Parasozialhilfe
Every new beginning
Comes from some other beginning’s end
(Semisonic)
152/∞
Good evening, Europe!
Und: „Herzlich Willkommen!“ an die Leser*innen, die neu dazugekommen sind, seit ich auf Instagram angekündigt (Si apre in una nuova finestra) hatte, dem Bumsladen den Rücken kehren zu wollen. (Und einen ganz besonders lieben Gruß an die Leute, die mir seit Jahrzehnten auf Social Media folgen und jetzt gemerkt haben, dass ich seit September 2016 einen Newsletter schreibe — Ihr habt mir die Angst genommen, dass ich viel zu viel Selbst-Promotion betreibe!)
Wie geht es Euch? Donald Trump ist wieder US-Präsident, weite Teile von Los Angeles sind abgebrannt, David Lynch ist tot, Neil Gaiman und Amanda Palmer sind als Personen komplett inakzeptabel geworden; während die letzten Institutionen die Plattform X verlassen, bereiten die ersten ihren Insta-Exit vor, Dortmund-Fans rechnen minütlich mit dem Rauswurf von Nuri Şahin, bei Rewe bekommt man keine Payback-Punkte mehr; es herrscht Aufbruchstimmung. Oder, genauer eigentlich: Brückenabbruchstimmung.
Wollen wir gemeinsam einmal tief ein- und ausatmen?
Die Brände in L.A. fühlten sich an, als würde es bei der Hälfte meines Bekanntenkreises brennen. Nicht, weil ich dort besonders viele Menschen kennen würde (die leben alle in der Bay Area), sondern weil ich so vielen Schauspieler*innen, Musiker*innen und anderen Unterhaltungsindustriearbeiter*innen auf Instagram folge, die dort leben.
Ich kenne diese ganzen Leute ja gar nicht wirklich und vor allem haben sie keine Ahnung, dass ich existiere. Es ist das, was die Medienpsychologie „Parasoziale Interaktion“ (Si apre in una nuova finestra) nennt: das Gefühl, eine persönliche Beziehung zu Menschen aufgebaut zu haben, die man nur durch einseitige Rezeption kennt. Das macht den Abschied von Social Media so schwer, deswegen treffen uns Enthüllungen wie die über Neil Gaiman so hart.
Der beliebte, ja: gefeierte Autor zahlreicher Fantasy-Bücher und -Comics, der als besonders aufgeklärt und feministisch galt, hat seine Stellung und seinen Ruhm über Jahre ausgenutzt, um junge Frauen zu vergewaltigen. So haben es die betroffenen Frauen Lila Shapiro erzählt und die hat es - nach sicherlich tagelangen Sitzungen mit der eigenen Rechtsabteilung - für das „New York Magazine“ (Si apre in una nuova finestra) aufgeschrieben. Es ist eine beklemmende, verstörende, bisweilen ekelerregende Lektüre, nach der ich das Bedürfnis hatte, mein inneres Auge mit Chlor auszuwaschen. Zumal deutlich wird, dass auch Gaimans Ex-Frau und Mutter des gemeinsamen Sohnes, die Musikerin und Feminismus-Ikone Amanda Palmer, nicht nur Mitwisserin, sondern regelrecht Komplizin war.
Ich selbst habe nur zwei Bücher von Neil Gaiman gelesen und kenne nur wenige Songs von Amanda Palmers alter Band Dresden Dolls, aber erstens bin ich zur Empathie in der Lage und ahne, wie verstörend es sein muss, so etwas über Menschen zu erfahren, deren Werk einem so viel bedeutet (was - nur fürs Protokoll - natürlich immer noch harmlos erscheint im Vergleich zu dem, was die Opfer durchmachen mussten), und zweitens bin ich natürlich realistisch genug zu wissen, dass jede Enthüllung nur einen Teil des Eisbergs vermisst und immer auch das Ergebnis von Zufall, Mut und Rechercheglück ist. Irgendwann wird - wieder (Si apre in una nuova finestra) - ein Artikel über einen Künstler erscheinen, der mir selbst viel bedeutet, und die Frage lautet nicht ob, sondern wann.
Jetzt beginnen die Aufräumarbeiten: Werk und Autor trennen. kettcar haben auf ihrem 2024er Album „Gute Laune ungerecht verteilt“ den Song „Kanye in Bayreuth“ (Si apre in una nuova finestra) (der Titel schon!) veröffentlicht, in dem die Frage verhandelt wird, wie man damit umgeht, wenn sich die Person, deren Schaffen einem so viel bedeutet (im Song u.a. dabei: R. Kelly, Michael Jackson, J.K. Rowling, Morrissey, Louis C.K., Woody Allen, natürlich Richard Wagner), als veritables Arschloch entpuppt. Der Text gibt natürlich keine Handlungsempfehlung ab und Marcus Wiebusch von kettcar sprach im November in einem sehr schönen Doppel-Interview des „Rolling Stone“ (Si apre in una nuova finestra) über genau dieses Thema mit dem kanadischen Musiker Chilly Gonzales, der im vergangenen April den Song „F*ck Wagner“ (Si apre in una nuova finestra) (über Richard, nicht Franz Josef) veröffentlicht hatte.
Der von mir hoch geschätzte Glen Weldon grübelt bei NPR (Si apre in una nuova finestra), wie es jetzt weitergehen kann mit dem Werk von Neil Gaiman, und kommt - explizit nur für sich persönlich - zu dem Schluss, dass der Teil des Werks, den er vor den Enthüllungen rezipiert hatte und der für ihn eine große Bedeutung hatte, diese Bedeutung für ihn weiterhin haben darf, im Kopf und im Herzen versehen mit einer Fußnote zu den Übergriffen; dass er aber nichts Neues mehr rezipieren und vor allem kein Geld mehr dafür zahlen möchte. Das deckt sich sehr mit meiner Haltung zu dem Thema.
Wenn Ihr den letzten Newsletter (Si apre in una nuova finestra) aufmerksam gelesen habt, konntet Ihr buchstäblich live dabei sein, wie das Album von Tiny Moving Parts, das ich Euch eigentlich hatte empfehlen wollen, unter meinen Fingern implodierte, weil ich bei meiner Recherche, woher die Band stammt, feststellte, dass ihr Sänger 2013 einen sexualisierten Übergriff begangen hat. Er hat 2019 seine Schuld öffentlich eingestanden, ist deswegen in Therapie gegangen und hat Geld für Opfer-Organisationen gespendet; sein Opfer hat ihm nicht verziehen.
Ich hab das Album, das ich wirklich gut fand, seitdem nicht mehr hören wollen. Und seit sechs Jahren auch keinen Song mehr von Ryan Adams (Si apre in una nuova finestra), der öffentlich und musikalisch immer wieder um Abbitte gebeten hatte. Aus juristischer, gesellschaftlicher und humanistischer Perspektive verstehe ich das Prinzip der Resozialisierung natürlich, aber angesichts von so vielen anderen Acts (darunter Frauen, Queers, PoC und andere marginalisierte Personen) finde ich, dass die Resozialisierung nicht zwingend in meinen Kopfhörern stattfinden muss — noch dazu, wenn ich die Musik nicht physisch besitze und theoretisch jeder Stream dem Täter ein halbes Atom eines Cents einbringt.
Und wenn die problematische Person der Trump-unterstützende CEO jener Social-Media-Plattform ist, an der wir uns als third space (Si apre in una nuova finestra) neben Arbeitsplatz und Wohnung eingerichtet hatten? Der Rest der Welt lernt jetzt, was Fußballfans schon seit mindestens 15 Jahren wissen: Milliardäre machen alles kaputt.
Natürlich hätten auch Menschen wie Elon Musk, Mark Zuckerberg oder Julian Reichelt als Kinder und Jugendliche nicht gehänselt werden sollen (und jeder, der mal ein 13-jähriger Junge war, kann sich exakt ausmalen, welche Verballhornungen man auf dem Schulhof aus den Namen „Mark Zuckerberg“ und „Julian Reichelt“ machen kann), aber deren offensichtlich zur Schau gestelltes „Weil’s mir scheiße ging, soll es auch allen anderen scheiße gehen“, mit dem sie jetzt alle Menschen unter den Bus werfen, die keine weißen, heterosexuellen, in Bitcoin und ETFs investierenden Cis-Männer sind, ist eine Haltung, die ich zutiefst verstörend finde. (Ich schieb das einfach mal auf mutmaßlich Schulhof-Hänseleien, von deren Existenz ich natürlich nichts weiß, weil mir beim besten Willen keine anderen Erklärungen einfallen wollen, sich derart erbärmlich zu benehmen.)
Das Schlimme an dieser ganzen Shitshow ist ja, dass man sie ernst nehmen muss, obwohl jedes Detail auf Menschen, die ein bisschen in sich ruhen, nur albern wirkt. Es nützt aber nichts, dass uns Musk, Zuckerberg, Bezos und Trump als lächerliche Karikaturen eines für uns überholten Männlichkeitsbilds erscheinen mögen, als Manifestationen einer lebenslangen Midlifecrisis: Sie bleiben ja mächtig und gefährlich.
Charlie Chaplin war natürlich eigentlich auf dem richtigen Weg, als er sich über das Dauergebrüll Adolf Hitlers lustig machte, von dem man sich wirklich nicht mehr vorstellen kann, dass es irgendjemanden hätte beeindrucken können, aber die historischen Fakten sprechen leider eine deutliche Sprache. (Wenn auch eine, die Alice Weidel bei Duolingo noch nicht gelernt hat.)
Jetzt sitzen wir da wie die Anhänger von Austria Salzburg, nachdem der Kapitalismus (Si apre in una nuova finestra) ihren Verein mehrfach gefressen und wieder hochgewürgt hat. Es wäre zynisch, auf die User von Instagram, TikTok und Twitter zu zeigen, denen die Plattformen eine zweite (oder gar erste) Heimat waren, ein Ausblick in die große, weite Welt, Trost und Motor. Wir wurden zwar gewarnt (Si apre in una nuova finestra), unsere Herzen nicht in die Hände von Rock’n’Roll-Bands zu legen, weil diese sie nur wegwerfen würden, doch von Social-Media-Plattformen war nie die Rede gewesen. Aber: Ich bin so alt, dass ich noch im Usenet (Si apre in una nuova finestra) unterwegs war, als gerade die ersten Webforen aufkamen. Ich kann mich noch an die ersten bekannten Blogs erinnern und an die Zeit, als klassische Medien mit einer interessanten Mischung aus Herablassung und Existenzangst darüber berichtet haben. Und all das ist immer noch da und kann zurückkommen wie der VfL Bochum gegen RB Leipzig.
Anders als Neil Gaiman haben Mark Zuckerberg oder Elon Musk natürlich nie etwas erschaffen. Es ging ja immer um die Menschen, um das, was sie der Welt mitzuteilen haben, und darum, den Kontakt zu Menschen herzustellen, die ähnliche Interessen haben. Das hat eine zeitlang so gut funktioniert, dass es jetzt ein paar geschlossene bubbles gibt, deren Bewohner*innen die Bewohner*innen der anderen bubbles jeweils für die Inkarnation des reinen Bösen halten.
Die Social-Media-Plattformen haben ja gar kein Produkt, unter dem sich mein Großvater noch etwas hätte vorstellen können. Sie sind wie Taxiunternehmer, die alle Stadtpläne versteckt haben und den Menschen versprechen, sie irgendwo hinzufahren. Sie leben von der Werbung, die während der Fahrt im Radio läuft, deshalb fahren sie auch permanent Umwege und setzen einem andere Fahrgäste ins Auto, mit denen man stundenlang diskutieren kann, was die Fahrt weiter verlängert. In Wahrheit kann man aber zu Fuß gehen.
Wann habt Ihr das letzte Mal einen Text in einem Blog oder auch nur in einer Zeitung (bzw. auf deren Website) gelesen, auf den Euch mehrere Leute gleichzeitig aufmerksam gemacht haben? Klar: Videos sind immer mal wieder viral gegangen. Aber wäre es nicht schön, wenn wir mit geschriebenen Worten so etwas auch mal wieder erreichen könnten? Das ist mein Ziel für mein Blog (Si apre in una nuova finestra), das in den letzten zwölf Jahren doch arg unter Twitter, Facebook und Instagram gelitten hat, und in dem ich eigentlich all das, was ich irgendwo anders abgeladen habe, hätte sammeln können. Und damit Ihr nicht wie früher jeden Tag auf die Website gehen müsst, habe ich einen WhatsApp-Kanal (Si apre in una nuova finestra) und einen Bluesky-Account (Si apre in una nuova finestra) eingerichtet, wo dann immer steht, wenn’s im Blog was Neues gibt (hier im Newsletter aber natürlich auch).
In den ersten Wochen des Jahres musste ich also spontan meinen Insta-Exodus und die Wiederbelebung des Blogs planen, ich musste eine gute Lösung für einen digitalen Familienkalender in unserer Patchwork-Familie finden, endlich mal vernünftige Workflows für meine Jahresbestenlisten entwickeln und ein unerfreuliches Festplatten-Chaos aufräumen — es war, als müsste ich alles, was ich halt seit Jahren so mache und was digital gewachsen war, plötzlich einmal neu organisieren. So, wie wenn man all die Tassen, Teller, Salatschüsseln, Kochlöffel und Geschirrtücher, die man teils seit dem Auszug aus dem eigenen Elternhaus mit sich rumschleppt und die nicht zwingend dem eigenen Geschmack entsprechen, bei irgendeinem Umzug in eine Kiste packt und die dann aber eben nicht mit in die neue Wohnung nimmt, sondern zum Wertstoffhof fährt. Wenn’s Dir nicht gefällt, mach neu!
Es fühlt sich deshalb ein bisschen an wie die Tage vor dem Lockdown im März vor fünf Jahren: Da kommt etwas auf uns zu, das wir nicht verstehen, das wir nicht einschätzen können, das uns auf eine ganz existenzielle Art Angst macht. Damals („damals“! Es ist gerade mal den Abstand zwischen zwei Bundespräsidentenwahlen her!) haben wir uns ins Digitale geflüchtet, diesmal lauert das Virus in unseren Smartphones. Deshalb sollten wir uns in die Wirklichkeit zurückziehen: Treffen mit Freund*innen, Straßenfeste, Kulturveranstaltungen, je nach Eurem Verhältnis zu Alkohol auch in Kneipen. Und während da ein Fußballspiel läuft, stellen wir vielleicht fest, dass der Anwalt, der BMW fährt und FDP wählt, gar nicht das Primärziel hat, die Welt zu vernichten, sondern einfach seinen Enkelkindern ein gut gefülltes Sparbuch hinterlassen will (und zwar so ein bisschen als Wiedergutmachung, weil er seine eigenen Kinder kaum hat aufwachsen sehen).
Man kann auch fernsehen, ohne gleichzeitig aufs Handy zu gucken (auch wenn Netflix das anders sieht (Si apre in una nuova finestra)). Musik klingt viel besser, wenn man sie nicht über Spotify und Bluetooth-Kopfhörer hört. Verbringt mal Zeit mit einem Dreijährigen, idealerweise auf dem Weg in ein Restaurant, von dem Ihr ihm erzählt habt, dass er dort Pommes bekommt! Diese ungefilterte Lebensfreude, diese unbedingte Euphorie ist etwas, was viele Menschen offenbar seit Jahren und Jahrzehnten nicht mehr empfunden haben — was natürlich tragisch ist. Mein Vorsatz für 2025 ist deshalb ein täglicher „Pommes!“-Moment.
Was hast Du gehört?
Ich bin seit langer Zeit - und da lasse ich auch keine Diskussionen zu - großer Fan des Barry-Manilow-Evergreens „Mandy“. Ich erinnere mich an einen Abend vor vielen Jahren (es war die Zeit vor Spotify), an dem Stefan Niggemeier und ich vor unseren jeweiligen Computern sehr viel Energie darauf verwendeten, eine finnische Version des Songs namens „Leena“ (ausgerechnet! (Si apre in una nuova finestra)) aufzutreiben, und dass ich mit einem Hauch von Enkeltrick-Angst meine Kreditkartendaten auf einer finnischsprachigen MP3-Seite eingab, um den Song herunterzuladen. Nun: Letzte Woche bin ich in einen sehr tiefen Kaninchenbau hineingefallen und habe eine Seite (Si apre in una nuova finestra) entdeckt, die (mutmaßlich) alle Coverversionen des Songs auflistet, der ursprünglich von Scott English stammt und anfangs noch „Brandy“ hieß. Was danach passierte, könnt Ihr Euch ja alle denken. Hier (Si apre in una nuova finestra) ist jedenfalls meine Brandy-Mandy-Leena-Rispondi-Manchmol-Playlist, die alles enthält, was bei Spotify zu finden war. Ich gebe sie Euch, ohne zu nehmen!
Was hast Du gesehen?
Bei Netflix gibt es den neuen, abendfüllenden „Wallace & Gromit“-Film „Vergeltung mit Flügeln“ (Si apre in una nuova finestra) (Trailer (Si apre in una nuova finestra)) zu sehen. Man muss die vorherigen Knet-Animations-Filme über den englischen Erfinder und seinen klugen Hund nicht kennen, aber es hilft natürlich, weil man sich dann über noch mehr Anspielungen freuen kann. Es ist einfach ein zauberhafter, herzerwärmender Film für die ganze Familie und es macht mich besonders glücklich, dass das Kind daran genauso viel Spaß hatte wie ich, der ich meinen ersten „Wallace & Gromit“-Film vor 29 Jahren auf einem British-Airways-Flug gesehen habe.
Udo Jürgens wäre im vergangenen September 90 Jahre alt geworden, deshalb hat ihm die ARD zu seinem 10. Todestag im Dezember eine große Show geschenkt. Okay, das klingt weird, aber vielleicht war der 23. Dezember einfach der bessere Sendeplatz, denn Udo Jürgens gehört bei uns genauso zur Familie wie Tannenbaumschmücken. Mir hatten so viele Menschen davon vorgeschwärmt, dass ich die Sendung im Januar nachgeholt habe: „Udo Jürgens Forever“ ist eine klassische deutsche Unterhaltungssendung im besten Sinne, in der Stars der Gegenwart die größten Hits des großen Entertainers singen. Minütlich erwartete ich Auftritte von Caterina Valente, Rudi Carrell oder Peter Alexander — allein: Die sind ja auch schon alle tot. So waren die dienstältesten Gäst*innen, mit denen Michelle Hunziker und Sasha sprachen, Howard Carpendale und Alice Schwarzer, die eine mäandernde Udo-Jürgens-Anekdote zum Besten gab, die im Club Mediterrané begann und in der Paris Bar endete. (Ich sag doch, man muss es erlebt haben!) Immer noch zu sehen in der ARD-Mediathek (Si apre in una nuova finestra).
Eher zufällig bin ich - passenderweise am letzten Samstag - in die lineare Wiederholung von „70 Jahre Samstagabend-Show“ geraten, einen Film des Kollegen Christian Stöffler. Der Titel ist, wie man hier besonders gern sagt, Programm. Anders als bei baugleichen Sendungen, in denen Prominente vor einem Greenscreen sich selbst und uns daran erinnern, dass irgendein Phänomen existierte, bringen Günther Jauch, Carmen Nebel, Thomas Gottschalk, Frank Elstner, der kurz nach Dreh verstorbene Gunther Emmerlich sowie der ehemalige Vorsitzende der Linkspartei Klaus Ernst, der sich als Wolfgang Lippert ausgibt, tatsächlich so etwas wie Erkenntnisgewinn über dieses sehr deutsche Unterhaltungs-Genre. Ich habe in die chronologische Erzählung erst eingeschaltet, als die 1970er Jahre gerade ausklangen, und ich würde schwören, dass ich ausnahmslos alles, was aus den 80ern und 90ern gezeigt wurde, bei der Erstausstrahlung gesehen habe — auch die großen Wiedervereinigungssendungen. Wie jede gute Rückschau erzeugt dieser Film eine perfekte Mischung aus wohliger Nostalgie und diachroner Fassungslosigkeit (warum Thomas Gottschalk mal so beliebt war, erschließt sich mir ja noch, aber Frank Elstner mit seinem Charisma eines stellvertretenden Sparkassenfilialleiters in einer Stadt ohne Fernverkehrsanbindung?!) und ist noch bis kommenden Samstag in der ARD-Mediathek (Si apre in una nuova finestra) abrufbar.
Was hast Du gelesen?
Irgendwo im Internet (diese Nicht-Nachvollziehbarkeit von Entdeckungswegen gehört ja auch zu den großen Geißeln von Social Media) bin ich auf einen Text (Si apre in una nuova finestra) (früher und bald wieder: „Blog-Eintrag“) gestoßen, der Neujahrsvorsätze für das Jahr 2025 und die USA in der zweiten Trump-Amtszeit formuliert. Vieles lässt sich auch auf andere Länder übertragen und deckt sich auch mit den siebzehntausend Zeichen hiervor.
In der aktuellen Ausgabe der „11 Freunde“ (hier als Geschenklink (Si apre in una nuova finestra)) ist eine tolle Reportage von Andreas Bock über den Fußballverein Ludogorez Rasgrad aus der bulgarischen Provinz, der nach dem Einstieg eines Investors vor 14 Jahren 13 Mal in Folge Landesmeister geworden ist. Auch wenn man sich nicht für Fußball interessiert, lohnt sich die Lektüre, denn ich habe das Gefühl, die Geschichte von zu viel Geld in zu wenigen Händen ist eine universelle.
Was hast Du zum ersten Mal gemacht?
Zum ersten Mal überhaupt habe ich in freier Wildbahn zwei ESC-Songs hintereinander an zwei verschiedenen Orten gehört: Erst „Always On The Run“ (Si apre in una nuova finestra) von Isaak (Deutschland 2024, Platz 12) auf WDR 2, dann „Snap“ (Si apre in una nuova finestra) von Rosa Linn (Armenien 2022, Platz 20) im Rewe-Einkaufsradio. Es war wild!
Was hast Du gelernt?
a-ha (ja: die Band) haben offenbar maßgeblich dazu beigetragen, E-Autos in ihrer norwegischen Heimat populär zu machen. (Quelle: BBC (Si apre in una nuova finestra))
Was hat Dir Freude bereitet?
Ich habe endlich einen Song gefunden, der die gleiche BPM-Zahl wie der Blinker meines neuen Autos hat: „Sex On Fire“ (Si apre in una nuova finestra) von Kings Of Leon!
Und jetzt: Musik!
https://www.youtube.com/watch?v=bS-S-YSEpso (Si apre in una nuova finestra)Wenn Dich dieser Newsletter zum Lachen und/oder Nachdenken gebracht hat, wenn er Dir gefallen und/oder geholfen hat, leite ihn doch bitte an eine Person weiter, der er gefallen könnte.
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Habt eine schöne Restwoche!
Always love, Luki