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Wort-Dock #9

Buch- und Ausstellungstipps für den August 2024. Immer am 15. des Monats.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

liebt Ihr im Sommer auch die Lesezeit draußen, und wenn es nur ein paar Minuten (…gerne mit einem Kaffee) auf der Parkbank sind? Zwei tolle Bücher haben mich durch die vergangenen Wochen begleitet, die ich Euch in der August-Ausgabe meines Newsletters „Wort-Dock“ vorstelle: Ein fesselnder Roman, in dem ein gemeinsames Abendessen zweier Paare entgleitet. Er spielt übrigens - passenderweise - im August. Außerdem ein inspirierendes Sachbuch über eine neue Gestaltung von Arbeit und Wirtschaft, um die Welt besser zu machen.

Thermobecher auf Parkbank

Dazu kommt ein Surftipp: eine erst vor Kurzem online gestellte, eindrucksvolle Sammlung fotografischer Kunstwerke.

Ich wünsche Euch noch einen schönen August!

Fesselndes Kammerspiel

Roman "Ein Sommerabend" von Cécile Tlili, erschienen bei Kein & Aber

Titel: Ein Sommerabend

Autorin: Cécile Tlili

Verlag: Kein & Aber

Originaltitel: Un simple dîner (erschienen 2023 bei Calmann-Lévy, Paris)

Aus dem Französischen übersetzt von: Norma Cassau

Deutsche Erstveröffentlichung: 17.05.2024

Gebundene Ausgabe: 192 Seiten, 21 Euro

Inhalt: Ein heißer Augustabend in Paris. Étienne und Claudia haben seinen langjährigen Freund Rémi und dessen Frau Johar zum Abendessen in seine große Wohnung eingeladen. Jede Person hat ein Geheimnis - und verfolgt ihre eigenen Pläne. Im Laufe des Abends, an dem kaum etwas gegessen, aber umso mehr Alkohol getrunken wird, zeigen sich Risse in den Beziehungen der vier zueinander. Abneigungen. Es fallen Masken. Dieser Abend wird das Leben der Beteiligten für immer verändern…

Hauptteil: „Ein Sommerabend“ ist der erste Roman von Cécile Tlili, die nach Verlagsangaben in Paris Ingenieurwesen studiert hat und Mitbegründerin einer alternativen Schule für neuro-atypische Kinder ist. Ihr Roman wurde für zahlreiche Preise nominiert und mit dem Prix Littéraire Gisèle Halimi ausgezeichnet.

Es handelt sich um ein Kammerspiel - der Roman spielt mit wenigen Personen an einem klar abgegrenzten Schauplatz. Dabei geht es um Emanzipation und Selbstbestimmung, um menschliche Beziehungen, Entfremdung, Egoismus und Karriere.

„Ein Sommerabend“ ist ein sehr unterhaltsam geschriebenes Stück Gesellschaftskritik und es ist fesselnd, zu beobachten, wie die vier Beteiligten im Laufe des Abends ihr wahres Gesicht zeigen. Die Lesenden erfahren die Gedanken und Geschichten der einzelnen Figuren aus wechselnden Perspektiven in 34 relativ kurzen Kapiteln - ebenso wie ihre Sicht aufeinander. Ich mag diese Erzähltechnik sehr.

Fazit: Dieses kleine, spannend geschriebene Kammerspiel lässt die Lesenden in menschliche Abgründe schauen und an bemerkenswerten Wandlungen teilhaben. Leseempfehlung!

Inspirierendes Sachbuch über unsere Arbeitswelt

Sachbuch Workshift" mit dem Untertitel "Warum wir heute anders arbeiten müssen, um unser Morgen zu retten" von Elly Oldenbourg, erschienen bei Campus

Titel: Workshift. Warum wir heute anders arbeiten müssen, um unser Morgen zu retten

Autorin: Elly Oldenbourg

Verlag: Campus

Erscheinungsdatum: 07.02.2024

Taschenbuch: 239 Seiten, 30 Euro

Inhalt: Die ehemalige Google-Managerin Elly Oldenbourg hat mit „Workshift“ ein Buch darüber geschrieben, wie man Arbeit anders gestalten kann und sollte, um die Welt besser zu machen. Es trägt den Untertitel „Warum wir heute anders arbeiten müssen, um unser Morgen zu retten“ - denn angesichts des Klimawandels, des Fachkräftemangels, der demographischen Entwicklung, der Überlastung vieler Menschen und der Veränderung unserer Arbeitswelt durch Künstliche Intelligenz brauche es eine neue Form des Arbeitens.

Oldenbourg gliedert ihr Buch in vier „Wirkungsfelder“, in denen sich nach ihrer Überzeugung sehr viel bewegen lässt: Zeit, Kollaboration, Vielfalt und Kennzahlen. Sie betrachtet jeden Bereich zunächst auf individueller Ebene und zielt darauf, wie jede und jeder von uns anders denken und handeln kann. Dann geht es auf die Unternehmensebene, gerichtet an die dortigen Entscheiderinnen und Entscheider. Anschließend stellt sie jedes der vier Felder ganzheitlich dar in seinem Einfluss auf Demokratien und unseren Planeten.

Die Autorin benennt in den „Wirkungsfeldern“ Probleme wie zum Beispiel die unbezahlte Sorgearbeit bei Frauen oder Machtspiele in Unternehmen, die zu Lasten der Inhalte gehen. Und sie bietet Lösungsvorschläge - diese nennt sie „Workshifts“ - wie Menschen und Unternehmen sich aus veralteten Denkweisen und Strukturen befreien können. Ob es nun das Verteilen einer Führungsposition auf zwei Köpfe ist, genannt Jobsharing, oder neue Kennzahlen für unsere bisher auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaft.

Nach den „Wirkungsfeldern“ folgt ein „Workshift Manual: Bedienungsanleitung für eine neue (Arbeits-)Welt“. Hier fasst Oldenbourg alle 22 Ideen und Anregungen in den vier Bereichen Zeit, Kollaboration, Vielfalt und Kennzahlen kurz zusammen - jeweils für die einzelnen Menschen und die Unternehmen.

Hauptteil: Elly Oldenbourg ist Marketing- und Vertriebsmanagerin, zuletzt langjährig bei Google. Dank Teilzeit und Jobsharing konnte sie sich in den letzten Jahren als nebenberufliche Gründerin sowie ehrenamtlich für eine flexiblere und zukunftsweisendere (Arbeits-)Welt engagieren: unter anderem als Speakerin, Co-Gründerin eines Onlinekurses zum Thema New Work, Gastdozentin am Karlsruher Institut für Technologie, Gastgeberin eines philosophischen Salons und Aufsichtsrätin beim World Future Council.

Die Autorin schlägt in ihrem Buch „Workshift“ den Bogen von einem ganzheitlichen Verständnis von Arbeit, einer Veränderung der Arbeitszeiten, neuen Formen der Zusammenarbeit, dem aktiven Einsetzen für Vielfalt, dem Etablieren neuer Kennzahlen zum Messen von Leistung bis hin zur Stärkung der Demokratien und Rettung unseres Planeten.

Oldenbourg weiß genau, wovon sie schreibt - sie hat in ihrem Leben selbst den Workshift vollzogen, wie sie eingangs schildert, und das spüren die Lesenden mit jeder Zeile. Ihr Buch ist ein leidenschaftlicher Appell: Sie kritisiert schonungslos, argumentiert fundiert und entwickelt konkrete Ideen, die Menschen und Unternehmen umsetzen können.

Fazit: Ich bin begeistert von diesem inspirierenden, lösungsorientierten Buch - es regt zum Nachdenken an und ermutigt dazu, den „Workshift“ zu wagen. Sehr empfehlenswert!

Surftipp: Kunst von zuhause aus entdecken

Interessiert Ihr Euch für Fotografie? Ich habe einen eindrucksvollen Surftipp für Euch: Die Kunststiftung DZ Bank hat vor Kurzem die umfassende Sammlung fotografischer Kunstwerke der DZ Bank online gestellt. Das genossenschaftliche Spitzeninstitut hat seit 1993 eine Sammlung mit über 10.000 Kunstwerken von mittlerweile 1.100 internationalen Künstlerinnen und Künstlern aufgebaut. Diese umfasst nahezu alle denkbaren fotografischen Materialien der Gegenwart.

Die seit 2020 bestehende Kunststiftung DZ Bank hat zunächst 7.800 Werke online gestellt - nach über zweijähriger Vorbereitung. Und die Sammlung Online soll regelmäßig ergänzt werden.

Geordnet ist die Sammlung Online nach Kunstschaffenden von A bis Z sowie nach Kunstwerken. Letztere könnt Ihr Euch wiederum nach Künstlern, Entstehungs- und Erwerbsjahr anzeigen lassen. Es gibt Informationen zu den jeweiligen Werken und eine allgemeine Suchfunktion.

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