Interview: The Pod macht ein Versprechen, das mehr als 6.000 Mitglieder hinter sich versammelt
Das Team von The Pod produziert im Monat mehr als 20 Podcasts. Die allermeisten davon sind exklusiv für ihre mehr als 6.000 Mitglieder zu hören. Auf The Pods Steady-Seite (Si apre in una nuova finestra) können Fans Mitglied werden und Zugriff zu den Podcasts bekommen. Im Interview mit Steady (Si apre in una nuova finestra) erzählt André Peschke, einer der beiden Gründer von The Pod, warum er glaubt, dass es diese Exklusivität geben muss — und verrät, wie man es schafft, einen Podcast zu professionalisieren und sich über die Hörer:innen zu finanzieren.
(Si apre in una nuova finestra)Steady: Ich kenne einige Leute, die Podcasts mit anderthalbfacher Geschwindigkeit abspielen, weil sie sonst ungeduldig werden. Du als Podcaster — wie findest du das?
André: Ich kenne viele von unseren Hörer:innen, die das machen. Ich finde das extrem effizient. Solange die Leute uns hören und solange sie uns vielleicht sogar abonnieren, können sie uns auch auf dreifacher Geschwindigkeit hören. Das sei ihnen freigestellt (lacht).
Jochen und du habt euch ja bei GameStar kennengelernt, einem Traditionsmedium und Urgestein in der Gaming-Szene. Wie kam es dazu, dass ihr euch von diesen Jobs verabschiedet und dann etwas komplett Neues gestartet habt?
Dass wir bei der GameStar aufgehört haben, hatte erstmal gar nichts mit dem Podcast zu tun. Da lagen auch Monate zwischen den Austritten von Jochen und mir. Die Superkurzfassung unserer Gründungsgeschichte: Jochen und ich haben bei der GameStar mal ein gemeinsames Videoformat geplant. Die Idee dafür ist dadurch geboren, dass wir abends gerne mal zusammen ein Bier trinken gegangen sind und dabei viel über Spiele gequatscht haben. Da haben wir gesagt: Eigentlich müssten wir hier nur eine Kamera hinstellen und schon wäre das ein gutes Video.
Als wir das aber tatsächlich machen wollten, ist das auf großen Widerstand gestoßen: Bei der GameStar gibt’s keinen Alkohol vor laufender Kamera, hieß es dann. Erst mal hat das also nicht geklappt. Die Idee ist aber nie verloren gegangen. Später, als Jochen schon bei der GameStar aufgehört hatte, habe ich ihm vorgeschlagen: Lass uns doch einen Podcast machen. Dann können wir weiterhin gemeinsam ein Bier trinken und so auch gut in Kontakt bleiben. So ging’s los mit dem Podcast.
Was hat euch konkret angetrieben, als ihr dann mit dem Podcast angefangen habt?
Wie gesagt, zuerst war das vor allem ein gutes Hobby um in Kontakt zu bleiben. Dann haben wir einfach mal Patreon ausprobiert, um bessere Mikros zu finanzieren. Und als ich dann bei der GameStar aufgehört habe, war das der Moment, wo wir gesagt haben: Wir wollten schon immer mal was zusammen aufziehen, warum nicht das? Podcasts waren damals noch ein recht unbestelltes Feld. Und wir können einfach mal ein paar von den Dingen auf die Probe stellen, die wir immer gepredigt haben.
Ziel war daher von Anfang an, ein völlig unabhängiges journalistisches Angebot auf die Beine zu stellen, das nicht durch Werbung finanziert ist. Ein systemisches Problem bei klassischen “Reichweite-Magazinen” ist ja, dass sie sich durch Werbung finanzieren, was im Endeffekt bedeutet, dass sie von dem Geld leben, das ihnen Spieleverlage zahlen — man kann sich vorstellen, dass diese Konstellation kein guter Nährboden für unabhängige Berichterstattung ist. Deswegen haben wir gesagt: Wir konzentrieren uns voll darauf, dass der Podcast zu 100 % von den Leuten finanziert wird, für die er auch gemacht wird.
Und das kam bei den Leuten gut an oder wie habt ihr es geschafft, eine Community aufzubauen, die bereit ist, euch zu unterstützen?
Wir hatten den Vorteil, dass Jochen und ich durch unsere Zeit bei der GameStar schon bekannt waren, weil wir dort beide Chefredakteure waren. Das hat uns sicherlich einen Sockel gegeben. Als wir gestartet sind, hatten wir direkt 300 Hörer:innen. Das war genug, um dann bei iTunes zum Beispiel relativ schnell Reviews einzusammeln, die zum Glück sehr positiv ausgefallen sind. Das wiederum hat uns in die iTunes-Charts gebracht, wodurch uns dann neue Leute entdeckt haben. Und der ganze Rest war dann eigentlich nur noch Mundpropaganda.
Geholfen hat auch, dass wir viele Gäste hatten und selbst bei anderen Podcasts zu Gast sein konnten. Wir hatten das Glück, dass uns einige bekannte Kollegen nicht ignoriert, nicht die Leiter hinter sich hochgezogen haben: Peter Smits von Pietsmiet zum Beispiel, oder Jörg Langer. Ganz besonders aber Christian Schmidt von Stay Forever (Si apre in una nuova finestra), der kostenlos bei einem eigenen Format mitgewirkt hat, das bis heute noch läuft.
Und wie habt ihr eure Hörer:innen dann überzeugt, euch finanziell zu unterstützen?
Wir hatten zum einen schon ein Jahr lang bewiesen, dass wir gute Podcasts machen. Aber vor allem hatten wir ein Versprechen, das viele Menschen hinter sich versammeln konnte: 100% unabhängigen Journalismus. Da gab es einen Bedarf und auch sehr viel Idealismus. Da haben sehr viele Menschen gesagt: “Okay, das unterstütze ich sogar einfach aus Prinzip. Ich will, dass das Erfolg hat.” Nach ungefähr sechs Monaten war dann klar, dass wir mit dem Podcast weitermachen und sogar davon leben können. Das war befreiend.
Das klingt, als wäre das alles super einfach. Kommen die Mitglieder einfach so oder wie macht ihr Werbung für euer Mitgliedschaftsprogramm?
Wir erwähnen im Podcast jedes Mal, dass man uns abonnieren kann. Das machen wir aber immer nur am Ende unserer Sendung, weil wir den Leuten so wenig wie möglich auf die Nerven gehen wollen. Man könnte da aber geschickter vorgehen, wenn man das will. In den letzten zwei Minuten bricht die Hörerschaft nämlich eigentlich immer brutal ein. Weil die Leute wissen: Da kommt jetzt die Standard-Werbung für das Unterstützungsmodell. Wenn man also effektiv werben will, muss man es zwischendrin, am Anfang oder im Wechsel machen, sodass die Leute quasi immer überrascht werden und sich keine Routine schaffen, um diesen Hinweis zu überspringen.
Du hast schon erwähnt, dass ihr euer Mitgliedschaftsprogramm zuerst bei Patreon gestartet habt. Inzwischen seid ihr auch bei Steady. Wie kam es zu dem Wechsel?
Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens unterstützt Steady Bankeinzug als Zahlungsmethode. Danach hatten viele unserer Hörer:innen gefragt, Patreon unterstützt es aber bis heute nicht. Der zweite Grund war der Dollar-Wechselkurs. Da haben wir teilweise erheblich Geld verloren.
Gab es noch weitere Gründe?
Ein dritter Grund war, dass wir die ganze Zeit versucht haben, mit Patreon Kontakt aufzunehmen. Damals waren wir auf der Plattform unter den größten 50 Creators und unter den Podcasts unter den Top 5. Trotzdem haben wir es nicht geschafft, einen vernünftigen Dialog hinzukriegen. Es gibt einen Customer Support, aber wir konnten nie konstruktiv mit denen reden. Bei Steady ist das anders. Da war es von Anfang an möglich, direkt zusammenzuarbeiten. Wir können Dinge anregen, zum Beispiel ein Feature vorschlagen. Darauf wird dann reagiert und es wird wirklich geguckt, ob man das nicht möglich machen kann. So etwas war bei Patreon unvorstellbar. Das war für uns immer diese völlig unerreichbare Plattform.
Und es ist kein Problem, Patreon und Steady gleichzeitig zu nutzen?
Das ist kein Problem. Wir empfehlen den Leuten aber relativ klar, Steady zu nutzen und über Bankeinzug zu bezahlen. Dadurch haben wir immer einen relativ stetigen Fluss von Mitgliedern von Patreon zu Steady.
Du hast viele Tipps genannt, wie man einen Podcast professionalisieren kann und es schafft, sich über die Hörer:innen zu finanzieren. Was ist für dich die größte Lehre aus deiner Zeit als Podcaster?
Dass der Gegenwert stimmen muss. Natürlich muss der Podcast so gut sein, dass die Leute Geld dafür bezahlen wollen. Meiner Meinung nach muss es aber auch eine Gegenleistung geben, und bei Podcasts ist die Währung ganz klar weitere Podcasts. Ich würde davon abraten, physische Goodies anzubieten, also Aufkleber, Postkarten und so weiter. Das ist einfach zu viel Aufwand.
Wenn ein Podcast den Leuten Geld wert ist, dann werden sie dafür bezahlen, dass sie mehr davon bekommen. Für einen Kühlschrankmagneten wurde noch kein Netflix-Abo abgeschlossen. Für eine neue Staffel “House of Cards” schon.