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Der Übermedien-Newsletter von Frederik von Castell

Liebe Übonnent:innen,

eigentlich habe ich, ehrlich gesagt, wenig Lust, das hier aufzuschreiben. Weil es immer wieder dasselbe ist. Dieselben Reflexe, dieselben eiligen Meldungen, die sich dann später als falsch herausstellen. Und wie oft denn noch?

Am Mittwoch ist ein offenbar psychisch beeinträchtigter Mann in Berlin mit einem Auto in Menschen gefahren, die da rumspazierten. Mutmaßlich völlig wahllos. Viele von ihnen, darunter etliche Schüler:innen auf Klassenfahrt, wurden verletzt, teilweise schwer; für eine Lehrerin endete die Amokfahrt gar tödlich. Mich hat das, wie viele andere, schockiert. Es macht ohnmächtig. Anders kann ich es nicht sagen. 

Schaue ich gerade auf die Welt, sehe ich angesichts der Nachrichtenlage viel Schwarz, viel Grau, viel Dunkelheit. Das mag platt klingen, aber so fühlt es sich an. Und, klar, da ist auch Farbe und Licht zwischendurch. Aber dann passiert wieder so etwas wie in Berlin. Oder in Bremerhaven, wo ein 21-Jähriger mit einer Armbrust auf eine Schulmitarbeiterin geschossen haben soll. Oder in den USA, in Uvalde, wo 15 Grundschüler:innen und zwei Lehrerinnen durch die Schüsse eines jungen Mannes starben. Dann ist da wieder diese Dunkelheit.

Als Medienjournalist blicke ich gleichzeitig mit einer Art professionellem Filter auf schreckliche Taten und Vorfälle wie diese und frage mich (ob aus Profession oder Selbstschutz) reflexartig: Wie wird nun darüber berichtet? Welche vermeidbaren Fehler passieren erneut? Dass sich, reziprok zu den – in meiner Wahrnehmung – immer kleiner werdenden Zyklen unfassbarer Taten, auch das Versagen von Medien häuft, hilft irgendwie nicht gegen das Ohnmachtsgefühl. 

Es ist noch keine vier Wochen her, da habe ich über die „Bild“-Berichterstattung zur Tat am Lloyd-Gymnasium in Bremerhaven (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) geschrieben. „Bild“ hatte das unbestätigte Gerücht verbreitet, es hätte einen zweiten Schützen gegeben.

Ich schrieb daraufhin, bei „Bild“ spiele man Journalismus, „nur halt ohne das nötige Handwerkszeug“. Heute bin ich mit diesem Verb unglücklich, ich würde es nicht mehr wählen. Während ich den Kommentaren unter meinem Artikel, „Bild“ handle halt selbst in solchen Situationen absichtlich so, immer noch keinen Glauben schenken mag, meine ich auch: Der Vergleich mit kindlichem, naivem Tun, mit einem Spiel, kann mindestens genauso wenig zutreffend sein. Zumal er in Anbetracht der Schüler:innen, die die Tat in Bremerhaven erleben mussten oder in Berlin und Uvalde Opfer wurden, zynisch erscheint.

Am Mittwoch nun gerüchtete „Bild“ (hier archiviert (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)) wieder einmal etwas in die Welt, und wieder übereilt. Dieses Mal ging es nicht um einen zweiten Täter, sondern um ein „Bekennerschreiben“ – das es dann aber gar nicht gab. 

(Wer auch immer dieses Ausrufezeichen gesetzt haben mag: Nein!)

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