Wann wurdest Du nicht, was Du hättest sein können?
People love, people leave, people let down
People show up, roll up, people grow up
People move out, people disappear
People don't change, people rearrange
(Ider)
153/∞
Good evening, Europe!
Der Januar ist fast vorbei und es gelten zwei widersprüchlich erscheinende Wahrheiten: Einerseits ging das alles so schnell, dass sich das Kind schon beklagt hat, dass die Zeit für ihn jetzt schon so rasen würde wie für uns Erwachsene. Andererseits waren das wirklich erst vier Wochen mit (vor allem: schlechten) Nachrichten, die locker für ein halbes Jahr gereicht hätten, wenn wir noch in der Zeit vor 24-Stunden-Nachrichtensendern, Onlinejournalismus und Social Media leben würden.
Ich habe im Blog das Jahr 2024 fertig verarztet und zwei große Einträge über meine Songs des Jahres 2024 (Si apre in una nuova finestra) (inkl. Spotify-Playlist (Si apre in una nuova finestra) mit 100 Titeln) und meine Acts des Jahres 2024 (Si apre in una nuova finestra) geschrieben. Jetzt kann 2025 auch für mich beginnen — oder ich kann noch weiter zurückschauen.
Seit dem 18. Januar ist Chemnitz (neben Nova Gorica in Slowenien und Gorizia in Italien) Kulturhauptstadt Europas. Ich hatte das für einen schönen Anlass gehalten, auf das Kulturhauptstadtjahr 2010 im Ruhrgebiet zurückzuschauen; über die besondere Stimmung zu schreiben, die vor 15 Jahren in meiner Heimat geherrscht hatte, als der Eventcharakter auch viele Menschen mitgerissen hatte, die der Veranstaltung zuvor kritisch gegenübergestanden hatten; zu gucken, wie es jetzt im Ruhrgebiet aussieht, nachdem auch die allerletzten Zechen geschlossen haben und Kultur für die Politik nicht mehr ganz so wichtig erscheint. Allein: Keine Redaktion wollte das Thema haben.
Dann, hatte ich überlegt, möchte ich wenigstens über mein 2010 schreiben, das in jeder Hinsicht, privat wie beruflich, ein wildes Jahr gewesen war. Mindestens 20.000 Zeichen würden es werden, eine schonungslose Rückschau in der eigenen Biographie, eine verspätete Coming-of-age-Erzählung, ein Tell-all-Kneipenroman, eine leider unvermeidliche Mediensatire, ein irrlichternder Stream of Consciousness für ein Jahr, in dem alle Kerzen an beiden Enden gebrannt hatten. Und dann fiel mir ein, dass ich das schon auf unter 2.000 Zeichen gemacht hatte (Si apre in una nuova finestra), im Rahmen meiner Rückschau auf die 2010er-Jahre.
Stattdessen also: 2010 auf Wiedervorlage. Wir sehen uns im Lukas-Heinser-Biopic!
Dessen Trailer läuft seit einigen Tagen in aufreizend langsamem Tempo vor meinem körperlichen Auge ab, denn ein übler Unfall mit den Datenbanken der Apple-Fotos-App hatte mich gezwungen, in diesem Programm noch mal ganz von vorne anzufangen und alle Fotos der vergangenen 25 Jahre (die zum Glück noch da sind) neu zu importieren. Dies geht nur in kleinen Portionen, und weil der Re-Import aus den alten, willkürlich arrangierten Ordnern der vorherigen Fotos-Version erfolgt, muss ich jetzt den ganzen Tag dabei zusehen, wie Fotos von allen Orten, Personen und Phasen wüst durcheinander gewürfelt über meinen Bildschirm flimmern.
Mein Sohn vom Ultraschallbild bis jetzt, unsere Abifeier, Dienstreisen zum ESC, verstorbene Verwandte. Konzerte, Abendessen, Urlaube, crushes, ich mit allen denkbaren Frisuren, Landschaften, Fußballstadien, Biergläser. Peter Urban, Kilians, Lena. Hamburg, San Francisco, Rom, Berlin, New York, Kyiv, Tel Aviv und immer wieder Bochum. I’m alive, I don’t need a witness.
Diese Bilder so völlig unsortiert und ungefiltert auf mich einprasseln zu lassen, ist mental und emotional ganz schön fordernd. Natürlich fällt meinem ohnehin schon immer besorgniserregend power-assoziierenden Hirn zu ungefähr jedem Foto irgendetwas Dazugehöriges ein: Songs, Gerüche, Oberflächenbeschaffenheiten, Kontostände und natürlich vor allem Gefühle. Wie viel Leben passt hier eigentlich rein? Wir stellen uns Lebensläufe ja (naheliegenderweise) als etwas Lineares vor, aber wenn es im Rückspiegel plötzlich flackert und Christopher Nolan die Erzählstränge montiert, erscheinen Verbindungen, wo zuvor keine waren, wo vielleicht auch gar keine sind, und es wird etwas anstrengend.
In Sachen Konfrontation sind kettcar-Konzerte genauso wie Jugend-Fußballturniere: Man sieht Menschen von früher nach langer Zeit mal wieder und die in der Zwischenzeit entstandene Differenz zwischen den Gesichtern in der Erinnerung und denen vor einem legt nahe, dass die Menschen, die man regelmäßig sieht - und vor allem auch man selbst - ebenfalls gewisse Reife- und/oder Abnutzungsprozesse durchlaufen haben müssen.
Anders als bei meinem Bruder, der es immer geschafft hatte, den Kontakt zu seinen Schulfreunden aufrecht zu halten, und der seit ein paar Jahren mit seiner Familie wieder in der Stadt wohnt, in der wir aufgewachsen waren, hat sich bei mir herausgestellt, dass ich mein Leben offenbar eher in Eras lebe. Die Leute, die schon in meinem 2010-Text aufgetaucht wären und mit denen ich heute noch engen Kontakt habe, hätte ich an zwei Händen abzählen können. Die wenigsten Abschiede waren dramatisch verlaufen oder hätten sich überhaupt als solche bemerkbar gemacht; das meiste ist dann eben einfach, wie Neil Young sagen würde, ausgeblendet statt ausgebrannt. Nicht jede Person, mit der man mal geknutscht hat oder es gerne getan hätte, möchte man später auf der eigenen Beerdigung wiedersehen, und nicht alle Menschen, mit denen man mit Mitte Zwanzig jedes Wochenende in der Stammkneipe eskaliert ist, sind welche, mit denen man sich zehn Jahre später zum Kaffee auf dem Spielplatz trifft. Und das ist ja auch: Wirklich. Total. Okay. So.
In „High Fidelity“, einem Film, der für meine Persönlichkeitsentwicklung ähnlich bedeutsam sein dürfte wie das gesamte Jahr 2010, gibt es eine Szene (Si apre in una nuova finestra), in der Rob (John Cusack) und Laura (Iben Hjejle) über die Traumberufe sprechen, die Rob gerne ausgeübt hätte — „if qualifications and time and history and salary were no object“.
Ich denke immer mal wieder an diese Szene, denn anders als Kinder und Jugendliche fragt man Erwachsene ja eher selten, welcher Beruf sie interessieren würde. Man vermutet den, dem sie nachgehen, aber wann hat Euch zuletzt jemand gefragt, ob Euch Euer Job (noch) Spaß macht?
Hier also die Top 10 der Jobs, die ich machen würde, wenn ich was anderes machen müsste/könnte/dürfte:
1. Musiker/Produzent: Vielleicht lag es an fehlendem Talent/Handwerk, vielleicht hatte ich einfach nicht das Glück, das es für solche Karrieren ja immer auch braucht. Wahrscheinlich hätte ich mit meinen verschiedenen Bands einfach viel mehr machen müssen: Konzerte spielen, präsent sein, „Netzwerken“. Andererseits: Möchte ich wirklich ein halbwegs erfolgreicher Musiker sein? Die Verantwortung, die man da schnell für viele andere Menschen und ihre Familien hat, war ja während der Corona-Pandemie gut zu sehen. Und unterhalb einer gewissen Grenze leiden fast alle Acts an immer noch schlecht laufenden Vorverkäufen, geringen bis gar keinen Streaming-Einnahmen und einer sog. Schere, die auch im Business immer weiter auseinandergeht. Und ich kann ja trotzdem Musik machen. Mein seit vier Jahren angekündigtes Album kommt jetzt aber wirklich dieses Jahr!
2. Regisseur: Seit dem Kindergartenalter wollte ich zum Theater, gerne als Schauspieler, vor allem aber natürlich als Regisseur. Als Teenager wollte ich zum Film (s.a. Newsletter No. 128 (Si apre in una nuova finestra)) und spätestens seit meinem ersten ESC erscheinen mir auch die großen Fernsehshows verlockend. Würde ich den ganzen Stress und die Verantwortung haben wollen? Puh. Ich glaube, ich bin als Führungskraft generell ungeeignet, weil ich es nie übers Herz bringen würde, einer Person zu sagen, dass ihre Arbeit meinen Ansprüchen nicht genügt — eher würde ich ihre Aufgaben noch selbst nacharbeiten. Überhaupt würde es mir schwer fallen, irgendwelche Posten zu delegieren — dafür ist jeder einzelne Aspekt doch viel zu interessant! Und doch: Ich würde es gerne mal ausprobieren!
3. Grafikdesigner: Ich liebe Grafikdesign. Ich kann mir stundenlang Plattencover, Bücher oder Ausstellungskataloge anschauen. Aber bin ich auch kreativ genug und hätte ich Bock auf Kunden-Akquise? Überhaupt: Kunden! Man arbeitet da ja nicht für sich, sondern für andere Menschen, die oft nur unzureichend ausdrücken können, was für eine vage Vorstellung einer ungefähren Idee sie haben. Und dann gehen immer die Diskussionen los! Ich bin durchaus überzeugt davon, dass Einschränkungen die eigene Kreativität fördern und das Ergebnis verbessern können, aber jeden Tag, für immer? Dann lieber einmal im Jahr eine Weihnachtskarte gestalten und zwischendurch so ein bisschen was für Blog, Newsletter und Albumcover basteln! (Das Allermeiste, was Ihr hier und im Blog seht, haben Freunde für mich gemacht, weil ich besser formulieren kann, was ich haben möchte, als Adobe-Illustrator-Tutorials auf YouTube zu folgen.)
4. Architekt: Nach dem Abi habe ich tatsächlich länger und laut darüber nachgedacht, Architektur zu studieren. Mein Architekten-Papa und seine Architekten-Freunde haben mir aber davon abgeraten. Und, klar: Auch dieser Job besteht im Wesentlichen daraus, für andere Menschen, die ihre Wünsche oft nur schlecht kommunizieren können, kreativ zu sein — wenn man überhaupt das Glück hat, direkt planen zu dürfen. „Häuser entwerfen“ kann man natürlich nicht ganz so gut als Hobby betreiben wie Grafikdesign, aber ich hab zumindest ein paar sehr konkrete Ideen wie das Haus aussehen soll, in dem ich gerne leben würde. Jetzt nur noch das entsprechende Geld verdienen, denn Geschmack macht nicht nur einsam, sondern ist auch teuer.
5. Straßenbahnfahrer: An Tagen, an denen ich diesem ganzen Medien-/Unterhaltungs-Bums den Rücken kehren möchte, denke ich darüber nach, welcher richtige Beruf wohl für mich in Frage käme. Da greift dann das nächste Zitat aus einem John-Cusack-Film: „I don't want to sell anything, buy anything, or process anything as a career. I don't want to sell anything bought or processed, or buy anything sold or processed, or process anything sold, bought, or processed, or repair anything sold, bought, or processed.“ („Say Anything“ (Si apre in una nuova finestra)) Es sollte natürlich ein sinnvoller, relevanter Beruf sein, aber ich weiß nicht, ob ich so richtig gut mit Menschen wäre, weswegen die meisten sozialen Berufe leider wegfallen. Bleibt noch sowas wie Lokomotivführer (Aber macht das mal mit meinem Namen!), Bus- oder Straßenbahnfahrer. Und dann gerne das, wo man sich nicht verfahren kann.
6. Linguist: Streng genommen bin ich das ja sogar mit meinem B.A.-Abschluss in Germanistik und Anglistik. Noch heute kann ich mich über Linguistik-Trivia freuen wie ein kleines Kind und einer der wenigen Video-Accounts (Si apre in una nuova finestra), denen ich bei Instagram folge, beschäftigt sich mit der Etymologie von Wörtern. Andererseits wissen wir spätestens seit der Corona-Pandemie, wie wissenschaftsfeindlich die Zivilgesellschaft ist — und die Geisteswissenschften wurden vorher schon gerne offen verachtet („Taxifahrer“). Wer hat schon Bock, sich von Dieter auf Facebook beleidigen zu lassen, nur weil er mal irgendwo die Begriffe „biologisches Geschlecht“ und „grammatikalisches Geschlecht“ aufgelesen hat?
7. Profiler: Seit ich Mitte der 1990er erstmals von Thomas Müller (Si apre in una nuova finestra) (dem österreichischen Kriminalpsychologen, nicht dem deutschen Fußballer) gehört hatte, war ich fasziniert von seiner Arbeit: Da konnte jemand auf Grund von Tatorten, Bekennerschreiben und anderen Puzzleteilen ein genaues Charakterbild eines Tatverdächtigen erstellen, das dann oft mit erstaunlicher Präzision eintraf. Aber die Zulassung zum Psychologiestudium hätte ich nie geschafft, das Studium vermutlich auch nicht. Heute ist „True Crime“ ein Unterhaltungs-Genre der Kategorie schwierig und sobald irgendwo etwas Schlimmes passiert, brüllen Idioten auf Social Media rum, dass sie genau wüssten, was da los sei. Nicht, dass die Beschäftigung mit Verbrechern zuvor schön gewesen wäre, aber das macht ja alles noch schlimmer!
8. Krebsforscher: Nachdem mein Großonkel an Krebs gestorben war und seine Witwe uns erzählte, wie viele Bekannte von ihnen ebenfalls schwer erkrankt waren, dachte ich: „Und ich studiere Bücher und Wörter!“ Gegen eine medizinische Karriere und den Nobelpreis sprach vor allem der Umstand, dass ich in meiner ganzen Schulzeit vielleicht drei Jahre Biologie-Unterricht gehabt hatte und meine Vorstellung vom menschlichen Körper immer noch zu 99% von der Kinderfernsehserie „Es war einmal … das Leben“ (Si apre in una nuova finestra) geprägt ist.
9. Historiker: Ich bin davon überzeugt, dass Geschichte ein Hauptfach in der Schule sein sollte. Die Ahnungslosigkeit der Menschen zeigt sich ja nicht nur darin, dass sie immer wieder die gleichen Fehler machen, sondern auch darin, dass sie alles, was sie in der Gegenwart (zurecht) beunruhigt, mit der NS-Zeit vergleichen, weil das die einzige Epoche ist, die sie in der Schule behandelt haben — und zwar so oft, dass es schon allen Anstand und Humanismus braucht, nicht irgendwann auch von diesem wichtigen Thema gelangweilt zu sein. Wer heute eine „nie dagewesene Spaltung der Gesellschaft“ beklagt, sollte verpflichtet werden, alle Ausgaben von „Konkret“ und „Bild“ des Jahrgangs 1968 durchzuarbeiten. Ich liebe Archive, ich tausche mich gerne mit Historiker*innen aus — und weil ich ja seit Jahren an einem Buch über meine Familiengeschichte arbeite, kann ich auch genau das noch eine Weile nebenher machen, ohne selbst den Beruf zu wechseln!
10. Leuchtturmwärter: Meer, keine nervigen Menschen — klingt erstmal wie mein Traumjob. Aber ich habe leider auch eine große Infrastrukturangst: Ich brauche Kinos, Theater, Krankenhäuser, Konzerthallen und Supermärkte mit großem Sortiment in meiner Nähe. Nicht, dass ich sie ständig oder auch nur regelmäßig nutzen würde, aber es beruhigt mich ungemein zu wissen, dass sie da sind. Deswegen könnte ich auch nie in einer Kleinstadt oder gar auf dem Land leben. Und wie soll man bei Sturm in dem Ding schlafen?
Und jetzt ist genau das gleiche wie in der Szene in „High Fidelity“ passiert: Ich habe aus Versehen festgestellt, dass ich mit meinem derzeitigen Beruf im Großen und Ganzen doch recht zufrieden bin. Und es ist ja schon ein Privileg, mit Popkultur und artverwandtem Quatsch sein Geld verdienen zu dürfen!
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Gestern kam die Nachricht (Si apre in una nuova finestra), das Horst Janson gestorben ist. Vertreter*innen meiner Generation kannten ihn (neben Lilo Pulver, Henning Venske und Uwe Friedrichsen) als einen der Menschen neben den Puppen in der „Sesamstraße“. Vor etwa 25 Jahren gab der Schauspieler, von dem Vertreter*innen älterer Generationen gern ehrfürchtig als „der Bastian“ sprachen, ein Gastspiel in Dinslaken. Meine Freunde und ich liefen zufällig in der Fußgängerzone hinter ihm her und als wir ihn erkannten, riefen wir mit Samson-Stimme „Hoooooaaaast!“ Es war eine etwas pubertäre Art, Liebe und Dankbarkeit auszudrücken für die Begleitung in unserer Kindheit, aber ich bin heute froh, dass wir es getan haben. (Etwa 20 Jahre später sah ich dann Henning Venske am Kölner Hauptbahnhof auf einem anderen Bahnsteig warten. Ich musste all meine Selbstbeherrschung zusammennehmen, um meinen Impuls zu unterdrücken, „Heenniiiiiing!“ über die Gleise zu brüllen.)
Was hast Du veröffentlicht?
Neben den beiden musikalischen (Si apre in una nuova finestra) Jahresrückblicken (Si apre in una nuova finestra) im Blog (s.o.) habe ich auch für die „wochentaz“ zurückgeschaut — und zwar auf die Covid-19-Pandemie, deren großen, sich überschlagenden Ereignisse sich dieser Tage ja zum fünften Mal jähren: Für das große Corona-Special habe ich über die positiveren Neuerungen geschrieben (Si apre in una nuova finestra), die der Lockdown so mit sich brachte, und die uns teilweise erhalten geblieben sind. Erinnert Ihr Euch noch an Bargeld?!
Was hast Du gehört?
Meine Buddies von kettcar haben auf ihrer aktuellen Tour Amos The Kid dabei, eine Indierock-Band aus Winnipeg. Auch deren Debütalbum „Enough As It Was“ (Apple Music (Si apre in una nuova finestra), Spotify (Si apre in una nuova finestra), Amazon Music (Si apre in una nuova finestra), Tidal (Si apre in una nuova finestra), YouTube Music (Si apre in una nuova finestra), Bandcamp (Si apre in una nuova finestra)) ist jetzt in Deutschland beim kettcar-Label Grand Hotel van Cleef herausgekommen. Wenn Ihr zuletzt die Musik von MJ Lenderman mit Freude gehört habt oder früher Bands wie Grandaddy, WHY? und The Weakerthans, dann solltet Ihr auch bei Amos The Kid mal reinhören!
Die portugiesisches Musikerin Maro feiere ich ja, seit sie 2022 beim ESC in Turin (Si apre in una nuova finestra) angetreten ist. Gerade erst ist sie (wieder (Si apre in una nuova finestra)) auf meiner Jahresbestenliste gelandet (Si apre in una nuova finestra) und ihre Chancen für 2025 stehen wieder gut, denn soeben ist ihr neuestes Album, diesmal gemeinsam mit dem Musiker und Produzenten Nasaya erschienen: „Lifeline“ (Secca Records; Apple Music (Si apre in una nuova finestra), Spotify (Si apre in una nuova finestra), Amazon Music (Si apre in una nuova finestra), Tidal (Si apre in una nuova finestra), YouTube Music (Si apre in una nuova finestra)) bringt etwas elektronischere Klänge mit, aber auch die passen wieder perfekt zu Maros einzigartiger Stimme und der Atmosphäre ihrer Songs. Wenn ich ein Café hätte: Das Album würde dort den ganzen Tag laufen!
Noch länger (sogar eine ganze Dekade — ich mach das hier echt schon alles viel zu lange!) feiere ich Rae Morris, nämlich seit ich ihren Song „Don’t Go“ im (eigentlichen) Serienfinale von „Skins“ gehört hatte (Si apre in una nuova finestra). Sie ist der bisher einzige Act, der gleich zwei Mal (2012 (Si apre in una nuova finestra) und 2018 (Si apre in una nuova finestra)) meinen ganz persönlichen Song des Jahres veröffentlicht hat, und der zweite Act nach Tomte (und wer mich kennt, weiß, welche Bedeutung die „Buchstaben über der Stadt“ (Si apre in una nuova finestra) für mich hat), der in einem Jahr (2018 (Si apre in una nuova finestra)) Album und Song des Jahres veröffentlich hat. Jetzt hat sie jedenfalls eine neue EP veröffentlicht, auf der das zu hören ist, was draufsteht: „Something Big, Something Bright“ (Schmotown; Apple Music (Si apre in una nuova finestra), Spotify (Si apre in una nuova finestra), Amazon Music (Si apre in una nuova finestra), Tidal (Si apre in una nuova finestra), YouTube Music (Si apre in una nuova finestra)) ist eine etwas antizyklische Sammlung von ungebremst euphorischen, optimistischen Songs. Im Opener deklamiert sie: „Something good’s about to happen“, in einem Song begrüßt sie den neuen Tag in London, New York und Tokio und im Closer erklärt sie, vor Freude zu hüpfen. Das ist, angesichts der Weltlage und der Sonnenstunden in Bochum, so viel Optimismus, dass es sich manchmal nach zu viel anfühlt. Aber was wäre die Alternative? Und ist es nicht immer am Dunkelsten, kurz bevor die Sonne aufgeht?
Mein Kumpel Stephan Kochs hatte letzte Woche in seiner Insta-Story gepostet, Jalen Ngonda sei Musik für Fans von Marvin Gaye oder The Four Tops — und ungefähr so knapp und konstruktiv stelle ich mir die Nutzung von Social Media in einer idealen Welt vor. (Ideal wäre natürlich, ich hätte den Namen nicht selbst bei Spotify eingeben müssen, aber ich möchte angesichts dessen, was Social Media zu 95% der Zeit ist, nicht zu anspruchsvoll klingen.) Stephan hatte jedenfalls wenig überraschend recht und Jalen Ngondas Album „Come Around And Love Me“ (Daptone; Apple Music (Si apre in una nuova finestra), Spotify (Si apre in una nuova finestra), Amazon Music (Si apre in una nuova finestra), Tidal (Si apre in una nuova finestra), YouTube Music (Si apre in una nuova finestra), Bandcamp (Si apre in una nuova finestra)) ist feinster Soul/R&B/Motown-Sound. Der Umstand, dass es im Jahr 2023 erschienen ist, ist übrigens ein weiterer Grund, diese ganzen Jahresbestenlisten in Frage zu stellen, denn: Ich kann’s ja jetzt nicht nachträglich für 2023 einbuchen.
Was hast Du gesehen?
Unsere Familie schaut zur Zeit die Handball-EM. Ich beginne zu ahnen, wie sich Menschen in meinem Umfeld fühlen, die sich nicht für den ESC und/oder Darts interessieren.
Was hast Du gelesen?
Ich treibe mich in den letzten Wochen vermehrt auf Substack (Si apre in una nuova finestra) herum. Das ist eine Plattform, über die man Newsletter verschicken und abonnieren kann, die aber in der App auch so ein bisschen Soziales Netzwerk mit Likes, Kommentaren und Möglichkeiten zum Teilen ist. Es ist (von der etwas amerikanischen Interpretation von Meinungsfreiheit, die die Macher gelten lassen, mal ab) nah dran an dem, wie ich mir eine gute Social-Media-Plattform vorstelle: ein bisschen LiveJournal, ein bisschen mittleres Facebook, auf alle Fälle etwas für Menschen, die Twitter/X/Threads/Bluesky/Mastodon wegen der dortigen Unterkomplexität, Kürze und Affekthascherei immer schon gehasst haben — also: für mich.
Durch Verlinkung anderer (das ist dieses „Social“ in „Social Media“) stieß ich dort auf einen kleinen Crashkurs (Si apre in una nuova finestra) für journalistisches Schreiben von Helen Lewis aus dem Jahr 2023. Das meiste mache ich ehrlich gesagt schon so (oder bewusst anders), aber ich finde es immer spannend, von anderen Menschen zu hören, wie sie arbeiten. Anne Helen Petersen schrieb letzte Woche (Si apre in una nuova finestra) über den aktuellen Zustand der Social-Media-Plattformen und wie man von ihnen loskommt. Ich paraphrasiere mal knapp: Es ist wie jeder Drogenentzug: Erst anstrengend, aber irgendwann geht’s und man fühlt wieder richtig.
Was hast Du zum ersten Mal gemacht?
Zum Soundtrack von „Drive“ spätabends über die A40 gefahren. Ich werde mich vermutlich nie mehr so sehr wie Ryan Gosling fühlen.
Was hast Du gelernt?
Der Verlust und die Verschwendung von Lebensmitteln sorgen derzeit weltweit für acht bis zehn Prozent der menschgemachten Treibhausgasemissionen. Der gesamte Flugverkehr ist für 3,5 Prozent der Emissionen verantwortlich. (Quelle: IPCC-Sonderbericht zu Klimawandel und Landsystemen (Si apre in una nuova finestra), 2019)
Was hat Dir Freude bereitet?
Weil ich so eine außergewöhnliche Lache habe, hat mir ein Kollege ein Video (Si apre in una nuova finestra) aus einer französischen Talkshow gezeigt, in die Menschen mit außergewöhnlichen Lachen eingeladen waren. Der Umstand, dass er wirklich geglaubt hatte, er sei die erste Person, die mir dieses Video zeigt, hat mich so zum Lachen gebracht, dass ich auf dem Boden der Redaktion lag.
Und jetzt: Musik!
https://www.youtube.com/watch?v=ocrJUAI85LA (Si apre in una nuova finestra)Habt eine schöne Restwoche!
Always love, Luki