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Thalaris Almanach - Buch 1: Initiierung

3 - Berechtigte Bedenken?

Am nächsten Morgen war ich der Erste im Labor. Zumindest wollte ich es gerade betreten, als Hiroki auftauchte und mich wortlos zu sich zitierte. Wir gingen auf das Dach des Gebäudes, wo wir eine Erholungslounge eingerichtet hatten. Zuvor bat er mich mit Handzeichen, mein Smartphone und mein Notebook im abhörsicheren Raum abzulegen. Es war windstill und bereits ziemlich warm trotz der frühen Stunde.

Ich hatte einen hervorragenden Blick über die „New City“ von Berlin. Die stilvollen Algentanks an den umliegenden Bürogebäuden schimmerten in der langsam aufgehenden Sonne. Jedes Einzelne dieser Gebäude sah aus, wie ein Kristall der unendlich in die Höhe wuchs und das Licht in allen Farben reflektierte.

„Was hältst du von ARTOS?“, fragte Hiroki mich unumwunden.

Diese Frage brachte mich ins Stolpern.

„Was? Wie meinst du das?“, brachte ich heraus. Und verfluchte mich innerlich. Ich wusste genau, worauf er hinaus wollte.

„Ihr habt ARTOS erschaffen, ihn gelehrt wie man Spiele und das zugehörige Equipment entwickelt und benutzt. Das was er gestern gesagt hat, als er auf die Quantentechnologie hinwies, hätte er das ohne Weiteres wissen können?“

Ich überlegte nicht lange.

„ARTOS ist so konzipiert, das er keinen Zugriff auf das Internet hat. Fünf Etagen über und unter ihm sind abgeschottet, haben eine eigene Stromversorgung und keinerlei Verbindung nach außen. Das war nötig um zu verhindern, das die Mechaniken, mit dennen wir ihn aufgebaut haben, nicht so exponentiell wachsen, das sein Inneres zu einer Blackbox wird. Er wird jedoch genug wissen um sich auszurechnen, das mit den beiden Quantencomputern seine Reichweite exponentiell wachsen wird.“

Hiroki nickte verstehend.

Wir waren alle keine Spezialisten in Sachen KI-Entwicklung. Dafür hatten wir vor Jahren Profis angeheuert, Wilma und Anne, die heute Teil des Teams waren. Die beiden stellten sicher, das ARTOS innerhalb der von uns festgelegten Schranken wuchs. Keiner wollte das Risiko einer Super-KI eingehen. Wir hatten aber auch keine Wahl, bei der Art wie unser neues Konzept funktionierte.

„Blackbox bedeutet, das ihr die Prozesse in ARTOS nicht mehr nachvollziehen könnt, richtig?“

„Genau! Das wird trotz unserer Kontrollmechanismen von Tag zu Tag schwerer, da er unglaublich gewachsen ist. Du siehst selbst welche Menge an Servern und Speichereinheiten wir benötigen, um seine Datenmasse aufzufangen.“

„Deshalb die Quantencomputer und die endlich funktionierenden Kristallspeicher!“, meinte Hiroki. Wieder stimmte ich zu.

„Deine Frage zielt darauf ab, ob er durch die neuen Computer eine Gefahr darstellt?“

Hiroki starrte mich auffordernd an. Ich ließ meinen Blick über die Skyline vor mir schweifen.

„ARTOS ist mit verschiedenen KI-Lerntechniken gestartet worden. Deep Learning, Machinelles Lernen, Neuronale Netze und verschiedenen Strategien wie er Daten lesen und nutzen soll. Jedoch alles auf Basis von reiner Spielentwicklung. Natürlich haben wir ihm beigebracht, menschliches Verhalten zu erkennen und zu deuten. Er wird mit Menschen zusammenarbeiten. Das heißt, er muss ein wenig vorhersehen können, wie sich diese im Spiel verhalten. Und seine Mechanik dort entsprechend anpassen. Wir haben ihm keine Informationen über unsere Welt gegeben. So war er gezwungen, seine eigene Version zu erschaffen. Die einzigen Daten bestanden aus existierenden Spielsystemen und Regularien verschiedener Hersteller. Der wichtigste Aspekt war für uns die Spielerinteraktion untereinander und mit der Welt.“

Darauf sagte Hiroki eine Weile nichts. Wir standen da und sahen zu, wie die Sonne höher stieg, Lichter in den Büros um uns herum angingen und überall die Betriebsamkeit des neuen Tages begann.

„Spätestens wenn wir auf den Markt gehen, mit „A New Story“, müssen wir ihn an das Internet lassen. Oder meinst du die, Spieler die sich die VR-Kapsel ohne weiteres leisten können, bewegen sich jedes Mal in die Spielbereiche, die wir überall einrichten?“

Ich zuckte mit den Schultern.

„ARTOS wäre nicht die einzige KI mit Zugang zum Internet. Wir können ihn begrenzen. Er ist nur eine Spiele-KI Hiroki. Ich bin sicher, dass nichts Schlimmes passieren wird. Abgesehen von dem, was in Full-Immersion-Games üblich ist.“

Ich glaubte wirklich, was ich da sagte. ARTOS unterschied sich in nur zwei Punkten von den anderen Spiele-KIs: Er hatte einige Jahre Zeit mittels aller Daten, die wir ihm gaben, ein eigenes Spiel zu erschaffen. Das Ungewöhnliche war, das er uns nach vier Monaten keinen Zugang mehr erlaubt hatte, sondern uns bat zu warten, bis alles bereits war. Dieser Tag war heute. Der andere Punkt war die Tatsache, dass wir ihm zwei Quantencomputer und vier mannshohe Racks voller Kristallspeicher zur Verfügung stellten. Mit diesen würde er das Spiel an alle Standorten bereitstellen und verwalten können.

 Hiroki straffte sich.

„Nun gut. Lass uns alles im Blick behalten, einverstanden? „

„Natürlich. So wie immer Hiroki.“

Teaserbild: <a href="https://de.freepik.com/fotos/gebirge">Gebirge Foto erstellt von liuzishan - de.freepik.com</a>

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