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MISSION: LANGLAUF-FINALE

FILM-KRITIK

Mit einem der Trailer zum grohohohoooßen Finale Mission: Impossible – The Final Reckoning kam die erste Skepsis gepaart mit der Hoffnung, dass der Trailer einfach nur unfassbar pathetisch aufgeladen wäre und der Film weniger... seltsam würde. Diese zumindest erfüllt sich im fast dreistündigen Film von Tom-Cruise-Stamm-Drehbuchautor und seit Rogue Nation M:I-Regisseur Christopher Allen McQuarrie immerhin so halb.

Hayley Atwell als Grace, Simon Pegg als Benji Dunn, Tom Cruise als Ethan Hunt, Rolf Saxon als William Donloe, Lucy Tulugarjuk als Tapeesa, Greg Tarzan Davis als Degas und Pom Klementieff als Paris in MISSION: IMPOSSIBLE - THE FINAL RECKONING von Paramount Pictures und Skydance
Hayley Atwell als Grace, Simon Pegg als Benji Dunn, Tom Cruise als Ethan Hunt, Rolf Saxon als William Donloe, Lucy Tulugarjuk als Tapeesa, Greg Tarzan Davis als Degas und Pom Klementieff als Paris in MISSION: IMPOSSIBLE - THE FINAL RECKONING von Paramount Pictures und Skydance // © 2025 Paramount Pictures

Allerdings ist dieses lang und groß angekündigte Finale vor allem in der ersten Hälfte teils so stumpf und tumb, dass mensch sich schon fragt, ob das noch was wird. Und dennoch im Kinosessel sitzen bleibt, da es immer wieder Momente gibt, die eine*n im ausgedehnten Entity-Expositionsteil festhalten. Hä, Entity also Entität? Was das? Ein Killerkonsortium? So etwas wie der High Table? Nee, nicht wirklich (und wir kennen sie ja bereits aus dem stärkeren Vorgänger Dead Reckoning). Es handelt sich um eine die Welt bedrohende Künstliche Intelligenz, die mehr Deep Fake macht als The Real President Orange Dekrete unterschreibt.

Nun verfolgt sie ein letztes, für autokratische KIs typisches Ziel: die Atomarsenale der acht Nuklearstaaten unter ihre Kontrolle zu bringen. Natürlich sind es am Ende die USA, die hier helfen müssen, dass es nicht zur Einlösung der globalen Mutually Assured Destruction kommt. Um dies zu verhindern, bleiben Ethan Hunt (Tom Cruise) und seinem Team der Impossible Mission Force (IMF) – u. a. Grace (Hayley Atwell), Luther (Ving Rhames), Benji (Simon Pegg) und Paris (Pom Klementieff) – 72 Stunden, bevor die US-Präsidentin Erika Sloane (Angela Bassett) präventiv „ihre“ Atomwaffen auf die Schaltzentralen der Co-Nuklearmächte abfeuern würde.

Shea Whigham als Briggs, Pom Klementieff als Paris und Greg Tarzan Davis als Degas in MISSION: IMPOSSIBLE - THE FINAL RECKONING von Paramount Pictures und Skydance
Shea Whigham als Briggs, Pom Klementieff als Paris und Greg Tarzan Davis als Degas in MISSION: IMPOSSIBLE - THE FINAL RECKONING von Paramount Pictures und Skydance // Foto von Antonio Olmos © 2025 Paramount Pictures

Dies, natürlich, nur um zu verhindern, dass die Entität die ganze Welt auslöscht (zugegeben: irgendwie hätten wir's verdient). Ergo: Lieber um die 100 Millionen Menschen umbringen statt 8 Milliarden grillen sehen. Schwierige Abwägung, die an die Nummer mit dem entführten Flugzeug erinnert: Wenn Terroristen ein vollbesetztes Passagierflugzeug (so inklusive Rentner*innen, Schwangerer und Kleinkinder, bestenfalls noch Welpen und einer Starautorin) entführen und es in ein Gebäude steuern bzw. es mitten in einer Großstadt wie Berlin, München, etc. zum Absturz bringen wollen würden – irgendwo über offener Fläche abschießen oder nicht?!

Das ist eine spannende ethische, auch moralische, nicht zuletzt juristische Frage, derer sich das Bundesverfassungsgericht bekanntermaßen bereits gewidmet hat. Derlei spielt in Mission: Impossible – The Final Reckoning logischerweise keine Rolle. (Das Wort Logik im Zusammenhang mit der Filmreihe zu verwenden, fühlt sich komisch an.) Nun muss also die Präsidentin mit den schlimmsten Dialogen ever (arme Angela!) dem im Ungnade gefallenen Ethan Hunt vertrauen, dass er und sein Team Teilzeit-Krimineller alles daran setzen, um das Schlimmste zu verhindern und die Entität und mit ihr deren Handlanger Gabriel (Esai Morales) zu stoppen. Doch scheinen die intelligenten Bösen dem Team immer einen Schritt voraus...

Tom Cruise als Ethan Hunt und Esai Morales als Gabriel in MISSION: IMPOSSIBLE - THE FINAL RECKONING von Paramount Pictures und Skydance
Tom Cruise als Ethan Hunt und Esai Morales als Gabriel in MISSION: IMPOSSIBLE - THE FINAL RECKONING von Paramount Pictures und Skydance // Foto von Antonio Olmos © 2025 Paramount Pictures

...soweit, so verworren und Action-Standard. Wie in einem vernünftigen Game gilt es auch im achten Teil der langlebigen Filmreihe verschiedene Challenges zu lösen. Da müssen Personen aus dem Knast geholt, ein in unerreichbare Tiefen gesunkenes U-Boot ausfindig gemacht und durchsucht werden, eine Verfolgungsjagd mit zwei Doppeldeckerflugzeugen absolviert, Jäger*innen entkommen und natürlich Bomben entschärft und aus diversen Fesseln befreit werden.

Dem zu folgen ist, nach der ersten überlangen Stunde, die eher einem XXL-Trailer bzw. -Fotoalbum gleicht, der zudem noch die Hälfte der nicht immer zusammenhängenden Geschichte der Mission: Impossible-Filmreihe editiert (es muss schließlich jede Entscheidung, jede Mission zu diesem Punkt geführt haben… 🙄), durchaus spannend, unterhaltsam und teils im besten Sinne lächerlich konstruiert. Allerdings bleibt die Faszination des Geschehens, wie es sie etwa im Vorgänger oder gar im grandiosen, thrillerhaften dritten Teil gab, aus.

Tom Cruise als Ethan Hunt in MISSION: IMPOSSIBLE - THE FINAL RECKONING von Paramount Pictures und Skydance
Auf Tauchstation: Tom Cruise als Ethan Hunt in MISSION: IMPOSSIBLE - THE FINAL RECKONING von Paramount Pictures und Skydance // © 2025 Paramount Pictures

Dennoch ist in der irgendwas zwischen 300 bis 400 Millionen teuren Produktion, die gerade erst in Cannes gezeigt wurde, alles Larger Than Life. Da kann der kommende Superman-Film wahrscheinlich einpacken, der wahre Superheld ist halt Ethan Hunt. Was passt, ist Tom Cruise bei Scientology mittlerweile doch bestimmt eh auf einem Level, das ihn ohnehin aller irdischen und physikalischen Zwänge enthebt. So hat der ewig junge Bald-Mittsechziger auch in diesem Film nach monatelanger, intensiver Planung wieder alle Stunts selbst absolviert. Dem gehört durchaus Respekt abgenötigt.

Ebenso, dass viele der Effekte handgemacht und nicht CGI-generiert oder von einer KI kreiert sind. Das kann sich sehen lassen und trägt wesentlich zur Wirkung im Kinosessel bei (wir empfehlen übrigens einen Besuch im IMAX, selbst wenn manche der Rückblenden in frühere Folgen zeigen, in welcher gefühlt antiken Zeit diese gedreht wurden). Natürlich gibt es so manchen Cringe-Moment, wenn Cruises Hunt etwa mit offenem, fein drapiertem Hemd seinen Tom-Cruise-Run hinlegen muss. Oder wenn, wie angedeutet, die Präsidenten ihrem starbesetzten, belanglosen Kabinett in schlimmsten Was-Staatenlenker*innen-In-Actionfilmen-Sagen-Müssen-Sätzen erklärt, warum sie Hunt nun vertrauen müssten. Oder wenn ein lange Zeit gesuchter Verräter zum ersten Mal ins Bild kommt, als er enttarnt wird respektive sich selber enttarnt. Das war kürzlich im Viola-Davis-Kracher G20 besser.

Nick Offerman, Charles Parnell, Angela Bassett, Mark Gatiss und Janet McTeer in MISSION: IMPOSSIBLE - THE FINAL RECKONING
Nick Offerman, Charles Parnell, Angela Bassett, Mark Gatiss und Janet McTeer in MISSION: IMPOSSIBLE - THE FINAL RECKONING // © 2025 Paramount Pictures

Bleiben drei Fragen: Wird der arg teure Film (Marketingkosten dürften im oben genannten, kolportierten Budget wie üblich nicht enthalten sein) sein Budget an der Kinokasse rechtfertigen? Da er, von Sondervorführungen und Co. einmal abgesehen, erst heute und in den kommenden zwei, drei Tagen weltweit anläuft, lässt sich das noch schlecht sagen. Nach dem Startwochenende (in den USA ein langes Wochenende da Memorial Day) schon eher, da zeichnet sich gern ab, ob Top oder Flop (siehe bspw. Disney's Snow White-Debakel). Mit einer Freigabe ab 12 Jahren hierzulande bzw. PG-13 in den USA haben die Macher allerdings auf eine breite Zuschauer*innenschaft geschielt.

https://www.youtube.com/watch?v=3eww-MnQJVc (Opens in a new window)

Und: War es das nun mit Ethan Hunt und Co.? (Spoiler: Nicht alle aus dem Team überleben dieses Final Reckoning, dennoch bleibt die ganz große Tragik letztlich aus.) Schwer zu sagen. Wie so oft in großen Finals, bleibt eine Hintertür offen. Vermutlich kommt es darauf an, ob Tom Cruise und Christopher McQuarrie den Ethan irgendwann vermissen werden und ob andere möglicherweise geplante Cruise-Action-Nummern gut ankommen oder nicht. Und hey, Liam Neeson ist zehn Jahre älter und dreht zuletzt primär Filme, in denen er Leuten auf die Fresse haut oder sie wegballert.

Zu guter Letzt: Lohnt sich das Kinoticket für Mission: Impossible – The Final Reckoning (etwa: die Endabrechnung)? Joar, kann mensch schon machen. Wer die Vorgänger gesehen hat, geht ohnehin. Wer nicht zumindest den direkten Vorgänger Dead Reckoning geschaut hat, sollte dies nachholen, sonst ist sie*er absolut verloren. Wir kennen alle Filme und haben schon die Hälfte nicht gecheckt – it's impossible. Dübdüb-düdü-dübdüb.

AS/HMS

PS: Hannah Waddingham, die 2023 auch Co-Moderatorin des Eurovision Song Contests war, spielt in einer Nebenrolle Admiral Neely. Ab morgen ist sie im Teil-Realverfilmungs-Remake Lilo & Stitch als Grand Councilwoman zu hören.

PPS: Verloren kann mensch übrigens auch gegen Ende sein, wenn nach zweieinhalb Stunden die Blase hart drückt, aber besagte Flugzeugszene eben doch fesselt.

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Mission: Impossible – The Final Reckoning startet am heutigen 21. Mai 2025 im Kino.

Mission: Impossible – The Final Reckoning; Regie: Christopher McQuarrie; Drehbuch: Christopher McQuarrie, Erik Jendresen; Bildgestaltung: Fraser Taggart; Musik: Max Aruj, Alfie Godfrey; Darsteller*innen: Tom Cruise, Simon Pegg, Hayley Atwell, Ving Rhames, Pom Klementieff, Esai Morales, Angela Bassett, Nick Offerman, Charles Parnell, Mark Gatiss, Rolf Saxon, Lucy Tulugarjuk, Henry Czerny, Greg Tarzan Davis, Shea Whigham, u. a.; Laufzeit ca. 169 Minuten; FSK: 12; im Kino

Topic Film

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