Der Traum von der Freiheit
Deutschland ruft 112 - Feuerball am Himmel
Im Januar des Jahres 1583 zog sich der französische König Henri III in ein Kloster zurück. Er war ein kluger, aber auch unsicherer und nervöser Mann. Dort plagte ihn ein Albtraum: Seine Hunde und andere Tiere legten sich auf ihn und er konnte sich nicht mehr bewegen. Er hörte seine Knochen brechen.
Man muss nicht Doktor Freud sein, um den Traum zu deuten. Der König sorgte sich um den Einfluß der ultra katholischen Familie der Guise, die zwar in seinen Diensten standen, in Paris aber immer mächtiger wurden.
Bei seiner Rückkehr nach Paris gab Henri den Befehl, all seine Tiere töten zu lassen. Damals befand sich die königliche Menagerie in den Gärten der Tuilerien. Soldaten rückten an, um die Hunde, Bären und Löwen zu erschießen, ein fürchterliches Massaker. Der König sah tränenüberströmt zu. Die Guise hat er verschont, wenige Jahre später vertrieben sie ihn aus Paris.
Wir möchten immer annehmen, dass an der Spitze von Staaten Vernunft und Interessen das Verhalten leiten, dabei herrschen in den oberen Sphären die Affekte völlig ungebremst. Niemand kann mehr Einspruch erheben, nachfragen, einen anderen Weg empfehlen.
Um uns zu beruhigen und zu schützen, unterstellen wir gern, dass Herrscher oder Chefs wissen, was sie tun. Eine Strategie verfolgen, die wir nur gerade nicht kapieren. Während sie oft genug einfach ihren Ängsten gehorchen. Putins Albtraum ist die Freiheit der Anderen.
Ich hatte mich so auf den neuen Roman von Jonathan Franzen gefreut, aber nun bin ich kurz davor, auf der Hälfte aufzugeben.
Franzen stellt erneut seine literarische Virtuosität unter Beweis. Er kann wie kein Zweiter beschreiben, welchen Inhalt beispielsweise die Nachttischschublade einer 48 jährigen Bibliothekarin in einem Vorort von St.Louis Missouri circa 1969 hat – aber wozu? In diesem Roman geht um das Gewühle der Gefühle in der Jugend, wobei bei seinen Schilderungen von Intimität immer ein postpuritanisches Erstaunen darüber mitschwingt, dass auch Frauen eine Libido haben. Es geht jedenfalls um Beziehungen, Eifersucht und wer mit wem oder doch nicht und so weiter.
Erstens erinnere ich mich noch genug an dieses Alter und bin ganz froh, es hinter mir zu haben, muss also nicht Hunderte von Seiten darüber lesen. Zweitens fühlte ich mich irgendwann wie in dem ewig langen Video, in dem Springer-Chef Mathias Döpfner die Beziehungskisten von Julian Reichelt erörtert.
Der Werber Guillaume Chupeau spazierte vor einigen Jahren auf den Klippen von Etretat in der Normandie und bedauerte, dass es dort keine Gelegenheit zum Einkehren gab. Es gibt so viele schöne Orte dachte er, aber selten ein gutes Lokal, um den Ausblick bei einem guten Essen zu genießen. So entstand sein Konzept eines mobilen Restaurants. Natürlich sollte es sich der jeweiligen Lokalität anpassen, die Umwelt nicht belasten und örtliche Produkte anbieten. Nun ist es soweit, sein Lokal Ventrus (Si apre in una nuova finestra)steht in Paris, ist aber bereit, jede Reise anzutreten. Eines Tages vielleicht nach Etretat ? Le Monde sagt er: "Die Wirklichkeit ist verrückter als unsere Träume, alles ist möglich!" Mit beiden Beinen auf dem Boden bleibt er aber dank eines Rezepts seiner Mutter, auch das hat er der Zeitung verraten:
https://www.lemonde.fr/le-monde-passe-a-table/article/2022/02/10/le-porc-aux-oignons-brules-la-recette-de-guillaume-chupeau_6113155_6082232.html (Si apre in una nuova finestra)Kopf hoch,
ihr
Nils Minkmar
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