Wenn man einfach nur anfangen will
Es! Ist! Zum! Konfettikotzen. Wer heute mit dem Fotografieren anfängt, ist hoffnungslos einer überfordernd komplexen Fülle von Technik ausgeliefert. Ein kurzer Besuch in der allerletzten Etage des Media Markts und der sich dort befindenden Kamera-Panels kann schnell zum stressigsten Moment des Tages werden, nachdem man sich erstmal drei Kugeln Eis kaufen muss (ja, im Winter!), um klarzukommen.
Ausgestellt werden unzählige Kameramodelle, die wiederum mit unzähligen Knöpfen, drehbaren Displays (seit Jahrzehnten als der neue Scheiß verkauft), blinkenden Lichtern und tausenden Funktionen daherkommen. Was ist eine De-Ess-Ell-Err, und kann man sich auch eine Bridgekamera kaufen, wenn man keine Brücken fotografieren will?
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Manchmal wirkt es so, als ob Fotoeinsteigern der Einstieg in die Fotografie absichtlich schwer gemacht wird, damit sie am Ende irgendein Modell kaufen, das ALLES KANN. Ich höre den Mittfünzigertypen mit rotem Shirt schon sagen: „Also ich rate ihnen ja, unser neues Baby von Hastenichjesehen zu kaufen. Danach brauchen sie sich keine Sorgen mehr zu machen, die wird so schnell nicht alt.“
Mir wird eher schlecht. Und hat mensch sich dann für ein Modell entschieden, geht das leidige Theater von vorne los. Mit zwölf unterschiedlichen Modi, ob nun in M, AV oder FU und CK verändert sich plötzlich ein und dasselbe Objekt, das ich gerade im Fokus habe. Merrrde!
Niemand, absolut niemand, liest sich übers Wochenende die fucking Betriebsanleitung einer digitalen Spiegelreflex durch. Also googelt Mensch auf Youtube „Canon EOS 3120D Mark III Erklärung“ und schaut stundenlang hippen Fotofuzzis dabei zu, wie sie grinsend in verklausulierten Sätzen den Edit-Button fünfzehn Minuten lang besprechen. Mit Werbung dazwischen.
Wie kam es eigentlich dazu, dass die einfachste Sache der Welt, Bilder machen, so pervers anstrengend wurde? Eigentlich müsste man allen, die ihr Hobby länger als drei Monate verfolgen, einen Pokal für überragende Resilienz überreichen, denn kein normal denkender Mensch übersteht diese Technikflut, ohne psychisch völlig draufzugehen.
Worauf es ankommt
Als ich vor Jahren in einem Podcast gefragt wurde, warum ich fotografiere und was mein Geheimnis sei, antwortete ich: „Ich schaue durch ein Loch und drücke auf einen Knopf.“
Der Fotopodcaster schaute mit etwas verdutzt an ging über zur nächsten Frage. Ich weiß, dass ich ihn damit irritiert habe.
Ich bin davon überzeugt, dass Einsteiger sich irgendeine Kamera kaufen, sich auf dieses Prinzip konzentrieren und den ganzen Technikdriss ignorieren sollten.
ISO?
Egal.
Blende?
Wurschd.
Megapixel?
No one gives a shit, wenn man eigenfach nur anfangen will.
Darum geht es doch, gerade in den ersten Monaten. Den Apparat unter den Arm klemmen, losziehen und irgendwas fotografieren, was mensch gerade toll findet.
Und sich dabei die Freude nicht nehmen lassen, diese quirlige Lebendigkeit, die man erleben kann, wenn man Fotos macht.