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WeinLetter #99: Weinmarkt 2025: 3 News, die frustrieren. Und 5 News, die Mut machen

Liebe Weinfreund:in,

Du liest den WeinLetter #99. Heute gibt’s: den Update-Newsletter. Das ist ja Tradition geworden hier in diesem mittlerweile vierjährigen Projekt. Für diejenigen Leser:innen, die neu hinzugekommen sind, erkläre ich nochmal das Prinzip: In mittlerweile 98 WeinLetter haben mein famoses Autor:innen-Team und ich viele Geschichten aufgeschrieben, Weingüter und ihre Philosophien beschrieben, Branchenentwicklungen analysiert und (meist) sehr gute Weine vorgestellt. Wie ging's aber mit den Projekten weiter, die in den WeinLettern vorgestellt werden? Das erledigen die Update-Newsletter. Die Themen sind diesmal u. a.: +++ Wein-Konsum geht zurück +++ Deutsche geben weniger für deutsche Weine aus +++ Gen Z steht auf Premium-Wein +++ Piwis und Bio nimmt (leicht) zu +++ Trump stoppt Trumps Zoll-Irrsinn (vorerst) +++ Württemberger Pfandflaschen-System expandiert +++ Es gibt also: schlechte und gute Nachrichten für die kriselnde deutsche Weinbranche. Viel Spaß beim Lesen!

Und jetzt empfehlt (und shared) diesen WeinLetter bitte. Unterstützt den WeinLetter gerne auch finanziell und werdet aktives Mitglied! (Opens in a new window) Aber vor allem:

Trinkt friedlich!

Euer Thilo

 

Jüngere Konsument:innen geben mehr Geld für Premium-Weine und Sekte aus SYMBOLFOTO: DEUTSCHES WEININSTITUT

Weinmarkt 2025: Drei Nachrichten, die frustrieren

1. Der Wein-Konsum geht zurück – weltweit

Es ist der niedrigste Stand seit Jahrzehnten: Die Internationale Organisation für Rebe und Wein (OIV) geht davon aus, dass der weltweite Weinkonsum im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 1961 gesunken ist. 2024 gingen die weltweiten Weinverkäufe auf 214,2 Millionen Hektoliter zurück. Das ist nicht nur ein Minus von 3,3 Prozent im Vergleich zu 2023. Das wäre sogar das niedrigste Volumen seit 1961, denn damals lag der wert bei 213,6 Millionen Hektoliter.

Der niedrigste Konsum seit mehr als sechs Jahrzehnten sorgt erneut für eine Millionen-fache Überproduktion: Die Produktion sank zwar um 4,8 Prozent, aber die 225,8 Millionen Hektoliter führen erneut zu überfüllten Kellern.

Die OIV nennt mehrere Gründe für die sinkende Produktion:

  • Extreme Wetterbedingungen

  • Hohe Preise und Inflation

  • Veränderung der Trinkgewohnheiten – vor allem der jüngeren Generationen

  • Rückgang des Weinkonsums in China und USA

Die eigentlich schlechte Nachricht ist: Es sind allesamt strukturelle und keine saisonalen Gründe, die für den signifikanten Weinkonsum-Rückgang sorgen.

Mehr Infos zur Krise der deutschen Weinbranche im WeinLetter #77: Der dramatische Zustand des deutschen Weins (Opens in a new window)

2. Der Weinkonsum geht auch in Deutschland ganz klar zurück

Demografischer Wandel, verändertes Konsumverhalten, kostenbewusstes Einkaufsverhalten: Diese Erklärungen hat auch Monika Reule, Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts (DWI), warum die Deutschen immer weniger Wein trinken. Das DWI hat für den Geschäftszeitraum August 2023 bis Juli 2024 das Weintrinkverhalten der Deutschen untersucht.

Die Deutschen kauften in diesem Zeitraum vier Prozent weniger Wein ein – der Umsatz sank dabei um fünf Prozent. Damit hat jeder Deutsche über 16 Jahren 22,2 Liter Wein getrunken. 0,3 Liter weniger als 2022/2023.

Die schlechte Nachricht: Die deutsche Weinbranche nimmt jeden internationalen Trend auf – auch nach unten. Es gibt offensichtlich kein Kaufargument, das diese Trends stoppen könnte.

Zwei Männer bei der Ernte: Doch die Deutschen geben immer weniger Geld für Wein aus FOTO: DEUTSCHES WEININSTITUT

3. Die Deutschen geben wieder weniger Geld für (deutschen) Wein aus

Die Durchschnittspreise der gekauften deutschen und der ausländischen Weine sind laut der DWI-Studie erstmals seit 2010 wieder gesunken - und zwar um jeweils vier Cent pro Liter. Da die internationalen Weine mit 3,72 Euro pro Liter (Opens in a new window) im Durchschnitt weniger kosten und deshalb stärker nachgefragt wurden als die deutschen Weine mit 4,47 Euro pro Liter (Opens in a new window), waren deutsche Weine (Opens in a new window) mit einem Rückgang von fünf Prozent (Opens in a new window) im Absatz und sechs Prozent (Opens in a new window) im Umsatz stärker betroffen.

Der Marktanteil deutscher Weine nahm in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr dann auch um jeweils einen Prozentpunkt ab – im Absatz auf 41 Prozent (Opens in a new window) und im Umsatz auf 45 Prozent. Den größten Marktanteil im internationalen Segment hält Italien (Opens in a new window) mit 18 Prozent (Opens in a new window) der Menge, gefolgt von Spanien (Opens in a new window) mit 14 Prozent (Opens in a new window) (-1 Prozentpunkt) und Frankreich (Opens in a new window) mit elf Prozent (Opens in a new window) (+1 Prozentpunkt).

Die schlechte Nachricht: Die deutsche Weinbranche findet kein Argument bei den Deutschen, warum Spätburgunder besser ist als Primitivo (obwohl er eindeutug besser ist).

Weinmarkt 2025: Fünf Nachrichten, die Hoffnung machen

1. Gen Z und die Millenials saufen keinen Wein – sie genießen ihn premium.

Wenden sich junge Menschen ab vom Weinkonsum? Weil Wein ungesund ist? Das ist die geläufige Meinung. Eine Analyse zur Weinmesse in Verona belegt jetzt das Gegenteil. Jüngere Konsumenten bis 44 Jahre geben immer mehr Geld für Premium-Weine aus. Dies geht aus einer Analyse des Osservatorio UIV-Vinitaly hervor, die den Weinkonsum in Italien und den USA untersuchten. Während die Generation X und die Babyboomer in Italien und den USA ihren Weinkonsum reduzieren, betrachten Millennials (28-44 Jahre) und die Generation Z (ab dem gesetzlichen Mindestalter bis 27 Jahre) Wein zunehmend als Statussymbol.

In den USA entfallen demnach 31 Prozent der Weinausgaben auf Ultra-Premium-Produkte – und sechs von zehn Käufer:innen gehören der Altersgruppe unter 44 an. In Italien machen hochpreisige Weine zwar nur zehn Prozent der Verkäufe aus, doch auch hier sind es die jüngeren Konsument:innen, die etwa die Hälfte kaufen.

Die Rolle des Weins als Statussymbol ist in den jüngeren Generationen auffällig groß. In Italien ist für 56 Prozent der jungen Konsument:innen Wein ein Statement – doppelt so viele wie bei den Babyboomern (28 %). Auch die Millennials setzen sich mit 45 Prozent deutlich von der Generation X ab (29 %). Die Marktforschung prägte hierfür den Begriff der „Status Seekers“: In den USA generiert eine kleine Gruppe der regelmäßigen Weinkonsumenten (11 Prozent) jedoch 24 Prozent des Verkaufsvolumens und 35 Prozent des Umsatzes.

Die Bedeutung von Wein als Speisebegleiter verliert für jüngere Konsumenten an Bedeutung. Für Millennials und die Gen Z spielt der soziale Aspekt eine größere Rolle – also gesellige Anlässe.

Die gute Nachricht: Offensichtlich ist das Potenzial bei jungen Menschen für die Weinbranche noch gar nicht ausgeschöpft. Junge Menschen achten dabei auf hohe Qualitäten und geben dafür auch richtig Geld aus. Quality sells.

Mehr Infos zu „jungem“ Weinkonsum im WeinLetter #94: Das ist der teuerste alkoholfreie Wein der Welt! (Opens in a new window)

2. Piwis und Ökos nehmen in Deutschland zu - ein bisschen

Der Anbau pilzwiderstandsfähiger Rebsorten (Piwi) in Deutschland steigt um zehn Prozent. Meldet das Deutsche Weininstitut (DWI). Immerhin. Naja. Der 10-Prozent-Zuwachs lässt die Piwi-Rebfläche aber nur auf 3.500 Hektar anwachsen. Also um ein paar hundert Hektar. Das sind dann jetzt 3,5 Prozent an den gesamten deutschen Anbauflächen.

Favoritinnen der Winzer:innen im Piwi-Bereich sind dabei ausschließlich Weißwein-Sorten: Die weiße Piwi-Sorte Souvignier Gris verzeichnete mit einem Flächenzuwachs von 208 Hektar die größte Ausweitung unter allen Rebsorten. Mit insgesamt rund 600 Hektar führt sie die Liste der Piwi-Rebsorten in Deutschland an, gefolgt von Cabernet Blanc mit 335 Hektar. Damit liegt auch die Piwi-Entwicklung im allgemeinen Trend – weg von roten Piwis wie Regent.

Ein kleines Wachstum zeigt sich auch beim ökologischen Weinbau. Laut Erhebungen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (Ami) stieg die ökologisch bewirtschaftete Rebfläche in Deutschland 2023 um 1.500 auf insgesamt 15.300 Hektar. Das sind 15 Prozent an der gesamten deutschen Rebfläche.

Die gute Nachricht: Es geht voran bei Piwi und Öko-Anbau. Immerhin. Aber die immer noch marginalen Zuwächse zeigen die Resistenz der Weinbranche gegenüber dem Klimawandel, der seine eigene, höhere Geschwindigkeit hat.

Mehr Infos zu Piwi im WeinLetter #78: Wann gibt’s das erste Große Piwi-Gewächs, VDP? (Opens in a new window)

20, 200 - oder doch erstmal 10 Prozent? US-Präsident Donald Trump spielt mit der Welt Zoll-Roulette FOTO: DANIEL TOROK

3. Donald Trumps Zoll-Irrsinn trifft Europas Weinbranche doch nicht hart (vorerst)

Erst hat er die Zölle auf alle Produkte, also auch auf Wein aus Europa auf 20 Prozent angehoben, dann drohte er sogar zwischenzeitlich mit 200-Prozent-Zöllen auf Wein und Schaumweine: US-Präsident Donald Trump hat mit seinem Zoll-Irrsinn mal kurz die weltweite Wirtschaft durcheinandergeschüttelt. Jetzt gelten – zunächst – 10 Prozent Zölle auf Weine und Schaumweine.

Was sollte das mit der 200-Prozent-Androhung? Im Zoll-Spielchen hatte Trump erst 20 Prozent angekündigt. Auf alle Produkte. Als die EU ihrerseits drohte, US-Whiskey mit 50 Prozent besteuern zu wollen, toppte Trump das noch – mit den 200 Prozent. Die EU hat US-Whiskey mittlerweile von der Verhandlungsliste genommen. Und nach diversen Trump-Schleifen und Zoll-Pausen sind’s jetzt 10 Prozent.

Die (halb) gute Nachricht: Mit 200 Prozent wäre der wichtigste Exportmarkt für Deutschland tot. Ist er jetzt nicht. Schon in der ersten Trump-Amtszeit stemmten die deutschen Winzer:innen und mit ihnen die US-Händler die 20 Prozent so einigermaßen. Aber Vorsicht: Trump ist nicht berechenbar. Und für Vertrauen sorgt das im Exportmarkt USA jetzt auch nicht gerade.

Mehr Infos im WeinLetter #97: Donald Trumps Zollkrieg und die Ängste der deutschen Winzer (Opens in a new window)

4. Die Weinexporte ziehen ausgerechnet in Trumps Feindesland an: China

Apropos Export: Es gibt auch Märkte, die in all der Talfahrt des deutschen Weins doch auch wachsen. Das Importvolumen deutscher Weine nach China ist im vergangenen Jahr um fünf Prozent auf rund fünf Millionen Liter im Wert von 25,9 Millionen Dollar auf ein neues Rekordhoch gestiegen, meldet das Deutsche Weininstitut. Und das gegen den internationalen Trend, denn der Weinkonsum nimmt in China eigentlich ab. Der Grund laut DWI: Die Attraktivität von deutschen Weißweinen – gerade in jüngeren Alterssegmenten.

Die gute Nachricht: Kümmert euch um die Export-Märkte und die Internationalisierung von deutschen Weinen. Ist zwar aufwändiger – aber macht einen unabhängiger von den Chaos-Tagen in den USA.

Mehr Infos zum Wein-Export im WeinLetter #83: Der deutsche Wein-Exportboom nach Russland - mitten im Ukrainekrieg! (Opens in a new window)

Jetzt auch in Hannover: So sieht die Mehrweg-Flasche aus Württemberg aus FOTO: MICHAEL KRASSER

5. Das Pfandflaschen-System verlässt Württemberg und expandiert nach Niedersachsen

Das Württemberger Mehrweg-Modell breitet sich langsam bundesweit aus. Die Wein-Mehrweg eG aus Württemberg hat mit Edeka Südwest im Herbst 2024 ein erstes großes Lebensmitteleinzelhandel-Unternehmen in Württemberg gewonnen, das die 0,75-Liter-Pfandflaschen vertreibt. Jetzt steigt Edeka Minden-Hannover ein. In diesem Gebiet werden jetzt 25 unterschiedliche Weine von fünf Württemberger Weingärtnergenossenschaften angeboten.

Thorsten Wucherpfennig betreibt mit seinem Cousin Stefan 13 Edeka-Filialen in Hannover. Zu diesem Schritt hin zu Mehrweg sagt er: „Damit setzen wir ein klares Zeichen für mehr Nachhaltigkeit auch beim Wein."

Die Wein-Mehrweg eG umfasst aktuell 14 Mitgliedsbetriebe. Diese Ansammlung vor allem an Genossenschaften umfasst fünf Prozent der gesamten Rebfläche Deutschlands.

Die gute Nachricht: Die Verbreitung des Pfandflaschen-Systems ist das eine. Dass man sich mit Nachhaltigkeit auch noch neuen Vertriebsmärkten Umsätze erschließen kann das andere.

Mehr Infos zu Wein-Pfandflaschen im WeinLetter #54: Sie verpacken es endlich an! (Opens in a new window)

Noch mehr Update-WeinLetter gibt’s hier

WeinLetter #80: Updates zu Ernte-Gau, Deutscher Weinbauverband, BÖLW, Kaliumphosphonat, PIWI, Côte-Rôtie (Opens in a new window)

WeinLetter #69: Update zu Peter Wagner, Weinlese 2023 und Pfand (Opens in a new window)

WeinLetter #56: Updates zu King Charles, Wein-Pfand, Bürklin-Wolf (Opens in a new window)

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