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Sind wir eigentlich tot oder noch lebendig?

Claudia Heimer stellt mit ihrem Roman „Dorian“ die ganz wichtigen Fragen


Der Titel

Eine Schulsekretärin (sie heißt Chloe) verliebt sich in Collin, einen Lehrer an ihrer Schule (einem Internat). Von ihm fühlt sie sich verstanden und ernst genommen. Doch er kommt bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Chloe unternimmt mehrere Selbstmordversuche, kommt in die Psychiatrie. Einer der Ärzte eröffnet ihr, sei sei tot und könne nur weiter leben, wenn sie selbst töte.

Das sind unendlich viele Fragen auf einmal: Wo sind wir nach unserem Tod? Können wir töten, um leben zu dürfen? Wer ist der Tod; ist er eine Person (eben jener Dorian), ein Ereignis?

Chloe kehrt in ihre Schule zurück; auch dort taucht Dorian auf, der nicht von ihrer Seite weicht. Chloes Gegenspielerin ist eine der Schülerinnen, die ohne Skrupel mordet. Auch Chloe tötet, entsetzt über sich selbst (und durch Drogen enthemmt), von Charlotte angetrieben: Diese kommt in einer dramatischen Schlussszene ums Leben, bzw. „ist einfach fort“.

Nein, Antworten auf die erwähnten Fragen gibt es nicht (wer hat die schon). Dazu noch ein wenig mehr Assoziationen: Chloes „Deal“ mit Charon lässt den Leser an Fausts Pakt mit Mephisto denken. Das Schulinternat stellt man sich als grauen, geheimnisvollen Kasten vor – Chloes Wohnung wirkt ähnlich wie das Quartier von „Justus“, dem Hauslehrer aus Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer.“

Aber: Diese Geschichte ist nicht niedlich und nett. Fast beginnt der Lesende, sich auch abseits es Buches zu fragen, ob alle so sind, wie sie scheinen oder sich hinter manchen Zeitgenossen nicht doch das Böse verbirgt (woran ja kein Mangel herrscht).

Claudia Heiners Prosasprache unterscheidet sich deutlich von ihrer Lyrik. Nur selten blitzen ungewöhnliche Sätze auf: „Die Welt ergraute“, „Der Hof stand in kalten Flammen“. An wenigen Stellen fehlt der lektorierende Eingriff in den Text. Trotzdem: Bitte demnächst gern mehr.

Gibt es eine Moral? Oder etwas ähnliches? Schwer zu sagen. Sicher scheint aber dieses: Claudia Heiners Buch zeigt, welche Dimensionen Tod, Sterben und Leben haben. Dass es sich lohnt, darüber nachzudenken und zu sprechen, so wie es nachvollziehbar ist, Gründe für das eigenständige Gehen zu haben. Und: Nichts ist sicher auf dieser Welt.

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Argomento KULTUR

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