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Morgen wird es besser

Willkommen zum kürzesten Tag des Jahres. Wir sind gerade mittendrin! Heute Nachmittag wird sich die Nordhalbkugel wieder stärker der Sonne zuwenden. Die Tage werden länger. Das dürften wir erst einmal kaum spüren, denn es handelt sich nur um wenige Sekunden mehr Licht. Aber manchmal reicht es schon, etwas einfach nur zu wissen.

Die kommenden Tage könnten sich ein bisschen unbequem anfühlen. Sie katapultieren aus dem Alltag in einen seltsamen Stillstand oder sogar bis in die hinteren Winkel der Vergangenheit. Nicht umsonst nennen wir diese Tage die „Zeit zwischen den Jahren“. Nirgends gehört sie so recht dazu. Es ist, als würden die Stunden verschwimmen, der Alltag verschluckt sich, das Raum-Zeit-Kontinuum macht Lunch Break.

Die Bäume und Hügel stehen nur so rum und gucken blöd aus der Wäsche.

Ihnen macht Stillstand wenig aus. Das sind Profis. Die wissen, dass ihnen schon bald wieder Bienen um die Ohren sausen, Gräser sie kitzelt und der Kreislauf von vorne beginnt und dass alles, alles dazu gehört. Die Landschaft steht und schweigt und ist satt und macht weiter.

Wer viel rotiert und wenig inne gehalten hat, dem wird es in diesen Tagen schwindelig werden. Ich spüre diese Überwältigung manchmal, schlagartig bleibt mir die Luft weg, alle Eindrücke werden riesig groß und meta, übertrieben wie im Blockbuster, ein tiefes Loch klafft und ich drohe zu fallen. Dann denke ich daran, dass ich gut für mich sorge, dass gut für mich gesorgt ist, dass alles verwunden werden kann und auf krude Art seine Ordnung hat. Ein Schritt nach dem Anderen: Jetzt gibt es Kaffee. Jetzt schreibe ich etwas auf. Jetzt halte ich eine Hand. Vieles liegt außerhalb der eigenen Kontrolle. Manchen wird das in dieser Zeit uumso klarer, wenn man eigentlich ganz anders sein, sich ganz anders fühlen wollte. Dabei sollte der Anspruch genau jetzt niedrig sein. Die Bäume, die Hügel und wir: Wir sollten jetzt einfach alle nur so rumstehen und blöd aus der Wäsche gucken. Und es ist okay.

Danke, dass du diesen Newsletter abonniert hast. Seit Anfang diesen Jahres schreibe ich hier möglichst wöchentlich über Medien, Digitalgedöns und Befindlichkeiten. Das tut mir gut, denn Schreiben ist mir das Liebste und ich hatte vergessen, dass ich es regelmäßig tun muss. Heute gibt es keine News, denn heute sollten wir es uns gut gehen lassen. 

Wer schlau ist, legt heute eine kleine Meditation ein, geht eine Runde vor die Tür, bestaunt die stoische Chilligkeit der Bäume oder zündet wenigstens ein kleines Kerzchen an. Auch ein warmes, selbstgekochtes Essen kann jetzt Wunder wirken.

Ich wünsche dir, dass du diese Tage gut bis fantastisch überstehst. Ein bisschen Frieden findest und dich satt isst und dich freuen kannst. Wir sehen uns nächstes Jahr wieder. In alter Frische!

Deine Katrin