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Die weitreichenden Folgen von Kindesmissbrauch

Adverse childhood events haben nicht nur psychische sondern auch körperliche Auswirkungen

Ein neuer Artikel in der Zeitschrift The Lancet Public Health zeigt, dass adverse Kindheitserlebnisse von Müttern ihre Kinder gesundheitlich beeinträchtigen können. Die Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Kindheitstraumata und den Gesundheitsproblemen von Kindern, wie Asthma, Autismus, ADHS und Depression. Die Forschergruppe der Charité - Universitätsmedizin Berlin analysierte Daten von über 4.300 amerikanischen Müttern und deren Kindern aus 21 Langzeitstudien, wobei Mütter über ihre Kindheitserlebnisse berichteten und Gesundheitsdiagnosen ihrer biologischen Kinder bis zum 18. Lebensjahr sammelten.

Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder von Müttern, die traumatische Kindheitserlebnisse berichteten, ein höheres Risiko für Gesundheitsprobleme aufweisen. Insbesondere wurden höhere Raten von Asthma, ADHS, Autismus, Depression und Angststörungen bei diesen Kindern festgestellt. Diese Verbindungen waren unabhängig davon, ob die Mutter dieselbe Diagnose hatte, was darauf hindeutet, dass das Risiko für diese Gesundheitsprobleme nicht genetisch bedingt ist.



Das heisst natürlich nicht, dass es bei ADHS nun keine genetische Genese gibt. Sondern vielmehr, dass es Überschneidungen zwischen traumatischen und angeborenen biologischen Dispositionen gibt. Im Gegenteil : Bei unseren Patienten mit PTBS bzw. "Entwicklungstraumata" finden sich ein deutlich erhöhter Anteil von Neurodivergenz (ADHS, Autismus-Spektrum). 

Die genauen Mechanismen, durch die das Risiko auf die nächste Generation übertragen wird, sind noch nicht vollständig bekannt. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass adverse Kindheitserlebnisse die biologischen Veränderungen während der Schwangerschaft beeinflussen können, was die Anfälligkeit für Gesundheitsprobleme des Kindes erhöht. Daher ist es wichtig, betroffene Mütter und Kinder frühzeitig zu identifizieren und zu unterstützen.

Eine Möglichkeit besteht darin, dass Ärzte während der pränatalen oder pädiatrischen Untersuchungen die Kindheitserlebnisse der Eltern ansprechen und Informationen über verschiedene Unterstützungsprogramme oder Beratungsdienste bereitstellen. Die frühe Intervention könnte zwei Generationen helfen: der Mutter, die traumatische Erlebnisse hatte und unter gesundheitlichen Folgen leidet, und dem Kind, das vor der Entwicklung von Gesundheitsproblemen bewahrt werden könnte.

Die Forschergruppe plant, weitere Studien durchzuführen, um zu untersuchen, welche Kinder resistent bleiben und welche Konsequenzen über eine Generation hinaus gehen. Auch die Kindheitserlebnisse des Vaters wurden bisher relativ wenig beachtet, aber es gibt Hinweise darauf, dass diese Erfahrungen ebenfalls auf die nächste Generation übertragen werden können. In zukünftigen Projekten sollen diese Forschungsfragen genauer untersucht werden.

Nora K Moog et al, Intergenerational transmission of the effects of maternal exposure to childhood maltreatment in the USA: a retrospective cohort study, The Lancet Public Health (2023). DOI: 10.1016/S2468-2667(23)00025-7 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

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