kolonial, wissbegierig, edgy
Liebe Leser:innen,
als ich vor Jahren einen handschriftlichen Leser:innenbrief auf dem Schreibtisch hatte, war das ein surrealer Moment. Jemand hatte Zettel und Stift genommen, einen Brief verfasst, das Haus verlassen und ihn eingeworfen.
Leser:innenbriefschreibende werden ein bisschen belächelt: Wer findet die eigene Meinung wichtig genug, um so einen Aufwand zu betreiben? Jetzt wo diese Praxis quasi ausstirbt, vermisse ich sie schon. Heute wird mir in Kommentaren unter meinen Artikeln teilweise das Menschsein abgesprochen, weil ich es wage, einen Anglizismus zu benutzen. Man kann im Digitalen “Abschicken” anklicken, bevor die gegenwärtige Emotion Zeit hat, sich zu regulieren. Was dagegen mega gut für die Mental Health wäre: Ein Spaziergang zur nächsten Post.
Da gelobe ich mir so einen Herr Has: Er ist Taxifahrer und hat die Leser:innenbrief-Sektion der FAZ jahrzehntelang als eine Art persönlichen Blog benutzt. Seine unzähligen Briefe sind nachdenklich, anekdotisch, ja, etwas selbstbezogen. Aber auch echt ausgeglichen und zivilisiert. Lesen Sie selbst.
Ihre
Emeli Glaser
Ich bin einer von den guten Weissen, oder?
Tillmann Prüfers Großvater hat als Missionar bei den Dschagga in Tansania gelebt und Bücher über ihre Kultur geschrieben. Zu Anfang seiner Recherche fragt sich Prüfer: Wird er seine Idee des “guten Kolonialdeutschen” behalten können?
Herr Has effiliert seine Bücher
Herr Has liest jeden Tag die Zeitung, thematisch interessiert ihn fast alles. Dann setzt er sich an seinen Schreibtisch und schreibt Leserbriefe. Und das tut er seit Jahrzehnten. Leonie Feuerbach besucht die FAZ-weit bekannte Legende Herr Has: Wer ist der Mann hinter den Briefen?
Das sind die Macher hinter dem “I ❤️ Ozempic”-Shirt
Das Modelabel Namilia macht mit satirischen Statements wie “Too Pretty For Rehab” und “Will Fuck for Ozempic” Schlagzeilen. Dahinter stehen zwei Designer:innen, die in einem Kreuzberger Hinterhof Fashion entwerfen, die die die Modeindustrie kritisiert – und dabei aneckt.
Noelle Konate · Spiegel (€) · 20 Minuten (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
Satz der Woche
Dann liest er die Zeitung, vorne beginnend, komplett durch, nur den Finanzteil spart er aus. „Dafür ist es jetzt auch zu spät.“
Du magst uns? Und du willst noch mehr von Reportagen.fm (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) lesen? Hintergründe zu Artikeln, die besten Texte zu bestimmten Themen, die Lieblingstexte deiner Lieblingsautor*innen und vieles Weitere?
Dann werde exklusive Abonnent*in und unterstütze uns schon ab drei Euro – und erhalte ein REPORTAGEN-Probeheft zum Dank.
Reportagen.fm (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) ist ein Projekt junger Journalist*innen, das sich durch freiwillige Abos finanziert, um euch den Newsletter jeden Freitag ins Postfach zu liefern. Wir empfehlen die besten Geschichten der Woche, auch die, für die man bezahlen muss. Denn guter Journalismus kostet Geld –und unsere Auswahl verrät euch, welche Geschichten das Geld lohnen.