Toxische Männlichkeit
Ich bin Alex Stanić, Journalistin und Podcasterin. Das ist mein Love Letter der Woche .
Ich rede euch Männer aus. Zumindest lautet so meine Bio auf TikTok, für die ich mir extra Mühe gegeben habe. Ich bin eine große Interessentin der 4B-Bewegung, über die ich schon letzte Woche geschrieben habe (Si apre in una nuova finestra). Ich will nur anmerken, dass ihr es bei mir zuerst gelesen habt – vor der Süddeutschen und anderen großen Medienhäusern. Alleine deswegen solltet ihr in Betracht ziehen, euren Liebsten ein gayschrieben-Abo (Si apre in una nuova finestra) zu Weihnachten zu schenken. Wer keine finanziellen Mittel hat: kein Stress. Ihr könnt z. B. auf TikTok gratis Inhalte konsumieren, ich mache gerade eine Challenge und poste einmal am Tag ein TikTok.
Mich beschäftigt diese Woche die Frage, wie wir als Gesellschaft mit linken Männern umgehen sollen, die nicht einsehen möchten, dass sie eine zentrale Rolle im Patriarchat spielen. Ich persönlich schaffe es einfach nicht, ihnen begreiflich zu machen, warum sie sich gewisser Verhaltensmuster bedienen, die ganz klar in eine patriarchale Box zu packen sind. Wenn sie etwa Essays per E-Mail versenden, die länger sind als mein Text, den sie kritisieren. Oder wenn ich in der Kommentarspalte vom Standard anmerke, dass die Redensart „Nacht- und Nebel-Aktion“ ein Begriff aus dem Nationalsozialismus ist, die Redaktion sich dafür bedankt und die Caption adaptiert und Durchschnitts-Dominiks das einfach nicht hinnehmen können, obwohl sie sich ja selbst als progressiven Mann sehen. Mansplaining scheint noch nicht einmal der linkeste Mann abschütteln zu können. Wenn wir von Gewalt gegen Frauen sprechen, gibt es einen gemeinsamen Nenner, den es zu adressieren gilt, nicht die politische Gesinnung, sondern: das Geschlecht.
In diesem ARD-Beitrag geht es um toxische Männlichkeit, den finde ich auch sehr interessant in diesem Kontext:
https://www.ardmediathek.de/video/past-forward/toxische-maennlichkeit-wem-schadet-sie/ard/Y3JpZDovL3JhZGlvYnJlbWVuLmRlL2VkODFkNmQ5LTczNWEtNGMyMy05N2YyLWM2YzFjOGE3MmNjZC9lcGlzb2RlL3VybjphcmQ6c2hvdzpiYWE0OTJhNTE2YTRmZDg5 (Si apre in una nuova finestra)Linke Männer denken, sie seien die besseren Männer, weil sie wissen, wie hoch die Zahl der Femizide in Österreich ist, weil sie sich die Fingernägel lackieren und ihrer Partnerin Period Pantys zu Weihnachten schenken. Das Problem an dieser Eigenwahrnehmung ist, dass sie nicht anerkennen, dass auch sie Grenzen überschreiten können – trotz ihres politischen Bewusstseins. Frauen und queere Personen kennen Geschichten von diesem einen Reporter, Fotografen, DJ, Comedian, der nach außen hin mit feministischen Buzzwords um sich schmeißt, aber sehr viele Frauen schlecht behandelt hat, um es milde auszudrücken.
Wir kennen nur leider auch die rechtliche und gesellschaftliche Ausgangslage und wissen, dass Cancel Culture von fragilen Männer-Egos erfolgreich inszeniert wird, im Feuilleton wie beim Feuerwehrfest im Ort. Deswegen bringt es leider meistens nichts oder nur wenig für einen hohen Preis, mit Kritik an die Öffentlichkeit zu gehen, weil Männer in Machtpositionen Männer in Machtpositionen bleiben werden. Sie werden alles tun, um starre Geschlechterrollen und unfaire Verhältnisse aufrechtzuerhalten, weil sie davon profitieren, ganz egal, ob sie links oder rechts sind.
Ich kann auch „Im Morgen wächst ein Birnenbaum“ von Fikri Anıl Altıntaş empfehlen. Das Buch beschäftigt sich mit Männlichkeit und Identität. Kauft es am besten beim lokalen Buchladen eures Vertrauens. In Wien zum Beispiel bei o*books oder bei Bibliobox. Hört euch auch gerne meine aktuelle Podcast-Folge an.
Ich beschäftige mich darin mit Scham und wie Frauen und weiblich sozialisierte Personen ihre Wut kanalisieren können. Ich verspreche, meine Wut ist ansteckend, ohne euch auszulaugen. Am Donnerstag geht eine Podcast-Folge online, die sich noch einmal im Detail mit linken Männern auseinandersetzt.
Wir lesen uns nächste Woche!
Bleibt stabil
alex