đ§ ADHS im Auge erkennen?

Was Retinabilder ĂŒber Neurodivergenz verraten können
Stell dir vor, du könntest ADHS mit einem Foto vom Augenhintergrund erkennen â ganz ohne Fragebögen, keine langen Interviews, kein Ratespiel. Eine neue koreanische Studie zeigt: Genau das könnte in Zukunft möglich sein.
đ Der Augenhintergrund als Fenster ins Gehirn
Der sogenannte Fundus oculi â also die Netzhaut samt ihrer BlutgefĂ€Ăe und dem Sehnervenkopf â ist mehr als nur ein Teil des Auges. Er gehört entwicklungsgeschichtlich zum zentralen Nervensystem. Deshalb gilt die Retina in der Medizin auch als âFenster zum Gehirnâ.
Und genau das hat sich ein koreanisches Forschungsteam zunutze gemacht.
đ Was wurde untersucht?
Ein interdisziplinĂ€res Team unter Leitung von Prof. Chun Geun-ah (PĂ€diatrische Psychiatrie, Severance Hospital, Seoul) und Prof. Park Yoo-rang (Yonsei University) analysierte 1.108 Retina-Bilder von Kindern mit und ohne ADHS. Mithilfe kĂŒnstlicher Intelligenz (KI) wurde untersucht, ob sich aus diesen Bildern Hinweise auf ADHS erkennen lassen.
đ§ Was hat die KI gelernt?
Die Forscher nutzten vier verschiedene Machine-Learning-Algorithmen sowie die sogenannte AutoMorph-Pipeline â ein System, das die Form und Verteilung der NetzhautgefĂ€Ăe analysiert.
Die KI erkannte mit einer Genauigkeit von 96,9âŻ%, ob ein Kind ADHS hatte oder nicht. Die wichtigsten Merkmale laut SHAP-Analyse:
erhöhte GefĂ€Ădichte
verringerte Arterienweite
VerÀnderungen im Bereich des Sehnervenkopfs (Papille)
ZusĂ€tzlich konnte die KI sogar Defizite in der visuellen selektiven Aufmerksamkeit mit einer Genauigkeit von 87,3âŻ% vorhersagen â ein Aspekt der exekutiven Funktionen, der bei vielen ADHS-Betroffenen eingeschrĂ€nkt ist.
đ Wie genau sind bisherige ADHS-Tests?
Zum Vergleich hier eine Ăbersicht der Diagnosegenauigkeit verschiedener ADHS-Testverfahren:
đ Hinweis: Die Werte schwanken je nach StudienqualitĂ€t und Alter der untersuchten Person. Die Angaben zur Retina-KI stammen aus der Studie von Chun Geun-ah et al. (2025).
đĄ Was die Tabelle zeigt

Die klassischen Verfahren haben solide, aber keine ĂŒberragende Genauigkeit. Sie sind oft abhĂ€ngig von der Erfahrung der Diagnostiker:innen, der Offenheit der Betroffenen und von Situationsfaktoren.
Die neue Retina-KI sticht hier durch ihre hohe Genauigkeit hervor â allerdings im kontrollierten Setting einer Pilotstudie. Der reale Einsatz im Alltag (mit unterschiedlichen Kameras, Altersgruppen, KomorbiditĂ€ten) muss erst noch geprĂŒft werden.
â ïž Aber Vorsicht: Kein Ersatz fĂŒr klinische Diagnostik
So vielversprechend das klingt â diese Methode ist noch im Forschungsstadium. Die Ergebnisse mĂŒssen in gröĂeren, diverseren Populationen bestĂ€tigt werden. Auch die KausalzusammenhĂ€nge sind unklar: Sind die VerĂ€nderungen Folge, Marker oder Nebenbefund?
Zudem bleiben ethische Fragen offen â etwa, wie mit âfalsch-positivenâ Ergebnissen umgegangen wird oder ob die Technologie irgendwann in der Routinediagnostik landet.
đ§Ź Fazit
Die Studie liefert faszinierende Hinweise auf biologische Marker von ADHS im Augenhintergrund. Ob daraus ein Tool fĂŒr die Praxis wird, bleibt abzuwarten â aber sie öffnet die TĂŒr zu einer objektiveren Diagnostik, gerade bei Kindern, deren Verhalten oft falsch interpretiert wird.
đ Quelle
Originalmeldung zur Studie (April 2025):
Yonsei University Medical Center via Yonhap News
đ https://en.yna.co.kr/view/AEN20240417003400320 (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)
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Ich verarbeite Fachartikel / Mitteilungen auch mit Hilfe von KI fĂŒr meine Informationen, ĂŒberprĂŒfe aber natĂŒrlich die Infos. Aber kein Mensch oder keine KI ist fehlerfrei. Also immer lieber auch den Arzt / Psychotherapeuten fragen und nicht allein auf das Internet verlassen.