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Inspiriert von Poesie und Folklore

Bei ihrem ersten Konzert in München gelang Kateryna Kravchenko und Arthur Clees eine elegante Verbindung von zarter Weltenrücktheit, dramatischem Ausdruck und origineller Improvisation zwischen Folklore, Jazz und Kammermusik.

Text und Fotos: Christina M. Bauer

Gesang, feenhaft, hell und oft in den hohen Lagen, verwoben mit einer breiten Palette an Melodien, Harmonien und Staccato-Patterns am Vibrafon, in einem fein abgestimmten Wechselspiel, in dem sich ein einfallsreiches Repertoire zwischen Jazz und Folklore, improvisierter Musik und romantischer Kammermusik entfaltet. Da haben sich zwei mit einer gemeinsamen künstlerischen Idee gefunden, die junge ukrainische Vokalistin Kateryna Kravchenko und der Vibrafonist Arthur Clees aus Luxemburg. Seit zwei Jahren gibt es das Duo der beiden, die sich beim Studium an der Musikhochschule in Dresden kennenlernten. Clees ist noch dort, während Kravchenko inzwischen für ein Kompositions- und Gesangsstudium nach Köln gezogen ist. Ihr Repertoire, für das beide komponieren, wollen sie aber natürlich weiterhin zusammen auf die Bühnen bringen und ausbauen. Gegen Ende des Jahres soll es dann voraussichtlich per Tonträger veröffentlicht werden. Bis dahin sind die zwei vor allem live zu hören, wie bei ihrem ersten Konzert in München im Jazzclub Unterfahrt am 11. Februar.

Am Anfang mancher Komposition stand ein Gedicht, für das Kravchenko und Clees die Musik fanden. So geschehen mit "Auf einem Felde" des ukrainischen Dichters Vasyl Stus, mit Werken des amerikanischen Lyrikers William Williams und mit "Manchmal" von Hermann Hesse, für das Kravchenko ausnahmsweise auf Deutsch singt und nicht wie sonst meistens auf Englisch oder Ukrainisch. Einigen Folksongs ihrer Heimat lässt sie mit Clees eine jazznahe Interpretation angedeihen und ergänzt Originale, die ganz ohne Anknüpfungspunkte in Poesie oder Folklore entstanden sind. Vom zarten Flüstern bis zum ausdrucksstarken folkloristischen Gesang voller Melismen und Verzierungen, vom poetischen Rezitativ bis zum originell improvisierten Scatsolo zeigt sich Kravchenko als wandlungsfähige Vokalistin. Clees bringt im Wechselspiel ein elegantes harmonisches Fundament, langgezogene flirrende Einzeltöne und melodische Linien ein und vermag dabei dem Vibrafon ein breites Spektrum an Klangfarben und Nuancen zu entlocken.

So gelingt den beiden mit relativ wenigen musikalischen Mitteln eine Menge Wirkung. Manches an der Musik macht dabei den Eindruck, als könnten jederzeit Streicher einsetzen. Dass Kravchenko in den vergangenen Jahren bereits eine Suite für Large Ensemble komponiert hat und in Konzerten mit Clees und dem Beethoven Orchester Bonn aufgetreten ist, passt da ins Bild. Ihre Suite wurde inspiriert von den Gemälden der ukrainischen Künstlerin Maria Prymachenko, die in ihrer kriegsgeplagten Heimat ganz unverhofft durch mutige Bürger vor der Zerstörung bewahrt wurden. Bewahrung und Schutz, Zerstörung, Veränderung und Wiederaufbau, Unabhängigkeit und Reflexion über Aspekte des Lebens und der Gesellschaft sind auch in vielen anderen von Kravchenkos Kompositionen Thema.

Als Duo wurden sie und Clees bereits mit dem Grand Prix der internationalen Jazz Juniors Competition in Krakau und dem Kammermusikpreis im Ensemblewettbewerb der Musikhochschule Dresden ausgezeichnet. Kravchenko war außerdem Mitglied des Gutenberg Jazz Collective 2023 und wurde für das Programm Betty Carter's Jazz Ahead des Kennedy Centers eingeladen. Man darf gespannt sein, wohin ihre künstlerischen Wege in der nächsten Zeit führen.

Foto 1: Mit Gesang und Vibrafon gestalten Kateryna Kravchenko und Arthur Clees ein feinsinniges Repertoire

Foto 2: Seit zwei Jahren gibt es das ungewöhnliche Duo

Foto 3: Ab Herbst könnte die Musik auf Tonträger zu hören sein

Argomento Kurzkritik

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