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Folge #12 - Trauer

Mein Oberthema hier auf steady ist zwar das Jenseits - und das alleine ist bereits so faszinierend, so unglaublich fantastisch und so ausführlich erzählenswert, dass fast kein Raum dafür ist, auch über andere Dinge zu sprechen. Aber ich möchte trotzdem ein Thema nicht vernachlässigen, das damit in unmittelbarem Zusammenhang steht: Der Trauer. Die nicht etwa dann entsteht, wenn man selber auf die andere Seite wechselt, sondern dann, wenn man jemand oder etwas anderes dorthin gehen lassen muss. Was mit Trauer verbunden ist.

Selbst, wenn man ‚glücklich‘ ist, dass objektiv betrachtet mit dem Tod des/der Betroffenen vielleicht eine Phase des Leids durch Krankheit oder Schmerz zu Ende ging oder auch, wenn man sich selber ganz sicher ist, dass es diesem nahestehenden Wesen jetzt mit Sicherheit besser geht… an der Trauer und dem innewohnenden Schmerz kommt man nicht vorbei. Denn es ist ein Verlust. Und es ist ein ‚Ende‘ des Gewohnten. Und das ist nun mal traurig.

Ich berichte hier in dieser Folge nicht über das Jenseits und über das, was ich dort erlebt habe. Sondern bleibe im Diesseits. Und erzähle darüber, wie schwer es mir persönlich  fällt, mit solch einem Verlust umzugehen. Ich rede noch nicht mal über den Verlust eines Menschen, sondern ‚nur‘ über den Verlust eines Haustieres. Als Beispiel dafür, was Trauer ist. Egal, um wen oder was man trauert. Aus meinem persönlichen Blickwinkel.

Ich rede über Bambi. Einem Hund. Der noch nicht mal meiner war. Aber ich habe ihn gekannt. Und ich bin traurig, dass ich ihn im Leben nie mehr wiedersehen werde.

Ich mag Hunde. Ich mag Tiere generell. Aber auch nicht so, dass ich jemals eins gehabt oder jemals den Wunsch verspürt hätte, eins haben zu wollen. Bambi war ‚nur’ die Hündin einer Freundin. Und deshalb war Bambi immer dabei. Zumindest immer in der Nähe.

Und das war nicht nur okay, sondern ich habe mich immer auch über diesen Hund gefreut. Selbst, wenn ich genervt war. Weil sie zum Beispiel trotz stundenlangem Kraulens noch weitere, zusätzliche Streicheleinheiten mit ihrer feuchten Schnauze von mir eingefordert hat. Weil sie auch bei Regen oder Eiseskälte gnadenlos darauf bestand, vor die Tür zu kommen, um ihren Spaziergang bei jedem Wetter einzufordern. Weil sie nachts manchmal komische schmatzende Geräusche von sich gegeben hat oder mit ihren klickernden Krallen über den Parkettboden getapst ist und mich damit aus dem Schlaf geholt und um diesen gebracht hat. Und generell manchmal einfach hundetypisch ein bisschen nervig war.

Zum Beispiel, wenn sie sich im Bett breit gemacht hat, in dem eigentlich ich mich breit machen wollte. Oder wenn sie mal wieder zur Kontrolle nachts zum Tierarzt musste, weil sie sich beinah selbst erstickt hätte während des Versuchs, in den hintersten Winkel der leeren Chipstüte zu tauchen, um dort auch noch den letzten Krümel rauszuschlecken. Und dann nicht mehr alleine ihren Kopf daraus befreien konnte.

Oder wenn sie sich beim Spaziergehen schon wieder nicht entscheiden konnte, in welche Richtung sie weitergehen wollte und zehn Minuten brauchte, um sich zu entscheiden. Oder wenn sie mir ein kleines Häufchen Erbrochenes genau auf meinen Weg durchs Wohnzimmer platziert hat und ich wusste: wer’s zuerst findet, darf’s auch wegmachen. Und tausende weitere Sachen, die einen in diesen Momenten nerven.

Das Nervigste: Böse konnte man ihr deswegen nicht sein. Noch nicht mal wirklich genervt. Jetzt bin ich genervt. Und traurig. Weil ich das alles nie mehr erleben werde. Und nie mehr genervt davon sein werde.

Ganz abgesehen von den Momenten, wo es einfach schön war, sie neben sich zu haben. Auf dem Sofa, wenn sie ihren großen Bruder angeknurrt hat, weil der zur Abwechslung auch mal gekrault werden wollte. Oder wenn sie neben dem Küchentisch auf dem Boden saß und mich mit großen Augen angestarrt hat, in der Hoffnung, dass sich ihre Hypnosebemühungen auszahlen, und ich ihr etwas von meinem Essen abgebe. Oder sie irgendwelche tollen Tricks vollführte wie ein Leckerli, das gezielt auf ihre Schnauze geworfen wird, nicht zu fangen, sondern daneben in die Luft zu schnappen. Und es danach nicht mal zu finden, obwohl es direkt vor ihren Füßen liegt. Das war einfach alles süß. Und hat mich gefreut. Mich zum Lachen gebracht. Immer wieder. Jetzt ist es nicht lustig, sondern traurig.

Bambi war ein alter Hund mit 16 Jahren. Aber trotzdem irgendwie immer jung. Sie war ein kranker Hund. Immer schon Inkontinent. Musste zuhause und in geschlossenen Räumen eine Windel tragen. Die sie auch gerne immer wieder mal verlor. Und hatte jede Menge weiterer nervige Krankheiten, weshalb man eigentlich andauernd mit ihr zum Tierarzt gehen durfte. Aber es war Bambi. Und deshalb war es auch egal. Selbst, wenn es einen täglichen Tierarztbesuch erfordert hätte, wäre es das. Es war ein Hund. Und jetzt ist er tot. Und ich bin traurig.

Obwohl ich sie nur vier Jahre gekannt habe. Ich wäre auch traurig, wenn ich sie nur einen Tag gekannt hätte.

Jetzt ist sie eine Erinnerung. Und das tut weh. Meine Erinnerung ist nämlich gar nicht mal mehr so einwandfrei wie früher. Ich vergesse mehr, als dass ich mir neues merke.

Und auch, wenn ich weiß, dass es ihr jetzt gut geht, tut es mir trotzdem weh, das alles nicht mehr erleben zu können.

Das ist die Trauer. Die sich breit macht. Nicht nur im Bett, sondern im ganzen Raum. Im ganzen Leben.

Aber dadurch auch einen neuen Raum schafft, die Bedeutung eines Lebewesens und des Lebens an sich zu erkennen.

Ganz gleich, ob Mensch oder Tier. Die Bedeutung ist da. Durch die Trauer. Natürlich ist sie auch vorher schon da. Vielleicht nicht immer offensichtlich. Manchmal einfach verdrängt durch den Alltag. Jetzt ist sie vollständig da. Mit ihrer ganzen Wucht und mit Nachdruck. Mit jedem Gedanken und jeder Erinnerung.

Und mit der Bedeutung kommt ein Hinweis: Dass man selbst ein Mensch ist und dadurch lieben kann. Weil man Liebe empfangen hat und somit weiß, dass man fähig ist, Liebe zu empfangen. Die Liebe eines anderen Wesens. Selbst wenn dieses Wesen nichts tut, außer zu sein. Und allein dadurch Liebe gibt. Die man in sich trägt.

Weil man sie erfahren hat und spürt, dass man sie ebenso geben kann. Um dadurch anderen Leben Bedeutung und Sinn zu verleihen, was dazu führt, dass dem eigenen Leben Bedeutung verliehen wird. Einfach, weil man da ist. Und einfach indem man liebt.

Und dem anderen Leben dadurch hilft, ein besseres Leben zu haben. Und dazu seinen eigenen Teil beigetragen zu haben. Auch wenn dieses hier irgendwann mal oder genau jetzt im Irdischen beendet ist.

Das ist eigentlich das entscheidende, was man hier hat und was unendlich weit über den Tod hinausgeht. Und was in der Trauer enthalten ist. Denn dadurch lebt es weiter. Die Bedeutung und der Sinn. In jedem Wesen, das diese Liebe empfängt.

Bye bye Bambi

(08.08.2008-02.08.2024)

Argomento Diesseits.

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