dann zusammenhalten, wenn sie sich nicht leiden können. Die Isländer arbeiteten ein bisschen überall, sie konnten ein bisschen alles, sie hatten immer genug Geld, um nicht darüber nachdenken zu müssen, um auch wegfliegen zu können und gerne nach Hause zurückzukehren.

 

Waren Sie schon mal in Island?

Sind mit dem Mountainbike über Land gefahren haben gezeltet und sich an der Natur erfreut, die aussieht, so wie wir uns die Welt vorstellten an ihrem Beginn? Haben Sie Geysire geschaut und wilde Pferde? Und, war es schön?

Die Landschaft ist nur Landschaft in Island, die kann man sich anschauen und gerührt beobachten, wie die Isländer dieses Stück öden Mondes mögen, wie sie an den Wochenenden auf ihren Ponys in dem Geröll herumreiten, und mit Tränen in den Augen ihre Hymne singen, die von sterbenden kleinen Blumen handelt. Die Natur wird wohl noch ein wenig bleiben. Die Menschen, so wie sie waren, die gibt es wohl bald nicht mehr.

Die Menschen in Island hoffen, dass alles doch nicht so schlimm wird. Und vielleicht wird es schlimm, und sie werden sich daran gewöhnen, das ist das eigentlich Schreckliche, sich an die Angst gewöhnen, an Stress an Neid an Angeberei, an Erwachsenenspielen um zu funktionieren, sie werden beginnen Anzüge zu tragen und Schlipse, sie werden effektiv werden und es wird ein Gefälle geben zwischen arm und reich, Mann und Frau, Isländern und Ausländern, und wenn Sie das Land besuchen, in einer Touristengruppe in einer billigen Hotelkette wohnend, die dann ganz Island bebaut hat, dann werden Sie sich darüber freuen, wie billig die Reise war, und wie hübsch die blaue Lagune in der man im warmen Wasser schwimmen kann, und die Geysire und die Pferde, werden Sie bestaunen, und die Isländer, werden Sie sagen, die sind ja so ein bisschen wie wir, also wie alle. Nein, da ist mir nichts Besonderes aufgefallen.

 

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