Über chinesische Dissidenten, Kamala Harris’ Lachen und eine unvollständige Beleidigung
Der Übermedien-Newsletter von Lisa Kräher
Liebe Übonnentin, lieber Übonnent,
manchmal führt eine Recherche zu einem Ergebnis, das man gar nicht gesucht hatte. So ging es Frank Langfitt: Der US-Reporter von National Public Radio (NPR) wollte über das Schicksal eines chinesischen Dissidenten und seiner Familie berichten, die unter den Bedrohungen aus ihrem Heimatland leiden. Doch was herauskam, war die Story eines mutmaßlichen Betrügers.
Die Geschichte, die NPR kürzlich veröffentlicht hat (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), ist zugegeben ziemlich lang und komplex – ich versuche trotzdem mal, sie hier zusammenzufassen. Doch falls Sie ein bisschen Zeit haben, empfehle ich Ihnen die ganze Lektüre. Sollten Ihnen das zu viele Buchstaben auf Englisch sein: NPR hat die Recherche auch in einem 50-minütigen Podcast (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) aufbereitet.
Reporter Langfitt und sein Team dachten also zunächst, sie hätten folgenden Scoop: Die Familie von Gao Zhi, einem in den Niederlanden im Asyl lebenden Chinesen, war offenbar Opfer von Bedrohungen aus China. Gaos Angehörigen, die ihm über Thailand nach Europa nachreisen wollten, wurde unterstellt, für Bombendrohungen verantwortlich zu sein, angeblich gegen die chinesische Botschaft in Bangkok. Es schien, dass auch die niederländische Einwanderungsbehörde informiert war, die Gao E-Mails schickte, in denen stand, dass auch europäische Flughäfen Bombendrohungen erhalten hätten – angeblich von Gaos Frau und ihrem Sohn.
Es sah so aus, als seien die erfundenen Bombendrohungen wohl ein Einschüchterungsversuch. Gao vermutete, dass seine Familie auch aufgrund seines Kontakts zu einem anderen Dissidenten ins Visier Chinas geraten war: Wang Jingyu, ein bekannter Kritiker der Kommunistischen Partei (KP), der in zahlreichen westlichen Medien interviewt und porträtiert worden war, und der zu dieser Zeit Gaos Mitbewohner in den Niederlanden war. NPR stand bereits zuvor mit Wang in Kontakt. Er hatte die Reporter auf Gaos Geschichte überhaupt erst aufmerksam gemacht. Er sei bei vielen Interviews mit Gao dabei gewesen, um beim Dolmetschen zu helfen, berichtet NPR.
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