Vergangenheit ist Gegenwart

Liebe Leser:innen,
es ist unleugbar: Vergangenheit ist Gegenwart. Diese Wochenauswahl ist geprägt von der deutschen Geschichte und ihren Auswirkungen auf das Heute. Die individuelle Erinnerung an all die Menschen, die in der Schoah ermordet wurden, hat das Leben von Gunter Demnig geformt, der wie Sisyphos mit ihrer schieren Masse und den Grenzen seiner Möglichkeiten ringt. Bolivien leidet noch heute darunter, dass US-Geheimdienste einem der schlimmsten Nazi-Kriegsverbrecher die Flucht nach Lateinamerika ermöglicht haben. Und in Chile könnte der Landraub von den indigenen Mapuche zugunsten von europäischen, oft deutschen, Einwanderern im 19. Jahrhundert zu einem Verbrechen im November 2024 geführt haben.
Ich sende Ihnen diese drei Texte, wie so oft, mit etwas Bedauern darüber, dass sie alle so schwere Themen behandeln. Aber auch mit großer Begeisterung – so gut sind sie geschrieben, so beeindruckend recherchiert. Und auch nicht zu verachten: Einer ist sogar frei zugänglich.
Ein schönes Wochenende mit viel Zeit für gehaltvolle Lektüre wünscht
Ihre
Margarethe Gallersdörfer

Der Leid-Tragende
„Stolperstein“ – fast jeder in Deutschland weiß heute, was das ist. Doch nur wenige kennen den Namen Gunter Demnig. Der 77-jährige Künstler hat den Stolperstein vor 30 Jahren erfunden. Inzwischen hat er sein Leben übernommen.

Schlächter für Adolf Hitler und Pablo Escobar
Klaus Barbie war der Schlächter von Lyon – und konnte nach dem Ende des Nationalsozialismus nach Lateinamerika fliehen. Diese Recherche zeigt nun, wie tief der Deutsche in den internationalen Kokainhandel und die Verelendung Boliviens verstrickt war.

Wo ist Julia Chuñil?
November 2024: Im Süden Chiles verschwindet eine indigene Umweltaktivistin. Die 72-jährige Julia Chuñil war die letzte verbliebene Besetzerin auf einem Stück Land, das einst ihren Mapuche-Vorfahren gehörte. Bis Chile es 1850 an eine deutsche Einwandererfamilie verschenkte.
Sophia Boddenberg · taz · 15 Minuten Lesedauer (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Satz der Woche
»Wer ist Sisyphos ohne seinen Felsen? Sein Leben sind die Steine, und es scheint, als brauche er sie inzwischen mehr als sie ihn.«

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