Woplanele #20
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Meine Lieben,
unsere wundervolle Woplanele (kurz für „Wochenplannewsletter“; Service-Hinweis für alle Neu-Abonnenten) hat heute einen Nebenjob als Ersteindruck für Avowed, das neue Rollenspiel von Obsidian. Die kennt man womöglich von Outer Worlds oder Pentiment oder Pillars of Eternity. Oder von Fallout New Vegas, das wird gleich noch wichtig.
Übers Wochenende habe ich Avowed nämlich 25 Stunden lang gespielt. Nur für euch! Okay, und vielleicht auch, weil ich verdammt viel Spaß damit hatte. Man könnte zwar einen (oder zwei) Podcasts mit den nervigen Kleinigkeiten füllen, die es einem raffiniert zwischen die Beine wirft, wenn man gerade überhaupt nicht damit rechnet. Aber es hat ein spaßiges Action-Kampfsystem, bei dem ich in der linken Hand ein Schwert oder eine Axt schwinge und in der rechten einen Zauberspruch oder eine Pistole. Oder einen Dolch, weil Knarren für Penner, Messer für Männer (Ehrenmann- oder Ehrenfrau-Punkte für den Film, aus dem das Zitat stammt).
Und es hat eine erfrischend unkonventionelle Spielwelt, auch wenn die sehr hell und sehr bunt ist. Und schön viel befriedigende Erkundung. Und bislang auch eine ganz solide Geschichte und Sinn für Humor und angenehme NPC-Begleiter.
Was es nicht hat: die Qualitäten eines Fallout New Vegas im Hinblick auf Figuren, World Building oder Geschichtenerzählen. Was insofern interessant ist, weil es der geschätzte Jason Schreier angesichts der teils sehr mittelmäßigen Wertungen mit eben diesem Fallout New Vegas verglichen hat. Freilich im Hinblick auf seine Vermutung, dass es bei Spielern deutlich besser ankommen könnte als bei der Presse. Eine Vermutung, die ich übrigens teile. Bislang ist es ein sehr solides AA-Spiel (was keinen verwundern sollte; ob Obsidian überhaupt je ein AAA-Spiel gemacht hat, könnte man wahrscheinlich stundenlang kontrovers diskutieren, und an Avowed saßen auch nicht Josh Sawyer und Co., sondern eher das B- oder C-Team, wenn man es böse formulieren wollte), von dem ich mir sicher bin, es wird seine Fans und Liebhaber finden. Ich mag es, weil es das ist, was es ist, und gar nicht viel mehr sein möchte.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass es augenscheinlich auch seine Nicht-Fans und Überhaupt-Nicht-Liebhaber findet, wenn man zum Beispiel einen Blick in die Steam-Foren wirft, was ihr, nun, da ich euch davor warne, tunlichst vermeiden solltet, wenn ihr mehr als nur ein flüchtiges Interesse an der Unversehrtheit eurer Gehirnzellen besitzt. Denn – Alarm! - das Spiel ist sooooo woke.
Also eigentlich ist es überhaupt nicht woke. Aber irgendein Entwickler hat mal irgendwas wokes (oder vermeintlich wokes) gesagt und außerdem kann man bei der Charaktererstellung auch einen nicht-binären Charakter erstellen (nicht, dass das irgendeinen Unterschied machen würde, der non oder einigermaßen binäre Charakter spricht eh nie und könnte im Grunde auch ein dreibeiniges Huhn mit Kopfsalat auf dem Hals und Flohzirkus zwischen den Beinen sein), also ist seine Wokehaftigkeit wissenschaftlich erwiesen, denn Leute, die Spiele auf ihre Wokehaftigkeit abklopfen, sind gemeinhin nicht diejenigen, nach denen Bibliotheken oder Krankenhäuser benannt werden.
Ich erzähle das auch deshalb, damit ich die Gelegenheit habe, zu erklären, dass wir diesen Quatsch in Zukunft nicht mehr bei jedem Spiel erzählen, das Opfer dummer Leute wurde. Erstens machen wir dann nämlich fast nichts anderes mehr, zweitens muss man eine Aufmerksamkeitsökonomie, die Radikalität und Dummheit besonders belohnt, ja nicht auch noch unterstützen.
1 Meldung, 5 Gedanken
Days Gone bekommt … nein, leider keine Fortsetzung, sondern ein Remaster
Erster Gedanke: Ich will aber eine Fortsetzung!
Zweiter Gedanke: Ich weiß, es wird (sehr, sehr wahrscheinlich) keine Fortsetzung geben, weil Sony die schon gekillt hat, aber ich will trotzdem eine!
Dritter Gedanke: Das Remaster wird vermutlich nicht nennenswert besser aussehen bzw. sein als die PC-Version und eh nur dazu dienen, damit Sony im PSN jetzt PS5 daneben schreiben kann ...
Vierter Gedanke: … aber es ist eine fantastische Gelegenheit, der Menschheit nochmal zu sagen, dass Days Gone nach einem rumpeligen Einstieg und zähen ersten Spielstunden zu dem – Achtung, ich sage es! - besten Zombiespiel … vielleicht überhaupt wird!
Fünfter Gedanke: Ja, ich weiß, dass Last of Us existiert. SO gut ist es nicht. Aber Last of Us ist für mich (und hey, das ist meine Kolumne!) auch weniger ein Zombiespiel, sondern ein Drama, das zufällig in einer Zombie-Apokalypse spielt. Das Mädchen könnte auch im Mittelalter gegen die Pest resistent sein, und man müsste an den wirklich relevanten Storyaspekten überhaupt nichts ändern. Days Gone hingegen IST Zombie-Apokalypse, und eine der richtig guten noch dazu.
Was wir am Spielen sind
JR ist quasi seit eben mit Kingdom Come 2 durch. Nach 109 Stunden. Und er klingt immer noch fit und munter und könnte wahrscheinlich nochmal 100 Stunden runterreißen, easy-peasy, macht doch Spaß. Der Mann ist wie Lance Armstrong, bloß ohne Drogen. Dom und ich sind eher wie Jan Ullrich (auch ohne Drogen) und kämpfen höchstens noch um Platz 2, wobei mein Umweg über den Mount Avowed wahrscheinlich dazu führen wird, dass die beiden anderen schon im Schampus baden, während ich hechelnd zur Ziellinie strampele. Aber das werde ich, oh ja! Denn es ist immer noch verdammt gut. Um nicht zu sagen: besser.
Sebastian hat unterdessen eine gottlose Stundenzahl in ein altes Yakuza versenkt und behauptet, das gehöre so, weil er an einem Nachgeforscht arbeite. Ich kann das nicht nachprüfen … nun gut, ich könnte schon … ich will das nicht nachprüfen, also glaube ich ihm einfach, schließlich sollte man keine Fragen stellen, wenn man Angst vor der Antwort hat.
Sebastian hat übrigens auch Unravel 2 gespielt und mit André einen Podcast aufgenommen. Den wollte ich schon zweimal veröffentlichen, aber durfte ich? Nein! Sie fanden es nämlich sehr lustig, ihn zur Inkarnation unserer Podcast-Halde zu erklären. Dazu muss man wissen: Unsere Podcast-Halde ist ein FTP-Server, wo wir bislang unveröffentlichte Aufnahmen dergestalt sammeln, dass André zufrieden grunzt, weil für alle wenigstens quantentheoretisch möglichen Eventualitäten mit ausreichend Material vorgesorgt ist. Hier also thront nun die Wertschätzung zu Unravel 2, und wenn es im Thronsaal ein wenig stinkt, dann liegt das an der Wertschätzung zu Whispers of a Machine, die am 02.09.2020 dort gestorben ist und der Sage zufolge erst wiederbelebt wird, wenn dieser Podcast in ferner, ferner Zukunft seine allerletzte Folge ausstrahlt.
Scheinbar dachten André und Sebbe, die braucht einen Freund.
Ich arbeite nur hier.
Was wir sonst noch so machen
Mit den Crusader-Kings-Tagebüchern weiter! Und zwar schon morgen. In Neapel tanzen die Menschen bereits heute nackt über den … wie auch immer der große Platz in Neapel heißt und singen … was auch immer man in Neapel singt, wenn man sich mehr freut als Scout, sobald ich die getrocknete Hühnerbrust auspacke, die es nur gibt, wenn man etwas total obermegasuperduperfein gemacht hat, zum Beispiel am Endgegner (Labrador, jeder) vorbeigegangen ist, ohne ihn zu massakrieren wie weiland die Sioux General Custers 7. Kavallerie.
Auch wenn er es verdient gehabt hätte, ich weiß, Scout.
Außerdem sind Nora und Janna zurück mit einem neuen Genretalk, die höre ich wahnsinnig gerne, also sowohl Nora als auch Janna als auch die Genretalks.
Und apropos! Janna hat letzte Woche einen sehr, sehr lesenswerten Essay bei Tor Online (das Fantastik- und Sci-Fi-Label des Fischer Verlags) über wütende Frauen in modernen Horrorgeschichten veröffentlicht:
https://www.tor-online.de/magazin/mehr-phantastik/hell-being-nice-wuetende-frauen-neuen-horrorgeschichten (Si apre in una nuova finestra)Das auf dem Foto ist sie nicht, aber so stelle ich sie mir immer vor, wenn ich mal wieder ihren Geburtstag vergessen habe.
Hätte ich verdient, ich weiß, Scout.
Das Rätsel zum Sonntag
Eigentlich ist es wie mit Spielen von Bayern München: So lange der Busfahrer das Stadion findet, weiß man eh, was am Ende rauskommt.
Aber eventuell schleppe ich mich doch nicht mehr über die Ziellinie, weil mich Avowed nicht mehr los lässt? Und vielleicht wird Dom von Aliens entführt, die wissen wollen, was der ganze Scheiß hier unten eigentlich soll, also wäre er sehr lange damit beschäftigt, ihnen das irgendwie zu erklären und am Ende glauben sie eh kein Wort und nehmen ihn mit nach Alpha Gammaclusterfuck und packen die Sonden aus, man kennt das ja.
Also rein theoretisch könnte es sein, dass der Sonntagspodcast doch nicht Kingdom Come 2 wird, auch wenn wir eigentlich nur das Stadion finden müssen.
Aber fragt mich bloß nicht, was es stattdessen wird.
Ich arbeite nur hier.
Jochen
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Professor Scout empfiehlt: weniger Avowed spielen, mehr Scout streicheln