Bluetooth Tags und Schlüsselfinder bei ADHS - Vom Verlegen und Vergessen
Hallo liebe Leserinnen und Leser
In Augenblick bin ich ja immer noch erstaunlich produktiv, was Texte und Aktivitäten im Internet angeht. Dazu trägt ganz erheblich das positive Feedback für meine ADHSSpektrum-Community bei und die täglich steigenden Zahlen für den Newsletter bzw. eben das Unterstützer-Programm. Ganz herzlichen Dank dafür.
Die 30 Tage Challenge zur Positiven Psychologie geht noch weiter bzw. man könnte jederzeit noch einsteigen. Grundvoraussetzung ist dann, dass du mich über Steady in der Vorkämpfer-Stufe (12 Euro im Monat unterstützt). Wenn du schon dabei bist, schreib mir einfach eine Nachricht.
Heute geht es schwerpunktmässig um das Verlieren und Vergessen von Sachen. Und dem ständigen Suchen. Da ich mich gerade mit Bluetooth-Trackern bzw. Schlüsselfindern beschäftigte, habe ich dazu auch einen Testbericht angehängt. Daneben geht es um einen von mehreren Konflikten bei ADHS. Wir schwanken halt häufig zwischen Kontrollbedürfnis und dem Bedürfnis nach Unterstützung bzw. der Notwendigkeit zum Delegieren….
Vom Verlegen und Vergessen von Dingen
"Ich habe nicht vergessen, wo meine Sachen sind, ich habe sie nur an Orten versteckt, an die sich mein zukünftiges Ich erinnern wird"
Humorvoller Song zum täglichen Wahnsinn beim Suchen …
Bei ADHS hält man sein zukünftiges Ich allerdings doch sehr mit Suchen in Aktion. Gestern etwa hat mein Zukunfts-Ich die Fernbedienung vom Schlafzimmer dann in der Küche an der Kaffeemaschine entdeckt. Gutes Versteck von ihr, aber da komme ich einfach zu häufig vorbei.
Wir Menschen mit ADHS haben oft Schwierigkeiten, wichtige Gegenstände wie Schlüssel, Brillen oder Handys nicht zu verlegen oder zu vergessen. Oder die Fernbedienung aus dem Schlafzimmer landet dann neben der Kaffeemaschine in der Küche und ist erstmal spurlos verschwunden.
Das ist ja quasi eines der diagnostischen Merkmale von ADHS.
Man könnte es aber auch so formulieren : Wir verbringen schlicht zu viel Zeit mit dem Finden und erleben dann immer wieder neue Überraschungen, wo sich so Dinge innerhalb von Millisekunden verdünnisieren und entmaterialisieren können.
Beginnen wir am Morgen. Sie stehen auf, ein Tag wie jeder andere. Nun, die erste Suche des Tages: der Kaffeebecher für heute. Sie finden ihn, unerwartet, in der Mikrowelle, obwohl Sie sich nicht erinnern können, ihn dort hineingestellt zu haben. Wer trinkt schon aufgewärmten Kaffee? Aber das ist nur der Auftakt.
Dann die Schlüssel. "Wo zum Henker...", beginnt der innere Monolog, ein regelmäßiges Morgenmantra, das halb Frage, halb Existenzklage ist. Die Suche nach den Schlüsseln ist nicht nur eine Suche nach einem physischen Objekt, es ist eine Pilgerreise durch die eigene Wohnung, ein Wiederentdecken alter Kaufbelege, vergessener Postkarten und Staubflusen unter dem Sofa, deren Existenz Sie bis zu diesem Augenblick erfolgreich verleugnet hatten.
In der Küche, auf dem Küchentisch – kein Schlüssel. Im Wohnzimmer, unter dem Sofa – immer noch kein Schlüssel. Im Bad, neben der Zahnbürste – absurd, warum sollten sie dort sein? Doch dann, der Durchbruch: Sie finden sie im Kühlschrank, zwischen Milch und Butter. Ein Sieg? Vielleicht. Aber warum waren sie dort? Ein Rätsel, das Sie beim besten Willen nicht lösen können, ein weiteres unerklärliches Ereignis in einer Reihe von Alltagsmysterien.
Das Handy, das nächste Objekt der Begierde, ist ein weiteres Rätsel für den modernen Detektiv. Letztgesehen in der Hand, während Sie, beim Kochen, ein Rezept googelten. Es ist nicht im Wohnzimmer, nicht im Schlafzimmer, und gewiss nicht im Kühlschrank (obwohl Sie nach den Schlüsseln jedes noch so unwahrscheinliche Szenario in Betracht ziehen). Sie finden es schließlich im Badezimmerschrank, ein Ort, der so logisch ist wie ein Känguru in der Arktis.
Es ist ein wie ein nie endender Endlos-Runner am Smartphone, eine ständige Erinnerung daran, dass das Leben selbst in seinen trivialsten Momenten eine Art von Such-und-Finde-Spiel ist, das wir spielen, oft ohne zu wissen, dass der Preis – ein flüchtiges Gefühl von Ordnung und Verständnis – oft gleich wieder in den Wirren des Alltags verloren geht.
Kommentare aus meiner Threads-Community:
Die versteckte Logik: ADHS und das tägliche Abenteuer des Wiederfindens
Wer mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) lebt, kennt das Szenario: Gegenstände werden an "logische" Orte gelegt – zumindest scheinen sie in dem Moment logisch – und verschwinden dann in den Tiefen des Raumes, als würden sie in eine andere Dimension eintauchen. In meiner Threads-Community haben wir dieses Phänomen humorvoll diskutiert und viele berichten von ihren täglichen Herausforderungen und kreativen – oft erfolglosen – Suchaktionen.
Der Ort, der zu offensichtlich war
"Ich habe den Mini-Schraubenzieher an einen Ort gelegt, wo ich ihn häufig brauche. Das war aber so offensichtlich auf dem Schrank, deshalb muss ich ihn irgendwann woanders hingelegt haben, bestimmt mit klugen Hintergedanken. Und nun, klar, finde ich ihn nicht mehr." - literatourist
Diese Erzählung spiegelt eine häufige Erfahrung wider. Der ursprünglich perfekte Platz wird plötzlich zu einem Rätsel, wenn der Gegenstand aufgrund einer vermeintlichen "Verbesserung" des Ablageortes umgelegt wird.
Die Tragödie des gut versteckten Essentiellen
mistergambit beschreibt es so: "Ich stehe ratlos in der Wohnung und frage mich, was Vergangenheits-Claudio gedacht hat, wo Zukunftsclaudio wohl als erstes danach suchen wird?" Er beschreibt, wie etwas so Einfaches wie Tesafilm ihn zu einer zweistündigen Suchaktion in seiner eigenen Wohnung zwingen kann.
Die ironische Wendung der "sicheren" Orte
Für viele von uns wird ein sicherer Ort schnell zu einem schwarzen Loch. capriciadelsole erzählt: "Autoschlüssel und Handy. Mein Mann hilft dann suchen und sagt nur noch: Lass mich raten, du hast es wohin gelegt, wo du es auf jeden Fall wiederfindest." Dieses Phänomen des Versteckens mit der besten Absicht, nur um das Objekt komplett aus den Augen zu verlieren, ist etwas, das viele Mitglieder der Community nur zu gut kennen.
Die Herausforderung des logischen Verbergens
Monerloe bringt es auf den Punkt: "Wenn ich etwas wegräume, ist der Platz völlig logisch ausgewählt. Leider kann ich diese Logik dann nicht mehr nachvollziehen!" Dies zeigt, dass die "Logik" hinter dem Verstecken oft nur temporär und sehr subjektiv ist.
Einblick und Ausblick
Diese Geschichten und Erfahrungen aus der Community zeigen nicht nur die täglichen Herausforderungen, sondern auch die Notwendigkeit, angepasste Strategien zu entwickeln. Vielleicht brauchen wir eine Art "Übersetzer", der uns hilft, die Gedankengänge von "Vergangenheits-Ich" zu "Zukunfts-Ich" zu dechiffrieren. Oder vielleicht ist die Lösung einfacher: Eine kleinere, dedizierte Anzahl von "sicheren" Orten, die gut dokumentiert sind?
Was sicher ist: Das Leben mit ADHS ist nie langweilig, und das Finden von verlorenen Gegenständen kann sich wie eine tägliche Schatzsuche anfühlen. Durch den Austausch von Erfahrungen und Strategien können wir vielleicht Wege finden, das tägliche Leben ein wenig weniger chaotisch und ein bisschen mehr navigierbar zu machen.
Was könnten die ursachen für das Verlegen und Vergessen sein?
Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen führt die typische Unaufmerksamkeit und leichte Ablenkbarkeit bei ADHS dazu, dass Betroffene Dinge nicht richtig wahrnehmen und im Gedächtnis behalten.
Der schnelle Gedankenfluss und viele gleichzeitige Ideen im Kopf lenken zusätzlich von der Aufgabe ab, Gegenstände an ihren festen Platz zurückzulegen. Beim Wegräumen oder Erledigen einer Aufgaben schiessen schlicht zig weitere Dinge in das Blickfeld und wollen auch noch beachtet werden. Der hyperlineare Denk- und Wahrnehmungsstil führt dann dazu, dass man wie über die Hyperlinks im World Wide Web halt im Sinne des “Ablenkungs-Surfens” mal wieder ganz woanders landet, als man vorher sich vorstellen wollte.
Wenn man denn einen festen Platz hätte…
Auch Probleme mit der Alltagsorganisation und -planung tragen dazu bei, dass Sachen nicht systematisch verstaut werden1 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Vergesslichkeit und Konzentrationsstörungen, die zu den Kernsymptomen von ADHS im Erwachsenenalter zählen, verstärken das Verlegen zusätzlich. Betroffene suchen dann häufig nach verlegten Dingen, was zu Zeitverlust und Frust führt.
Das ADHS-Gehirn und Exekutivfunktionen
Exekutivfunktionen sind kognitive Prozesse, die für die Planung, die Aufmerksamkeitssteuerung und die Regulation von Emotionen notwendig sind. Bei ADHS sind diese Funktionen häufig beeinträchtigt, was die Organisation und das Zeitmanagement erschwert.
Betroffene Exekutivfunktionen
Arbeitsgedächtnis: Das Arbeitsgedächtnis hilft, Informationen kurzfristig zu behalten und zu verarbeiten. Bei ADHS kann eine Beeinträchtigung des Arbeitsgedächtnisses dazu führen, dass Informationen über den Standort von Gegenständen schnell verloren gehen.
Organisation und Planung: Diese Fähigkeiten sind entscheidend, um Gegenstände systematisch abzulegen und später wiederzufinden. Menschen mit ADHS haben oft Schwierigkeiten, effektive Organisationssysteme zu entwickeln oder einzuhalten, was das häufige Verlegen von Gegenständen zur Folge haben kann.
Impulskontrolle: Eine geringe Impulskontrolle kann dazu führen, dass Personen mit ADHS Gegenstände achtlos ablegen, ohne sich der Handlung voll bewusst zu sein. Dies führt oft zu einer erhöhten Frustration, wenn die Gegenstände später benötigt werden.
Aufmerksamkeit: Eine inkonsistente Aufmerksamkeit kann es Personen mit ADHS erschweren, sich daran zu erinnern, wo sie etwas hingelegt haben, besonders wenn sie während des Ablegens abgelenkt waren.
Strategien zur Verbesserung
Wie geht man da vor ?
Ich habe da für mich die MoSCoW-Methode zur Priorisierung mal durchdacht…
Must have: Feste Plätze für Schlüssel und Geldbörse.
Should have: Visuelle Markierungen für alle Ablageorte.
Could have: Technologische Hilfsmittel wie Schlüsselfinder.
Won’t have right now: Komplexe Organisationssysteme, die schwer umzusetzen sind.
Also, je einfacher, desto besser.
Eine Kiste als “Container” an der Haustür kann besser sein, als ein perfektionistisch ausgearbeitetes Technikmeisterwerk, das aber letztlich dann doch nie angewendet wird.
Susan C. Pinsky bietet in ihrem Buch „Organizing Solutions for People with ADHD (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)“ spezifische Tipps für Menschen mit ADHS, die dazu neigen, Dinge zu verlieren oder zu vergessen. Hier sind fünf hilfreiche Tipps aus ihrem Ansatz, die möglicherweise nicht in allgemeinen Ratgebern zu finden sind:Vereinfachte Organisationssysteme: Pinsky betont die Bedeutung von einfachen Organisationssystemen, die weniger Schritte zur Aufrechterhaltung benötigen. Komplexe Systeme mit zu vielen Kategorien oder akribischen Ablagen können für Menschen mit ADHS überwältigend sein und werden oft aufgegeben.
Offene Aufbewahrungslösungen nutzen: Sie empfiehlt die Verwendung von offenen Regalen und durchsichtigen Behältern, damit der Inhalt auf einen Blick sichtbar ist. Diese Sichtbarkeit hilft, das Problem „aus den Augen, aus dem Sinn“ zu bekämpfen und erleichtert es Personen mit ADHS, sich zu erinnern, was sie haben und wo Dinge abgelegt sind.
Ein fester Platz für jeden Gegenstand: Ein spezifischer und konsistenter Ort für jeden Gegenstand verringert die Chance, Dinge zu verlieren. Dieser Tipp ist entscheidend, um die Zeit zu reduzieren, die für die Suche nach täglich genutzten Gegenständen wie Schlüsseln, Geldbörsen und Handys aufgewendet wird.
Alles beschriften: Das klare Beschriften von Regalen, Kisten und Schubladen kann Personen mit ADHS helfen, sich daran zu erinnern, wo Gegenstände aufbewahrt werden sollten, und die Angst, zu vergessen, wo Dinge hingehören, reduzieren. Dies kann besonders in gemeinsam genutzten Räumen nützlich sein, um die Verlegung von Gegenständen zu vermeiden.
Regelmäßige Kontrollen einführen: Das Etablieren von Routinen für regelmäßige Kontrollen wichtiger Bereiche wie Eingangsbereiche oder Schreibtische kann helfen, Ordnung zu halten und verirrte Gegenstände zu fangen, bevor sie verloren gehen. Regelmäßige Überprüfungen helfen auch dabei, Aufräumen und Organisieren zur Gewohnheit zu machen, anstatt sie als überwältigende Aufgabe anzusehen.
Diese Strategien sind vorteilhaft, weil sie die Notwendigkeit für Gedächtnisabruf und Entscheidungsfindung verringern, was für Menschen mit ADHS herausfordernd sein kann. Indem eine Umgebung geschaffen wird, in der Gegenstände leicht zu finden sind und Organisationsgewohnheiten leicht aufrechtzuerhalten sind, helfen Pinsky's Tipps, einige der üblichen Schwierigkeiten, die mit ADHS verbunden sind, zu mildern.
Bluetooth-Tracker / Schlüsselfinder bei ADHS
Bei der Auswahl eines Bluetooth-Trackers für Erwachsene mit ADHS sind verschiedene Faktoren wie Benutzerfreundlichkeit, Zuverlässigkeit, Reichweite und spezielle Funktionen zu berücksichtigen.
Natürlich hängt die Bewertung sehr vom Betriebssystem des verwendeten Smartphones ab. Ich bin halt Iphone-Junckie…
Apple AirTag (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
Stärken:
- Integration: Nahtlose Integration mit Apple-Geräten durch das „Find My“-Netzwerk, was eine große Reichweite und einfache Bedienung ermöglicht.
- Design: Kompakt und ästhetisch ansprechend mit einer einfachen Einrichtung.
- Präzision: Bietet präzise Ortungsfunktionen mit visueller und haptischer Anleitung zu verlegten Gegenständen.
Schwächen:
- Kompatibilität: Funktioniert nur mit Apple-Geräten, was für Nicht-Apple-Nutzer ein Ausschlusskriterium sein kann.
- Preis: Im Vergleich zu anderen Trackern etwas teurer, vor allem wenn zusätzliche Anhänger oder Hüllen benötigt werden.
Tile Mate (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
Stärken:
- Vielseitigkeit: Kompatibel mit Android- und iOS-Geräten, breit unterstützt.
- Funktionen: Bietet eine große Community-Find-Funktion, die es ermöglicht, verlorene Gegenstände auch über große Entfernungen zu orten.
- Kosten: Generell kostengünstiger als der Apple AirTag.
Schwächen:
- Batterie: Die Batterie ist nicht wiederaufladbar, muss jedoch erst nach einem Jahr ausgetauscht werden.
Chipolo One
Stärken:
- Lautstärke: Sehr lauter Alarm, der das Finden von Gegenständen erleichtert.
- Wasserresistenz: Bietet Wasserbeständigkeit, was zusätzlichen Schutz gegen Beschädigung bedeutet.
- Farbvielfalt: Verfügbar in verschiedenen Farben, was die Personalisierung erleichtert.
Schwächen:
- Reichweite: Geringfügig kürzere Reichweite im Vergleich zu Tile und AirTag.
Samsung Galaxy SmartTag (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
Stärken:
- Integration: Funktioniert gut im Samsung-Ökosystem, ähnlich wie der AirTag im Apple-Ökosystem.
- Funktionen: Unterstützt SmartThings-Finden, was das Auffinden von verlorenen Gegenständen innerhalb des Samsung-Netzwerks erleichtert.
Schwächen:
- Kompatibilität: Funktioniert nur mit Samsung-Geräten, was die Nutzung für Benutzer anderer Android-Geräte oder iPhones ausschließt.
### Fazit
Für Nutzer innerhalb der Apple- oder Samsung-Ökosysteme bieten der Apple AirTag und der Samsung Galaxy SmartTag klare Vorteile durch die nahtlose Integration und die Nutzung bestehender Netzwerke. Der Tile Mate ist eine gute Wahl für diejenigen, die ein Gerät suchen, das sowohl mit iOS als auch mit Android kompatibel ist und eine breite Unterstützung bietet. Der Chipolo One sticht durch seine Lautstärke und Wasserresistenz hervor, was ihn zu einer praktischen Wahl für den Alltagsgebrauch macht.
Die Wahl des richtigen Trackers hängt stark von den individuellen Bedürfnissen und dem verwendeten Smartphone ab. Jeder Tracker hat spezifische Stärken, die ihn für verschiedene Anwendungsfälle und Vorlieben geeignet machen.
Das „Wo ist?“-Netzwerk, bekannt durch Anbieter wie Apple mit ihrem „Find My“-Netzwerk, spielt eine wichtige Rolle bei der Verwendung von Bluetooth-Trackern, insbesondere für Personen mit ADHS, die dazu neigen, Gegenstände zu verlegen.
Bedeutung des „Wo ist?“-Netzwerks
Erweiterte Reichweite: Das „Wo ist?“-Netzwerk ermöglicht es, verlorene Gegenstände auch dann zu orten, wenn sie sich außerhalb der direkten Bluetooth-Reichweite befinden. Dies geschieht durch die Nutzung von Geräten anderer Nutzer im Netzwerk, die die Signale des verlorenen Trackers auffangen und dessen Standort anonym an den Besitzer weiterleiten.
Höhere Erfolgsrate beim Auffinden: Durch die Zusammenarbeit vieler Geräte in einem großen Netzwerk verbessern sich die Chancen erheblich, verlorene Gegenstände wiederzufinden, selbst wenn sie an öffentlichen Orten verloren gegangen sind.
Datenschutz und Sicherheit: Trotz der Nutzung von Signalen durch viele Geräte bleiben die Informationen verschlüsselt und anonym, um die Privatsphäre der Nutzer zu schützen.
Gemeinschaftliche Unterstützung: Dieses Netzwerkprinzip fördert eine Art gemeinschaftliche Unterstützung, da jeder Nutzer des Netzwerks potenziell jedem anderen Nutzer helfen kann, einen verlorenen Gegenstand zu finden.
Kaufüberlegungen mit Blick auf das „Wo ist?“-Netzwerk
Verfügbarkeit und Kompatibilität: Überprüfen Sie, ob der Bluetooth-Tracker mit einem solchen Netzwerk kompatibel ist. Nicht alle Tracker sind mit den „Wo ist?“-Netzwerken wie dem von Apple kompatibel.
Markenabhängigkeit: Manche Netzwerke funktionieren möglicherweise nur mit Geräten derselben Marke oder mit spezifischer Software. Stellen Sie sicher, dass Ihre Geräte kompatibel sind.
Aktive Nutzerbasis: Ein Netzwerk ist umso nützlicher, je mehr aktive Nutzer es hat. Informieren Sie sich über die Popularität und die aktive Nutzerbasis des Netzwerks.
Für Personen mit ADHS, die regelmäßig Gegenstände verlegen, kann die Integration eines solchen Netzwerks in ihren Alltag eine signifikante Entlastung darstellen, da es zusätzliche Sicherheit bietet und hilft, den Stress und die Angst vor dem Verlust wichtiger Gegenstände zu minimieren.
Das Gleichgewicht zwischen Kontrolle und Flexibilität bei ADHS
Auf LinkedIn hat mich in der vergangenen Woche das Thema Kontrolle und Flexibilität beschäftigt. Oder Delegieren von Aufgaben bzw. es “lieber” selber machen, weil andere Mitarbeiter es eh nicht so gut hinbekommen, wie wir selber…., sDieses Thema ist besonders interessant, da es ein scheinbares Paradoxon darstellt, das viele Neurodivergente tagtäglich erleben.
Das Bedürfnis nach Kontrolle
Für viele von uns mit ADHS ist es beruhigend und notwendig, genau zu wissen, was und wann etwas zu tun ist. Struktur gibt Sicherheit. Doch paradoxerweise kann eine zu starre Struktur schnell einengend wirken. Unsere natürliche Neigung zu Veränderungen und neuen Herausforderungen führt oft zu einem Spannungsfeld: Wir möchten die Kontrolle über diese Veränderungen behalten, gleichzeitig aber nicht in Unbeweglichkeit verfallen. Das Ergebnis? Endlose Listen und die ständige Notwendigkeit, Aufgaben zu delegieren, um flexibel in Kontrolle zu bleiben.
Die Schattenseiten des Kontrollbedürfnisses
Das Streben nach Kontrolle kann, wenn es überhandnimmt, zu Stress und Angst führen. Dieser Drang, jedes Detail zu überwachen, kann in Perfektionismus, Konflikten in Beziehungen und einer Einschränkung der Kreativität münden. Zudem erschwert eine zu starke Fixierung auf Kontrolle oft die Anpassung an unerwartete Veränderungen, was wiederum zusätzliche Angst verursachen kann.
Warum streben wir nach Kontrolle?
Unser Bedürfnis nach Kontrolle ist oft eine Reaktion auf Unsicherheiten oder frühere negative Erfahrungen. Indem wir unsere Routinen und unsere Umgebung kontrollieren, versuchen wir, sensorische Überlastungen und emotionale Belastungen zu minimieren. Diese Art der Kontrolle dient als Schutzmechanismus, um unser emotionales Wohlbefinden zu bewahren.
Der Locus of Control bei ADHS
Der Locus of Control, der Grad, in dem Menschen glauben, dass sie durch ihre Handlungen Einfluss auf ihr Leben nehmen können, spielt eine zentrale Rolle. Viele Erwachsene mit ADHS tendieren zu einem externen Locus of Control, was bedeutet, dass sie sich oft von externen Kräften getrieben fühlen. Dies kann mit früheren Bildungserfahrungen und einer Neigung zur Impulsivität zusammenhängen.
Fallbeispiel: Julia
Julia, eine Softwareentwicklerin mit ADHS, illustriert dieses Phänomen gut. Trotz ihrer Fähigkeit, komplexe Probleme zu lösen, fühlt sie sich oft überwältigt von unvorhergesehenen Änderungen in Projektplänen. Ihre Lösung? Sie schafft detaillierte Tagespläne und setzt sich klare Grenzen bei der Arbeit, um ein Gefühl der Kontrolle zu bewahren, während sie gleichzeitig Raum für Kreativität und spontane Anpassungen lässt.
Schlussfolgerung
Das scheinbare Paradoxon zwischen Kontrolle und Flexibilität bei ADHS stellt eine tägliche Herausforderung dar, bietet aber auch eine Chance zur Selbstentwicklung. Indem wir verstehen, wie der Locus of Control unsere Wahrnehmung und unser Handeln beeinflusst, können wir effektivere Strategien zur Lebensgestaltung entwickeln. Es geht nicht darum, das Meer zu beherrschen, sondern zu lernen, wie man auch unter stürmischen Bedingungen sicher segelt.
Stereoptypien bei Autismus und ADHS
Immer wenn ich hier etwas über ADHS oder Autismus schreibe, kann das genaue Gegenteil auch stimmen. Denn nichts ist so untreffend wie Schubladen oder Stereotypien. Schon gar nicht bei ADHS.
Um neurodivergente Menschen nicht in bestimmte Stereotypen einzuordnen, ist es wichtig, folgende Richtlinien zu beachten:
Individualität anerkennen: Verstehen Sie, dass Neurodivergenz eine breite Palette von Zuständen umfasst und dass die Erfahrungen jedes Einzelnen einzigartig sind. Nehmen Sie nicht an, dass alle Menschen mit einer bestimmten Diagnose die gleichen Merkmale oder Fähigkeiten teilen.
Stereotypen hinterfragen: Hinterfragen und bekämpfen Sie aktiv Stereotypen, die neurodivergente Menschen entweder als übermenschlich oder grundsätzlich mangelhaft darstellen. Medien zeigen oft Extreme, was die vielfältige Realität von Individuen nicht widerspiegelt.
Inklusive Sprache verwenden: Die Sprache formt die Wahrnehmung. Verwenden Sie Begriffe, die von neurodivergenten Menschen bevorzugt werden und ihre Würde respektieren. Zum Beispiel bevorzugen viele die Identitäts-erste Sprache (z.B. „autistische Person“) anstatt der Personen-erste Sprache (z.B. „Person mit Autismus“), aber seien Sie immer offen für individuelle Vorlieben.
Kompetenzen hervorheben ohne zu verallgemeinern: Wenn Sie über die Fähigkeiten neurodivergenter Individuen sprechen, seien Sie vorsichtig, diese nicht als allgemeingültig für alle Individuen mit derselben Diagnose zu betrachten. Anerkennen Sie Kompetenzen und Erfolge, ohne sie automatisch ihrer Neurodivergenz zuzuschreiben.
Sich selbst und andere aufklären: Fördern Sie das Bewusstsein, indem Sie sich selbst und andere über die Realitäten des Lebens als neurodivergente Person aufklären. Dazu gehört das Verständnis für die Herausforderungen, die sie erleben, die Unterstützung, die sie benötigen, und die Beiträge, die sie zur Gesellschaft leisten.
Repräsentation fördern: Unterstützen und fördern Sie eine genaue Darstellung von neurodivergenten Personen in allen Lebensbereichen, einschließlich Medien, Beschäftigung und Bildung. Repräsentation ist wichtig, um Stereotypen abzubauen und eine inklusivere Gesellschaft zu fördern.
Auf Unterstützung statt Einschränkungen fokussieren: Wenn über Neurodivergenz gesprochen wird, konzentrieren Sie sich auf die Unterstützungen, die Individuen ermächtigen können, anstatt auf die Einschränkungen, denen sie möglicherweise gegenüberstehen. Betonen Sie Anpassungen, Unterstützungen und das richtige Umfeld als Schlüsselfaktoren, die Menschen helfen, erfolgreich zu sein.
Teilnahme fördern: Beziehen Sie neurodivergente Personen in Gespräche über sie ein. Ihre persönlichen Erfahrungen und Einsichten sind unschätzbar für das Verständnis und den Abbau von Stereotypen.
Privatsphäre respektieren: Machen Sie keine Annahmen über jemandes Neurodivergenz, es sei denn, diese Person hat diese Information selbst geteilt. Respektieren Sie ihre Privatsphäre und die persönliche Natur ihrer Erfahrungen.
Autonomie unterstützen: Unterstützen Sie die Autonomie neurodivergenter Individuen bei Entscheidungen über ihr Leben, von alltäglichen Entscheidungen bis zu wichtigen Lebensentscheidungen. Autonomie ist der Schlüssel zur Anerkennung ihrer Fähigkeiten und Perspektiven.
Durch die Beachtung dieser Prinzipien können Sie zu einem genaueren und respektvolleren Verständnis von Neurodivergenz beitragen, schädliche Stereotypen abbauen und Inklusion fördern.
Wenn ich das selber manchmal nicht beachtete oder persönliche Empfindungen verletze, tut mir das leid. Ich mache es sicher nicht vorsätzlich…