Medwedew: Stinkender Trottel, Genitalpianist, Nazi – ein Blick auf Propaganda in Russland
Die russische und pro-russische Propaganda verfängt „im Westen“ auch deshalb leicht, weil der durchschnittliche Mitteleuropäer keine Vorstellung davon hat, was in Russland tatsächlich abläuft. Man hat kein Gefühl dafür.
Lassen wir Russland selber sprechen.
Es ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass Russland durch die Medien über Jahre hinweg als Handelspartner und „Freund“ dargestellt und wahrgenommen wurde.
Hey, Putin hat im Bundestag gesprochen… auf Deutsch!
Für jemanden, der den Zusammenbruch der Sowjetunion im Nachrichtendienst hautnah erlebt und danach den Aufstieg Putins verfolgt hat, ergibt sich ein anderes Bild. Und Deutsch kann Putin kläglich, weil er für den KGB in Deutschland eingesetzt war. Gegen Deutschland.
Man konnte als Deutscher auch im Dritten Reich angepasst wunderbar leben. Und wer weiß schon, dass entgegen der schicken Fotos aus Moskau und Sankt Petersburg ein Viertel der Russen keinen Anschluss an die Kanalisation hat und seine Notdurft auf dem Plumpsklo verrichtet?
Es existiert die Illusion, dass der Stress mit Russland endet, wenn Putin weg ist. Deshalb mag ich es nicht, wenn „Putin“ häufig gleichbedeutend mit „Russland“ verwendet wird. Ebenso wie „Hitler“ nicht alleine für die Funktion des Dritten Reiches verantwortlich war.
Seit zwanzig Jahren hat ein Umbau Russlands stattgefunden. Der in der breiten Öffentlichkeit im „Westen“ nicht wahrgenommen wurde.
Die Rüstungsindustrie wurde verstaatlicht, Medien wurden verstaatlicht oder verboten, oppositionelle Parteien wurden mundtot gemacht. Seit 20 Jahren werden die Russen dauerhaft mit Propaganda bespielt (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).
Unsere Medien nehmen propagandistische Aussagen russischer Politiker häufig auf. Dabei vergisst man schnell, dass diese sich vor allem an das russische Publikum richten.
Die Nationalsozialisten hatten gar ein eigenes Propagandaministerium. Und es erscheint gerade für Deutsche befremdlich, dass Russland den gleichen Aufwand betreiben sollte. Sie müssten es besser wissen.
Ich möchte nur einmal, wie unter einem Brennglas, einen russischen Politiker selber sprechen lassen. Adressiert an Russen.
Dann wird verständlicher, warum die Vergleiche zum Dritten Reich, die ich grundsätzlich nicht mag, eine Berechtigung haben.
Einiges Russland – Absolute Mehrheit seit 20 Jahren
Im Jahr 2001 wurde die Partei „Einiges Russland“ (Jedinaja Rossija, Единая Россия) gegründet.
Sie entstand aus anderen Parteien, unter anderem der Partei des gerade abgelösten Sergei Schoigu.
Alleine letzteres ist für „Westler“ sicher schwer zu prozessieren, dass ein General eine eigene Partei hat.
Ich unterstelle an dieser Stelle, dass Jedinaja Rossija mit der Einigkeit Russlands nicht Russland alleine meint, sondern eine panslawistische Idee vertritt: Alle „slawischen“ Völker sollten in einer Hegemonie vereinigt sein.
Der Zerfall der Sowjetunion hat viele nationalistische Kräfte in Russland tief gedemütigt. Man wollte zurück zu alten Zeiten, nachdem der Wechsel zur Demokratie und Marktwirtschaft nicht bewältigt wurde.
Bei der Parlamentswahl 2003 erhielt Jedinaja Rossija 37% aller Stimmen. Durch den Zusammenschluss mit anderen Parteien kam man dann auf 305 von 450 Sitzen und somit über eine Zweidrittelmehrheit in der Duma. Die absolute Mehrheit.
Seitdem wird Russland mit absoluter Mehrheit von einer Partei beherrscht, die rechts von der AfD steht.
Jedinaja Rossija vertritt den Nationalismus. Es ist einer kognitiven Dissonanz geschuldet, warum Palästinensertuch-tragende Studenten und Menschen wie Wagenknecht sich dem anbiedern, wenn sie sich selber eigentlich für Links halten.
Darüber hinaus steht Jedinaja Rossija für Etatismus, was bedeutet, dass wirtschaftlich möglichst viel in staatlicher Hand sein sollte. Und den Putinismus, einer neu etablierten Bezeichnung.
Putin selber ist übrigens nicht Mitglied dieser Partei.
Die Nummer 2
Der Vorsitzende der Jedinaja Rossija ist Dmitri Anatoljewitsch Medwedew.
Nach europäischem Verständnis erscheint er nicht wichtig. Da er derzeit nur ein „stellvertretender Leiter des Sicherheitsrates der Russischen Föderation“ ist.
Doch dieser Sicherheitsrat ist nicht nur sehr mächtig. Medwedew war auch schon Präsident.
Im inneren Kreis des Kremls sind Posten austauschbar.
Für Putin selber wurde die Verfassung geändert, damit er mehrere Amtszeiten haben und zwischen Ministerpräsident und Minister wechseln konnte.
Nach der vermeintlichen Ablösung von Schoigu gehe ich davon aus, dass Medwedew vermutlich der Nachfolger Putins wäre.
Da die Erfolge in der Ukraine ausbleiben, würde es sicherlich kein „Silowiki“ werden, also niemand aus der Kaste der Militärs und Geheimdienste. Doch das kann sich schnell ändern.
Derzeit kann man Medwedew durchaus als Russlands Nummer 2 bezeichnen.
Gerade wurde das NATO Treffen beendet. In seiner Abschlusserklärung setzte es die „Unumkehrbarkeit“ des Beitritts der Ukraine zur NATO fest.
Um einen entsprechenden Eindruck zu vermitteln, werde ich zwei Veröffentlichungen von Medwedew von seinem Kanal auf Telegram übersetzen, mit denen er darauf reagierte.
Bei der Übersetzung habe ich lediglich Änderungen zur besseren Lesbarkeit im Deutschen vorgenommen. Die Beiträge sind offen und können geprüft werden.
Ich habe Anmerkungen gemacht, um Kontext herzustellen.
Posting 10.07.2024
Wird der gottlose Clown einer Verhandlung zustimmen, dieser Präsident der Ukraine?
Es scheint, dass die Frage rhetorischer Natur ist.
Fast alle sind sich einig, dass die enorm übertriebene Eitelkeit des stinkenden Trottels, die Drohungen radikaler Nazis und die Unterstützung des Westens dieses Szenario nahezu unrealistisch machen.
Der Begriff „Nazis“ entspricht dem Narrativ des Kremls, laut dem alle politischen Vertreter der Ukraine „Nazis“ seien.
Begonnen hat das mit der Asow Brigade, die sich gegründet hatte, um ab 2014 pro-russische Kräfte im Donbass zu bekämpfen. Und die tatsächlich in ihrem Nationalismus rechtsradikale und an die Symbolik der Nazis erinnernde Zeichen verwendet hat. Diese Einheit ist in die regulären Streitkräfte übergegangen. Seitdem gibt es keinerlei relevante Anzeichen für Nationalsozialismus in der Ukraine mehr. Die rechtsextremistische Partei Swoboda hat derzeit einen von 450 Sitzen in der Duma.
Ich habe in meinem Artikel in Kommersant vor Beginn der SVO darüber geschrieben, dass der Genitalpianist Todesangst vor den tollwütigen Bandera-Anhängern hat und ihnen mit Blut Treue geschworen hat.
Mit SVO (СВО) ist die „Befreiungsaktion“ gemeint, also der Angriff auf die Ukraine.
Mit dem Artikel ist sicher der Beitrag (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) gemeint, den er bereits im Oktober 2021 geschrieben hat und der durch offizielle russische Stellen übernommen wurde.
Bandera ist ebenfalls eine wiederkehrende Referenz an den Nationalsozialismus.
Stepan Bandera wird in Teilen heute noch in der Ukraine verehrt, da er für den Kampf gegen die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg steht. Also eine eigene, ukrainische Souveränität.
Dazu hat Bandera sich tatsächlich mit den Nationalsozialisten verbündet, hat Gräueltaten zu verantworten und gilt als ausgemachter Faschist. Er verbündete sich aber auch mit sowjetischen Partisanen gegen Deustchland, wurde in Deutschland inhaftiert… die Figur Bandera ist also weit komplexer, als die Propaganda vorgibt.
Bandera wurde im Oktober 1959 durch einen KGB Agenten in München getötet, was ihn alleine dadurch zum russischen Symbol macht.
Seitdem hat sich wenig geändert.
Gleichzeitig kann ein Szenenwechsel in den Vereinigten Staaten, der Entschlossenheit der korrupten ukrainischen Elite Verhandlungen aufzunehmen und die Militäroperationen auf zu Eis legen verändern. Die Frage ist: Ist das für Russland von Vorteil?
Ich denke absolut nicht.
Unser Land hat zu verschiedenen Zeiten wiederholt seine Bereitschaft erklärt, zu den Verhandlungen zurückzukehren, ausschließlich zu unseren eigenen Bedingungen.
Sie sind einfach: Anerkennung der Ergebnisse der SVO, die in der Verfassung Russlands festgehalten sind, und Ablehnung der Annahme der Ukraine zur NATO.
Der Präsident Russlands hat beim letzten Mal darüber gesprochen, als er im Außenministerium sprach. NATO-Mitglieder und Selenskyj lehnten diesen Vorschlag von Anfang an ab.
Was wäre, wenn sie es annehmen und akzeptieren?
In diesem Fall müssen wir so vorsichtig wie möglich sein. Warum? Deshalb:
1) Die Verhandlungen selbst werden, bis das Kiewer Regime seine Absicht zur Kapitulation klar zum Ausdruck bringt, nur eine Atempause für den Feind sein, um sein militärisches und menschliches Potenzial wieder aufzufüllen.
2) Die Erklärungen der Ukraine, dass sie sich weigern, der NATO beizutreten, werden an sich zu nichts führen. (Ich sage nicht, dass die derzeitigen Bandera-Kriminellen sie wahrscheinlich nie abgeben werden.)
3) Wenn 1 und 2 doch passieren, wird in Kiew schnell ein neuer, dritter blutiger Maidan beginnen, der die derzeitige Junta hinwegfegen und eine noch radikalere an die Macht bringen wird.
Und dann können seltsamerweise Bedingungen für Verhandlungen entstehen, einschließlich der Frage der Kapitulation.
Denn es würde für die westliche Allianz viel schwieriger sein, offensichtlichen Extremisten zu helfen. Darüber hinaus müssten sie offen zugeben, dass hunderte Milliarden Steuergelder verschwendet wurden. Und Washington und seine Kameraden werden die Nazis in Kiew zwingen, die Ergebnisse des Krieges anzuerkennen.
Die herrschende, bunt zusammengewürfelte Clique, angeführt von einem Clown, flieht in den Westen oder würde von der Menge in Stücke gerissen werden. Auf den Ruinen des erhaltenen Teils der Ukraine würde eine gemäßigte politische Regierung entstehen.
Dies wird jedoch nicht das Ende der russischen Militäroperation sein.
Selbst nachdem sie die Papiere unterzeichnet und die Niederlage akzeptiert haben, werden die übrigen Radikalen nach einer Neugruppierung ihrer Kräfte früher oder später an die Macht zurückkehren, inspiriert von Russlands westlichen Feinden.
Und dann wird die Zeit kommen, das Reptil endgültig zu vernichten.
Schlagt einen langen Stahlnagel in den Sarg von Banderas Quasi-Staat. Zerstört die Überreste seines blutigen Erbes und gebt die verbleibenden Ländereien in den Schoß des russischen Landes zurück.
Aber Russlands Feinde werden danach nirgendwo hingehen. Sie werden Kräfte sammeln und auf einen neuen passenden Grund warten, um unser Land zu zerstören.
Wir müssen auf zukünftige Schlachten zur Verteidigung des Vaterlandes vorbereitet sein.
Posting 10.07.2024
„Wir werden es weiterhin auf seinem unumkehrbaren Weg zur vollständigen euroatlantischen Integration, einschließlich der NATO-Mitgliedschaft, unterstützen.“
Das haben unsere Feinde gestern in der Washingtoner Erklärung des Bündnisses gesagt.
Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand. Wir müssen alles tun, damit der „unumkehrbare Weg“ der Ukraine zur NATO entweder mit dem Verschwinden der Ukraine oder mit dem Verschwinden der NATO endet. Und besser als beides.
Zitat Ende.
Perspektive, Verhandlungsbedingungen und Wortwahl sprechen für sich.
Nichts hinzuzufügen.
Wer mag, kann die Narrative mit Argumenten auf Social Media abgleichen.