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Über Reichstag-Stürmer in der „Zeit“, El Hotzos Geheimnis und mediale Narrative über Windkraft

Der Übermedien-Newsletter von Lisa Kräher

Liebe Übonnentin, lieber Übonnent,

am Dienstag jährt sich zum dritten Mal der Versuch von rund 400 Menschen, in das Reichstagsgebäude in Berlin einzudringen. Und weil Medien Jahrestage als Aufhänger für große Geschichten lieben, hat sich die „Zeit“ zu diesem, äh, Jubiläum was überlegt. Sie hat „Reichsbürger“, Holocaustleugner, „Querdenker“, AfD-Mitglieder und – weil diese Zuschreibungen offenbar nicht alle abdecken, die damals dabei waren – auch selbsternannte „Mitläufer“ gefragt:

„Warum waren Sie dabei?“

Die Frage steht groß auf dem „Zeit“-Titel. Dazu ein Foto der Protestierenden mit vielen Flaggen in den Farben des Deutschen Reichs: schwarz-weiß-rot.

Aktueller Titel der „Zeit“

Die Geschichte zum Titel steht dann im Ressort „Entdecken“, das sonst eher Reisereportagen bringt oder Tipps gibt, wie man Sportsachen reinigt. Was vor allem in der Print-Version etwas seltsam wirkt:

Dass es Kritik geben würde, wieso die „Zeit“ diesen Leuten so eine Bühne bietet, war erwartbar. (Auch wenn die Kritik nicht so laut ausfiel, wie ich es erwartet hätte.) Das seien keine „Mitläufer“, heißt es zum Beispiel in Kommentaren auf Instagram – sondern „Täter“. Der Grünen-Politiker Michael Lühmann schrieb bei X (Opens in a new window), das sei „Gelegenheitsfaschismus“, den die „Zeit“ „effektvoll und ikonisch in Szene und Rechtfertigung gesetzt“ hat.

Ich finde, das Wort „ikonisch“ trifft es, wenn ich mir das Foto ansehe. Und es passt zu der Aussage eines Mannes, der im Text zitiert wird: „Wir haben Bilder geschaffen, die um die Welt gehen.“ Das stimmt. In sehr vielen Ländern haben Medien damals über die Ereignisse in Berlin am 29. August 2020 berichtet. Und in der Art begründet es die „Zeit“ auch in ihrem Text, vorausahnend, dass viele die Frage stellen werden, warum sie das überhaupt macht, also mit Leuten reden, die mit Reichsflaggen gewaltsam das Parlament stürmen wollten:

„Weil es eine Zäsur ist in der deutschen Geschichte.“

Das wirft aber auch die Frage auf: Bedient die „Zeit“ mit dieser Titelgeschichte die Interessen und Ziele der Reichstag-Stürmer? Ich würde sagen: Ja und Nein.

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