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Guten Tag, werte Lesende!

Wir Jungs können ja nicht gut über Gefühle reden, wie der Männertherapeut Björn Süfke in seinem wunderbaren Buch Männerseelen erklärt, liebevoll übrigens, auch so eine emotional herausfordernde Haltung. Gefühle also. 

Tja, emotional war die Woche richtig was los: Ich hatte mehrfach feuchte Augen, war irre stolz, wenig wütend, vorübergehend ängstlich, phasenweise rundum glücklich, die Woche als All-you-can-feel-Buffet. Und als emotionaler Höhepunkt an diesem Samstag 1. FC Union gegen FC Bayern, im geilsten Stadion des Kontinents: die Alte Försterei in Köpenick. 

Kleiner Tipp für alle Männer, die nur schlecht an ihre Emotionen kommen, was übrigens völlig normal ist, weil wir's so gelernt haben – die Eisern-Union-Therapie. Wenn die mit Abstand verrücktesten Fans des Landes zwei Stunden lang durchtrommeln und -brüllen, dann läuft's. Hier auch, nach der Werbung.

Spaß an Schumachers Woche?  Für alle, die meine Arbeit unterstützen möchten und können, gibt's hier (Si apre in una nuova finestra) die Möglichkeit. Diese Woche verlose ich unter allen Steady-Freunden ein auf Wunsch signiertes Exemplar von Kein Netz. (Si apre in una nuova finestra)

Unter allen neuen FördererInnen verlose ich dieses Original, das auf Grundlage von Brandenburger Blättern entstand während eines bezaubernden illegalen Elektrofestivals in diesem Sommer, auf dem ich/wir soviele Emotionen genossen habe wie wahrscheinlich seit dem Open Air in Schüttorf 1981 nicht mehr, als Ideal, The Cure und Schroeders Roadshow (Nein, nicht Gerd) über die Bühne tobten.

So, und jetzt Taschentücher raus, es geht los.
Viel Spaß!

Wechsel der Woche

1972, neun Jahre, bevor meine Herzensband Ideal in Schüttorf aufspielte, zog er erstmals in den Deutschen Bundestag ein, Mauerbau war näher als Mauerfall, bei Olympia in München wurden elf israelische Athleten getötet von palästinensischen Terroristen, die mit Hilfe deutscher Neonazis ins Olympische Dorf eingedrungen waren. Ich war acht damals und verstört. Und Wolfgang Schäuble begann sein politisches Leben im Bundestag. Diese Woche ist Schäuble, der alles hätte werden können und noch viel mehr ist, klaglos vom Bundestagspräsidentenposten verschwunden und zurückgekehrt dahin, wo alles begann – in die Fraktion. Die in ihrer zurückhaltenden Selbstverständlichkeit extrem würdevolle Übergabe von Macht hat mich zutiefst gerührt. Nur einer hat die Stimmung mal wieder knapp verfehlt. Der Bundespräsident nannte 16 Jahre Merkels "eine Kanzlerschaft, die man zu den großen in der Republik rechnen darf". Banales, fürchterlich unemotional vorgetragen, wertes Staatsoberhaupt. Abgesehen von denen Erhards und Kiesingers gab es nur große  Kanzlerschaften.

Danke

Alle vier Jahre malen wir ein paar Kreuze auf Zettel, woraus wenig später diese bunten Truppen zusammengestellt werden, die da jetzt im Bundestag sitzen. Die demokratische Maschine fasziniert immer wieder. 

Wir Journalisten sind ja emotional ziemlich verkarstet, abgebrüht und sarkastisch. Aber manchmal macht sich doch noch Rührung breit. Eine Regierungschefin hockt auf der Tribüne, weil sie nicht mehr Abgeordnete ist. Zwei künftige Ex-Ministerpräsidenten geben gerade die Dienstwagen zurück und gehen unter im Gewusel. Ein Mehrfachminister, bis eben Parlamentspräsident und fast 50 Jahre dabei, rollt zurück in die Fraktion und reiht sich ein. Nie zuvor zogen so viele Neue und Jüngere in den Bundestag ein, der jetzt von vier Frauen und einem Quotenmann befehligt wird, dem Kampfknochen Kubicki.

Die demokratische Maschine fasziniert doch immer wieder. Wir sind 80 Millionen Bundestrainer, Virologen und auch sonst ExpertInnen für alles mögliche, Spezialgebiet Besserwissen. Alle vier Jahre malen wir ein paar Kreuze auf Zettel, woraus wenig später diese bunten Truppen zusammengestellt werden, die da jetzt im Bundestag sitzen. Frühere Anführer reihen sich klaglos ein, andere steigen auf, Neues beginnt.

Der Wert der Demokratie bestehe nicht nur im Wählen, sondern vor allem im friedlichen Abwählen von Anführern, die das Votum idealerweise respektieren. Annegret Kramp-Karrenbauer und Peter Altmaier, beide Noch-Minister, verzichten zu Gunsten Jüngerer sogar auf eine weitere Runde im Parlament. Gut so. Anderswo akzeptieren Wahlverlierer nicht mal ihre Niederlage. Ja, es gibt viel zu kritisieren; der wunderbare Roger Willemsen hat dazu einst viel Bedenkenswertes notiert. Eine Reform ist überfällig, aber immerhin wird sie kommen.

Diäten hin, Nebengeschäfte her, ich bin froh, dass sich immer wieder Menschen finden, die Politik zum Beruf machen, obgleich der Vertrag im Bundestag auf vier Jahre befristet ist. Menschen, die sich durch lästige Details wühlen, die sich und ihre Nächsten beschimpfen lassen und mit Anti-Demokraten eine Kantine teilen müssen. Ehrlich: Das Maulen vom Spielfeldrand ist da wesentlich komfortabler. So, und jetzt an die Arbeit. Netter wird´s nicht.

Mit freundlicher Genehmigung der Berliner Morgenpost

Marketing der Woche 

Ich gestehe, nicht ohne einen Anflug von Peinlichberührtsein:  Als Gast bei Markus Lanz denke ich manchmal auch an die Werbewirkung. Beschämt-belustigt lese ich, was Bestseller-Autor Rolf Dobelli ("Die Kunst des klaren Denkens") wissen lässt: "Bitte keine Einladungen zu Diskussionsrunden, Talkshows oder Moderationen. Bitte keine Anfragen für Podcasts oder Mitarbeit an Apps." Dazu passt: Piet Klocke, den ich öfter mal mit Bert Rürup verwechselt habe, schickte mir sein neues Buch mit einem persönlich addressierten und von Hand unterschriebenen Brief. Also das komplette Gegenteil vom normierten Waschzettel-Marketing der Verlage. Stoßen wir auch hier an die Grenzen des Kapitalismus´? 

PS: Bevor ich das Buch in meiner wunderbaren Steady-Community verlose, gucke ich erstmal selbst rein. Scheint ja'n okayer Typ zu sein, dieser Klocke.

Widersprüche der Woche

Es tut mir weh, wenn ich als Knecht des Kapitals wahrgenommen werde. Gleichwohl genieße ich es, mit Nachwuchsführungskräften der deutschen Wirtschaft zu sprechen. Unter uns: Die sind nicht böse. In Stuttgart hockte ein gutes Dutzend Young Leader des BDI zusammen, um sich zwei Tage lang über – na was wohl? Genau! – Klimaschutz, Nachhaltigkeit und E-Mobility auszutauschen. Erste Erkenntnis: Diese Menschen, meist unter 40, die sich eines Tages an der Spitze eines DAX-Konzerns tummeln werden, sind sich der Probleme sehr bewusst. Scope 1 bis 3, Taxonomie (bitte merken, kommt aus Brüssel, wird uns noch aufregen) und vor allem das CO2 in den Lieferketten – es ist unfassbar komplex, was auf Unternehmen zukommt.

Als bekennender Naivling hatte ich zwei Fragen. Erstens: Hilft es dem Klima, unendlich viel bürokratischen Aufwand zu treiben, um noch das letzte Kohlendioxidmolekül im Konzern zu verhaften? Und zweitens: Kriegt man Wachstumslogik und Nachhaltigkeit unter einen Hut? Die gute Nachricht: Die Antwort ist in beiden Fällen klar. Die schlechte: Sie lautet "Nein!"

Scham der Woche

"Wir waren Vollidioten" – so lautet die Überschrift eines Beitrags für den aktuellen Stern, der mir nicht ganz ganz leicht gefallen ist. Nach einem dreistündigen Gespräch mit der geschätzten Kollegin Hatice Akyün – wir haben vor über 20 Jahren bei MAX in einem asymmetrischen Machtverhältnis zusammengearbeitet – ist mir endlich, noch mal, wieder bewusst geworden, wie viel Toxisches damals durch die Redaktion waberte, auch wenn wir von Bild-Vibes weit entfernt waren. Eigentlich (darauf folgt fast immer eine Lüge) dachte ich, ein ganz moderner Chef zu sein, längst nicht mehr so plump wie die Altvordereren. Aber das war wohl etwas vorschnell gefühlt. 

Ja, Schuld und Scham machen sich breit beim Erinnern und Verdrängthaben all der kleinen und mittleren Arschigkeiten. Was hilft? Reden. Austauschen, Perspektive wechseln, Aushalten, Reflektieren, auch um die Veränderungen seither wahrzunnehmen. Leider steht die Geschichte hinter der Paywall. Aus Angst, mich mit irgendwelchen Rechte-Lurchen anlegen zu müssen, hier nur ein Auszug. 

"Das Problem: Ich wusste nicht, wie Chefredakteur geht. Genauso gut hätte man einem Kadetten das Steuerrad eines Flugzeugträgers in die Hand drücken können. Kann gut gehen. Muss aber nicht. Im Journalismus stieg auf, wer gut schreiben, recherchieren oder labern konnte. Führen hatte niemand gelernt. Ich machte also nach, was ich meinen älteren Vorleuten abgeguckt hatte und tupfte moderne Elemente hinzu.

Hatice Akyün zum Beispiel: jung, weiblich, Duisburg, türkische Wurzeln – multiple Quote, wie Merkel. Toll, oder? Ich fühlte mich wie ein moderner Chef. Bis zu diesem Moment neulich am Küchentisch. Wir hatten unsere gemeinsame Zeit bei Max nie bilanziert. Sie hatte einen Bestseller („Einmal Hans mit scharfer Soße“) geschrieben, der verfilmt wurde, ich eine Reihe von Büchern. Alles gut, oder? Nicht ganz. Hatice Akyün erinnerte sich und mich an die vielen Momente, die sich für sie und die anderen, meist jungen Frauen in der Redaktion komisch anfühlten. Wir hatten definitiv kein Bild-Klima. Aber eine latent toxische Atmosphäre braucht keine großen Übergriffigkeiten, viele kleine tun's auch, ob Respektlosigkeiten, Anzüglichkeiten, hier die Hand ungefragt auf die Schulter, dort ein Brüderle-Spruch, begleitet von einem Grinsen. War doch nicht so gemeint.  Wie die Stimmung halt so ist, wenn Macht grundlos asymmetrisch verteilt ist. „Warum habt ihr damals nichts gesagt?“, wollte ich wissen. „Wir hatten Angst“, sagte Hatice. Angst? Vor wem? „Vor Dir. Vor Euch. Ihr wart zu viele, überall.“ Stimmt allerdings. Verleger, Chefredakteure, Stellvertreter, Fotochef, Anzeigenleiter und alle Ressorts durchweg mit Männern besetzt, bis auf „Unterhaltung“. Gedöns halt.

„Spießrutenlauf“, nennt Hatice Akyün die Konferenzen mit den unverhohlenen Prüfblicken, den Scherzchen über Hormonschwankungen oder das Röhren der Hirsche, wenn eine Fotostrecke mit Bikini-Mädchen vorlag. Oder ihre Geschichte mit den Frauen, auch Brustkrebspatientinnen, die zum Schönheitschirurgen Mang kamen. Wie lautete unser Favorit für die Überschrift? „Mann, sind die dick, Mang!“ Schenkelklopfer. Hatice Akyün begehrte auf damals, drohte, die Geschichte zurückzuziehen, statt Argumenten Gebrüll und Geheule. Es ging nicht mehr um die Sache. Jetzt kam die Macht ins Spiel. Ein echter Kerl, so glaubte ich, darf in solchen Situationen keine Schwäche zeigen. Stehen im Sturm, selbst wenn es nur um eine Überschrift geht. Sonst ist die Autorität auf alle Ewigkeit dahin.

Den Macht- und Heldenfimmel haben viele Männer von kleinauf gelernt: Tarzan, Harry Potter, Dirty Harry, Frodo, Jesus, James Bond …" .

Studie der Woche

Stefan Weichert und Leif Kramp haben für das Otto-Brenner-Institut die Rolle der Medien während der Pandemie untersucht, der Fokus lag auf lösungsorientierten Ansätzen. Die geschätzten KollegInnen der Krautreporter, von Perspective Daily aus Münster und Funk kommen vor und tatsächlich auch unser Mutmach-Podcast "Wir", den meine Psychologen-Frau Suse und ich seit dem ersten Tag des ersten Lockdowns  (13.3.2020) für die Berliner Morgenpost machen. Wir sind glücklich, gerührt und bestätigt. Ein zutiefst herzlicher Dank an Chefredakteurin Christine Richter und ihren Stellvertreter Torsten Kroop, der 24/7 für uns da war. Und an das ganze Morgenpost-Team natürlich.

Hier geht's zur Studie (Si apre in una nuova finestra)

Und hier zur aktuellen, der 328. Mutmach-Folge, die sich um Verzicht dreht (Si apre in una nuova finestra).

Tweets der Woche

Orakel der Woche

Die Obama-Falle

Endlich Aufbruch, hofft die eine Hälfte des Landes: mehr Klimaschutz, mehr Quote, mehr Einwanderung. Alles gut? Von wegen. Die Ampel-Koalition bringt einen paradoxen Nebeneffekt mit sich: Als Feindbild eint sie die Gegenseite.

Ein Hauch von Martin Luther King lag in der Berliner Luft, als ein junger schwarzer Amerikaner von „Hoffnung“ und „Wandel“ sprach. 200 000 waren zur Siegessäule geeilt; deutsche Politiker sind froh, wenn sie ein Prozent davon mobilisieren. Die Hauptstadt huldigte 2008 dem neuen globalen Hoffnungsträger: Barack Obama. Wenig später wurde der Senator  zum 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Barack und Michelle Obama brachten Ernst, Witz und Stil ins aufgeregte Amerika. Weniger Rassismus und mehr soziale Gerechtigkeit, weniger Krieg und mehr Klimaschutz - Obama, so dachten manche (ich auch), würde erst die USA und dann die ganze Welt ein wenig vereinen.

Acht Jahre und zwei Amtszeiten später waren die USA gespaltener als je zuvor. Krieg und Diskriminierung gab es immer noch. Obamas Bilanz war durchwachsen, vor allem außenpolitisch. Die Welt sehnte sich plötzlich zurück nach einem vergleichsweise harmlosen Konservativen wie George Bush jr. Befeuert durch Facebook und andere digitale Hetzmaschinen war das gesellschaftliche Miteinander vergiftet. Der Präsident hatte nicht sein Land, sondern vor allem die Gegenseite geeint. Der erste Schwarze im Weißen Haus, soziale Fragen und Klimapolitik, Migration, Medien- oder Elitenskepsis – der perfekte Cocktail für Wutbürger. Als Feindbild diente Obama dem Aufstieg Donald Trumps. Das Obama-Paradox.

Eine unbewiesene Weisheit besagt, dass viele Trends aus den USA mit einiger Verspätung auch in Europa ankommen, ob Aerobic und Frisbee, Rap und Fastfood, SUP und SUV, Identitätsdebatten oder Untergangsporno. Und was ist mit dem Obama-Paradox? Wird eine Ampel-Koalition womöglich den Boden für einen deutlich strammeren Konservativen bereiten?

Olaf Scholz ist kein Obama, die FDP eine Brücke ins Bürgerliche, gleichwohl sind die Themen der neuen Regierung vom Start emotional aufgeladen. Die Zahl der Geflüchteten wächst, steigende Energiepreise bringen die Klimapläne durcheinander, Reizthemen wie Quote und Diversität warten. Warum sollte eine inhaltlich schwächelnde Union sich in lästige Programmarbeit begeben, wenn eine Ampel-Koalition die Oppositionsthemen gleichsam vorgibt: gegen Einwanderer, gegen steigende Spritpreise, gegen den vermeintlichen Genderwahn. Genau diesen zeitlos wirksamen Mix präsentiert eine neue Webseite mit dem unglücklich verdenglishten Namen TheRepublic, die von Friedrich Merz und Wolfgang Bosbach finanziert worden sein soll und Bosbachs Tochter Caroline als Kolumnistin beschäftigt. Ein neuer, ungewohnt schriller Stil fand sich unlängst auch beim CDU-Kreisparteitag in Mannheim, wo eine SWR-Reporterin von einem Parteimitglied mitten in einer Live-Schalte guerillamäßig angegangen wurde bis die Übertragung abgebrochen wurde. Der Störer stand in Diensten des ehemalige CDU-Bundestagsabgeordneten Nikolaus Löbel, dessen dreiste Masken-Deals das Ansehen seiner Partei nicht gehoben haben dürfte. Natürlich ist TheRepublic nicht von der Giftigkeit wie Trumps damalige Einpeitscher bei Breitbart, vielleicht bleibt der Mannheimer Tumult ein Einzelfall, und das Gerangel auf den Reichstagstreppen ist auch nicht der Sturm aufs Capitol. Zugleich illustriert die inständige Bitte des künftigen Ex-Vorsitzenden Laschet, doch bitte eine Partei der Mitte zu bleiben, das derzeitige Irrlichtern auf der Suche nach einem konservativen Kompass. 2018 bereits hatte Alexander Dobrindt (CSU) deutlich aggressiver eine „Konservative Revolution“ ausgerufen.

Bleibt die Frage, gegen wen in der neuen Regierung sich der absehbare Furor richten wird. Christian Lindner und Olaf Scholz eignen sich nicht gut als Wutobjekte. Gut möglich dagegen, dass Annalena Baerbock ihren zweiten Härtetest vor sich hat. Relativ jung, Frau, grün, berufstätige Mutter – das dürfte für ein stabiles Feindbild genügen.

Mit freundlicher Genehmigung der (...naaaa? Richtig!) Berliner Morgenpost

So, und jetzt werde ich zum Sport gehen und dann an die frische Luft. Sollen 15 Grad werden heute. Bringt beides noch mehr positive Emotionen als Schreiben. 

Schönes Wochenende.

Herzlich,
Hajo Schumacher

PS: Spaß an Schumachers Woche?  Für alle, die meine Arbeit unterstützen möchten und können, gibt's hier (Si apre in una nuova finestra) die Möglichkeit. Diese Woche verlose ich unter allen Steady-Freunden ein auf Wunsch signiertes Exemplar von Kein Netz. (Si apre in una nuova finestra)

PSPS: Natürlich die Sylt-Kolumne

Kalte Abreise

Von Arno Nühm 

Die Sylter kümmern sich fürsorglich um ihre Gäste indem sie zum Beispiel auf Blitzautomaten verzichten. Tempo 130 hin oder her, hier können Festländer ihre meist sehr schnellen Automobile mal ordentlich ausfahren. Auf der Insel bieten sich dafür drei sehr lange Straßen an. Manchmal kreuzen allerdings Badegäste gemütlich die Fahrbahn. Nicht alle schaffen es auf die sichere Seite.

Richtig heikel wird, wenn zum Beispiel ein Kampener Promi-Wirt, nur mal ganz theoretisch, in solch einen Unfall verwickelt wäre. Erst recht, wenn er gerade von einem Leichenschmaus kommt, bei dem garantiert kein "Korn zero" gereicht wurde.

Natürlich dauert es promillesenkende Stunden, bis die Kripo mit all ihrem Gerät vom Festland auf der Insel eintrifft. Sylter Promi-Wirte gelten als systemrelevant. Klar, dass man sicherheitshalber nur beim Opfer einen Bluttest macht. Manchmal werden die Blutproben auch verwechselt. Total theoretisch könnte man das Unfallfahrzeug auch sofort in die Werkstatt mit dem Sofort-Service bringen und nicht zur Untersuchung auf das Festland. 

Meist sind ja nur die Badegäste stark alkoholisiert. Und wenn dann noch die Kurkarte abgelaufen sein sollte, stand die Abreise sowieso kurz bevor. Nur nicht in der Horizontalen. Für diese Fälle haben die Sylter einen eigenen Begriff erfunden: kalte Abreise. Gilt auch an einem heißen Sommertag. Moin. Bis nächste Woche. 

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