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Der 01. Dezember in der Geschichte

Dicke Glocken im Magazin, schlechtgelaunte Schwarze im Bus, fragwürdige Bilder im Bahnhof

1521 – Papst Leo X. stirbt. Er gab sich den Namen »X«, als er der Nation of Islam beitrat und nicht unter seinem Sklavennamen auftreten wollte ... Nee, Moment. Ich werfe da irgendwas durcheinander. Leo X. war der Papst, in dessen Pontifikat die protestantische Reformation fiel, weil der den Petersdom durch Ablasshandel finanzieren wollte, was Luther sauer aufstieß. Generell hat das die Kirche so viel Geld gekostet, dass man am Ende nicht mal die Kerzen für den Sarg von Leo X. bezahlen konnte. Ja, die Kirche ist schon wirklich arm.

Leo X. wurde im Film »Luther« von 2003 übrigens von Uwe Ochsenknecht gespielt, was einen völlig aus der Bahn wirft, während man den schaut. Man ahnt nichts Böses und plötzlich taucht Ochsenknecht auf und wirkt so deplatziert wie Luther in Rom.

1884 – Die Krankenversicherung der Arbeiter tritt im deutschen Kaiserreich in Kraft. Nun kann also der deutsche Durchschnittsarbeiter auch mal zum Arzt gehen, ohne gleich mittellos dazustehen. Die USA bekommen das ja bis heute nicht hin.

1886 – Der Jurist und Sportpädagoge Emil Hartwich stirbt in Berlin. Er erliegt den Verletzungen, die er während eines Duells ein paar Tage zuvor erlitten hat. Einer seiner Kumpel und Sportkameraden hatte nämlich mitbekommen, dass Hartwich ein Verhältnis mit seiner Frau hatte und ihn zum Duell herausgefordert, was Hartwich dann letztendlich nicht sehr bekam. Theodor Fontane findet die Geschichte so spannend, dass er sie als Grundlage für einen der langweiligsten Romane überhaupt nimmt: Effie Briest.

1935 – Der US-amerikanische Regisseur und Autor Woody Allen wird geboren. An dieser Stelle könnte man etwas über die Missbrauchsvorwürfe schreiben, die von der Polizei widerlegt wurden, aber damit würde man sich ja nur den Ärger von Leuten einhandeln, mit denen man nicht ordentlich diskutieren kann.

1947 – Der britische Okkultist Aleister Crowley erfährt, ob es wirklich Himmel und Hölle gibt, auch wenn er vorher von sich behauptet hat, der Antichrist zu sein. Abgesehen von seinen spiritistischen und vermutlich auch spirituosischen Sitzungen und Veröffentlichungen, war er auch noch ein schlechter Bergsteiger, der es immerhin mal fast(!) auf den zweithöchsten Berg der Welt geschafft hatte, und ein Spion der Engländer in Amerika, wo er positive Propaganda für das Deutsche Reich im Ersten Weltkrieg machte. Ja, da muss man etwas länger drüber nachdenken.

1953 – Die erste Ausgabe der Zeitschrift »Playboy« erscheint. Auf der Mittelseite posiert recht freizügig Marilyn Monroe, ansonsten gibt es viel zu lesen, nämlich u.a. eine Sherlock-Holmes-Geschichte und einen Bericht über Tisch-Design. Total erotisch. Netter Fakt am Rande: Zwischen 1970 und 1985 gab es die Zeitschrift auch in Braille. Da konnten die Blinden dann offenbar auch die riesigen ... Landstriche erfühlen.

1955 – In Montgomery, Alabama, fährt die Afroamerikanerin Rosa Parks mit einem Bus. Sie sitzt im mittleren Teil des Busses, der zwar für Schwarze vorgesehen ist, für die aber gilt, dass sie eine ganze Reihe räumen müssen, wenn auch nur ein Weißer sich da hinsetzen will. Als genau das passiert, sagt die von der Arbeit müde Parks: »Alter, verpfeif dich, ich hab jetzt gerade echt keinen Bock auf den Mist.« Daraufhin wird die Polizei geholt und Rosa Parks wegen Störung der öffentlichen Ruhe festgenommen und zu insgesamt 14 Dollar Strafe und Gerichtskosten verurteilt. Ein schwarzer Baptistenprediger mit Namen Martin Luther King, den zu dem Zeitpunkt kaum einer kennt, findet das allerdings ziemlich daneben und beginnt eine Reihe von Protesten, die schließlich in der Bürgerrechtsbewegung in den USA gipfeln. Und in seinem Tod. Rosa Parks kriegt dafür über die Jahre die Freiheitsmedaille, die goldene Ehrenmedaille des Kongresses, mehrere nach ihr benannte Gebäude und einen nach ihr benannten Asteroiden.

1970 – Der amerikanische Singer-Songwriter Jonathan Coulton wird geboren. Er ist bekannt für seine Songs, die meistens einen nerdigen bis geekigen Hintergrund haben. Mal singt er über einen Terminator oder den Mathematiker Benoît Mandelbrot, dann wieder über Zombies oder das Schreiben von Computercode. Sein bekanntester Song dürfte allerdings vielen Gamern ein Begriff sein: »Still Alive« aus dem Spiel »Portal«.

1984 – Die US-Luftfahrtbehörde FAA und die NASA lassen eine vollgetankte Boeing 720 ferngesteuert auf der Edward Air Force Base abstürzen. Eigentlich will man einen feuerunterdrückenden Treibstoffzusatz testen, stellt aber beim Absturz fest, dass der nur bedingt funktioniert. Der etwas über 8 Millionen Dollar teure Versuch geht nämlich mächtig in die Hose, aber immerhin hat man schöne Videos davon, wie ein Flugzeug auf den Boden kracht.

1986 – In Paris wird das Musée d’Orsay eingeweiht, ein Kunstmuseum, welches in einem ehemaligen Bahnhof untergebracht ist. Es enthält einige der bekanntesten Bilder von van Gogh, Renoir, Manet, Gauguin und Whistler und das Bild »Der Ursprung der Welt« von Gustave Courbet, welches im Grunde die Nahansicht einer behaarten Vulva ist. Natürlich gibt es deswegen einige, denen der Schlüpfer arg klemmt, weswegen es einen Wachmann gibt, der nur dieses Bild bewacht.

1993 – VIVA nimmt den Sendebetrieb auf. Zu den ersten Moderatoren des Senders gehören Stefan Raab, Heike Makatsch und einige andere Leute, die heute vermutlich ihre alten Moderationen nicht mehr schauen können, ohne ein schmerzverzerrtes Gesicht zu machen.

2000 – Vicente Fox Quesada wird Präsident von Mexico. Zum ersten Mal seit 1917 wird damit ein Oppositionskandidat Präsident und nicht ein Angehöriger der »Partei der institutionalisierten Revolution«. Es ist damit auch das erste Mal ein Machtwechsel zur Opposition, der ohne großes Blutvergießen vonstattengeht.